DSA: Die Löwin von Neetha Sammelband. Ina Kramer

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DSA: Die Löwin von Neetha Sammelband - Ina Kramer Das Schwarze Auge

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oder lang ein neues Pferdchen – man will ja nicht wie ein Bettler oder Tagelöhner im Schloßhof der schönen, reichen Schwester Kriegerin erscheinen, nicht wahr?«

      »Woher weißt du das alles?« Fuxfell nahm einen kräftigen Schluck und beobachtete Ratzo aus halbgeschlossenen Lidern. »Ich meine, nicht nur das von dem Unfall, sondern auch, daß ich vorhabe, meine Schwester zu besuchen.«

      »Man hat Augen.« Ratzo wies mit beiden Zeigefingern auf seine schwarzen Augen, die er bei den Worten übertrieben aufriß. »Man hat Ohren.« Er führte die Finger zu seinen überraschend kleinen Ohrmuscheln, die im Schein der Kerzen rötlich leuchteten. »Man hat ein feines Näschen.« Er tippte seine Nasenspitze an. »Und ich weiß auch, daß dir der Saft allmählich ausgeht.« Die Ratte ließ ein helles Kichern hören. »Ja, Barönchen, du hast Sorgen.«

      Fuxfell hatte sich bei Ratzos letzten Worten halb von seinem Sitz erhoben. »Was meinst du mit Saft?« stieß er hervor.

      »Setz dich wieder!« Ein mitleidsvolles Lächeln kräuselte Ratzos Lippen, während er sein Gegenüber scharf beobachtete. »Nun, du wirst dich erinnern: Die Kindertage, unsere innige Freundschaft, das schicksalhafte Boltan-Spiel, bei dem deine Würfel so seltsam rollten, und mein Messerchen …« Er bedachte seinen Dolch mit einem zärtlichen Blick: »… fast den Besitzer gewechselt hätte. Fast …« Er hielt inne und entblößte die häßlichen Zähne. »Aber ich war schneller.« Plötzlich steckte der Dolch zwischen Fuxfells rechtem Zeige- und Mittelfinger in der Tischplatte. »Und bin es immer noch. Einen hübschen Ring hast du da übrigens«, fuhr er fort, noch immer grinsend, während er den Dolch aus der Tischplatte zog. »Aber warum zitterst du denn so? Ach Fuxfell, alter Pferdeschinder, der Wein bekommt dir nicht, er saugt dir die Kraft aus, so kümmerlich sie auch sein mag.«

      »Du wolltest zur Sache kommen…« Fuxfell betrachtete seine Hand, an der, außer einer alten silbrigen Narbe, kein Kratzer zu sehen war. Aber sie zitterte tatsächlich mehr als zuvor. Wütend ballte er sie zur Faust, um das Beben zu verbergen. »… Ratte!« vollendete er den Satz und spie auf den Boden.

      Ratzo Nattel steckte den Dolch unter den Gürtel zurück, unterzog seine Fingernägel abermals einer sorgfältigen Prüfung und spitzte die Lippen, als ob er pfeifen wollte. Dann blickte er sich ausgiebig in der Gaststube um. »Du bist ein unhöflicher Mensch, Zordan Fuxfell«, sagte er schließlich, »beschimpfst die Leute, die es gut mit dir meinen und die deine Schritte voller Anteilnahme beobachten. Ich glaube, ich sollte meine schöne Fatima einem anderen anbieten …«

      »Was ist das für ein Pferd«, unterbrach ihn Fuxfell, »und wie kommt es in deinen Besitz? Gestohlen?«

      »Gestohlen? Welch häßliches Wort und welch häßliche Unterstellung!« Wieder hob Ratzo die Brauen und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Du weißt doch, daß Pferdediebe baumeln, und ich bin, wie mir scheinen will, ganz lebendig. Nein wirklich, ich glaube, meine Fatima ist zu schade für dich. Ein Apfelstutchen, schön wie das Madamal … die Mutter ein Shadif, der Vater ein Elenviner. Mit Nüstern, weicher als Samt, und einer Seele, treuer als Gold – der gute alte Khalid hatte Tränen in den Augen, als er sie mir überlassen mußte …«

      »Wahrscheinlich hundert Jahre alt und zu schwach, sich aus eigener Kraft zum Schlachter zu schleppen, deine gute Fatima.« Fuxfell ließ ein häßliches Lachen ertönen und nahm rasch einen Schluck Wein, als er merkte, daß der Husten ihn wieder beuteln wollte. »Aber laß hören, wie sie in deinen Besitz gelangt ist, für spannende Märchen habe ich schon immer etwas übrig gehabt.«

      »Unhöflich, mißtrauisch, beleidigend – Fuxfell, Fuxfell, wie sehr du dich verändert hast. Allmählich mache ich mir Sorgen um deine Seele. Vielleicht solltest du etwas häufiger in den Tempel gehen.« Diesmal war es Ratzo, der häßlich lachte. »Doch nun zu Fatima: Sie ist sieben Jahre alt, gut genährt, kerngesund und fügsam. Und ich habe sie im Spiel gewonnen. Nein, nicht beim Boltan – das ist deine Spezialität oder war es vielmehr.« Ratzo wies mit dem Kopf zum Tisch der rotblonden Matrosin. »Die Wüstenkinder halten es mehr mit dem Kamelspiel, wie du weißt, und zufällig verstehe ich mich ein wenig darauf. Es ist ein Spiel der Taktik und Strategie, falls du die Begriffe unterscheiden kannst, und wenn man schnell genug ist, so wie ich, und den Dampf des Rauschkrautes nicht bis in die Lunge dringen läßt, dann kann man ein« – er legte eine kleine nachdenkliche Pause ein – »Geschicklichkeitsspiel daraus machen.«

      »Beim Falschspiel ergaunert also, und jetzt muß sie möglichst schnell aus Methumis verschwinden«, faßte Fuxfell den Bericht zusammen. »Was soll sie kosten? Viel Geld habe ich nicht.« Wie zum Beweis ließ er die Rechte in die Tasche seiner Jacke gleiten und klimperte mit ein paar Münzen.

      »Wer redet von Geld, wer redet von Dukaten?« Die Ratte riß erstaunt die Äuglein auf. »Glaubst du, ich würde mein Kleinod für schnödes Gold verschachern?« Nachdenklich betrachtete er sein Gegenüber, ließ den Blick zur Theke wandern, von dort zur Tür, durch die eben ein paar betrunkene Schauerfrauen grölend in den Gastraum stolperten. »Dein Ring gefällt mir«, sagte er unvermittelt.

      »Der Ring ist unverkäuflich!« Fuxfell ballte die Rechte in der Tasche zur Faust. »Er ist ein Erbstück …«

      »Ein Erbstück, ja ich weiß«, erwiderte Ratzo nickend, »von deiner Mutter Suleibeth Fuxfell, Boron hab sie selig – seltsamer Name für eine Tulamidin übrigens –, aber ich wollte ihn auch nicht kaufen, mein Lieber, ich will ihn eintauschen, und zwar gegen das zweitbeste Pferdchen der Welt, samt Sattel, Zaumzeug und …«

      »Du scheinst es sehr eilig zu haben, Ratte. Sind sie schon hinter dir her?« Fuxfell griff lachend zum Becher, stellte fest, daß dieser leer war, und wollte ihn von neuem füllen. Aber auch der zweite Krug war schon fast bis zur Neige geleert, wie er überrascht bemerkte. »Wie heißt die knochige Person noch gleich? Aischa? He, Aischa, noch einen Krug!« Er schwenkte den leeren Krug, um die Aufmerksamkeit der Schankmagd zu erregen, und als das Mädchen den Wein brachte, zählte er sorgsam sechs Heller auf den Tisch. »Zurück zu meinem Ring.« Fuxfell betrachtete ihn kurz, dann langte er nach dem Krug.

      Doch bevor er den Henkel erreichte, schloß sich Ratzos Linke um sein Handgelenk. »Du trinkst zuviel, mein Lieber, das ist nicht gut für dich, es raubt dir …«

      »Den Saft, ich weiß, die Kraft, so kümmerlich sie auch sein mag«, fiel Fuxfell ihm ins Wort. »Das wolltest du doch sagen, nicht wahr?«

      Ratzo nickte mit unbewegtem Gesicht. »Ja, darauf wollte ich zu sprechen kommen.«

      »Dann laß dir sagen«, fuhr Fuxfell fort, »daß dich erstens meine Kraft einen Haufen Dämonendung angeht und daß sie zweitens in der Tat so kümmerlich bemessen wurde, daß es kaum einen Unterschied macht, ob sie wächst oder schrumpft. Viel ist da leider nicht.« Gedankenverloren griff er nach dem Krug, und diesmal ließ ihn Ratzo gewähren. »Das hat meine Mutter und Lehrmeisterin früher schon behauptet, und später hab ich’s dann mal von den Hesindepfaffen überprüfen und bestätigen lassen. Worauf willst du eigentlich hinaus?« Mißtrauisch beobachtete er die Ratte.

      »Daß zum Beispiel so ein Boltan-Spiel, wie du es eben diesem blonden Prachtweib verweigert hast, jederzeit für ein paar Silberstücke gut ist. Was schaust du so verwirrt? Ich hab dich beobachtet, als du in den Drillfisch kamst – schließlich warte ich hier schon seit der zwölften Stunde auf dich.« Er lachte und glich mehr denn je einer Ratte, wie Fuxfell befand. »Das Geschäft lautet folgendermaßen«, sagte er, unvermittelt ernst geworden. »Dein Ring gegen das Pferd samt Sattel und so weiter, dazu ein wenig Kraft, die dir für immer gehören wird, wenn du sorgsam damit umgehst.«

      »Welcher Magier sollte dir oder mir etwas von seiner Kraft abtreten?«

      »Ein Scharlatan, über den ich mehr weiß, als gut für ihn ist. Aber du hast

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