DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis. Daniel Jödemann

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DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis - Daniel Jödemann Das Schwarze Auge

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sah zu Odda. Sie rang mit sich.

      »Verzeiht mir.« Jurga erhob sich. »Das sollte nicht in dieser Runde besprochen werden. Darüber hinaus«, sie warf Vardur einen Blick zu, »sind wir im Haus der Havar lediglich zu Gast. Überlassen wir ihnen wieder ihre Halle und klären alles Weitere im Freien, innerhalb unserer Sippen.«

      Der Raum leerte sich. Katla trat zu Odda, die ihr mit versteinertem Gesicht entgegensah. Gautaz beobachte dies mit einem selbstzufriedenen Grinsen, ehe er sich abwandte und hinaustrat. Hrok folgte ihm wie ein Hund dem Herrn.

      Nur die Mitglieder der Havar-Sippe blieben zurück: Horm Ohnehand und dessen Gefährtin Arnthrud. Vardurs Onkel Otur und die Heilerin Esa. Die kluge Yoldra, die erfahrenen Krieger Fridgerd und Eindridi. Erla, die das Ruder der Thurehs übernehmen sollte. Auch Wulfaz’ Schwester Mardal, die selbst erblindet als eine der wenigen Saithaleudi noch von Nutzen für die Sippe sein würde, blieb zurück. Sie war inzwischen alt genug, um im Hjalding zu sprechen.

      Natürlich vermisste er auch Gesichter und das schmerzlich: Ingjald und Wulfaz, deren Verlust er niemals überwinden würde, ebenso wenig wie den seiner Großmutter Salbjerg. Er würde viel dafür geben, wäre sie noch am Leben und könnte die Havar selbst nach Osten führen. Er vermisste Hjaldvaig, die immer an ihn geglaubt hatte, sowie Urdrun und Arinbjern. Weniger vermisste er Snevar und Swartaz, auch wenn er dieser Tage keinem seiner Sippe den Tod wünschte. Es gab schon so wenige von ihnen und noch weniger würden im neuen Land ankommen – wenn überhaupt.

      Solwa trat neben den Sitz des Hersirs und winkte ihn näher. Ein Gedanke zuckte durch Vardurs Kopf: Das ist die letzte Gelegenheit. Wenn ich mich jetzt umdrehe und sie alle verlasse, sind sie vor mir sicher – vor meinem Fluch. Ich führe dann niemanden mehr ins Verderben.

      Sein Blick fiel auf Horm, der ihm aufmunternd zunickte. Natürlich hatte er recht.

      Ich bin ein Abkömmling Havars, der sich hoch erhobenen Hauptes dem löwenhäuptigen Uskur stellte. Was würde er sagen, wenn er mich jetzt zögern sieht? Was würde Salbjerg sagen?

      Vardur räusperte sich. »Ihr alle wisst, was ich sagen will, also fasse ich mich kurz. Wir haben immer noch keinen neuen Hersir gewählt. Swartaz steht nicht mehr länger zur Wahl. Wenn ich könnte, ich würde meine Großmutter zurückholen, denn es gab seit Havars Zeiten keine bessere Hersirin.«

      Die Umstehenden starrten ins Feuer.

      »Salbjerg fürchtete den Tag, an dem die Schiffe der Imperja vor der Küste von Eikey erscheinen und Havarskog in Asche und Blut versinkt. Asche können sie gerne haben, und reichlich davon, denn wir hinterlassen ihnen kein einziges Haus, keinen Hof, kein Vieh oder Getreide. Unser Blut erhalten sie jedoch nicht, das tragen wir mit uns über das Eiwara. Dort bauen wir neue Häuser und Hallen, züchten neues Vieh, legen neue Felder an. Fern vom Imperjaz, frei und sicher vor allen, die uns schaden wollen.«

      Die Anwesenden nickten zaghaft.

      Er fühlte sich nun wesentlich mutiger, oder zumindest kümmerte es ihn nicht mehr, wie seine Sippe reagierte. »Wir können nicht ohne Hersir aufbrechen. Ihr alle wisst, warum ich immer gezögert habe, das Amt einzufordern. Wenn ihr nicht bereit seid, mir zu folgen, dann soll es mir recht sein. Wählt Yoldra Saunsduhter, sie wird eine gute Hersirin für die Sippe sein. Entscheidet euch meinetwegen für meinen Onkel Otur und ich werde nicht murren.«

      Einige der Umstehenden schmunzelten. Für einen Augenblick huschte ein Anflug von Hoffnung über Oturs Gesicht, dessen Hand auch jetzt ein Horn mit Met hielt. Dann senkte er den Blick wieder.

      Vardurs Herz hämmerte in seiner Brust. Thagalgrimm trieb ihn an, der Zorn darüber, dass sie morgen ihre Heimat verloren und dass die Imperja gewonnen hatten. Dass sie ihn bereits so viele Freunde und Angehörige gekostet hatten. Die Worte seiner Großmutter trieben ihn an, die gestorben war, ohne zu wissen, ob ihre Sippe weiterleben würde oder nicht.

      »Aber wenn ihr jemanden wollt, in dem Salbjerg mehr gesehen hat, als er selbst es tat, dann seht mich an. Wenn ihr jemanden wollt, der um die Schwere dieser Verantwortung weiß, dann gebt mir eure Axt. Jemanden, der immer nur das Beste für diese Sippe wollte, nicht für sich selbst. Jemanden, der kein Hersir werden will, weil ihm danach ist, anderen Befehle zu geben, sondern jemanden, der es als Bürde ansieht. Wählt jemanden, der weiß, dass unsere einzige Rettung jenseits des Immermeeres wartet, und dies bereits wusste, als ihr noch gezaudert habt. Und nun schwatzen wir nicht mehr länger, sondern fällen eine Entscheidung. Die Thurehs muss beladen werden und ich muss noch mit den Hersiren klären, wo genau im Verband die Kinder Havars segeln.« Er stockte, sein Gesicht gerötet. Seine Wangen fühlten sich heiß an.

      Die Umstehenden starrten ihn reglos an. Horm grinste. Arnthrud nickte ihm aufmunternd zu. Otur prostete ihm stumm mit dem Methorn zu. Yoldra senkte still lächelnd den Kopf.

      Solwa unterdrückte ein Schmunzeln und bemühte sich um einen Ausdruck, der dem Ernst des Anlasses angemessen war. »Unsere geehrte Hersirin Salbjerg, so war es immer ihr Wunsch, wollte Vardur Arnarssun als ihren Nachfolger und deshalb will ich ihn in ihrem Namen als Hersir vorschlagen. Macht noch jemand einen Vorschlag?«

      ***

      Er starrte den Sand und Kies zu seinen Füßen an. Wasser rollte den Strand hinauf, brachte Schaum mit sich und umspülte seine Schuhe.

      »Vardur?«

      Er sah auf. Horm musterte ihn fragend.

      Glaiwa kündigte sich gerade erst am östlichen Horizont an. Das rote Band ließ sich mehr erahnen, als wirklich erkennen.

      Vardur räusperte sich. »Ich bin so weit.« Rasch bückte er sich, nahm einen großen, nassen Kiesel vom Ufer auf und ballte die Faust darum. Dann hob er erst einen, dann den zweiten Fuß von dem Land seiner Vorfahren und trat auf den Steg, an dessen Ende die Thurehs auf ihn wartete. Die Mitglieder der Fahrtgemeinschaft waren bereits auf ihren Plätzen. Erla stand am Ruder. Es war befremdlich, dass ihn dort nicht Hjaldvaig oder Thursdur erwarteten.

      Vierzig Gesichter musterten ihn gespannt, als Vardur ans Heck trat. Horm lächelte ihm aufmunternd zu. Jeder freie Platz war mit Proviantpaketen, Wasserfässern und Waffen belegt, mit Ersatzsegeln, Netzen und Harpunen.

      »Wohin also?«, erkundigte sich Erla.

      »Nach Osten. Setzt die Segel.«

      Rund einhundert Ottas, schwer beladen mit Menschen, Vorräten und Vieh, hissten ihre Segel. Ebenso viele Drachenköpfe wandten sich dem offenen Meer zu, wo Glaiwa, die Gleißende, in der Ferne den Horizont in Brand steckte – und wo als kleine schwarze Punkte die Schiffe der Imperja bereits zu erahnen waren.

      Vardur blickte zurück.

      Rauchsäulen stiegen von Havarskog in den allmählich heller werdenden Himmel, als der neue Tag die Nacht ablöste.

      Entlang des Strands aufgereiht standen oder saßen diejenigen, die sie nicht auf ihrer Reise begleiteten – die Alten, die Kranken. Am Morgen hatten sie Dolche und Messer verteilt, dann die letzten Höfe und Häuser in Brand gesteckt.

      Manche der Zurückgebliebenen hockten auf dem flachen Ufer, andere sahen ihnen aufrecht und erhobenen Hauptes nach. Solweig, die alte Hersirin der Isleif, hob grüßend die Hand. Odda, Katlas Mutter, stand neben ihr auf dem Anleger und starrte reglos geradeaus.

      Vardur drehte sich wieder um, wandte den Blick von seiner Heimat ab und sah nicht mehr zurück.

      Kapitel 3

      Odalwik,

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