Planungsinstrumente für Wandern und Mountainbiking in Berggebieten. Reto Rupf
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A.7 Wandertouren in der Val Müstair mit Zuordnung der DCE-Attribute
A.7.1 Lange Wandertouren
A.7.2 Kurze Wandertouren
A.8 Mountainbike-Touren in der Val Müstair mit Zuordnung der DCE-Attribute.
A.8.1 Lange Mountainbike-Touren
A.8.2 Kurze Mountainbike-Touren
A.9 GPS-Logging - Dauer von Wander- und Mountainbike-Touren
A.9.1 Wandertouren
A.9.2 Moutainbike-Touren
A.10 Informationsquellen für die Tourenplanung
A.10.1 Langtour- und Kurztour-Wanderer
A.10.2 Langtour- und Kurztour-Biker
A.11 Decision-Support-Systeme für Wanderer
A.11.1 DSS - Lange Wandertouren
A.11.2 DSS - Wegpräferenzen Wanderer
A.12 Decision-Support-Systeme für Mountainbiker
A.12.1 DSS - Lange Mountainbike-Touren
A.12.2 DSS - Wegpräferenzen Mountainbiker
A.13 ABM-Grundlagen
A.13.1 Tourenverteilung
A.13.2 Verteilung der Agenten an den Ausgangspunkten
A.14 Einzelne Tagessimulationen mit Prototyp-ABM für Kurztouren
A.15 Alternatives Wegmodell für Mountainbiker
1 Einleitung
1.1 Outdoorsport in unserer Gesellschaft
Sport ist eine Freizeitbeschäftigung mit vielen positiven Auswirkungen. Dieser Überzeugung ist u.a. der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan und er ernannte deshalb das Jahr 2005 zum „Jahr des Sports und der Sporterziehung“. Anlässlich seiner Eröffnungsrede äusserte sich Kofi Annan wie folgt:
„ Sport kann eine wichtige Rolle für die Verbesserung des Lebens jedes Einzelnen spielen, ja nicht nur des Einzelnen, sondern von ganzen Gesellschaften.“
(Deutscher Olympischer Sportbund, 2005)
Der ehemalige UNO-Sonderbeauftragte für Sport und Schweizerische Altbundesrat Adolf Ogi teilte Annans Aussage und bekräftigte diese immer wieder. Speziell die Bewegung in der Natur war ihm ein besonderes Anliegen. Heiner Geissler, ehemaliger deutscher Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Gründungsvorsitzender des Kuratoriums Sport und Natur sagte: „Natursport ist eine umfassende Charakterschulung.“ (Kuratorium Sport und Natur, 2012, 30). Mit diesen Auffassungen stehen diese gesellschaftlich anerkannten Persönlichkeiten nicht alleine, verschiedene wissenschaftliche Autoren stützen diese Aussagen und streichen dabei auch die Bedeutung der Outdooraktivitäten für die positive Entwicklung der Psyche, beispielsweise des Selbstwertgefühls heraus (Breitenmoser, 2001, Armour und Sandford, 2012, Deimel, 2013, Virkkunen et al., 2014). Daneben fördert Sport auch die physische Gesundheit und wird für Therapien nach Erkrankungen eingesetzt (Skinner, 2001, Woll und Bös, 2004, Banzer, 2013).
Aufgrund dieser grossen Bedeutung wurde das Sportverhalten in der Schweiz und in anderen Ländern verschiedentlich durch gross angelegte Studien untersucht – in der Schweiz beispielsweise in den Jahren 2000 und 2008 (Lamprecht und Stamm, 2000, Lamprecht et al., 2008a). Dabei stellten Lamprecht et al. (2008a) fest, dass ca. 73 % der Schweizer Wohnbevölkerung zwischen 15 und 74 Jahren mindestens ab und zu Sport ausübten, der Anteil der regelmässig Sporttreibenden zugenommen hat und insbesondere Outdoor-Sportarten immer mehr Zuspruch fanden1. Im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten nimmt Sport in der Schweiz eine bedeutende Stellung ein. Unter den wöchentlich mindestens einmal ausgeführten Tätigkeiten führten „sich entspannen, nichts tun“ (ca. 78 %), „Sport treiben“ (ca. 63 %) und „ins Grüne gehen“ (ca. 54 %) die Rangliste an (Lamprecht und Stamm, 2000).
Gemäss Lamprecht et al. (2008a) waren „Radfahren, Mountainbike“ (35 %) sowie „Wandern, Walking, Bergwandern“ (33,7 %) die am häufigsten ausgeübten Sportarten. In absoluten Zahlen kann in der Schweiz mit ihren etwa 8 Millionen Einwohnern also von ca. 2 Millionen Radfahrern inkl. Mountainbikern sowie 1,9 Millionen Wanderern ausgegangen werden.2 Bei ersteren ist das Mountainbike sehr bedeutend, so lag bei den verkauften Fahrrädern deren Anteil in den Jahren 2006 bis 2012 zwischen 35,5 % und 46,1 % (velosuisse, 2013).
Auch im internationalen Kontext wird die Bedeutung der Freizeitbeschäftigung Sport, im Speziellen Wandern und Mountainbiking durch verschiedene Studien belegt. Im EU-Durchschnitt sind 49 % der Befragten regelmässige Sportler, was gegenüber dem Wert von 2004 mit 38 % (TNS Opinion & Social, 2004) einen markanten Anstieg darstellt. Dabei bevorzugten im EU-Durschnitt 48 % der Sportler die Natur oder den Park als Umgebung, d.h. Outdoorsport (TNS Opinion & Social, 2010). In Schweden und Finnland gaben in der EU-Sportstudie 2010 72 % der Befragten an, dass sie sich wöchentlich mindestens einmal sportlich betätigten. In Dänemark waren es ca. 64 %, also etwa gleich viel wie in der Schweiz.
Ein Trend ist von eher passivem Naturgenuss, wie Vögel beobachten und Spazieren, hin zu eher aktiven, materialintensiven Sportarten wie Klettern, Mountain Biking, Kanufahren usw. zu beobachten (Eagles et al., 2002). Die Bedeutung der neuen Sportarten unterstreichen die Umsatzzahlen der Outdoorsport-Industrie in Europa, welche ein jährliches Wachstum von ca. 2 % verzeichnet und im Jahre 2010 einen Umsatz von 6 Milliarden Euro erreichte (Neue Zürcher Zeitung, 2011). Weitere Indizien für den Trendwechsel zu aktivem Outdoorsport sind der wachsende Zuspruch zu Veranstaltungen wie dem „Bergfestival“ oder dem „International Mountain Summit“ in Brixen, Italien oder zu Büchern mit dem Thema „Berge“, die sich grosser Nachfrage erfreuen, obwohl die Buchbranche ansonsten mit Schwierigkeiten kämpft (Neue Zürcher Zeitung, 2011). Vogt (2009) spricht allerdings eher von einem medialen, denn von einem realen „Wanderboom“ in der Landschaft.
Jedenfalls bleibt die zweifellos intensive Nutzung der Natur für und durch den Outdoorsport nicht ohne Konsequenzen. Verschiedentlich treten Konflikte auf, die auch in der Öffentlichkeit heftig diskutiert werden, beispielsweise in Zeitungen (Buschor, 2010, Blick, 2012, Huff Post, 2012, Neue Zürcher Zeitung, 2012, Arnet, 2013, Tagesanzeiger, 2013a) oder auch in Online-Blogs (Deutsche Initiative Mountainbike e.V., 2012, Tagesanzeiger, 2013b). Diese Konflikte im Outdoorsport betreffen einerseits die Sportler untereinander, beispielsweise Mountainbiker und Wanderer (Moore, 1994, von Janowsky und Becker, 2002, Cessford, 2003, Reichhart und Arnberger, 2010, Wyttenbach, 2012) oder andererseits Beeinträchtigungen der Natur durch Outdoorsportler (Leung und Marion, 2000, Ingold, 2005, Pickering et al., 2010b).
1.2 Einschätzung künftiger Entwicklungen
Der Tourismus hat in den vergangenen Jahren international erheblich an Bedeutung gewonnen. Auch in der Schweiz ist der Tourismus mit Einnahmen von ca. 35,5 Milliarden Franken im Jahr 2010 und vielen Arbeitsplätzen besonders in Bergregionen eine wesentliche Branche (Schweizer Tourismus-Verband, 2012). Das Thema „Outdoorsport und Natur“ nimmt im Schweizer Tourismus eine wichtige Stellung ein und wird denn auch im Internetauftritt von Schweiz Tourismus (www.myswitzerland.com)