Die Essenz. Gerd Valentinelli
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Da gibt es vielleicht Leute, die die Frechheit besitzen, dich als Egoisten zu bezeichnen. Sehr gut. Sag ihnen: „Ja, ich stehe dazu, ein Egoist zu sein. Und weißt du was, genau in dieses Egoisten-Ich werde ich mich nun auch noch hinein entspannen. Ich bin wirklich neugierig geworden, wie es sich anfühlt, nur dieses Egoisten-Ich zu sein. Bisher habe ich mich damit nicht so richtig wohlgefühlt, das werde ich nun ändern.“
Es ist ein schöner Moment, der jetzt gekommen ist. Du darfst dich jetzt ausruhen und dich annehmen, so wie du bist, Ego inklusive. Es ist ein Ja zu dir selbst, ein Ja auch zu all deinen sogenannten Schattenseiten. Mit diesem tiefen Ja akzeptierst du dich selbst in deiner Ganzheit. So wirst du nun vollends zu diesem Ja. Darin hat ein „Ich bin ein Ego“ oder „Ich bin dies oder jenes“ keinen Platz mehr, sondern da ist einfach nur noch dieses wundervolle Ja. In diesem Ja eröffnet sich dir auf einmal etwas, was du zwar sehr gut kennst, aber wegen anderer geistiger Baustellen nie so richtig betrachtet hast. Es ist dein Grundempfinden Ich bin. Genieße dieses Ich Bin, ohne davon abzuweichen. Ja, Ich bin.
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Du kannst nun auch entdecken, dass die Angst, von irgendwelchen Gedankenwelten verunsichert zu werden, in diesem Ich Bin dahinschwindet. Denn dieses Ich Bin ist der Ursprung all dieser Gedanken und Vorstellungen. Du bist an deren Quelle angelangt. Du bist jetzt hier im Ich Bin.
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Durch den permanenten Tun- oder Werdemodus, in dem du dich meist befindest, hast du den Kontakt zu deinem Grundempfinden des Ich Bin ein wenig verloren. Das kommt daher, weil du den Zielvorgaben dieses Tuns und dem Tun selber mehr Vertrauen geschenkt hast. Und doch hat dich tatsächlich dieses Ich Bin die meiste Zeit deines Lebens begleitet.
Dieses Ich Bin-Gefühl ist das erste, welches sich dir am Morgen beim Aufwachen zeigt. Fast unmerklich greift in dir dann wieder die Gewohnheit zu denken. Versuche folgendes, am besten gleich schon morgen: verbleibe beim Aufwachen in diesem Ich Bin-Gefühl, ohne auch nur im geringsten irgendetwas damit zu tun. Du genießt einfach noch für eine Weile dein Ich Bin-Gefühl.
Wenn du es nicht lassen kannst und dich wieder beim Denken ertappst, sage zu dir selbst: „Ich denke nach. Ich habe jetzt gerade diese Erinnerung. Ich bin jetzt hier.“
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Auf diese Weise bringst du dich wieder zu deinem Ich Bin-Gefühl zurück, in welchem du dich einfach wieder entspannst und wohlfühlst. Gönn dir diesen außergewöhnlichen Moment am Morgen. Ein Sprichwort sagt: „Morgenstund' hat Gold im Mund“, und dieses Gold ist dein Ich Bin. Es ist sehr wertvoll. Denn durch dieses Ich Bin wird alles erst möglich. Empfinde es, nimm es wahr. Darüber nachzudenken ist nicht nötig. Vertraue einfach dir selbst. Verbleibe als Ich Bin.
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Das ist wirklich sehr leicht. Es mag sich anfangs wie eine Anstrengung anfühlen, doch nach und nach erkennst du die Mühelosigkeit, im Ich Bin zu verweilen.
Ein verbesserungswürdiges Ich interessiert dich jetzt nicht mehr. Du bist ganz und gar zufrieden mit dir selbst; das bedeutet, du bist einfach du. Daraus entsteht eine große Sensibilität. Es wird dir bewusst, dass jeder Denkvorgang, den du jetzt startest, aus diesem Ich Bin entsteht; dass es auch derselbe Ort ist, aus dem Zweifel geboren werden – zum Beispiel Ängste, etwas falsch zu machen, oder Überlegungen wie: „Ist doch alles Unsinn, was du da machst.“ All diese mannigfaltigen Variationen, die der Zweifel eben so zu bieten hat. Doch jetzt gib dich nicht mehr länger mit diesen zweifelhaften Importen aus deiner Zweifelkammer ab, sondern empfinde dich entspannend durch diesen Zweifel hindurch als dieses Ich Bin. Halte dich an diesem Ich Bin fest, sehr intensiv, sehr wach. Bleibe bei diesem Ich Bin und fühle dich darin wohl.
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Du spürst schon, diese Reise ist wie ein Eintauchen in die Ursubstanz alles Erschaffenen – dorthin wo alles seinen Anfang nimmt. Dich irgendwo hineinzudenken oder gefühlsmäßig in irgendetwas hineinzusteigern, ist nun nicht mehr notwendig. Das Einzige, was jetzt zählt, ist dieses Ich Bin mit deinem ganzen Wesen empfindend wahrzunehmen.
Bezeichnungen deiner Körpergefühle wie warm, kalt, Hunger oder Durst lass jetzt einfach beiseite. Stattdessen empfinde denjenigen, der all diese Gefühle wahrnimmt, all diese Sinne in Aktion erlebt. Denjenigen, der jetzt gerade am Lesen ist. Fühle schlicht und einfach einmal nur dich, fühle dieses Ich Bin, gerade jetzt.
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Eine andere Spielart, sich diesem Ich Bin zu nähern, ist die Meditation mit der Mantra-Technik. Sie wird meist praktiziert durch das bewusste Wiederholen bestimmter Worte, sei dies laut oder gedanklich. Mantras sind energetisch höchst kraftvolle Bewusstseinssamen. Dabei sind Gedankenformen (Erinnerungen, Bilder, Erfahrungen, Eindrücke), die sich dir dabei zeigen, keine Störungen, sondern vielmehr befruchtende Energie für das Mantra selbst. So nährt sich das Mantra von den scheinbar lästigen Gedanken und reift dadurch erst heran, bis die angesammelte Energie so groß wird, dass sich dieses Wort, dieser Bewusstseinssame öffnet. In diesem Moment ereignet sich eine Art stiller Bewusstseins-Erweiterung. Ohne die geringste Zeitverzögerung werden nun alle deine scheinbar fest zusammengefügten Gedankenformen und Gedankenmuster aufgelöst, und du nimmst dich selbst als völlig erfüllte Leere wahr.
Wenn du intensiv mit diesem Mantra meditierst, werden sich diese einzelnen zeitlosen Bewusstseins-Momente in dir ausweiten. Dadurch wirst du häufiger in deinem grenzenlosen Universum des Seins ruhen. Und es ereignet sich der Moment, an dem du dich einfach als dieses völlig mühelose und grenzenlose Hiersein angenommen hast. Eine weitere Fortsetzung des Mantras ist dann nicht mehr notwendig.
Die meisten Mantras arbeiten mit den Namen göttlicher Wesenheiten oder bestehen aus Silben, die vordergründig keine bestimmte Bedeutung ergeben.
Dazu möchte ich dir nun gerne ein neues, wenngleich doch sehr altes Mantra vorstellen: das Ich-Bin-Mantra. Es nimmt keine Umwege, sondern du arbeitest direkt mit dir selbst, mit deinem Gefühl des Ich Bin.
Mit dem Einatmen empfinde zutiefst Ich, beim Ausatmen empfinde Bin. Wiederhole diesen Vorgang im Rhythmus deines Atems. Einatmen Ich. Ausatmen Bin. Wie feine geistige Obertöne mögen sich dir Gedankenformen über so manches vergangenes Ereignis zeigen. Doch, ohne dich weiter mit diesen Gedanken zu beschäftigen, löse sie in den Vorgang der Wiederholung von Ich Bin auf. Atme mit einem fühlenden Ich ein und mit einem fühlenden Bin aus. Immer weiter, immer fort, sachte und voller Aufmerksamkeit immer im Rhythmus deines Atems: Einatmen Ich. Ausatmen Bin.
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Du wirst sehen, wie schnell dir dein Ich Bin-Gefühl auf diese Weise vertrauter und bewusster wird. Wenn du das Ich Bin bereits deutlich wahrnimmst, dann kannst du dieses Ich Bin-Mantra noch ein wenig verfeinern.
Atme nun geradezu dein Ich ein, und spüre bei deinem Ausatmen äußerst intensiv das Bin.
Einatmen Ich. Ausatmen Bin. Immer weiter immer fort, leise und mit größter Bewusstheit. Lass dich nicht beirren, bleib dabei.
Es wird immer leichter. Du wirst sehen, dass Momente erscheinen, in denen du es einfach genießt, in deinem Ich Bin zu verweilen.
Sollten dich Gedanken zu einem netten abwechslungsreichen Plausch einladen, bringst du dich