Traum und Evolution. Ortrud Grön
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Gott darf nicht nur gefühlt, sondern muss auch gedacht werden dürfen.
Der Traumtext gab mir den Mut, andere Menschen anzuregen, sich eigene Gedanken zum Göttlichen zu machen. Während heute einige Naturwissenschaftler sich immer mehr dem Gedanken annähern, dass ihr Wissen vom Leben an Grenzen stößt und dass es einen Geist geben muss, um das Universum zu erschaffen, weiter zu entfalten und zu erhalten, erliegt unser Zeitgeist mehr und mehr dem materiellen Fühlen und Denken. Der Zeitgeist macht auch vor der Natur nicht halt. Die Gesetze der Natur werden durch materielle Ziele laufend verletzt. Die beunruhigende Frage, wohin uns die fehlende Achtung vor der Natur führen wird, stellte sich für mich umso eindringlicher, je mehr ich in Träumen erkennen konnte, dass Pflanzen und Tiere nicht nur materiell existieren, sondern zugleich Gleichnisse unserer geistigen Entwicklung sind.
Darum denke ich, es ist endlich Zeit, dass die Kirche ihre Gleichnisauslegungen aus Dogmen befreien sollte und die Naturbilder wie das Wasser, den Fischfang, den Weinberg und anderes neu erarbeitet (vgl. Grön 2014).
Novalis sagte:
Weisheit ist Harmonie
und
Der Traum belehrt uns auf eine merkwürdige Weise von der Leichtigkeit unserer Seele.
Einer meiner Träume sagte mir das mit diesen Worten:
Es sind die Heiteren, die die Welt aufmerksam machen auf die Kraft des Geistes.
Ein besonders schönes Naturgleichnis dazu ist der Schmetterling, der nach einem mühevollen Raupenleben – sich immer wieder häutend – nunmehr in den schönsten Farben von Blume zu Blume fliegt (Blüten sind im Gleichnis aufblühende Wünsche), um den Nektar, den süßen Blütentau zu gewinnen.
Wenn die unterschiedlichen Religionen in der Welt ihre vielen Naturgleichnisse als Wegweiser zu den Gesetzen von Leben lehren würden, würden sie den Menschen helfen, den Weg in die Leichtigkeit des Seins zu finden. Denn die Leichtigkeit ist der Zustand, der stets die Richtigkeit von getroffenen Entscheidungen bestätigt. Ein weiteres Naturgleichnis für die Leichtigkeit ist die Weinkultur. Ein Weinstock durchläuft die Phase der Veredelung, der Beschneidung, des Rückschnitts, der Verjüngung und der Bekämpfung von Schädlingen. Das alles sind Handlungen, die auch unser Leben braucht, damit wir unser Lebensgefühl immer wieder zu Wein machen.
Ich träumte einmal:
Die Zufriedenheit ist der Weg in das Glücklichsein.
Zufrieden ist aber nur der Mensch, der sich aus dem Widerspruch der Gefühle befreit und die zufrieden machende Seite gewählt hat.
So knüpft ein Mensch seinen Lebensfaden, der ihn zu seiner Identität hin führt.
Der Querdenker John Carew Eccles (1903-1997), der für seine neurologischen Forschungen 1963 den Nobelpreis erhielt, wurde noch deutlicher:
»Da unsere erlebte Einmaligkeit mit materialistischen Lösungsvorschlägen nicht zu erklären ist, bin ich gezwungen, die Einzigartigkeit des Selbst oder der Seele auf eine übernatürliche spirituelle Schöpfung zurückzuführen …«
Und weiter stellt er fest, dass die biologische Evolution sich selbst transzendiert, indem sie mit dem menschlichen Gehirn die materielle Basis für selbstbewusste Wesen schafft, deren Natur es ist, nach Hoffnung zu streben und nach Sinn zu forschen auf der Suche nach Liebe, Wahrheit und Schönheit.
Diese Gedanken hat Eccles noch weiter entwickelt, als er sich zu der Vorstellung bekannte, dass wir einem immanenten Gott unser Dasein verdanken, einem Gott, der uns innewohnt.
Die Sonne, um die wir kreisen, die uns Licht und Wärme schenkt, macht uns unseren Weg offenbar:
In der Sonne, findet ständig ein Harmonisierungsprozess zwischen unbefriedeten Wasserstoffkernen hin zu dem befriedeten Edelgas Helium statt. Die dabei freiwerdende Energie sendet uns die Sonne zur Erde. Sie fordert uns täglich neu auf, nach Licht und Wärme in uns selbst zu suchen, um zur Harmonie zu kommen und Unzufriedenheit in Zufriedenheit zu verwandeln. Das ist ein lebenslanger Weg, um zu Erkenntnissen zu kommen, die wir für neue Aufgaben und zur Verwirklichung der persönlichen Herzenswünsche brauchen.
• Da das Weltall zu 99 Prozent mit den beiden Atomen Wasserstoff und Helium gefüllt ist
• und Helium in allen Atomen zum innersten Kern wurde
• und jede Reihe des Periodensystems nach einem Edelgas strebt,
können wir daraus schließen, dass die Suche nach harmonischen Lösungen Bewusstwerdungsprozesse in uns Menschen zeugt, die wir brauchen, um den Weg in den Sinn von Leben zu finden.
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