Der Bastard, mein Herz und ich. Nancy Salchow

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Der Bastard, mein Herz und ich - Nancy Salchow

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hast du nicht. Ich habe ja extra dafür gesorgt, dass du davon erfährst. Aber ich selbst, weißt du, ich rede nicht so gern darüber.“

      Die Wehmut in seinen Augen weicht einem Lächeln, das er abruft, als sei es eine Art Heilmittel für zu tiefe Wunden, die er vergessen möchte. Langsam kommt er wieder näher und greift nach meinen Händen.

      „Mir würden ganz andere Dinge einfallen, über die wir reden könnten“, sagt er.

      „Zum Beispiel?“ Meine Hände ruhen in seinen, als hätten sie schon immer dort gelegen.

      „Ich würde gern mehr über dich erfahren“, sagt er. „Es gibt sicher unendlich viele spannende Dinge, die ich noch nicht von dir weiß.“

      „Spannend? Hm. Was findest du denn spannend? Welche Schuhgröße ich habe?“

      „Bevor ich irgendetwas von dir weiß, ist es praktisch unumgänglich, dass ich deine Lieblingseissorte erfahre.“

      „Meine Lieblingseissorte?“ Ich lache ungläubig.

      „Sicher. Stell dir nur vor, wir haben Streit und ich will mich mit dir versöhnen. Jeder weiß doch, dass man dann mit einer Riesenpackung Lieblingseis nach Hause kommen muss. Das Lieblingseis öffnet Türen, wo jeder Blumenstrauß scheitern würde.“

      „Klingt fast so, als hättest du in deinem Leben schon oft Versöhnungseis besorgt.“

      Sein Finger streichelt über meine Hand. „Einmal bisher. Und an ihrer Reaktion habe ich gemerkt, dass sie nicht die Richtige für mich ist.“

      Seine Antwort bringt mich zum Lachen.

      „Ganz ehrlich, Alwin. Wir haben uns gerade erst kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt sollte man vermutlich noch nicht über solche Dinge reden, oder?“

      „Du hast recht, war ja auch nur Spaß.“ Seine Augen blitzen übermutig auf. „Vergiss die Eiscreme. Wir sollten uns lieber aufs Küssen konzentrieren.“

      Mit dem Kichern eines Schulmädchens puffe ich ihm gegen die Brust, die in genau diesem Moment zu vibrieren beginnt.

      Leicht erschrocken zieht er sein Handy aus der Brusttasche seines Sakkos.

      „Antonia.“

      Ich spüre, wie ich allein beim Erwähnen des Frauennamens zusammenzucke. Und mit einem Schlag sind sie wieder da, meine Zweifel und der erste Eindruck, den ich von ihm hatte.

      „Nein, morgen ist es ungünstig“, sagt er, während er mir den Rücken zuwendet. „Da bin ich schon voll mit Terminen … nein, da auch nicht … tut mir leid, Antonia, aber ich habe dir doch gesagt, dass … ja, genau, und das habe ich auch so gemeint.“

      Stille breitet sich aus. Ich stehe zu weit weg, um zu hören, was sie sagt. Alles, was ich sehe, ist sein Rücken, der sich wie ein Symbol zwischen unseren gerade erst verstrichenen Moment der zärtlichen Nähe und meine Ahnung stellt, dass er eben doch ein Mistkerl ist.

      „Wenn du das so siehst, tut es mir leid“, sagt er selbstbewusst. „Aber es wird dir nicht gelingen, mir ein schlechtes Gewissen einzureden.“

      Dann ist das Telefon beendet.

      So schnell, wie er das Handy aus seiner Brusttasche gezogen hat, schiebt er es wieder zurück.

      Nach einem kurzen Räuspern dreht er sich wieder zu mir um, als hätte er sich nur schnell für eine Rolle sammeln müssen, die er mir nun vorspielen möchte.

      „Ich hasse es, Leute abzuwimmeln“, sagt er. „Und vor allem hasse ich es, wenn ich es mehrmals tun muss, weil sie es beim ersten Mal nicht begreifen wollen.“

      „Mir scheint, als müsstest du vor allem Frauen abwimmeln“, entgegne ich mit reserviertem Lächeln.

      „Frauen?“ Er hebt seine Augenbrauen, als wüsste er nicht, wovon ich rede.

      „Na ja, ich kenne dich erst seit anderthalb Tagen, aber habe dich jetzt bereits bei der vierten Abfuhr erlebt. Entweder am Telefon oder live in deinem Hotel.“

      „Oh, du meinst das mit Tanja gestern?“

      „Unter anderem.“ Mein Gesicht versteinert sich.

      „Das ist eine lange Geschichte“, antwortet er.

      „Dann erzähl sie mir doch. Ich bin gut im Zuhören.“

      „Wenn ich darüber reden würde, würde ich ein Versprechen brechen“, antwortet er so ruhig, als unterhielten wir uns über Benzinpreise.

      „Verstehe.“ Ich presse meine Lippen aufeinander. „Erst die Sache mit deinem Vater, dann das jetzt. Vermutlich ist es tatsächlich zu viel verlangt, dass du mir schon so früh vertraust.“

      Ich suche nach den richtigen Worten, finde aber nur einen kläglichen Ersatz für das, was ich wirklich denke.

      „Vielleicht ist es besser“, sage ich schließlich, „wenn ich jetzt heimfahre und mit der eigentlichen Arbeit am Artikel beginne. Ich denke, ich habe jetzt genügend Material zusammen, um ein authentisches Porträt von dir zu erstellen.“

      Die plötzliche Abkühlung meiner Stimme scheint ihn zu erschrecken.

      „Sina.“ Er kommt näher. „Du, du verstehst da etwas falsch.“

      „Weißt du, wenn ich es mir recht überlege, will ich die Details gar nicht wissen.“

      Erst jetzt scheint er zu begreifen, worum es mir wirklich geht. Wie erleuchtet schaut er mich an. „Jetzt verstehe ich, was du meinst. Du denkst, all diese Frauen und ich – dass da was läuft, richtig?“

      Mein Stolz hindert mich daran, ihm zu antworten.

      „Oh Sina.“ Er lacht. „Glaub mir, das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Das mit diesen Frauen, das ist nur … geschäftlich.“

      „Bitte, Alwin, beleidige nicht meine Intelligenz, ja? Diese Frau im Restaurant war so was von verknallt in dich, das hat man schon auf den ersten Blick gemerkt.“

      „Kann schon sein, ja. Aber das ist ihr Problem, nicht meins. Ich habe ihr jedenfalls keine falschen Hoffnungen gemacht, weil es in unseren Gesprächen lediglich darum ging, dass … ach Sina, ich habe dir doch gesagt, dass ich ein Versprechen brechen würde, wenn ich darüber rede. Ich habe dich eigentlich für eine Frau der Marke coole Socke gehalten, die über den Dingen steht.“

      Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Ach, komm schon, Alwin, glaubst du wirklich, dass es solche ach so coolen Frauen gibt? Niemand von uns ist wirklich cool, wenn es um Gefühle geht. Und wenn, dann eben nur so lange, wie wir uns unserer Sache sicher sind. Oder eben, weil wir wollen, dass es so aussieht, als seien wir die Gelassenheit in Person. Aber egal ob cool oder verunsichert, keine Frau lässt sich gern verarschen. Alles, was ich weiß, ist, dass ich keine von denen sein werde, die dich in ein paar Wochen anrufen und dann ein Du redest mir kein schlechtes Gewissen ein als Antwort bekommen. Dafür bin ich mir zu schade.“

      Ich spüre deutlich, dass er mich berühren will, aber vor meiner Selbstsicherheit zurückschreckt.

      „Denkst

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