Gunter Sachs und die Akte Astrologie. Bernt Hunze
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Die Durchführung der Analyse
Nach einigen Anmerkungen zur Problematik statistischer Untersuchungen der Astrologie, zu Methodik und methodischen Schwächen der Sachs’schen Arbeit und zu Gemeinsamkeiten zwischen Astrologie und Psychologie werden die Ergebnisse der einzelnen Buchkapitel zu astrologisch begründeten Ergebniserwartungen in Beziehung gesetzt.
Dabei werden einige Ergebnisse, die große Kollektive betreffen, direkt astrologisch plausibel. In der Mehrzahl der Fälle sind sie aber aus verschiedenen Gründen infrage zu stellen, zumindest aber zu relativieren. Teils können Effekte einer sogenannten sich selbst erfüllenden Prophezeiung (SEP) vorliegen, teils erscheinen die untersuchten Kollektive in Anbetracht der offensichtlich nur schwachen astrologischen Effekte als zu klein. Vereinzelt machen auch Ungenauigkeiten eine abschließende Beurteilung unmöglich. So ist beispielsweise nicht klar, ob es sich im Kapitel „Wer fährt wie“ nur um Unfallverursacher oder um alle an Unfällen beteiligten Fahrer handelt. Auch setzt Sachs „ledig“ mit „allein lebend“ gleich.
Weiterhin werden Ergebnisse verschiedener Buchkapitel zueinander in Beziehung gesetzt, was neue Erkenntnisse ermöglicht. Auch werden neue Auswertungen vorgenommen, wodurch einige von Sachs nicht dargestellte oder bemerkte Bedeutungen seiner Ergebnisse offenbar werden. Unter anderem wird der in Sachs’ Resultaten enthaltene scheinbare Widerspruch „männliche Steinböcke heiraten am seltensten“ und „männliche Steinböcke über 30 sind am seltensten ledig“ aufgelöst, da er sehr einfach zu erklären ist.
Zuletzt erfolgt eine Auflistung der im Text im Zusammenhang mit den einzelnen Tierkreiszeichen genannten Begriffe, um die astrologische Differenzierung zwischen den 12 Zeichen zu verdeutlichen. Schließlich wird noch auf mögliche sinnvolle Ergänzungen der Sachs’schen Untersuchungen hingewiesen.
Noch drei „technische“ Anmerkungen:
• Worte, die in Zusammenhang mit den Themenkreisen der Zeichen stehen, sind kursiv gesetzt.
• Wie Sachs ersetze ich exakte Formulierungen wie „Personen mit Sonnenstellung bei ihrer Geburt im Tierkreiszeichen Widder“ vereinfachend und unkorrekt, aber die Lesbarkeit fördernd durch „die Widder“, „die Stiere“ etc.
• Das im Zusammenhang mit den Auswertungsergebnissen wohl am häufigsten im Text vorkommende Wort ist „signifikant“. Eine statistische Signifikanz eines Ergebnisses, eine deutliche Auffälligkeit, liegt dann vor, wenn es nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit auf Zufall beruhen kann.
Auf die mathematischen Grundlagen und Hintergründe statistischer Berechnungen gehe ich nicht ein, da dieses Buch nicht die Frage beantworten soll, ob Sachs nun in jedem Fall die richtigen mathematischen Mittel eingesetzt hat oder nicht. Selbst Experten sind hier ja sehr unterschiedlicher Meinung. Aber auch Leserinnen und Lesern, die über keine diesbezüglichen Kenntnisse verfügen, werden meine Ausführungen verständlich, wenn ihnen die Bedeutung der sogenannten Signifikanz-Niveaus klar ist. Hier die von mir verwendeten Bezeichnungen:
• 0,1 %, hoch signifikant, bedeutet, dass das betreffende Ergebnis in höchstens einer von 1000 gleichartigen Auswertungen zufällig zu erwarten ist,
• 1 %, mäßig signifikant, bedeutet, dass es in höchstens einem von 100 Fällen,
• 5 %, schwach signifikant, dass es in höchstens einem von 20 Fällen zufällig zu erwarten ist.
Ergebnisse auf der letztgenannten Signifikanzstufe sind stets mit Vorbehalt zu bewerten. Denn bei mehreren Tausend Einzelergebnissen, wie sie Sachs produziert hat, treten derartige Abweichungen zwangsläufig rein zufällig mit eben dieser Häufigkeit auf. Bei 1000 Ergebnissen zum Beispiel ist 50-mal mit zufälligen schwachen Signifikanzen zu rechnen, und immerhin noch 10-mal mit zufälligen Signifikanzen auf 1%-Niveau.
Daher sei an dieser Stelle noch einmal das Ziel dieses Buches genannt. Es besteht in der Herstellung von Korrelationen signifikanter Sachs'scher Ergebnisse zu astrologischen Annahmen. Wenn also bei 120 Einzelergebnissen ein oder zwei Signifikanzen auf 1%-Niveau auftreten, ist es irrelevant, dass das Zufall sein kann. Entscheidend ist, ob diese Signifikanzen astrologisch herleitbar und plausibel sind oder nicht.
Dass es sich bei den von mir jeweils erwähnten astrologischen Inhalten um hypothetische Annahmen handelt, ist mir bewusst. Wenn ich großenteils aus astrologischer Perspektive schreibe, bedeutet das also weder, dass ich mich für einen Astrologen halte, noch dass ich diese Annahmen als bereits erwiesene Tatsachen verstehe.
Statistik und Astrologie
Es wurden bereits zahlreiche zum Teil recht umfangreiche Versuche unternommen, einen rein statistischen Nachweis der Astrologie zu führen. Das ist weit überwiegend nicht gelungen, was von ihren Gegnern als Beweis für ihre Nicht-Existenz verstanden wird. Denn nur, was den auf einer binären Logik basierenden wissenschaftstheoretischen Paradigmen genügt und daher statistisch leicht zugänglich ist, kann auch „wissenschaftlich anerkannt“ werden.
Was aber wurde bisher untersucht? Fast ausschließlich die Sonnenstellung in den Tierkreiszeichen. Auch die von Michel Gauquelin durchgeführten umstrittenen, umfangreichen Untersuchungen10 berücksichtigten nur einen sehr kleinen Teil der astrologischen Einflüsse. Die Astrologie postuliert aber einen Einfluss von mehreren Dutzend Faktoren. Auch wird ja die Bedeutung von Erbgut und Umwelteinflüssen keinesfalls negiert: Persönliche Eigenschaften und Neigungen entstehen durch das Zusammenwirken dieser beiden Einflussgrößen mit zahlreichen astrologischen Faktoren. Davon ist die Sonnenstellung nur ein einziger. Es ist daher nicht zu erwarten, dass allein durch sie ein Persönlichkeitsmerkmal signifikant gefördert werden kann. Es ist im Gegenteil fast unmöglich: Die Wirkung eines jeden Faktors wird durch andere Faktoren beeinflusst. Dies ist eine Selbstverständlichkeit und eine Grundlage aller astrologischen Interpretationen. Jeder Mensch verfügt über ein vollständiges „Set“ von Persönlichkeitsanteilen11, und zwischen ihnen allen bestehen Wechselwirkungen. Diese sollen den Wechselwirkungen zwischen verschiedenen astrologischen Faktoren analog sein.
Aus dem gleichen Grund blieben auch sogenannte Zuordnungstests, bei denen Astrologiekundige den Testpersonen aufgrund von deren Eigenschaften das ihnen zugehörige Horoskop zuordnen sollten, ohne Ergebnis im Sinne eines Nachweises astrologischer Einflüsse. Denn eine solche Zuordnung kann nur dann sicher möglich sein, wenn ein Teil der Persönlichkeit extrem stark in den Vordergrund tritt, wenn also eine persönlichkeitsstrukturelle (= astrologische) Einseitigkeit zur deutlichen Ausprägung ihr entsprechender Verhaltensmerkmale führt. Das ist aber nur selten der Fall.
Es liegt also ein großes Missverständnis vor. Die Seltenheit statistisch signifikanter Korrelationen zwischen einzelnen Komponenten der astrologischen Geburtskonstellationen und Persönlichkeitsmerkmalen ist kein Hinweis auf die Nichtexistenz der Astrologie, sondern allenfalls im Gegenteil sogar eine Bestätigung ihrer Annahmen. Denn ihre hochgradige Komplexität schließt derartige Korrelationen weitgehend aus. Das wurde von keinem der Initiatoren dieser Untersuchungen bedacht.
Sachs nun hat ganz gezielt und bewusst versucht, trotz dieses Zusammenhangs die isolierte Wirkung eines einzelnen astrologischen Faktors durch Verwendung besonders großer Probandenkollektive aus den komplexen Gesamtwirkungen herauszufiltern. Wenn dieser Faktor, die Sonne, auch der stärkste und wichtigste sein soll, bleibt dieser Ansatz aus astrologischer Sicht dennoch fragwürdig. Die Ergebnisse müssen teilweise in die Irre führen, da die Wirkung der Zeichen auch über Mond und Planeten vermittelt wird. Wenn zum Beispiel eine Häufung der Sonnenstellung im Zeichen Jungfrau