Glücklich mit mir selbst. Ruediger Dahlke

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Glücklich mit mir selbst - Ruediger Dahlke

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Partner für sich und auf sein Selbst zuwächst, ist ein zusätzliches großes Geschenk und ihm von Herzen zu gönnen.

      Direkt nach der Trennung und dem Spektakel ihrer gescheiterten Hochzeit werden sich Maggie und Ike vielleicht einsam und verlassen gefühlt und gelitten haben. Aber die folgende, bewusst genutzte Zeit des Allein-Seins hat sie weitergebracht und wachsen lassen, jeden für sich selbst und dann auch aufeinander zu. Das mag schon den fundamentalen Unterschied zeigen, zwischen dem Gefühl des Mangels bei Einsamkeit und dem Zustand des Allein- und Für-sich-Seins.

      Wer mit sich selbst glücklich ist und – auch allein – ein erfülltes Leben lebt, kann es auch mit jedem und jeder anderen. »Die Braut, die sich nicht traut« tat also gut daran, sich nicht auf jemand einzulassen, bevor sie sich auf sich selbst eingelassen hatte. Zuvor hatte sie sich nicht in ihr Innerstes gewagt, um herauszufinden, wer sie ist und wer sie in Zukunft sein will. Sie hatte sogar ihre beste Freundin gefragt, ob sie wirklich jeden Mann anflirtete! Nun konnte diese es ihr am Beispiel ihres eigenen Ehemannes überzeugend bestätigen. Maggies fluchtartiges Nein zu den Fremden, die da jeweils neben ihr am Altar standen und sie fürs ganze Leben haben wollten, war also eher ein verdruckstes Ja zu sich selbst.

      Letztlich ist erst reif für eine Beziehung, wer seine eigenen Schatten- und Lichtseiten im Hinblick auf sein ganzes Potential gesehen, anerkannt und angenommen hat. Sich selbst anzunehmen, wie man ist, macht reif und reich und damit auch im tiefsten Sinne beziehungsfähig.

      Noch einen wesentlichen Schritt weiter gedacht, könnte jede(r), die oder der mit sich selbst glücklich ist, nicht nur mit jeder oder jedem anderen ebenfalls glücklich werden, sondern auch den Partner glücklich machen. Das hieße, ihn oder sie auch zu seinem/ihrem eigenen vollen Potential in Resonanz zu bringen.

      Beziehung wird so zum Luxus für jene, die es allein schaffen würden, es aber auch gemeinsam genießen wollen.

      Unsere inneren Schätze heben

      Nur durch die Liebe finden wir Sinn. Wenn wir in Liebe aufgehen, werden wir Sinn.

      DAVID STEINDL-RAST

      Der christliche Mystiker und Philosoph Meister Eckhart lässt noch die Achtsamkeit mit anklingen: »Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.« Wer allein lebt, steht sich meist selbst gegenüber und ist aufgefordert, in diesem und jedem Moment des Hier und Jetzt sich selbst zu lieben. Sicher ist er bei der Selbstliebe im »grünen Bereich«, sobald er Einsamkeit in Allein-Sein gewandelt hat.

      Die Vorstufe zur Liebe ist Wertschätzung – gegenüber uns selbst und im Zusammenleben mit anderen. Reinhard Haller, Psychotherapeut und Psychiater, schreibt in »Das Wunder der Wertschätzung«: »Stünde die Wertschätzung im Mittelpunkt zwischenmenschlicher Kommunikation, ließen sich zahllose Probleme beheben und sehr viele verhindern.« Allein-Stehende müssen sich diese Wertschätzung selbst geben, sich selbst anerkennen und auch loben. Dabei ist auch wieder der Schatten in Gestalt der Selbstüberschätzung im Auge zu behalten, denn Solisten erhalten ihr Verhalten nicht gespiegelt. Ganz grundsätzlich sind sie aber in einer sehr guten Position, weil sie nicht auf die Wertschätzung des Partners spekulieren können, um sich ihrer Aufgabe, sich selbst wertzuschätzen, unbewusst zu entziehen.

      Ähnlich verhält es sich mit dem Selbstbewusstsein. Das bedeutet nicht, eine breite Brust zu zeigen, sondern nicht mehr und nicht weniger, als sich seiner Selbst bewusst zu sein. Dazu gehört: zu wissen, wer man ist und wer nicht, und was man kann und was nicht, um zu sich selbst von ganzem Herzen Ja sagen zu können. Es gilt, die eigenen Licht- und Schattenseiten, die Tugenden und Untugenden, die Stärken und Schwächen kennen und schätzen zu lernen.

      Über eine weitere Falle haben wir bereits gesprochen: seinen Selbstwert über Besitz oder Aussehen zu definieren. Beides sind Äußerlichkeiten, deren Anerkennung langfristig unbefriedigend bleibt. Nachhaltiges Selbstwertgefühl kommt nie von außen, sondern immer von innen. Oder anders gesagt, die Anerkennung übers Außen wird nie sättigen und darf nie aufhören, sonst ist wieder Krise angesagt. In den USA findet man allen Ernstes Selbsthilfe-Gruppen für Milliardäre und Multimillionäre. Schwerreich zu sein ist offenbar schwer erträglich. Bedenke, was du dir wünschst, es könnte dir gewährt werden.

      Meines Wissens nicht wissenschaftlich bestätigt, aber oft beobachtet: Männer suchen häufiger mit ihrem Besitz beim anderen Geschlecht zu punkten, Frauen mit ihrem Aussehen. Beide Typen finden oft zueinander und gehen Beziehungen ein. Dabei hat frau chronisch die schlechteren Karten. Sein Kapital nimmt in der Regel – nach dem Resonanzgesetz – weiter zu, weil Geld zu Geld kommt beziehungsweise, wie der bayrische Volksmund sagt, »der Teufel immer auf den größten Haufen scheißt«. Ihr Kapital aber, die körperliche Attraktivität, nimmt naturgesetzlich ab. Wo diese Diskrepanz überdeutlich wurde, musste ich schon öfter darüber klagenden Frauen sagen: »Sie haben sich so lange von ihm aushalten lassen, jetzt müssen sie ihn eben auch aushalten.«

      Bilden Wertschätzung, Liebe und Selbstbewusstsein sich aber in uns selbst und auch für uns selbst, leben wir somit also für uns selbst und nicht für andere, spiegelt sich das oft auch in Anerkennung von außen. Äußere Anerkennung allein aber kann niemals zu gesunder Selbst-Achtung führen. Unsere inneren Schätze zu heben nimmt uns niemand ab. Selbst erschaffen müssen wir sie indes nicht erst. Ihr natürlicher Ursprung ist das Urvertrauen, das wir aus der frühen Schwangerschaft unserer Mutter mitbringen. Schwerelos im Fruchtwasser schwebend, herrschte für uns drinnen wie draußen dieselbe angenehme Temperatur, sodass wir unsere Grenzen noch nicht wahrnahmen. Wir fühlten uns eins mit der Welt in Gestalt unserer Mutter. In dieser Zeit natürlicher Einheitsgefühle, für die wir gar nichts tun mussten, tankten wir Urvertrauen.

      Haben wir von dieser wundervollsten Mitgift nicht genug bekommen, ist Urvertrauen nicht durch äußere Maßnahmen nachzuholen. Der beste Friseur, die teuersten Kleider und der wertvollste Schmuck nützen so wenig wie dicke Autos und prall gefüllte Bankkonten. Der oftmalige Grund dafür lässt sich nicht rückgängig machen: eine ungewollte Schwangerschaft, in der die Eltern sich und dich mit Abtreibungsgedanken quälten und weder zu dir und deiner Ankunft stehen noch sich auf dich freuen konnten. Die einzige mir bekannte therapeutische Möglichkeit besteht darin, Urvertrauen »nachzutanken«, etwa durch Einheits-Erfahrungen, wie sie durch spirituelle Exerzitien und Meditationsübungen zu erlangen sind. Die zielführendste und rascheste Chance, »Einheit« zu erleben, liegt – nach meinen Erfahrungen – im »verbundenen Atem«.

      Kleine Hilfen sind das Üben von Dankbarkeit, für die es so viele Gründe gibt. Yogi Bhajan bringt es in die Kurzformel: Best attitude = gratitude. Auch bewusstes, systematisches Anerkennen der eigenen Leistungen hilft.

      Sich Gedanken machen, mal nicht im kritischen Sinn, sondern als positive Übung, ist ebenfalls hilfreich. Erfolge imaginieren, sie spielerisch in Gedanken verwirklichen, bis sie sich einstellen und spielend glücken, kann auch helfen, nach dem amerikanischen Motto: Fake it until you make it – spiel es, bis es spielerisch gelingt.

      Immer und sowieso hilfreich wäre, wenn du dir ganz klarmachst, was dir guttut und was nicht. Und danach zu handeln!

      Gut tut es immer, sich mit Mutter Erde und allem Leben zu verbinden und grundsätzlich nichts Gefährliches, Schädliches und Giftiges mehr zu sich zu nehmen und für gute Luft und gutes Wasser zu sorgen.

      Meiner Seele und meinem Geist schließlich tue ich unendlich viel Gutes, wenn ich die Schicksalsgesetze zu verstehen und freiwillig zu beachten lerne, statt auf die harte Tour durch Versuch und Irrtum. Wer Fehler als Chance erkennen lernt, Fehlendes zu integrieren, wird wachsen. Wer Enttäuschungen als Ende von Täuschungen erlebt, auf die er nicht mehr hereinfällt, gewinnt an Zukunft.

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