Die tägliche Heilung. Georg Weidinger

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Die tägliche Heilung - Georg Weidinger

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an vorgespielte Bedürfnisse aus der Werbung. Oder wir outsourcen unsere Träume an die Vorstellungen unserer Gesellschaft oder an einen Urlaub. – Und warum tun wir das? Weil viele Menschen sehr gute Ideen haben und uns mit ihren Ideen das Leben »erleichtern« und dann gleich auch damit Geld verdienen wollen.

      »So funktioniert nun einmal unsere Gesellschaft. Das ist eben so und wenn man hier lebt, muss man sich den Spielregeln unterwerfen …« – Ist das wirklich so? Sind nicht wir die Gesellschaft? Sind nicht wir diejenigen, welche die Spielregeln machen? – Solche und ähnliche Worte hören Menschen, die in meine »Alternativ-Praxis« kommen, und sie merken schon, dass das anstrengend ist …

      Also, von mir bekommen Sie die »eierlegende Wollmilchsau-Pille« NICHT! Von mir bekommen Sie zu hören, dass ich schon alle Ausreden kenne, die einem nur irgendwie irgendwann einfallen können, um ja zu verhindern, sein eigenes Leben, seine Lebensführung dahingehend zu ändern, endlich zu heilen, endlich gesund zu werden. Und das bekommen Sie von mir in jeder Form zu hören, in Zeitungsartikeln, in meiner Praxis, am Telefon, bei Seminaren, vor dem Kindergarten, im Einkaufsmarkt und in diesem Buch. Und warum? Weil es nur so geht! Es funktioniert nur dann, wenn wir – jeder für sich – bereit sind, Eigenverantwortung zu übernehmen und heute anfangen, etwas in unserem Leben zu ändern. Und dass heißt konkret:

      •tägliche Bewegung

      •bessere Ernährung

      •Stressabbau und -umbau

      •Lebensfreude

      Ich werde Ihnen in diesem Buch noch im Detail darlegen, warum diese einzelnen Punkte so wichtig sind, mit dem großen Schwerpunkt der täglichen Bewegung. Wie schon gesagt kommen seit vielen Jahren Menschen in meine Praxis und erzählen mir von ihren Beschwerden. Und bei vielen der Beschwerden handelt es sich um Folgen aus unserem viel zu vielen täglichen Sitzen und viel zu wenigem täglichen Bewegen. Und wenn wir uns dann endlich bewegen, ein- bis zwei- oder dreimal die Woche (aus einem schlechten Gewissen gegenüber unserem Körper heraus oder weil ich es gesagt habe …), tun wir es falsch, nämlich mit Stress, unter (Zeit-)Druck, mit der falschen Technik. Aber zumeist überwiegen die Ausreden, nicht die Bewegung: Ich hab’ keine Zeit. Wann soll ich das machen? Ich bin in der Früh beim Aufstehen viel zu müde. Ich bin abends nach der Arbeit viel zu müde. Generell bin ich viel zu müde. Mir tut der linke Fuß weh. Mir tut das rechte Knie weh. Mir tut das linke Ohrläppchen weh. Ich habe gerade gegessen. Ich habe nichts gegessen. Ich hasse Schwitzen. Da rinnt mir ja meine Schminke runter. Ich halt es mit Churchills »no sports«. Ich habe Kinder zu Hause. Ich habe Katzen zu Hause. Ich habe eine Tante dritten Grades zu Hause. Mein Mann wartet schon auf sein Essen. Das Fitnessstudio ist viel zu weit weg. Überhaupt gibt’s nur Asphalt und Beton und keine Natur um mich herum. Es ist viel zu kalt draußen. Es ist viel zu heiß draußen. Wenn es regnet, werde ich nass und dann verkühle ich mich. Wie sehe ich denn aus, wenn ich laufe? Ich kann das sicher nicht! Mein Hausarzt sagt, das brauche ich nicht machen, das bringt eh nichts. Ich bin viel zu dick. Ich bin viel zu dünn. Ich bin ja schon zu alt dafür. Bei mir bringt das auch nichts mehr. Können Sie mir nicht doch irgendwelche chinesischen Kräuter stattdessen aufschreiben oder ein paar Nadeln stechen …? – Nein. Punkt.

      Also: Die Idee ist ganz einfach. Es ist notwendig, dass Sie – ja, Sie meine ich – sich täglich entspannt bewegen (warum, dazu später im Detail). UND Sie haben keine Zeit. UND Sie müssen täglich von A nach B gelangen und abends wieder zurück von B nach A. UND Sie müssen täglich eine große Fläche Asphalt und Beton überwinden. ALSO nutzen Sie ihren Arbeitsweg, um sich zweimal täglich zu bewegen. Und diese Bewegung machen Sie auf die natürlichste und entspannteste Weise, um sich dabei gleichzeitig zu entspannen und einerseits morgens entspannt in der Arbeit anzukommen und andererseits abends entspannt und ohne Arbeit im Kopf zu Hause anzukommen. Und die natürlichste und gesündeste Bewegungsform, die uns die Evolution mitgegeben hat, ist nicht das Gehen, das uns und unseren Körper vor allem auf hartem Untergrund sehr anstrengt und Beschwerden machen kann, ist nicht das normale Laufen, das vor allem mit unseren hoch technisierten Laufschuhen den Bewegungsapparat sehr belastet und außerdem nicht geeignet ist, als entspannte Fortbewegungsform in der Stadt (bei all dem Verkehr und den vielen Menschen, vor allem vor der Arbeit), sondern ein sehr, sehr langsames, achtsames und entspanntes Laufen. Und weil dieses Laufen von der Technik her wie Laufen und vom Tempo her etwa so schnell ist wie schnelles Gehen und die Ruhe in sich tragen soll wie langsames Gehen, nenne ich es einfach GAUFEN (wenn Sie es englisch haben wollen, schlage ich den Namen Wunning vor: das W von »Walking« und der Rest von »Running«). Gaufen hat vom »Gehen« das G und vom »Laufen« den Rest. Gaufen hat vom Gehen einen Buchstaben und vom Laufen fünf, und so ist auch etwa die Proportionsverteilung der Technik: mehr vom Laufen, weniger vom Gehen.

      Wenn Sie wissen wollen, wie Gaufen genau funktioniert, warum es die gesündeste Bewegungsform ist, warum sie sich überhaupt zweimal täglich bewegen sollen, welche Schuhe man am besten verwendet, welches Gewand man am besten anzieht, wie man das in den Alltag einbauen können soll, wenn man einen viel längeren (als meine vier Kilometer) oder einen viel kürzeren oder gar keinen Arbeitsweg täglich zu bewältigen hat, wie man das seinem Chef beibringen soll, dass man jetzt gauft, wie man das den Kolleginnen und Kollegen erklärt, was man am besten davor und danach essen soll, wie man mit Schwitzen und verschmierter Schminke umgeht und was immer ihnen noch als Ausrede einfallen könnte, sich eben NICHT täglich zu bewegen, dann lesen Sie weiter – ich werde Ihnen in diesem Buch die Antworten geben.

      Warum soll ich mich überhaupt zweimal täglich bewegen?

      Ich bin »chinesischer Arzt«, also Arzt für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), und so erkläre ich es Ihnen auf »Chinesisch« (viel genauer und mit allen anderen Zusammenhängen finden Sie das »Chinesische« in meinem Buch »Die Heilung der Mitte – die Kraft der Traditionellen Chinesischen Medizin«[1]): Wir – die »Chinesenärzte« und alle, die sich weltweit bereits dieser Medizinform verschrieben haben – sagen, dass die Leber vom chinesischen Denken her dafür sorgt, dass sich alles im Körper gut bewegt. Die Leber, von der ich spreche, ist nicht die Leber, von der ein westlicher Arzt spricht. Wichtig ist, dass Sie alles, was ich Ihnen über die Chinesische Medizin erkläre, einfach einmal als eine Art Denkmodell annehmen und annehmen können. Wie wir denken ist geprägt von der Kultur, in der wir aufwachsen. Und, wie Sie wahrscheinlich wissen, ist vor allem die traditionelle chinesische Kultur – also jene VOR den Einflüssen des Westens mit ihren politischen und wirtschaftlichen Dogmen – ganz anders als unsere. Um verstehen zu können, wie die Traditionelle Chinesische Medizin funktioniert, müssen wir Westler erst einmal unsere Denkweise beiseite stellen und zuhören.

      Meine Erfahrung aus all den Jahren Beschäftigung mit TCM ist, dass dieses Denkmodell funktioniert und wenn man es verstanden hat, uns viele Zusammenhänge in unserem Körper viel anschaulicher macht als unsere westliche Medizin imstande ist. Gerade in Bezug auf Bewegung und Ernährung erlangen viele meiner Patienten ein tiefes Verständnis. Die Vorraussetzung, damit wir Westler etwas annehmen können, ist nun einmal, dass wir es mit unserem Verstand fassen können. Die Chinesen gehen da traditionell anders heran. Sie sagen: Wenn etwas funktioniert, warum dann fragen, warum es funktioniert, wenn es doch funktioniert … – Das hat traditionellerweise auch viel mit Autoritätshörigkeit zu tun, die es in unserer »freien« Welt so kaum mehr gibt.

      Also, weiter zu unserem »chinesischen Denkmodell«: Die Leber sorgt dafür, dass sich alles gut bewegt im Körper. Die Chinesen sagen: »Die Leber sorgt für den glatten Fluss aller Dinge«. Und diese Dinge sind vor allem einmal Qi und Blut. Qi (zumeist »tschi« ausgesprochen) ist die Energie, die gleichmäßig im Körper fließen soll, und Blut ist die Substanz, die gleichmäßig im Körper fließen soll. Die Definition von Gesundheit »auf Chinesisch« ist, dass alles im Körper gleichmäßig fließt, und mit »alles« meint man vor allem Energie und Substanz, Qi und Blut. Und genau darum kümmert sich die Leber (daneben sollen auch noch die Flüssigkeiten, die Nahrung, der »gute«

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