Der Bastard, mein Herz und ich. Nancy Salchow
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Читать онлайн книгу Der Bastard, mein Herz und ich - Nancy Salchow страница 13
„Schon okay, Alwin, es geht mich doch im Grunde gar nichts an. Wir bereiten gemeinsam einen Artikel vor, das ist alles.“
„Ich will aber nicht, dass du diesen Eindruck von mir hast, verdammt.“ Nun greift er doch nach meiner Hand. „Reicht es dir wirklich nicht, wenn ich dir sage, dass du mir vertrauen kannst? Wenn zwischen uns wirklich diese besondere Anziehung ist, von der wir gesprochen haben, muss dir doch klar sein, dass ich es ernst mit dir meine. Oder würdest du dich von einem Arschloch angezogen fühlen, das mehrere Frauen gleichzeitig hat?“
Die Eindringlichkeit, mit der er das sagt, lässt meine Vermutungen von einem Moment auf den anderen lächerlich erscheinen.
Wer bin ich, dass er mir Rechenschaft schuldig ist?
Und wieso überkommt mich dieses vertraute Gefühl, wenn er mich auf diese Weise anschaut? Dieses Gefühl, dass alles gut und echt und rein ist, was uns verbindet?
Ich spüre seinen Atem an meiner Wange, so nah und warm, dass alles andere egal wird.
Was haben mir all meine konfusen Gedanken in vergangenen Beziehungen und Affären schon gebracht? Was, wenn es vielmehr darauf ankommt, ausschließlich auf sein Herz zu hören und endlich einmal etwas zu riskieren?
„Du bist mir nichts schuldig“, sage ich leise.
„Ich will dir aber etwas schuldig sein“, antwortet er. „Mindestens Vertrauen. Und ich vertraue dir. So wie du auch mir vertrauen kannst.“
Ich spüre seine Lippen an meinen Wangen, seine Finger an meinem Hals. Unaufdringlich und doch voller Begehren.
Als sein Mund meinen berührt, weiß ich, dass ich ihn will. Egal, ob wir uns kennen oder nur glauben, es zu tun.
Meine Hände wandern wie von selbst unter sein Hemd, während seine Finger meine Hüften umspielen.
„Wir sollten weniger reden“, sage ich. „Das führt nur zu Missverständnissen.“
„Ich rede gern mit dir.“ Lachend stößt er heißen Atem aus, der meine Lippen streift.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass dieser Teil des Strandes tatsächlich so gut wie leergefegt ist. Trotzdem fühle ich mich unbehaglich, mich derart in der Öffentlichkeit gehen zu lassen.
Alwin scheint es ähnlich zu gehen. Er sucht in meinen Augen nach einer Art von Einverständnis.
Innerhalb von Sekunden sind alle Fragen zwischen uns wortlos beantwortet. Er nimmt mich an die Hand und zieht mich sanft am Schilf vorbei einen kleinen Pfad hinauf. Oben angekommen, wo das Schilf am höchsten und die Sicht auf das Wasser beinahe gänzlich verstellt ist, fällt mein Blick auf eine kleine Bootshütte aus abblätterndem blauen Holz.
Alwin hebt die kleine weiße Bank vor dem Haus an und hebt einen Schlüssel auf, der unter einem der Beine liegt.
„Gehört es dir?“
„Meiner Familie. Schon solange ich denken kann.“
Die salzige Meeresluft wirkt wie ein Aphrodisiakum, als er die Tür aufschlägt und wir in Küssen versunken in das Häuschen taumeln.
„Falls du denkst, ich hätte das geplant …“, beginnt er, doch ich lasse ihn augenblicklich in einem noch stürmischeren Kuss verstummen.
Er tritt die Tür hinter sich mit seinem Fuß zu, während ich ihm das Sakko ausziehe und es gedankenlos zu Boden fallen lasse.
Seine Zunge gleitet behutsam und doch leidenschaftlich meinen Hals hinauf, bis ein Kuss daraus wird, der so fordernd ist, dass ich die Konturen seiner Zähne auf meiner Haut spüre. Eine Tatsache, die mich nur noch mehr in Fahrt bringt.
Unter einem der Fenster steht ein Doppelbett, bezogen mit einer kunterbunten Patchwork-Decke. Den kleinen Tisch und den Wandschrank nehme ich nur im Augenwinkel wahr, als wir uns auf das Bett fallen lassen.
Er schiebt mein Shirt hoch und beginnt, meinen Bauchnabel zu liebkosen. Ich fummele an seinem Gürtel, doch er kommt mir zuvor und zieht seine Hose selbst aus. Auch ich kann mich gar nicht schnell genug ausziehen. Plötzlich ist nur eines wichtig: Ihn ganz und gar zu spüren.
In einem Wirrwarr von Klamotten, die auf dem Bett und den Holzdielen liegen, winden sich unsere nackten Körper auf der weichen Decke. Sein Oberkörper ist noch kräftiger, als man es unter seiner Kleidung erahnen kann.
Als er sich über mich rollt, weiß ich es plötzlich: Wir brauchen keine Zeit, keine Worte – das hier ist echt. Egal, was noch passieren wird.
Kapitel 8
18. August 2001
Mama, Papa,
ich lebe noch. Das ist es doch, was ihr euch fragt, wenn ich mich länger als zwei Tage nicht melde, richtig? Die Sorgen aller Eltern, die Gott sei Dank (meistens) unbegründet sind.
Die Wahrheit ist: Ja, es ging mir besser. Und der Abstand tut mir auch nach wie vor gut, aber ich weiß jetzt auch, dass ich vor etwas davongelaufen bin. Etwas, das nun schmerzhaft in mir hochkriecht wie eine heimtückische Krankheit, die ich erfolglos bekämpfen wollte.
Vielleicht ist es nur ein unwichtiges Detail, das im Nachhinein keine Rolle mehr spielt, und sicher würdet ihr alles versuchen, um mir auch diese Schuldgefühle auszureden. Aber die Wahrheit ist, dass dieses Detail bis heute diesen tragischen Abend umso schlimmer für mich macht. Noch kann ich euch nicht davon erzählen. Noch bin ich nicht stark genug.
Letztendlich muss ich allein damit fertigwerden, ganz egal, wie sehr ihr versuchen würdet, mir zu helfen.
Ich werde versuchen, beim nächsten Mal nicht wie ein verwirrter Professor zu schreiben. Das ist vermutlich dein Einfluss auf mich, Papa. Mama sagt oft, dass ich genauso klinge wie du. Viel zu hochtrabend, aber auch viel zu durcheinander für mein Alter. Jetzt merke ich es irgendwie selbst.
Alles, was ihr wissen müsst: Ich kämpfe mich durch, lese viel, lenke mich ab – und schon bald werde ich hoffentlich über alles reden können.
Bitte gebt mir noch etwas Zeit.
Euer Alwin
*
Die abendliche Aussicht von meinem Balkon lässt das Meer nur erahnen. Von hier oben aus kann man Felder sehen und das Dach einer alten Scheune – die Ostsee jedoch zeigt sich nur in ihrem typischen Geruch und dem geheimnisvollen Rauschen. Beides hängt vom Wind und dessen Richtung ab.
Ich umklammere mein Rotweinglas, während ich meine Füße auf dem Klappstuhl vor mir übereinanderschlage.
Habe ich wirklich über vier Stunden schlafend in diesem Bootshaus verbracht? Mit einem Mann, den ich kaum kenne?
Trotzdem schleicht sich allein bei der Erinnerung, dass ich mit dem Kopf in seiner Armbeuge aufgewacht bin, ein verträumtes Lächeln auf meine Lippen.
„Und