Das Licht in uns. Jiddu Krishnamurti

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Das Licht in uns - Jiddu Krishnamurti

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Es ist etwas Altes, aber nur, wenn etwas endet, kann etwas Neues entstehen. Es ist also sehr wichtig, das Sterben zu verstehen. Gegenüber allem zu sterben, was man weiß. Haben Sie das je versucht? Frei von Bekanntem, frei von den eigenen Erinnerungen zu sein, wenn auch nur für ein paar Tage; frei von Ihren Vergnügungen zu sein, ohne Ängste oder Einwände; Ihrer Familie, Ihrem Haus, Ihrem Namen zu entsagen, völlig anonym zu werden? Nur der Mensch, der völlig anonym, namenlos geworden ist, der sich in einem Zustand der Gewaltlosigkeit befindet, trägt keine Gewalt in sich. Sterben Sie also jeden Tag, nicht fiktiv, sondern wirklich. Tun Sie es einmal.

      Man hat so viel angesammelt, nicht nur Bücher, Häuser, Bankkonten, sondern auch innerlich: die Erinnerungen an Beleidigungen, an Schmeicheleien, an bestimmte eigene Erfahrungen und ichbesessenen Erfolge, die Ihnen Status verleihen. All dem gegenüber sterben, ohne Einwände, ohne Diskussion, ohne jede Angst, es einfach aufgeben – tun Sie es einmal, und Sie werden sehen.

      Das im Geiste zu tun – nicht real Ihre Frau oder Ihren Mann, Ihre Kinder oder Ihr Haus zu verlassen oder Ihre Kleider wegzuwerfen – heißt, an nichts mehr zu hängen. Darin liegt große Schönheit. Das ist Liebe, nicht wahr? Liebe ist kein Festhalten. Wo festgehalten wird, existiert Angst. Und Angst führt unweigerlich zu autoritärem, besitzergreifendem, unterdrückendem, dominantem Verhalten.

      Meditation ist das Verstehen des Lebens, das zur Ordnung führt. Ordnung ist Tugend, und Tugend ist Licht. Dieses Licht kann nicht von irgendjemand anderem entzündet werden, wie erfahren, wie klug, wie gelehrt, wie spirituell er auch sein mag. Niemand auf der Erde oder im Himmel kann dieses Licht entzünden – das können nur Sie selbst, in Ihrem eigenen Verstehen und Ihrer Meditation.

      Innerlich allem gegenüber sterben! Denn Liebe ist jung und unschuldig, rein und klar. Wenn man dann diese Ordnung, diese Tugend, diese Schönheit, dieses Licht im eigenen Innern geschaffen hat, dann kann man darüber hinausgehen. Das bedeutet, dass der Geist – der eine Ordnung als Grundlage hat, die nicht dem Denken entspringt – absolut still wird, und zwar auf ganz natürliche Weise, ohne jeglichen Zwang, ohne jegliche Disziplin. Und im Licht dieser Stille kann alles Handeln stattfinden, das tägliche Leben geschieht aus dieser Stille.

      Und wenn man das Glück hat, so weit gekommen zu sein, dann findet in dieser Stille eine ganz andere Bewegung statt, die nicht aus der Zeit kommt und nicht aus Worten, die das Denken nicht ermessen kann, weil sie stets neu ist. Es ist dieses unermessliche Etwas, das der Mensch von jeher gesucht hat. Aber Sie müssen es selbst entdecken, niemand kann es Ihnen geben. Es hat nichts mit Worten oder Symbolen zu tun, denn die sind destruktiv. Doch damit es zum Vorschein kommen kann, brauchen Sie vollkommene Ordnung, Schönheit und Liebe. Und deshalb müssen Sie gegenüber allem sterben, was Sie über Geist und Psyche wissen, damit Ihr Geist klar und unbelastet ist, damit er die Dinge im Inneren und im Äußeren sieht, wie sie wirklich sind.

      Die Wahrheit erforschen

      Gibt es irgendetwas Heiliges im Leben, das keine Erfindung des Denkens ist? Seit undenklichen Zeiten hat sich der Mensch diese Frage gestellt. Gibt es etwas, das anders ist als all diese Verwirrung, dieses Elend, diese Dunkelheit, diese Illusionen, anders als die Institutionen und Reformen? Gibt es etwas wirklich Wahres, etwas, das über Zeit und Raum hinausgeht, etwas, das so unermesslich ist, dass das Denken es nicht erfassen kann? Der Mensch hat versucht, das herauszufinden, und offensichtlich waren nur ganz wenige Menschen frei genug, einen Zugang zu dieser Welt zu bekommen. Seit alter Zeit steht der Priester zwischen dem Suchenden und dem, was dieser zu finden hofft. Der Priester interpretiert; er wird zu der Person, die weiß oder zu wissen glaubt, und der Suchende gerät aufs Nebengleis, wird umgelenkt, verirrt sich.

      Das Denken ist nicht heilig, was immer es auch unternehmen mag. Es ist ein materieller Vorgang, so wie auch wir Materie sind. Das Denken hat die Menschen in Religionen und in Nationalitäten gespalten. Das Denken entsteht aus dem Wissen, und Wissen ist niemals vollständig, deshalb ist das Denken immer begrenzt und wirkt sich trennend aus. Wo sich etwas trennend auswirkt, gibt es zwangsläufig Konflikte: zwischen Kommunisten und Kapitalisten, Arabern und Juden, Hindus und Moslems. Diese Trennungen sind alle auf Denkprozesse zurückzuführen, und wo Trennung herrscht, entsteht Konflikt. Das ist eine Gesetzmäßigkeit. Nichts, was das Denken konstruiert hat, ist heilig – sei es in Büchern, in Kirchen, in Tempeln oder Moscheen. Kein Symbol ist heilig; das hat nichts mit Religion zu tun, sondern nur mit einer bestimmten Form des Denkens, einer oberflächlichen Reaktion auf das, was wir heilig nennen.

      Um die Wahrheit erforschen zu können, muss man seine ganze Energie sammeln. Man muss gewissenhaft sein und darauf achten, dass man keinem Muster folgt, sondern die eigenen Gedanken, Gefühle, Abneigungen und Ängste beobachtet und weit über sie hinausgeht, so dass der Geist völlig frei ist. Um das Heiligste, das Namenlose, Zeitlose erforschen zu können, darf man zweifellos keiner Gruppe, keiner Religion, keinem Glauben angehören, weil ein Glauben Dinge als wahr akzeptiert, die vielleicht überhaupt nicht existieren. Es ist das Wesen des Glaubens, dass man etwas als wahr betrachtet, ohne es durch eigenes Forschen, durch die eigene lebendige Kraft, die eigene Energie herausgefunden zu haben. Sie glauben, weil der Glaube eine gewisse Sicherheit und Trost bietet; aber ein Mensch, der nur seelischen Trost sucht, wird niemals auf das stoßen, was über die Zeit hinausgeht. Daher muss völlige Freiheit herrschen. Ist es möglich, frei von allen psychischen Konditionierungen zu sein? Die biologische Konditionierung ist etwas Natürliches, aber die psychische Konditionierung – der Hass, die Feindseligkeit, der Stolz, all diese Dinge, die Verwirrung stiften – ist das Wesen des Selbst, das aus Denken besteht.

      Um etwas herauszufinden, ist Aufmerksamkeit erforderlich – nicht Konzentration. Es ist wirklich wichtig zu meditieren, denn ein Geist, der rein mechanisch funktioniert, wie es das Denken tut, kann nie auf das stoßen, was vollständige, höchste Ordnung und daher vollkommene Freiheit ist. Im Universum herrscht vollkommene Ordnung. Im menschlichen Geist dagegen herrscht Unordnung, aber man braucht einen außerordentlich klaren Geist, einen Geist, der das Wesen der Unordnung verstanden hat und frei von Widersprüchlichkeit, Nachahmung und Konformität ist. Ein solcher Geist ist aufmerksam. Er ist vollkommen aufmerksam bei allem, was er tut, bei allen Handlungen und in allen Beziehungen. Aufmerksamkeit ist keine Konzentration.

      Konzentration ist eingeschränkt, eng und begrenzt, während Aufmerksamkeit grenzenlos ist. In der Aufmerksamkeit ist eine bestimmte Stille da – keine vom Denken erfundene Stille, nicht die Stille, die auf Lärm folgt, nicht die Stille nach einem Gedanken, der auf den nächsten wartet. Es muss die Stille da sein, die nicht vom Verlangen, vom Willen oder vom Denken erzeugt wurde. In dieser Meditation gibt es niemand, der kontrolliert. In allen Systemen, die von Gruppierungen erfundenen wurden, ist Anstrengung, Kontrolle, Disziplin enthalten. Aber Disziplin bedeutet lernen – nicht sich anzupassen, sondern zu lernen –, so dass der Geist ein immer feineres Gespür bekommt. Lernen ist eine ständige Bewegung; es beruht nicht auf Wissen. Meditation ist Freiheit vom Bekannten, Messbaren. In dieser Meditation herrscht absolute Stille.

      Allein in dieser Stille ist das da, was namenlos ist.

      Die Schönheit der Tugend

      Das Denken ist die Bewegung zwischen dem, »was ist«, und dem, »was sein sollte«. Denken ist die Zeit für das Durchqueren dieses Zwischenraums, und solange es in der Psyche die Trennung zwischen »da« und »dort« gibt, ist die Bewegung vom Denken erzeugte Zeit. Denken ist also Zeit in Form von Bewegung. Gibt es überhaupt Zeit in Form einer Bewegung, in Form von Denken, wenn nur beobachtet wird, »was ist«? Das heißt kein Beobachten mit einem Beobachter und einem Beobachteten, sondern nur ein Beobachten ohne die Bewegung, über das, »was ist«, hinauszugehen. Es ist sehr wichtig, dass der Geist das wirklich versteht, denn das Denken kann wunderbare Bilder von dem, was heilig ist, erzeugen; das haben alle Religionen getan. Alle Religionen beruhen auf Denken. Alle Religionen sind eine Konstruktion des Denkens, in Form von Glaubensvorstellungen, Dogmen, Ritualen. Solange also das Denken als Zeit

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