Die wilde Reise des unfreien Hans S.. Martin Arz

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Die wilde Reise des unfreien Hans S. - Martin Arz

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Eunuchen, der mit einer der Konkubinen eine Vereinbarung getroffen hat. Die Konkubine hat, nennen wir es mal einen starken Trieb und begnügt sich nicht mit ihrem Herrn allein. Damit sie zu ihren Liebhabern kann, tauscht sie mit einem Eunuchen die Kleidung. Sie bindet sich die Brüste flach, schminkt sich nicht und zieht das Eunuchengewand an. Schon kann sie unbehelligt in die Stadt gehen. Zum Beispiel in ein Gasthaus, in dem man auch Zimmer mieten kann. Dort trifft sie sich beispielsweise mit ihrem Liebhaber, der ein Hauptmann ist.« Tatsächlich hatte Hans die als Eunuch verkleidete Gülsüm an ihren Augen erkannt. Er war ihr mehrfach gefolgt und wusste daher auch, wer ihr Liebhaber war. Ausgerechnet sein neuer Hauptmann Karabulut. Es war sicher nicht verkehrt, solches Wissen über seinen Vorgesetzten zu haben.

      »Und?«, schnaufte Rafik. »Was hat das mit mir zu tun?«

      »Du gibst Gülsüm deine Kleidung. Ich habe sie belauscht.«

      Der Eunuch Rafik schwieg eine Weile und zog eine Schnute. »Gut. Deine Geliebte wird heute deinen Brief bekommen. Wer ist es?«

      »Aynur.«

      Rafik ließ den Mund offen stehen. »Aynur? Du hast Geschmack, Bursche. Aber lass dich besser nie erwischen. Bei Gülsüm drückt der Wesir alle Augen zu. Sie denkt tatsächlich, dass er nichts von ihren Eskapaden weiß. Ha! Wesir Memduh ist froh darüber. Denn sie ist einfach viel zu triebhaft für ihn. Ab und an findet er das ganz gut, aber auf Dauer zehrt eine zu wollüstige Frau an einem Mann. Und Kinder kriegt sie auch keine. Aber Aynur … Holla! Los, leg den Brief hier neben die Wanne. Und dann verzieh dich.«

      Zufrieden und glücklich verließ Hans das Badezelt. Was er nicht ahnte, war, dass auch Gülsüm ihn erkannt hatte. Gleich beim ersten Mal. Da hatte er noch seine Janitscharenuniform getragen. Danach, als er sich unauffälliger verhalten hatte und als Reiter gekleidet war, hatte sie ihn übersehen. Doch von ihrer ersten Begegnung hatte sie Aynur berichtet. Seitdem streunte die kleine Dienerin täglich mehrfach mit einer Tulpe in der Hand erfolglos um die Janitscharen-Unterkünfte herum. Die Tulpe war kunstvoll aus farbigem Papier gefertigt, denn die Blütezeit der Blumen war längst vorbei.

      »Du bist wahnsinnig«, hauchte Aynur zur Begrüßung. Sie trug Eunuchenkleidung, so wie Hans es ihr vorgeschlagen hatte.

      »Vielleicht bin ich wahnsinnig. Wahnsinnig verrückt nach dir.« Sie küssten sich.

      »Gülsüm hat offenbar mitgespielt«, sagte Hans. »Und Rafik auch.«

      »Ich hatte solche Angst, als ich unser Zelt verlassen habe … Du musst völlig verrückt sein …«

      Er küsste sie leidenschaftlich und zog sie beide dabei langsam aus. Jedem Kleidungsstück, dass er ihr auszog, folgte eins von ihm. Als sie nackt waren, hob er sie vorsichtig auf ein kleines Mauerstück, damit sie bequem saß und liebte sie im Stehen. Für das zweite Mal legten sie sich in das weiche Gras, das zwischen den Ruinen der alten armenischen Kirche des Heiligen Kreuzes wuchs.

      »Was ist das für ein Ort hier?«, fragte sie, als sie verschwitzt nebeneinanderlagen und die Sterne betrachteten.

      »Eine alte armenische Kirche. Mein Lieblingsort hier. Ich komme oft hierher.«

      »Eine Kirche?« Aynur lachte trocken. »Wenn ich noch Christin wäre, würde ich mich jetzt aufregen, dass du mich in einer Kirche schändest.«

      »Ich schände dich?«, fragte er amüsiert und spürte, dass sein Glied sich wieder aufstellte.

      Später sagte sie: »Ich werde die nächsten Tage nicht kommen können. Der Wesir hat nach mir verlangt.«

      »Wie schade«, sagte Hans müde. »Blöder Wesir.« Wohlig an ihren Körper gedrückt, schlief er ein.

      Als er erwachte, war sie weg.

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