DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis. Daniel Jödemann

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DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis - Daniel Jödemann Das Schwarze Auge

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auf der Wegafreki. Die kränklichen, grüngrauen Schwaden verwehrten den Blick auf den Horizont und ließen selbst die Ottas, die sie begleiteten, nur noch als vage Schemen erscheinen. Der Nebel erstickte Glaiwas Schein, die Sonne ließ sich nur noch erahnen.

      »Zur Tiefe!«, grollte Gautaz. »So fahren wir auf Grund oder direkt in eines ihrer Schiffe.«

      Erneut wehte ein langgezogenes Hornsignal heran.

      »Verflucht seist du, Jurga Tjalfsduhter!«, spie er hervor. »Wir müssen langsamer segeln und …«

      Noch ein langgezogenes Signal unterbrach ihn, so als gelte es allein ihm.

      »Was tun, Hersir?«, rief Stainar vom Ruder her, nur noch ein vager dunkler Umriss im Nebel. »Weiterfahren oder nicht?«

      Gautaz runzelte die Stirn. Der Nebel war nun so dicht, dass die Wasseroberfläche nicht mehr zu erkennen war. Er kräuselte sich, wand sich an der Bordwand empor, griff mit Tentakeln aus Dunst nach dem Segel und dem Drachenhaupt, das ihnen vorauseilte. Die Schwaden trugen einen Übelkeit erregenden Gestank nach verrottendem Tang und fauligem Wasser mit sich, der in Mund und Nase drang sowie die Augen zum Tränen brachte. Klamme Feuchtigkeit kroch Gautaz unter die Kleidung wie ein nasskalter Lappen.

      »Die Tochter der Schlange«, stieß Godrun hervor und hob alarmiert ihren Zauberstab. »Die, die aus dem Nebel kommt!« Pures Entsetzen lag in ihrer Stimme.

      Der Wind wich aus dem Segel, die Wegafreki verlor rasch an Fahrt.

      »Reiß dich zusammen, Zauberin!« Gautaz trat an den Mast zurück, die Axt fest mit beiden Händen gepackt. »Hrok! Gib unseren Schiffen das Signal zum Beidrehen. Wir müssen …«

      »Hersir!« Godrun hob ihren Stab und wies hinaus aufs Wasser.

      Schemenhafte Umrisse formten sich aus den Nebeln heraus und näherten sich rasch. Sie liefen über die Oberfläche auf sie zu.

      »Geister! Verteidigt das Schiff!« Gautaz hob die Axt. »Aaaasaaaa!«, schrie er dem Feind entgegen, doch der Nebel verschluckte jeden Laut und sein Ruf trug nicht weit. Seine Fahrtgemeinschaft hob Äxte und Rundschilde.

      Die Schemen fielen stumm über die Wegafreki her. Rundum hieben die Krieger verängstigt nach den Angreifern oder rissen hastig die Schilde empor.

      Einer der Schatten, eine wirbelnde Masse aus Dunkelheit und Nebelschwaden, setzte lautlos auf den Planken auf und wandte sich Gautaz zu. Ein Helm und Schild, gezeichnet mit Runen, eine hochgewachsene Gestalt, ein eingefallenes Gesicht mit leeren Augenhöhlen …

      »Eilif?«, presste er hervor und wich unwillkürlich zurück. Eine kalte Faust griff nach seinem Herzen. »Eilif, bist du es?«

      Der Geist hob stumm die Axt. Ein großer dunkler Fleck prangte auf seiner Brust – dort, wo ihn der tödliche Speer getroffen hatte, kurz nachdem er ihn gerettet hatte.

      Gautaz sprang hastig vor dem Hieb seines schattenhaften Bruders zurück und stieß mit dem Rücken an den Mast. Rundum wehrten sich die Angehörigen seiner Fahrtgemeinschaft keuchend gegen stumm kämpfende schemenhafte Umrisse. Weiter als bis zur Bordwand reichte die Sicht nun nicht mehr. Die Angreifer schwangen Äxte und einige trugen Schilde.

      »Unsere Toten«, stieß Stainar entsetzt hervor und wich einem Angriff aus. »Die Toten, die wir in der letzten Schlacht verloren, sind zurück!«

      Eilif wies anklagend mit der Axt auf seinen Bruder. Seine Augen waren zwei dunkle Höhlen aus Finsternis, hinter denen Verdammnis und Unendlichkeit warteten.

      Gautaz hob die Axt. »Es war nicht meine Schuld!«, schleuderte er dem Geist entgegen. »Ich habe nicht verstanden, was du sagen wolltest!«

      Jemand ging über Bord und landete klatschend im Wasser. Ein gellender Schrei durchbrach den Nebel und verstummte abrupt.

      Eilif holte erneut aus. Gautaz wich aus und schlug dann selbst mit aller Kraft zu. Seine Axt fuhr durch seinen Bruder. Die Schwaden verwehten für einen Moment und formten sich rasch neu. »Du kannst mir nicht dafür zürnen!«

      Einer seiner Leute sank unter den Hieben eines formlosen Schemens auf die Planken des Schiffes. Er blutete nicht, röchelte jedoch krampfhaft, spuckte brackiges, schwarzes Wasser aus. Egal, wie sehr er auch nach Luft rang, es quoll lediglich diese Brühe hervor.

      »Ich habe keine Angst vor dir!«, schrie Gautaz seinem Bruder entgegen. »Nenn ihn mir! Nenn mir deinen letzten Wunsch! Sag ihn mir und ich erfülle ihn! Dann findest du Frieden!«

      Eilif wandte sich ihm wieder zu, sein eingefallenes Gesicht eine Fratze des Hasses und der Enttäuschung. Er öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, schlug nach Gautaz, der hastig einen Schritt zurückwich, dann noch einen.

      Eine feste Hand packte ihn und riss ihn von der Bordwand zurück – Hrok.

      Verärgert schlug er dessen Hand beiseite. »An die Ruder! Wir müssen hier raus!« Alarmiert sah er sich um. »Wo ist er hin?« In seinen letzten Momenten hatte Eilif ihm zugerufen, was er von ihm wollte. »Ich hab es nicht verstanden, hörst du? Sag es mir jetzt!«

      Um sie herum focht die Fahrtgemeinschaft gegen die unförmigen Schemen. Godrun wehrte sich mit Stockhieben. Eilif löste sich erneut aus den Nebelschwaden und kam auf Gautaz zu.

      Der Hersir der Aasa trat ihm entgegen, die Axt abwehrbereit erhoben. Dann zögerte er. Was tue ich hier denn nur? Der Fluch, der Eilif in seinen gierigen Klauen hielt und ihm den Einzug in Hraiwagard verwehrte, ließ sich natürlich nicht mit Klingen bezwingen. Er breitete die Arme aus. »Sprich mit mir!«

      Sein Bruder verharrte, starrte ihn an.

      Gautaz nickte langsam und mit grimmiger Befriedigung. »Sag es mir!«, forderte er ruhig. »Was wolltest du mir sagen? Nun ist der richtige Moment, um Frieden zu finden.«

      Eilif blinzelte, zögerte. Er öffnete den Mund.

      Das Segel über ihren Köpfen blähte sich wieder. Ein frischer Wind kam auf und vertrieb den brechreizerregenden Gestank nach Tang und Tod, die klamme Feuchtigkeit und die erdrückende Stille. Der Nebel geriet in Wallung.

      Der schemenhafte Eilif starrte Gautaz einen Moment lang stumm an, dann verwehte seine geisterhafte Gestalt. Sonnenlicht fiel auf das Deck.

      »Warte!« Er machte einen Schritt auf ihn zu, doch es war zu spät. »Sag es mir! Nenn mir deinen letzten Wunsch!«

      Rundum senkten die Frauen und Männer seiner Fahrtgemeinschaft schwer atmend ihre Waffen. Die Wegafreki nahm wieder Fahrt auf. Stainar griff hastig wieder nach dem Ruder.

      Ein langgezogenes Hornsignal wehte durch den langsam zurückweichenden Nebel heran.

      »Auf eure Plätze!«, fauchte Gautaz. »Es ist nicht vorbei!« Er starrte die Stelle an, wo er das Gesicht seines Bruders zuletzt gesehen hatte. Hätten wir doch nur noch einen Moment mehr gehabt!

      Er sah sie vor sich – die finsteren Augen, die Dunkelheit dahinter, die an die tiefsten, lichtlosesten Abgründe des Ozeans erinnerte. Erwartet mich ebenfalls dieser Abgrund, wenn ich hier draußen, auf dem Eiwara sterbe, fern der Heimat, weit entfernt von den Gräbern meiner Ahnen?

      Der Wind nahm rasch an Stärke und Empörung zu. Entschlossen packte er die Wegafreki und schob sie vor sich her. Heulend und fauchend wie ein hungriger

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