Kreative Leibtherapie. Udo Baer
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6.3 Perspektiv- und Haltungswechsel und Verwandlungsprozesse
6.4 Zwischenleiblichkeit und leibliche Berührung
6.5 Integration, Verstehen und Verständnis
6.6 Macht und Klient/innen-Kompetenz
6.7 Übertragung, Szene, Gegenübertragung
6.8.1 Therapeutisches Handwerkszeug: Sharing, Feedback, Fragen
6.8.2 Therapeutische Interaktion nach dem Tridentitätsmodell
6.8.3 Die drei Modi der therapeutischen Begegnung
6.9 Anti-Ideologie: Ideale, Haltungen und Werte
7.1.1 Neurobiologie und Körperbild
7.1.2 Neurobiologie und Erregungskonturen
7.1.3 Neurobiologie, Spiegelneuronen und Resonanz
7.1.4 Neurobiologie und Verraumen
7.1.5 Neurobiologie und Menschenbild
7.1.6 Neurobiologie und Veränderung
8 Kreative Leibtherapie als Verfahren tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie
9 Würde und würdigen: Kreative Leibtherapie und Gesellschaft
Stichwort- und Personenverzeichnis
1 Einführung −
und was man vor dem Lesen wissen sollte
Dieses Lehrbuch erscheint zum 25. Jahrestag der Gründung der Zukunftswerkstatt therapie kreativ bzw. ihrer Vorläuferin, der „Zukunftswerkstatt Tanz e.V.” im Jahr 1987. Zwei Jahre zuvor hatten sich meine Frau Gabriele Frick-Baer und ich sowie einige Kolleg/innen aus dem sozialpädagogischen Bereich zusammengetan, um die Zukunftswerkstatt e.V. zu gründen. Wir alle arbeiteten damals in sozialen Berufen, überwiegend bei Wohlfahrtsverbänden, und waren es irgendwann überdrüssig, uns selbst und andere immer wieder sagen zu hören: „Man müsste mal …” Um dieses „Man müsste mal …” nicht immer wieder in die ferne Zukunft zu verschieben, sondern die Gestaltung der Zukunft in der Gegenwart anzupacken, gründeten wir die Zukunftswerkstatt e.V. Wir waren neben unseren sozialen Berufstätigkeiten alle kreativ tätig, im tänzerischen und musikalischen Bereich, im Theater, in der künstlerischen Gestaltung, und machten dabei zahlreiche und intensive Erfahrungen, wie der künstlerische Prozess das Erleben und Verhalten verändern kann. Wir wollten dies für unsere sozialen Projekte nutzbar machen und mit unseren sonstigen Aktivitäten verbinden.
Von Therapie war in diesem Zusammenhang noch kaum die Rede, auch wenn meine Frau und ich uns damals in therapeutischen Ausbildungen befanden bzw. diese absolviert und therapeutische Erfahrungen gesammelt hatten. Viel gesprochen wurde aber schon von Werten wie Aufrichten, Beziehung und Würde.
Mit der Zukunftswerkstatt e.V. gründeten wir zahlreiche Projekte: ein Gesundheits- und Bewegungszentrum im Duisburger Norden, in dem wir mit schwer sozial benachteiligten Menschen gesundheitsfördernde Angebote durchführten (z. B. „Herzbegleitung” für Menschen nach einem Herzinfarkt, „Rund um die gestresste Wirbelsäule” für Menschen mit Rückenbeschwerden, „Anti-Kopfschmerz-Gruppen”). Wir gründeten eine mobile Orientierungsschule für altersverwirrte Menschen, in der wir Konzepte erarbeiteten und erprobten, Elemente des Tanzes und der Musik in die Arbeit mit Demenzkranken zu bringen. (unter dem Motto „Ich bewege mich – ich lasse mich bewegen”). Wir verknüpften Berufsfortbildungen für türkische junge Frauen mit tänzerischen Angeboten, die im geschützten Rahmen das Selbstbewusstsein stärken halfen). Weil die Erfahrungen dafür sprachen, wurden wir immer mutiger darin, therapeutische Elemente in unsere sozialpädagogische Arbeit zu integrieren, zum Beispiel mit schwer psychisch erkrankten Menschen. Dabei merkten meine Frau und ich, dass vieles von dem, was wir sowohl im Studium als auch in den therapeutischen Aus- und Fortbildungen gelernt hatten, nicht ausreichend „passte” und wir neue Methoden entwickeln mussten. Wir brauchten schließlich auch mehr Kolleginnen und Kollegen, die diese und viele andere Projekte durchführen konnten, und schufen dafür eine einjährige Vollzeitfortbildung, die vom damaligen Arbeitsamt finanziert wurde: die Tanz-Sozialtherapie. Dafür wurde schließlich die Zukunftswerkstatt Tanz e.V. gegründet. Die Ausweitung von deren Aktivitäten auf andere künstlerische Schwerpunkte fand schließlich in der Namensänderung zu „Zukunftswerkstatt Tanz Musik Gestaltung” ihren Ausdruck, bis sie letztendlich mit ihrer zunehmenden Ausrichtung zum Ausbildungsinstitut für leiborientierte Therapie in die „Zukunftswerkstatt therapie kreativ” umbenannt wurde.
Wir verschwendeten in diesen Anfangsjahren keinen Gedanken daran, neue therapeutische Modelle oder gar Verfahren schaffen zu wollen. Das wurde im Laufe der Zeit anders, weil wir unsere Erfahrungen und damit die Notwendigkeiten der Anpassung der Theorie an unsere Praxis nicht ignorieren konnten. In den Anfangsjahren verstanden sich meine Frau und ich als kreative Gestalttherapeut/innen, fußend auf unsere von uns geschätzten Ausbildungen beim Fritz-Perls-Institut, die durch zahlreiche andere Inputs fachlich ergänzt wurden, die wir uns zielgerichtet suchten. Basierend auf den Wurzeln einer humanistischen Psychotherapie bestand der Schwerpunkt unseres Interesses darin, Elemente all dieser therapeutischen und kreativen Kompetenzen für das soziale, pädagogische und Gesundheitsfeld nutzbar zu machen. Wir wussten, dass die Möglichkeiten des Tanzes, des Musizierens und der künstlerischen Gestaltung dazu