Himmel und Hölle. Alexandre Dumas
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Himmel und Hölle - Alexandre Dumas страница 12
Man kam dieser Bitte nach, die man für vollkommen gerechtfertigt hielt und Bastian schloss die legte Figur mit einigen Entrechats von solcher Vollendung, dass die Umstehenden allgemein applaudierten.
Bastian führte seine Tänzerin stolz an ihren Platz zurück und sah sich eben in dem Kreise um, welche er wohl für einen zweiten Contretanz mit seiner Hand beehre.
Etwas in der Ferne, nicht unter den Tänzerinnen, waren Frau Marie und Mariechen stehen geblieben. Bastian erblickte das liebliche Gesicht und ging auf sie zu, ohne auf ihre Trauerkleidung zu achten und sprach in seinem süß-schmachtendsten Tone:
»Könnte ich die Ehre haben zum nächsten Contre?«
Mariechen errötete, denn alle Blicke, die dem Husaren gefolgt waren, wendeten sich auf sie.
»Ich danke, Herr Bastian,« sagte Sie, »aber wie Sie sehen, trauere ich um meinen guten Vater.«
»Nun ich dachte mir, sehen Sie, weil Sie zum Tanzplatze gekommen wären,« antwortete Bastian, indem er sich hin und her wiegte und verliebte Augen machte.
»Sie haben Recht, Herr Husar,« entgegnete darauf Mariechen; »es war nicht recht von mir, dass ich mit Trauer außen und innen an den Ort der Freude kam. Wir wollen gehen, Mutter.«
Und sie zog Frau Marien mit sich fort auf den Weg hin, der nach dem Walde führte.
»Oh! oh!« sagte der Husar. »Hat denn das Mariechen in meiner Abwesenheit sogar den Namen geändert? Sie scheint jetzt Jungfer Zimperlich zu heißen.«
Mariechen hörte nicht, was Bastian sagte, aber einige Andere hörten es, auch Ehrlich.
So wenig Ehrlich sich aus dem Tanze machte, hatte er sich doch an den Hang gelegt nicht weit von Mariechen. Sein großer Hund lag neben ihm wie gewöhnlich. Er sah weniger auf die Tänzer und Tänzerinnen als auf Mariechen und wenn sein Auge auf ihr ruhte, vergaß er die Bursche und Mädchen, die im Takte — oder doch beinahe Hüpften, den Geiger, der mit dem Fuße stampfte und die Geige, die so gut als möglich sang.
Einen Augenblick hatte er gleich den Andern Bastian zugesehen, und ihn aus Herzensgrunde beklagt, dass er so anstrengend tanzen müsste, denn er sah nicht ein, wie Jemand sich so abmühe und die Beine so lächerlich um sich werfe, ohne durch irgend ein Gesetz, eine Notwendigkeit dazu gezwungen zu sein.
Als er Bastian den Tanzplatz verlassen und nach Mariechen hingehen sah, richtete er sich auf, um ihm mit einer gewissen Besorgnis nachzublicken. Er ahnte die Absicht des Husaren und es würde ihn tief betrübt haben, wenn Mariechen mit einem Manne getanzt hatte, der so ganz anders tanzte, wie die Burschen im Dorfe.
Obgleich er nicht ganz nahe bei der Gruppe war, so verstand er doch in Folge seiner Fähigkeit die entferntesten Töne zu vernehmen, sowohl die Frage als die Antwort. Seiner Meinung nach hatte Mariechen ganz gut geantwortet, Bastian aber hielt er für einen Grobian, was ihm freilich bei einem Manne nicht auffiel, der nach einem so ganz außergewöhnlichen und übertriebenen Lange nicht recht bei Besinnung sein konnte.
Er beklagte ihn also statt ihn zu tadeln, stand dann auf und ging mit Bernhard Mariechen nach.
VII. Was in dem Dorfe Haramont von 1810 bis 1814 weiter geschah
Von diesem Augenblick an stand der Ruf des Husaren in dem Dorfe fest: den Frauen galt er als das Muster der Eleganz und guten Sitten, den Männern dagegen als der widerwärtigste, unausstehlichste Mensch, der ihnen noch vorgekommen.
Nur Mariechen und Ehrlich machten eine Ausnahme. Der ersteren war er vollkommen gleichgültig, der letztere beklagte ihn. Er war ganz und gar der Meinung des Dey von Algier, welcher einmal einem prächtigen Balle beiwohnte und, als der Herr vom Hause dabei gleich dem geringsten seiner Gäste tanzte, diesen Hausherrn zu sich rufen ließ, um ihn mit gutmütiger Neugierde zu fragen:
»Da Sie so reich sind, Herr, wie Sie zu sein scheinen, warum machen Sie sich die Mühe selbst zu tanzen?«
Aber der gewöhnliche französische Contretanz genügte Bastian bald nicht mehr. Alle französischen Soldaten hatten in Deutschland eine große Vorliebe für den Walzer erlangt und Bastian führte den Walzer unter den Mädchen von Haramont ein.
Um dies zu können, machte er sich zum Tanzmeister, zum Walzertanzmeister, aber wohl verstanden nur für die Mädchen.
Die Folge davon war, dass die Bursche, denen Bastian nicht die geringste Anweisung gab, wie man sich in drei Tempos um sich selbst drehen müsse, bei dem Walzer Bastian ganz freies Feld ließen, und dieser wie ein orientalischer Pascha nur zu winken brauchte, ohne einen Nebenbuhler zu fürchten zu haben.
Die Bursche wollten wohl Einwendungen machen, aber Bastian wendete bei dem ersten Murren sich um, drehte den Schnurrbart wie einen Korkzieher, fragte so artig wie es nur die Husaren verstehen: »was beliebt?« und alles war still.
Und nicht bloß als Tänzer hatte Bastian die Bewunderung aller Haramonterinnen sich erworben, sondern auch als Reiter. Er saß zu Pferd wie ein Gardehusar d. h. mit seltener Vollkommenheit und da er die Pferde des Nachbars Mathieu pflegte, so ritt er dieselben auch, ja er machte ohne Sattel Spazierritte in der Umgegend und zwar so, dass er hin und her durch, das ganze Dorf reiten musste.
Merkwürdig war es aber, dass ihm, obgleich alle Schönen ihn vorzogen, obgleich Katharina ihn besser aufnahm als alle andern, ja gegen ihn von ihren Ansprüchen wegen des Heiratens merklich nachzulassen schien, alles dies gleichgültig blieb, solange er nicht erkannte, dass Marie ihn ansah.
Je störrischer das Pferd war, dass er ritt, umso eifriger drängte er es nach dem Häuschen der Frau Marie hin, damit Mariechen seine Kraft und Gewandtheit im Bändigen der Tiere zu Gesicht bekomme.
Bisweilen ging sein Wunsch wenigstens zur Hälfte in Erfüllung; Mariechen blickte aus Neugierde hin und Ehrlich, der ihn auch ansah, weil er den Blicken Mariechens folgte, fragte sich stets, warum doch der Husar, statt die Spornen und das Gebiss zum Bändigen des störrigen Pferdes anzuwenden, die so einfache Hilfe des Wortes nicht brauche, des Wortes, des Zuredens, womit er, Ehrlich, die verstocktesten Tiere in wenigen Augenblicken zu allem brachte.
Bastian seinerseits liebte den Ehrlich gar nicht, vielleicht weil er ahnte, dass derselbe große Liebe zu Mariechen im Herzen trage, und dass diese die innigste Zuneigung für Ehrlich empfinde: er liebte ihn nicht, sage ich, denn bis zum Hasse ging sein Mangel an Neigung nicht. Ehrlich war so sanft, so gutmütig, so harmlos, dass Niemand ihn hasste, aber er missfiel dem Husaren, wie und irgendetwas missfällt, das uns auf dem Wege aufstößt, ein Hindernis, das uns hemmt.
Auch ließ Bastian keine Gelegenheit vorbeigehen, Ehrlich zu verspotten, namentlich die Engelssanftmut desselben, die sich dem Husaren als Feigheit darstellte. Dann war Ehrlich auch kein Tänzer, kein Reiter, kein Fechter, während Bastian als solcher sich auszeichnete. Er verspottete deshalb Ehrlich nicht nur um das, was er war, sondern auch um das, was er nicht war.
Dass Ehrlich alle diese Spöttereien mit unveränderlicher Ruhe anhörte, versteht sich von selbst.
Aber es kam eines Tages ein Vorfall, der Bastian nachdenklich machte.
Da er in der ganzen Umgegend