Die Essenz. Gerd Valentinelli
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Um von diesem Hinweis Papajis, „das Ich nicht zu berühren“, nicht nur einen kurzen Lichtblick zu erhaschen, den du wahrscheinlich sogleich in den ohnehin schon überfüllten Speicher von Erfahrungsansammlungen wirfst, sehen wir nun gemeinsam in deinem inneren Geist-Maschinenraum nach, wo sich denn der Hauptschalter befindet. Gib dir jetzt nochmals im gedanklichen Bereich einen Impuls, einen Gegenstand hervorzuholen. Mit diesem Impuls startet nun der Denkvorgang: dein Arm greift in deine inneren Welten, um sich das Erinnerungsfoto eines Objektes aus einer anderen Räumlichkeit in deinem Erinnerungsspeicher hervorzuholen. Dieses Objekt siehst du jetzt gerade klar vor dir, während du diese Zeilen liest. Du siehst diesen Gegenstand vor dir, selbst mit deinen offenen physischen Augen. Gleichzeitig hast du auch noch die Wahrnehmung der anderen Dinge, die sich im näheren Umfeld deiner physischen Umgebung befinden.
Du nimmst also das Objekt deiner Wahl im geistigen Bereich wahr sowie auch all die materiellen Formen, die sich in deiner Umgebung befinden.
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Ein Leichtes wäre es, einzelne Gegenstände in deiner physischen Umgebung mit deiner Hand zu ergreifen und sie umzustellen. Was geschieht aber mit diesem Objekt in deiner Vorstellung? In diese Vorstellung mit deinem Körper einzutreten, um diesen Gegenstand hervorzuholen, ist scheinbar nicht möglich. Bist du dir dessen sicher?
Musstest du nicht auch diesen gedanklichen Gegenstand irgendwie hervorholen? Dies erforderte doch auch eine Berührung. Wenn auch nicht mit diesen Händen, mit welchen du ansonsten Gegenstände anfasst.
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Ohne eine Berührung der geistigen Denkinhalte wäre es nicht möglich, diese Inhalte in Sichtweite deiner Wahrnehmung zu bringen. Dass selbst dies einer Berührung bedarf, um sie hervorzubringen, ist nunmehr kaum bestreitbar. Es braucht also auch einen geistigen Körper. Gibt es denn zwischen dem geistigen und materiellen Körper einen großen Unterschied? Wir werden sehen.
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Ohne Anfassen funktioniert es also auch im geistigen oder gedanklichen Bereich nicht. Verweilen wir noch ein wenig in dieser geistigen Sphäre. Wechsle das zuvor ausgewählte geistige Objekt gegen ein anderes aus und nimm es in deine Hand. Deine Hand ist nun aber der Denkvorgang, der Impuls, das Gefühl, dies jetzt zu tun.
Du befindest dich nun in deiner inneren Landschaft, um Dinge zu bewegen, anzugreifen, zu halten, auszutauschen, wegzugeben, wieder hervorzuholen. Genau so, wie es in der gewohnten physischen Form der Welt vor sich geht.
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Du hast also das neu ausgewählte Gedankenobjekt vor dir. Es erfordert ein gewisses Halten, um dieses Bild über einen etwas längeren Zeitraum zu betrachten. Die Hand, die dieses Bild hält, ist dieses Gefühl des Denkens. Dieses bestimmte Gefühl, das du wahrnimmst, wenn du etwas in deinem Erinnerungsspeicher suchst und – hast du es gefunden – in deine Wahrnehmung bringst. Also, solange du diesen Denkvorgang mit dieser bestimmten ausgewählten Sache bestehen lässt, solange hältst du auch daran fest. Spiele ein wenig weiter. Dazu lass den soeben untersuchten Gegenstand aus und suche nach einem anderen Objekt.
Genieße es einfach, durch dein inneres Revier zu schreiten. Lass dir ruhig Zeit. So als würdest du genussvoll auf einem Weg am Rande eines lichtvollen Waldes wandern. Du beobachtest spielende Vögel im Flug, hörst die Klänge dieses speziellen Ortes, vernimmst den verlockenden Duft der Blüten am Wegrand und siehst dabei zufällig ein Reh, das aufgescheucht sich tiefer in das Waldinnere flüchtet. Doch weder versuchst du, diesem Reh nachzulaufen, die Blüten zu pflücken, noch die Vögel einzufangen, sondern gehst aufmerksam und entspannt weiter deines Weges. Auf diese Weise betrachte nun auch deinen inneren Spaziergang durch deine Gedanken und die Landschaft deiner Erinnerung. Mach dir dabei erst gar nicht die Mühe, an diesen Gedankenbildern festzuhalten oder ihnen nachzulaufen.
Wie fühlt sich dieser Impuls des Denkens an? Und wie das Gefühl des Denkvorganges, die verschiedenen Gedanken und Erinnerungsbilder zu betrachten, ohne jedoch eine Auswahl zu treffen?
Dieses Gefühl, dies zu tun? Wer fühlt dies alles nun? Gerade jetzt?
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Sagtest du gerade Ich? Genau. Jetzt sind wir bei diesem Ich-Gefühl angelangt, das ja eigentlich die ganze Zeit über bereits hier und dir spürbar war.
Betrachten wir dieses Ich-Gefühl genauer. Erkennst du, dass so gut wie alle Handlungen damit ausgeführt werden? Sind es nun Aktionen in der materiellen Welt oder in den als feinstofflich bezeichneten Gefilden.
Es ist dieses Ich-Gefühl, mit dem du dich in der Form deiner bisher erlebten Vergangenheit identifizierst. Dazu gehören dein Körper und eben der ganze mentale Bananenkarton, angefüllt mit Wissens- und Erfahrungsgegenständen, die du dein Eigen nennst.
Du siehst dich selbst mit deinen eigenen Qualitäten und andere mit den Qualitäten, die du vermeintlich an ihnen wahrnimmst. Sozusagen bleibt es sowieso in der Familie, oder besser, es bleibt bei dir. Denn dies alles sind Inhalte aus deiner geistigen Vorratskammer. Ein glücklicher Umstand ist, dass diese Qualitäten keine festen Formen haben, denn ansonsten müsstest du bei jeder Begegnung mit anderen Menschen in Deckung gehen, damit all die vorgefassten Meinungen, die dir entgegengeworfen werden, ihr Ziel verfehlen.
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Führen wir gemeinsam eine neue Meditation durch. Deine Hände legst du für diese Meditation seitlich neben das Buch: gerade soweit entfernt, dass sie es nicht berühren. Dabei sollte es dir möglich sein, die Zeilen darin lesen zu können. Sitze bequem und ruhig, am besten ohne die geringste Körperbewegung. Gut, das war die Vorbereitung. Nun geht es los.
Richte nun deinen Fokus sehr genau auf den inneren Vorgang. Gib dir jetzt den Impuls, das Buch zu berühren, jedoch führst du den Impuls nicht aus.
Du spürst dieses bestimmte Gefühl, das Buch zu berühren, aber du tust es nicht. So gerne würdest du es anfassen. „Ich möchte es einfach nur berühren. Nur ein klein wenig mit dem Finger antippen, nichts weiter.“ Doch nein.
Sende immer wieder diesen Impuls, dass du es gerne tun möchtest. Aber zumindest für dieses eine Mal gib diesem Impuls, deine Hände in Richtung Buch zu bewegen, nicht nach. Deine Hände bleiben völlig ruhig seitlich neben dem Buch liegen. Betrachte dabei sehr genau dieses Ich-Empfinden gerade jetzt.
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Machen wir mit unserer Meditation weiter. Du hältst also nach wie vor dieses bestimmte Gefühl, das Buch zu berühren, aufrecht. Dabei spürst du diesen gewissen Sog. Wahrscheinlich vibriert deine Hand schon förmlich. Denn alles in dir ist darauf programmiert, diese Bewegung zu vollführen. Es ist völlig gewitzt, es wäre ja nur eine winzige Bewegung, überhaupt nicht weit, nur ein paar Millimeter. Ja, du könntest sogar schon mit deinem Finger das Buch anschubsen, und dies auch noch ohne deine Hand zu rühren. Aber nein.
Spüre dein Ich.
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Bei dieser Aufmerksamkeit auf dein Ich-Gefühl werden dir deine subtilsten inneren Regungen bewusst. Deine Empfindsamkeit gegenüber deiner inneren Welt wird sehr sensibel. Diese Empfindsamkeit, die du bei diesem illusionären Wettlauf um die besten Plätze in der gesellschaftlichen Rangordnung ein wenig eingebüßt hast.
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