Im Moor und auf der Heide. Bruno P. Kremer
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Karsee im Schwarzwald
Eingetieft und abgeschlossen
In Norddeutschland, wo sich am Ende der letzten Kaltzeit in den Eiszerfallslandschaften die Gletscherzungen in einzelne Blöcke auflösten, konnte sich das Schmelzwasser über wasserstauendem Grund in Toteislöchern (= Söllen) sammeln und kleine Seen bilden. Ein solches Toteisrelikt ist beispielsweise der rund 1 km2 große Brahmsee in Schleswig-Holstein – mit nur knapp 9 m über Meeresniveau Deutschlands tiefstgelegener See. Seltener kommen in Norddeutschland auch andere kesselartige Vertiefungen vor: Sie gehen als Erdfälle auf spontane Einstürze im Untergrund zurück, wenn beispielsweise Lösungsvorgänge größere Hohlräume in den oberflächennah anstehenden Salzstöcken aus der Zechsteinzeit angelegt haben, die sich beim Zusammenbrechen bis an die Erdoberfläche durchpausten. Solche in Serie angeordneten Einbrüche sind beispielsweise die Gewässer im Naturschutzgebiet Heiliges Meer zwischen Rheine und Osnabrück. Der letzte größere Erdeinsturz ereignete sich hier im April 1913.
Den Toteislöchern vergleichbar sind die durch die aushobelnde Wirkung von Gletscherzungen im Hochgebirge entstandenen, oft abflusslosen Kare, in denen sich in der Nacheiszeit die malerischen Karseen entwickeln konnten. Karsee-Serien sind bis heute besondere Glanzpunkte der alpinen Landschaft und gern aufgesuchte Wanderziele. Je nach umgebendem Relief und davon abhängigem Stoffeintrag konnten sich auch in diesen Stillgewässern vom Rand her Niedermoore bilden und somit – nicht selten über Schwingrasen-Stadien – die allmähliche Verlandung einleiten.
Ein ganz heißer Start
Ein weiterer Moorstandort in unseren Breiten bilden die vulkanisch entstandenen Maare der Eifel im nordwestlichen Rheinischen Schiefergebirge. Sie gehen auf äußerst heftige Wasserdampfexplosionen zurück und bildeten sich immer dann, wenn relativ kühles, versickerndes Oberflächenwasser direkt mit aufsteigendem Magma in Berührung kam. Manchmal genügte bereits der Kontakt mit den Grundwasservorräten, nachdem sich die Gesteinsschmelze durch Fugen und Klüfte des Grundgebirges den Weg nach oben gebahnt hatte. Sobald glühender Gesteinsbrei von weit über 1000 °C mit Oberflächenwasser in Berührung kommt, entsteht augenblicklich Wasserdampf, dessen gewaltiger Druck sich explosiv entlädt. Er zerreißt und zertrümmert das einsperrende Gestein und sprengt einen weiten Maarkessel aus – fallweise mit bis zu 1 km Durchmesser. Soweit die ausgesprengten Maarkessel abflusslos blieben, bildeten sich darin schon kurz nach ihrer Entstehung Stillgewässer. Nur wenige der über 50 heute bekannten Eifeler Maare führen aktuell einen Maarsee. Bei zwei dieser Seen – Holzmaar und Meerfelder Maar – läuft gegenwärtig erkennbar die Verlandung ab. In drei weiteren Maaren ist der Verlandungsprozess bereits abgeschlossen: Die lebende Pflanzendecke, die auch hier laufend den Nachschub für das Torflager unter ihren Füßen produziert, ist in diesem Fall also zum Maarmoor geworden.
Moore im Kessel
Solche in überschaubaren napf- oder schüsselförmigen Geländevertiefungen gewachsenen Moorbildungen nennt man auch Kesselmoore. Interessanterweise ist ihre Entwicklung mit der Verlandung ihres Ausgangsgewässers nicht unbedingt abgeschlossen: In niederschlagsreichen und relativ kühlen Klimaten kann ein anfangs rein topogenes Moor sozusagen über sich hinauswachsen und zum ombrogenen Hochmoor werden. Dieser Wechsel vollzieht sich schrittweise, weshalb man die an ihrem charakteristischen Pflanzenkleid erkennbaren Zwischenstadien auch als Übergangsmoor bezeichnet. Zwischen- oder Übergangsmoore mit Hochmooranteilen können übrigens auch kleinflächig bzw. inselartig in allen übrigen Niedermoortypen vorkommen.
Kesselmoor in der Eifel (Dürres Maar)
Fragen
› | Wodurch zeichnet sich der Naturpark Hohes Venn–Eifel aus? |
› | Was haben Toteisseen, Karseen und Maarseen gemeinsam? |
› | Wer hat den Begriff vom Maarmoor geprägt? |
Heidegebiete sind Waldersatzstandorte
Vom Moor zur Heide
In Mitteleuropa setzte die Moorentwicklung frühestens vor etwa 13 000 Jahren am Ende der (vorerst) letzten Kaltzeit (Würm-/Riss-Eiszeit) ein, nachdem die nordischen bzw. alpinen Gletscher genügend große Wasserkörper in der damaligen Tundrenlandschaft hinterlassen hatten und sich zudem ein Klimaregime entwickelte, das manchen Gebieten fast ganzjährig reichliche Niederschläge mit mindestens 700 mm pro Jahr bei relativ kühlen Sommern bescherte. Indessen liegt nicht bei allen mitteleuropäischen Mooren der Startpunkt am Ende der letzten Eiszeit. Fallweise setzte die Moorentwicklung erst deutlich später ein, beispielsweise in breiten Flussniederungen, in denen das Fließwasser zunächst einmal größere Flutmulden auskolken und randlich abriegelnde Wälle aus Hochflutlehmen anhäufen musste. In solchen Geländesituationen bilden sich üblicherweise die ökologisch ungemein reizvollen Überflutungsmoore.
Von Natur aus kommt das Wachstum eines Niedermoores zum Stillstand, wenn das betreffende Gewässer vollständig verlandet ist. Viel häufiger haben jedoch in der Vergangenheit menschliche Eingriffe dem Moorwachstum ein vorzeitiges und jähes Ende gesetzt – entweder durch Entwässerung und Trockenlegung mit Folgenutzung als Ackerland oder Weidegrünland (Moorkultur) oder schlimmstenfalls durch Abtorfung. Viele Moore liegen heute inmitten der intensiv genutzten Kulturlandschaft. Sie werden demnach auch indirekt arg in Mitleidenschaft gezogen, wenn das umgebende Acker- oder Grünland mit Drainagegräben rigoros entwässert wird. Insofern stehen Moore als besonderer Lebensraumtyp generell auf der Roten Liste.
Lebensraum aus zweiter Hand
Eine blühende Heide, eine horizontweit in Pink versunkene Fläche ohne Felder, Wälder und Dörfer, mag vielen Beobachtern als ein Landschaftselement erscheinen, das vom Menschen noch nicht gebraucht, verbraucht oder missbraucht wurde. Zugegebenermaßen weckt der Anblick eines Schäfers, der mit wachsamem Hütehund gemessenen Schrittes seiner Schnuckenherde folgt, den Eindruck einer perfekten Harmonie zwischen Mensch, Tier und Natur. Diese Vorstellung ist leider grundfalsch. Die Heide ist meist eine Landschaft, die so nicht natürlich entstehen konnte. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer systematischen Vergewaltigung durch ungezügelten Raubbau am Wald und anschließender Übernutzung durch Weidetiere. Nicht nur mit PS-starken