DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis. Daniel Jödemann

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DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis - Daniel Jödemann Das Schwarze Auge

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mit den Zähnen und ihre Knöchel, die das Holz des Ruders umklammerten, wurden weiß.

      Der Antjahwalaz ließ sich träge in die Tiefe sinken.

      Das Boot schwankte heftiger, als die beiden ältesten Kinder Tjalfs verbissen miteinander rangen.

      Mit enormer Anstrengung entriss Hasgar seiner Schwester den Riemen. »Reiß dich zusammen! Wir kentern!«

      Sie stieß einen Schrei aus und sprang erneut vor.

      »Schluss!« Hasgar versetzte Jurga einen Hieb mit der flachen Seite des Ruders und schickte sie zu Boden.

      Sie sah zu ihm auf, ihr Gesicht vor Wut und Zorn verzogen. Sie griff nach der Bordwand.

      »Bleib liegen!«, befahl er und hob drohend das Ruder. »Ich mag es nicht, den Erwachsenen herauszukehren, aber denk daran, dass ich schon die Sippenrune habe!«

      Jurga zog sich empor. Ein dünner Faden Blut rann von ihrer Stirn herab. Sie presste scheinbar unzusammenhängende Worte hervor.

      »Was tust du da?« Erneut hob Hasgar seine provisorische Waffe. »Wenn es sein muss, trage ich dich zurück! Willst du das?« Sie rappelte sich auf. Er hob den Riemen höher. »Jurga …«

      Der Pottwal durchbrach direkt neben ihnen wieder die Wasseroberfläche, ein grauer Riese, der sie beide überragte. Prustend schoss sein Blas empor und ging auf sie nieder.

      Erschrocken sank Hasgar auf die Knie. Die Welle erfasste das Boot, es neigte sich zur Seite.

      Er sah zu Jurga auf, die einfach nur dastand und den Wal anstarrte. Der Antjahwalaz ließ sich langsam wieder unter Wasser sinken. Sie streckte die Hand aus, reckte sich ihm entgegen, so weit sie konnte, doch ihre Fingerspitzen erreichten ihn nicht. Ein verzückter Ausdruck lag in Jurgas Gesicht, eine Träne rann über ihre Wange. Der Meeresriese glitt an ihnen vorbei.

      »Jurga, was ist nur in dich gefahren?«

      Ein Schatten fiel auf sie.

      »Vorsicht!«, stieß er hervor.

      Die Fluke des Wals kam herab und traf krachend auf ihre Nussschale.

      Hasgar wurde emporgeschleudert und landete im Wasser. Aufschlag und Kälte betäubten seinen Leib. Es wurde still und dunkel um ihn herum, tausende Luftblasen umtanzten ihn.

      Hastig orientierte er sich, fand Licht, zwang sich dazu, seine tauben Glieder zu bewegen und Schwimmzüge zu machen.

      Ein graues Ungetüm zog an ihm vorbei. Außer Reichweite, aber mächtig genug, dass ihn der Sog erfasste und mitzureißen drohte. Ein langgezogenes Knirschen erfüllte seine Ohren, vibrierte in seinen Knochen und betäubte seinen Schädel. Er schrie und stieß einen Schwall von Luftblasen hervor.

      Irgendwie gelang es ihm, seine Arme und Beine dazu zu bringen, sich zu regen, und strebte hastig dem Licht entgegen. Prustend durchbrach er die Wasseroberfläche, kehrte zurück ins graue Zwielicht und sog die kalte Luft in seine Lungen.

      Das Boot trieb mit dem Kiel nach oben. Hasgar hielt darauf zu. Wassertretend, eine Hand an den rauen Planken des Fischerbootes, sah er sich um.

      Der feine Nebel hatte sich verflüchtigt und ein leichter Wind war aufgekommen, der die Oberfläche des Meeres kräuselte. Am Horizont ragten die Berge empor, die ihm den Weg zurück nach Hause wiesen.

      »Jurga?« Er hustete, seine Augen glitten suchend umher.

      Über ihm kreisten Gletschermöwen und verspotteten ihn höhnisch. Ein Stück entfernt trieb eines ihrer Ruder.

      Sein Herz setzte einen Schlag aus. Wie lange ist sie schon unten? Ich habe sie verletzt! Hat sie das Bewusstsein verloren? Er holte tief Luft und ließ sich wieder in das kalte dunkle Wasser sinken. Blinzelnd blickte er umher. Gib sie mir zurück, Effar! Sie ist keine Opfergabe!

      Da war nichts. Keine Bewegung, so weit seine Augen die düstere Welt unter der Meeresoberfläche durchdringen konnten.

      Er durchbrach wieder die Oberfläche. »Jurga!«, schrie er heiser über das Wasser hinweg. »Jurga!«

      Nur das Kreischen der Möwen antwortete ihm.

      ***

      Hasgar eilte auf das Langhaus seiner Familie zu, Jurgas leblosen nassen Leib in den Armen. Grani und Tola blickten auf. Sie spielten mit den Holzfiguren, die er ihnen letzten Winter geschnitzt hatte: ein Wolf, ein Bär, ein Blutbüffel.

      Die Zwillinge verstanden zunächst nicht und starrten ihre älteren Geschwister überrascht an. Dann trat Schrecken in ihre Gesichter.

      »Hol Vater, Tola!«, befahl Hasgar seiner kleinen Schwester keuchend. Die Kälte hielt ihn nun fest im Griff. Seine Lungen schmerzten. »Grani, lauf zum Heiler! So schnell du kannst!«

      Der Knabe starrte ihn aus großen Augen an. »Was ist mit …«

      »Sofort!«

      Er gehorchte und rannte los, so rasch ihn seine kurzen Beine nur trugen. Tola eilte bereits mit wippenden Zöpfen davon.

      Hasgar duckte sich unter dem niedrigen Türrahmen und trat ein. Es roch nach Rauch, Wärme schlug ihm entgegen. »Schnell!«, rief er. »Sie braucht Hilfe! Jurga braucht Hilfe!«

      Die in der weiten Halle arbeitenden Frauen und Männer sahen auf. Hjalda eilte sofort auf sie zu. Ihre Augen weiteten sich, als sie Jurgas blasses Gesicht sah. Rasch wischte sie sich ihre Hände am Rock ab und legte prüfend eine auf die Stirn ihrer Stieftochter. »Leg sie hier ans Feuer! Was ist passiert?«

      Er schüttelte den Kopf. »Etwas griff das Boot an – ein Hai, denke ich. Sie fiel ins Wasser …«

      Man räumte ihnen einen Platz an der Feuerstelle frei. Jemand warf ein Fell auf den Boden und Hasgar legte seine Schwester behutsam darauf ab.

      »Rasch!«, befahl Hjalda. »Helft mir, ihr die nasse Kleidung auszuziehen. Holt Decken aus meiner Kammer!«

      Er trat einen Schritt zurück und atmete schwer, seine Glieder schmerzten, salziges Wasser tropfte von seinem Haar herab und über sein Gesicht. Dennoch gab es nur einen Gedanken in seinem Kopf: Wenn sie stirbt, ist es meine Schuld.

      Hjalda sah kurz auf. »Du wirst dir den Tod holen! Geh und beschaff dir etwas Warmes zum Anziehen.«

      Er starrte seine Schwester an. Jurga wand sich, als Hjalda und die Übrigen ihr Beinlinge und Wams auszogen. Ihre Augen waren geschlossen, die Augäpfel dahinter zuckten und rollten umher. Sie presste halblaute Worte hervor, heiser und kehlig. Ihre blasse Haut glänzte vor Schweiß.

      »Fieber«, stellte ihre Stiefmutter überrascht fest. »Sie glüht geradezu. Am Morgen ging es ihr doch gut.« Sie prüfte ihren Hinterkopf mit der Hand. Blut klebte an ihren Fingern. »Sie ist verletzt.«

      Hasgar nickte nur stumm.

      Man trug Wolldecken herbei und Hjalda bemühte sich, Jurga zuzudecken, auch wenn sich das Mädchen immer noch wand, die Decken von sich schob und die helfenden Hände sofort wieder wegschlug. Jemand legte Hasgar eine Decke über die Schultern. Er ließ den Blick nicht von seiner Schwester.

      »Was ist

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