DSA: Die Löwin von Neetha Sammelband. Ina Kramer

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DSA: Die Löwin von Neetha Sammelband - Ina Kramer Das Schwarze Auge

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ereignislos verlaufen. Denn darin bestand ja gerade das Vergnügen: einmal so ein Herrensöhnchen im Wasser oder Schlamme landen zu sehen, zu erleben, wie es vom Platze humpelte, sich verstohlen den schmerzenden Steiß reibend, und ach, die feinen Kleider – vollständig ruiniert. Aber ein Phex-Rennen ohne Rempeleien, ohne scheuende Pferde und ohne aufsehenerregende Abwürfe hatte es kaum jemals gegeben, und so waren alle zuversichtlich, daß sie nicht um ihren Spaß betrogen werden würden.

      Fuxfell tätschelte den Hals seiner Rappstute. »Ganz ruhig, Meriban, braves Mädchen«, sprach er begütigend auf sie ein, »wir werden es ihnen schon zeigen, nicht wahr, meine Schöne?«

      In der Tat war Fuxfells Stute das schönste und edelste Tier auf dem Rennplatz – ein echtes Shadif aus der Zucht eines Hairans aus Achan. Fuxfell ärgerte sich, daß er für das erste Rennen ausgelost worden war, denn ein Sieg im letzten Rennen würde, seiner Erfahrung nach, mehr gefeiert und beachtet werden.

      Zordan Fuxfell war ein zartgliedriger Mann Mitte der Zwanzig und von mittlerem Wuchs, dem man sein tulamidisches Erbteil deutlich ansah: Das rabenschwarze Haar trug er zum Zopf geflochten, schwarz waren die großen Augen mit den schweren Lidern, die ihnen einen stets etwas müden oder gelangweilten Ausdruck verliehen, schwarz waren die fein geschwungenen Brauen, und schwarz war der sorgfältig gezwirbelte Schnurrbart. Auch die gelbbräunliche Haut hatte er von seiner Mutter ererbt, und einzig die kurze, an der Spitze etwas rundliche Nase ging auf seinen Vater zurück. Zum heutigen Phex-Rennen hatte er sein bestes Reitkleid angelegt, rote, enganliegende Beinkleider und ein dunkelgrünes pelzverbrämtes Wams, das, wie er fand, seine schlanke und dennoch muskulöse Gestalt besonders gut zur Geltung brachte. Ein federgeschmücktes schwarzes Barett, schwarze Handschuhe und sorgfältig polierte schwarze Reitstiefel rundeten seine Erscheinung ab.

      Statt zu hadern, sollte ich mich lieber auf das Rennen konzentrieren, dachte er, und froh sein, daß sie mir nach all dem Hin und Her die Teilnahme schließlich doch noch gestattet haben. Denn nur der Fürsprache und dem Einfluß seines Vaters, des alten Irineius, hatte er es zu verdanken, daß er, ein Bastard, zum Rennen zugelassen worden war. Lächerlich, dachte er, nachdem der Alte mich doch schon vor Jahren anerkannt hat. Aber er würde es ihnen zeigen, er und seine schöne Meriban!

      Daß er siegen würde, daran hatte er bis zur Auslosung nicht einen Augenblick lang gezweifelt: Meriban war ein gut ausgebildetes Rennpferd, erprobt in mancher Fantasia und, wie der alte Hairan ihm glaubhaft versichert hatte, aus den zahlreichen tulamidischen Reiterspielen, an denen sie teilgenommen hatte, stets als Siegerin hervorgegangen. Und er selbst war ein vorzüglicher Reiter – das tulamidische Erbteil seiner Mutter. Uns Tulamiden liegt das Reiten eben im Blut, wir müssen es nicht erst lernen, dachte er mit grimmigem Stolz.

      Diesen grimmigen Stolz hatte Fuxfell schon den ganzen Tag über empfunden – Stolz auf seine Reitkünste und auf die prächtige, empfindsame Meriban und Grimm über seine nichteheliche Herkunft. Sie ließen es ihn spüren, daß er nicht zu ihnen gehörte, diese blaßgesichtigen selbstsicheren Adelssprößlinge, und behandelten ihn mit spöttischer Herablassung. Aber Meriban hatte sie beeindruckt – kaum einem seiner Gegner war es gelungen, beim Anblick der schwarzen Schönheit einen gleichmütigen Ausdruck zu bewahren. In ihren Augen funkelten Neid und Begierde, dachte er befriedigt, während er die Gedanken an die äußerst verlockenden Kaufangebote verscheuchte, die ihm von einigen seiner Konkurrenten angetragen worden waren. Nein, er würde Meriban nicht verkaufen, nicht für alle Dukaten der Welt, und gewiß nicht im Moment, da sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Kraft und Gewandtheit befand. »Wir beide sind ein unschlagbares Gespann, meine Schöne«, raunte er der Stute zu, und als hätte sie seine Worte verstanden, wandte das Tier in diesem Augenblick den Kopf und blickte ihn aus seinen wunderbaren, glänzenden schwarzen Augen an.

      Eigentlich gab es nur einen ernstzunehmenden Gegner, und der Namenlose – oder wer auch immer – hatte es so gefügt, daß sie beide für das erste Rennen ausgelost worden waren. Sindar war ein muskulöser, feuriger Nebelschimmel (womöglich gar ein wenig sprungstärker als meine Meriban, ging es Fuxfell durch den Kopf, aber bei weitem nicht so fügsam und klug), und seine Reiterin, die junge Brinna von Efferdas, war eine kühne und kämpferische Frau. Verstohlen schaute er zu der Baroneß hinüber, aber sie blickte starr geradeaus, fast als schliefe oder träumte sie. Vielleicht sollte auch ich mich mehr auf das Rennen einstimmen, dachte Fuxfell. Meriban ist immer etwas langsam beim Start, da werden wir wohl ein paar Schritt zurückfallen, aber nach dem zweiten Hindernis sollten wir die Gegner hinter uns gelassen haben – bis auf Sindar, vermutlich. Ich hätte mir den Hengst genauer ansehen sollen, um ihn besser einschätzen zu können, aber wer konnte auch damit rechnen, daß wir für ein und dasselbe Rennen ausgelost werden? Nun, die Hürden und Wassergräben werden Meriban keine Schwierigkeiten bereiten, heikler wird es bei den Hecken – Hindernisse, die sie nicht überblicken kann, machen sie stets nervös. Da kommt es darauf an, daß ich ihr die Furcht nehme. Sie muß gehorchen und mir vertrauen … Weiter kam er nicht mit seinen Überlegungen, denn soeben hatte der oberste Phexenspriester, der traditionsgemäß das Starten übernahm, seinen Platz neben der Strecke bezogen. Er hielt einen aus feinstem Papier gefertigten Beutel in der Rechten, den er nun an die Lippen setzte und aufzublasen begann. Als der Beutel prall gefüllt war, holte er mit der Linken weit aus. »Und…«, erklang es in der atemlosen Stille, die sich über dem Rennplatz ausgebreitet hatte. Das nachfolgende »Los!« wurde übertönt von dem lauten Knall, mit dem der Beutel zerplatzte, als der Geweihte die Hände zusammenschlug.

      Sechs Pferde stoben davon, allen voran Praiosblume, ein Falber aus dem Gestüt derer von Onjaro. Meriban, die bei dem Knall ein wenig gestiegen war und ein leises Wiehern ausgestoßen hatte, brauchte einen Moment, bis sie sich so weit gesammelt hatte, daß sie sich der Führung ihres Reiters überlassen konnte. Nun lief sie dreißig Schritt hinter dem Feld, und Fuxfell hieb ihr zornig die Fersen in die Flanken. »Schneller, Mädchen, mach mir keine Schande!« schrie er, und wieder war es, als hätte die Stute die Worte ihres Herrn verstanden: Mit geblähten Nüstern, den schönen Kopf stolz erhoben, begann sie zu laufen, schneller und immer schneller, bis ihre kleinen Füße den Boden kaum noch zu berühren schienen. »So ist es brav, meine Schöne«, rief Fuxfell begeistert, »zeig ihnen, was du kannst!« Sein Ärger über den mißlungenen Start war verflogen, als er spürte, wie das Tier seine Bewegungen aufnahm und Roß und Reiter zu der gewohnten Einheit verschmolzen, die ihn stets mit einem Gefühl von Glück und Macht erfüllte.

      Das Feld rückte näher, bald unterschied er die einzelnen Tiere und ihre Reiter, und noch vor dem ersten Hindernis hatte er Aldara überholt, die schwächste seiner Konkurrenten. Sindar, Nachtvogel und Praiosblume bildeten die Spitze und erreichten fast gleichzeitig die erste Hürde. Sindar und Praiosblume nahmen das Hindernis ohne Mühe, aber Nachtvogel verweigerte, und Fuxfell sah, wie sein Reiter das Tier unwirsch herumriß, um einen zweiten Anlauf zu nehmen. Zwei weniger, dachte er mit Genugtuung, denn einen solchen Zeitverlust könnte auch das schnelle Halb-Shadif nicht wieder aufholen.

      Meriban hatte nun ihren Rhythmus gefunden. Sie flog dahin, nahm die Hürde ohne Mühe und setzte ihren Lauf fort, als wäre er nie durch einen Sprung unterbrochen worden. »Weiter, Meriban, so ist’s gut, meine Schöne, lauf, lauf!« trieb er sein Pferdchen nun fast zärtlich an, denn das Tier hatte durch den weiten, eleganten Sprung so viel Raum gewonnen, daß es sich nun auf fast gleicher Höhe mit Beleman befand, einem etwas gedrungenen Fuchs-Wallach. Aber Beleman ist nicht schnell und auch nicht ausdauernd genug, um den Vorteil seines guten Starts zu halten oder gar auszubauen, dachte Fuxfell. Und richtig, just in dem Augenblick, als Beleman zum Sprung über den Graben ansetzte, hatte auch Meriban diesen erreicht, und wieder flog sie, fast ohne der sanften Anweisungen ihres Reiters zu bedürfen, in weitem Bogen über das Hindernis. Als sie, leicht wie eine Feder, ihren Lauf wieder aufnahm, hörte Fuxfell hinter sich das platschende Geräusch von Wasser. Er blickte sich um und sah, wie Freifrau Firisia von Marudret völlig durchnäßt aus dem Graben stieg, während Beleman verzweifelt versuchte, das Ufer zu erklimmen. Nun gut, nur noch zwei, und das Rennen ist noch lange nicht vorüber, dachte Fuxfell und fühlte, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.

      Die

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