Morgen ist alles besser. Annemarie Selinko

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Morgen ist alles besser - Annemarie  Selinko

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      Mit einem Nachwort von Evelyne Polt-Heinzl

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       ZWISCHEN PREKÄREN AUTORITÄTEN UND MONDÄNEN VERLOCKUNGEN

      1

      LAUFENDE MASCHEN VON Seidenstrümpfen sind unaufhaltsam wie der Lauf des Schicksals. »Huber, gib doch acht, die Mikula schaut schon die ganze Zeit her!«, zischt die Meier, die am anderen Ende der Schulbank sitzt. Die Mikula, die Lateinprofessorin, dieses Ekel, beobachtet seit drei Minuten unverwandt den linken Eckplatz der letzten Bank: Dort hockt Toni Huber, der Unglücksmensch, und versucht mit dem altbewährten Hausmittel Spucke eine laufende Strumpfmasche aufzuhalten.

      Aber da rückt schon die Mikula, das Lateinekel, auf Toni Huber los.

      »Vielleicht übersetzt die Huber weiter«, sagt die Mikula, und zur Kratochwil Gertrude, die bei den »s« mit der Zunge anstößt: »Danke, es genügt. Die Huber übersetzt weiter.« Mit einem bösartigen Lächeln geht die Mikula den Mittelgang zwischen den Bankreihen entlang. Vor der letzten Bank bleibt sie stehen. Gerade neben der Meier. Am anderen Ende der Bank sitzt die Huber. Die Mikula lächelt widerwärtig:

      »Nun – wird’s bald, Huber?«

      Die Huber ist wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen. Sie hat das Buch, das vor ihr lag, in die Hand genommen und starrt auf die Seite voll lateinischer Worte, die Buchstaben tanzen vor ihren Augen herum, lauter Worte, von deren Sinn sie überhaupt keine Ahnung hat. Weiterübersetzen, mein Gott, weiterübersetzen. Sie weiß auch nicht, bis wohin die Kratochwil gelesen hat, wahrscheinlich bis zu einem neuen Absatz. Aber bis zu welchem Absatz?

      Und die Mikula steht da, die Meier kann nicht einsagen, die Mikula steht zu dicht neben ihr. Warum rührt sich denn die Raftl nicht? Die Raftl sitzt vor der Huber, jetzt wendet sie sich ein wenig zur Seite, hält das Taschentuch vor den Mund und bereitet sich zum Einsagen vor. Und jetzt zischelt sie auch etwas, aber so leise, man kann sie nicht verstehen …

      »Huber, Sie haben wieder nicht aufgepasst, wir sind auf Seite 23, Zeile 12«, sagt die Mikula mit ihrer schneidenden Stimme.

      Es ist beschämend, umblättern zu müssen. Die Huber hatte noch immer Seite 21 aufgeschlagen. Also: Seite 23, Zeile 12. Sie beginnt den lateinischen Text zu lesen, und ihr Gesicht ist ganz rot vor Verzweiflung, so rot, dass man die vielen Sommersprossen gar nicht mehr sieht. Die Haare fallen ihr in die Stirn und sie beugt sich krampfhaft über das Buch.

      »Komisch, ihre Stimme –«, flüstert die Kratochwil der Helmer zu, »sie hat die Stimme nicht in der Gewalt, ich hab so etwas noch nie gehört.« Ein kleines, wohliges Mitleidsgefühl kriecht in der Kratochwil hoch. Sie hat gut übersetzt, »Danke, es genügt«, hatte die Mikula zu ihr gesagt.

      Und nun ist die Huber an der Reihe, die arme Huber, die sich nicht verstellen kann. Die hat gerade nicht aufgepasst, und die Mikula ist ihr sowieso aufsässig. Die Huber würgt an den lateinischen Worten herum, und man spürt sofort, dass sie keine Ahnung vom Sinn der Sätze hat. Ihre leise, tiefe Stimme wird ganz rau vor Angst. Diese hilflose Stimme geht zu Herzen. Diese Stimme rührt auch die Meier, die Meier wird sich aufopfern und einsagen, obwohl die Mikula dicht neben ihr steht, obwohl die Mikula sie deshalb ins Klassenbuch eintragen und in der nächsten Stunde quälen wird. Diese kleine, verzweifelte Stimme der Toni Huber haspelt widerwärtige lateinische Sätze herunter, und die Kratochwil macht auf einmal ein sehr teilnahmsvolles Gesicht, und die Meier wird helfen und auch die Raftl.

      »Sagen Sie, Huber – Sie haben wohl überhaupt kein Gefühl für das Versmaß?«, erkundigt sich die Mikula spitz. »Es ist Ihnen wahrscheinlich ganz egal, ob Sie Verse oder Prosa lesen, nicht wahr?«

      »Jawohl, ganz egal, Frau Professor«, stammelt die Huber.

      Die Mikula zuckt auf. Frech ist diese Huber auch noch? Sie öffnet schon den Mund zur heftigen Erwiderung. Aber da sieht sie das verwirrte Gesicht der Huber. Mit einer hilflosen Gebärde streicht die Huber die Haare aus dem Gesicht, die andere Hand hält das Buch, und die Mikula sieht, dass diese Hand zittert. Die Huber spürt den Blick der Frau Professor.

      »Bestimmt ganz egal«, flüstert sie.

      Unterdrücktes Kichern in den vorderen Bankreihen. Man hört das hysterische Glucksen der Kratochwil heraus. Sie kann sich nicht zurückhalten, die Huber ist zu komisch in ihrer Verwirrung. »Helmer, lachen Sie nicht!«, fährt die Mikula hoch. Die Kratochwil ist Vorzugsschülerin. Immer, wenn die brave Kratochwil kichert, wird die Helmer ermahnt. Mit Genugtuung stellt die Mikula die vollkommene Verwirrung der Huber fest.

      »Die

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