Ekiden. Adharanand Finn

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Ekiden - Adharanand Finn

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kommst du eben mit mir in Gruppe 4“, lenkte er ein.

      Wir liefen in einer kleinen Gruppe mit gemütlichem Tempo hinunter an die Küste von Torquay. Frisch zurück vom Höhentraining in Kenia konnte ich es nicht erwarten, schneller zu laufen. Genau an diesem Punkt wurden wir von einem Rudel schnellerer Läufer überholt, die auf die Straße auswichen, um an uns vorbeizukommen.

      „Wer sind die?“, fragte ich den Vereinspräsidenten.

      „Das sind die Fünfer“, erwiderte er.

      Das sah mehr nach meinem Tempo aus. Zudem war es auch eine recht große Gruppe. Ich hatte das Gefühl, dass mir hier etwas entging.

      „Darf ich mich denen anschließen?“

      „Die werden aber nicht auf dich warten, wenn du nicht mithalten kannst“, antwortete er. „Wir schon.“

      Ich zögerte für einen Moment. Ich konnte sehen, dass es ihn ärgerte, zu denken, dass ich es besser wüsste. Zugegeben, 3:20 war jetzt nicht gerade eine besonders beeindruckende Marathonzeit, doch man muss auch die schwierigen Bedingungen bedenken. Bevor die Gruppe endgültig weg war, traf ich meine Entscheidung.

      „Ich riskiere es einfach“, sagte ich und sprintete den Fünfern hinterher.

      Schlussendlich war es kein Problem. Die Gruppe war gut, doch es fiel mir recht leicht, ihr Tempo zu halten. Hinterher erntete ich jedoch ziemlich böse Blicke vom Vereinsboss, aber er sagte kein Wort. Es dauerte Monate, bevor er mir diese Aktion verziehen hatte.

      Hier in Osaka halte ich mich zurück und laufe in der Gruppe. Es wäre wohl respektlos, gleich bei meinem ersten Training allen davonzulaufen. Doch dieser Drang, einfach loszulaufen, die Beine das machen zu lassen, was sie wollen, ist zu stark. Am Schluss stehen alle herum und schütteln ihren Kopf darüber, dass ich so schnell gelaufen bin. Max, der bereits eine Runde vor Schluss ausgestiegen ist, steht daneben und lacht. Der Einzige, der kein Wort sagt, ist Morita. Er wirft mir einen finsteren Blick von unter seinen Haaren zu.

      Ich muss zugeben, dass ich darüber überrascht bin, so weit vor den anderen zu sein. Ich bin nicht einmal annähernd in Bestform und habe immer noch Probleme mit der hohen Luftfeuchtigkeit, die hier herrscht. Ich frage mich, wo all die schnellen Läufer sind. Sind das alles Profis? In Japan gibt es ungefähr 1500 Profiläufer, die bei verschiedenen Unternehmen unter Vertrag stehen, um dort für das jeweilige Ekiden-Team zu laufen. Im Vereinigten Königreich, das etwa die Hälfte der Bevölkerung Japans hat, gibt es wahrscheinlich weniger als 20 professionelle Langstreckenläufer, Sportler, die mit Laufen ihr Geld verdienen. Das heißt, dass viele der talentiertesten Sportler Großbritanniens einer normalen Arbeit nachgehen und sogar dafür bezahlen, abends im Laufverein laufen zu dürfen. Wären diese Topläufer hier in Japan Profis? Wäre ich Japaner, hätte ich dann vielleicht sogar meinen Lebensunterhalt mit Laufen bestreiten können?

      Dieser Level an Professionalität in Japan erklärt zum Teil auch die Diskrepanz zwischen den beiden Nationen, wenn man einen Blick auf die Ergebnisse wirft. Britische Spitzenläufer wären wohl deutlich schneller, wenn sie mehr Zeit und Ressourcen ins Training stecken könnten, und viele andere hätten einen Ansporn, ihr Talent zu entwickeln. Stattdessen müssen die meisten Läufer ihr Training irgendwo zwischen Job und Familie hineinquetschen. In den meisten Fällen fehlt die Motivation, laufen zu gehen oder früh aufzustehen, um die eine oder andere zusätzliche Trainingseinheit einzulegen beziehungsweise Geld für Massagen auszugeben und die Tiefenmuskulatur im Fitnesscenter zu trainieren. Auch für die besten Läufer in Großbritannien ist Laufen meist nur ein Hobby. In Japan, andererseits, kann es für diejenigen, die ein gewisses Niveau haben, eine solide Karriereoption sein, mit professionellen Trainern, Sponsoring und Anerkennung.

      Als wir uns schweißgebadet auf dem Weg zurück zum Dawn Center befinden, erzählt mir Max, dass er sehr zufrieden mit seinem Lauf sei. Er meint, dass es für den Anfang recht gut sei.

      „Ich spüre es richtig, gerade in diesem Moment produziert mein Körper Hämoglobin. Ich war schon immer gut darin. Sechs Monate … du wirst schon sehen.“

      Zurück im Konferenzraum trocknen sich die Männer den Schweiß mit Handtüchern ab, ziehen sich wieder ihre Bürokleidung an und verwandeln sich zurück in Buchhalter, Ärzte und Manager. Nur Kenji und ich behalten unsere Laufkleidung an. Als alle fertig sind, kommen die Frauen wieder in den Raum, auch sie sind nun wieder normale Zivilistinnen. Jemand teilt liebevoll verpackte Kekse aus, während Kenji seine Nachbesprechung hält. Max kann sich nicht dazu aufraffen, Kenjis Worte zu übersetzen. Ich glaube, er ist zu müde.

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      Während sich der Anfang meiner Nachforschungen über den Ekiden recht erfolgreich gestaltet hat, speziell mit einem Platz in einer Mannschaft, steht meinen Töchtern in Kyotanabe die schwierige Aufgabe bevor, sich in einer japanischen Schule einzuleben.

      Doch sie sind beide recht optimistisch, was das anbelangt, und am ersten Schultag stehen sie auf und machen sich ohne Diskussionen fertig. Es scheint fast so, als würden sie sich darauf freuen.

      „Lila sagt, dass es gut ist, in die Schule zu gehen, weil man dann etwas zu tun hat, wenn es regnet“, erklärt mir Uma.

      Die Schultaschen geschultert und ausgerüstet mit neuen Schuhen und Kleidern sowie einem neuen Federpennal hüpfen sie vergnügt den kurzen Weg zur Schule vor uns die Straße hinunter, durch unsere vorstädtische Nachbarschaft. Erst als wir etwa 50 Meter vor der Schule sind, verlangsamen sich Umas Schritte.

      „Komm bitte mit mir in die Klasse“, sagt sie, während sie mich an der Hand festhält.

      Wir haben den Kindern bereits gesagt, dass wir das tun würden. Wir haben es auch schon mit den Lehrern besprochen. Ich vermute, dass die anderen Kinder uns zuerst anstarren und vielleicht auch versteckt kichern würden.

      Doch es wird wohl nicht so eine Aufregung geben, wie sie es in der Schule in Kenia erlebt hatten.

      „Natürlich“, sage ich. „Es wird schon alles gut gehen.“

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      Als wir den Schulhof betreten, bricht die Hölle los. Es ist der erste Tag nach den Sommerferien, und die Kinder sind schon von Haus aus aufgeregt, doch als sie sehen, wie wir Richtung Eingang gehen, flitzen sie vor uns herum, schlittern über den Holzboden, rufen und deuten auf uns. Es ist so, als würden wir ein Haus voller aufgeregter junger Hunde betreten, die alle zu uns herlaufen, verwirrt stehen bleiben und dann aufgeregt kläffend weglaufen.

      Wir kämpfen uns durch das Getümmel, bis wir endlich das Klassenzimmer erreichen. Marietta und Ossian begleiten Lila und ich Uma. Sie blickt auf den Boden und hält meine Hand fest. Die Kinder führen uns zu Umas Tisch, doch selbst ich habe Probleme, mit diesem Chaos fertig zu werden. Sie tippen mich am Arm an und stellen mir Fragen, die ich nicht verstehe. Weit und breit ist kein Lehrer zu sehen.

      Wir finden Umas Tisch, und sie setzt sich. Noch immer klammert sie sich an meinen Arm und wartet darauf, dass dieser Tumult endlich vorbei ist. Ich stehe etwas unbeholfen in der Gegend herum und lächle die anderen Kinder an, die weiter wie von der Tarantel gestochen herumlaufen. Ich wünschte, ich könnte sagen: „Ich verstehe euch nicht.“ Doch selbst dafür reicht mein Japanisch nicht aus.

      Endlich ertönt die Schulglocke und kündigt die Ankunft der Lehrerin an.

      Damit beruhigen sich die Kinder zwar, doch sie tratschen noch immer, als die Lehrerin lächelnd zu uns herüberkommt. Sie nimmt Umas Hand und spricht

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