Durchgeknallte Weihnachten. Katie Volckx

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Durchgeknallte Weihnachten - Katie Volckx

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Sache, schätze ich.«

      »Oh Mann«, jammerte sie, »dann lass uns besser aufbrechen, bevor mich hier irgendeiner nach meinen Dienstzeiten fragt.«

      Ja, vielleicht war es gemein, dass wir Paulinas nuttiges Outfit unentwegt verspotteten, andererseits taten wir das nur, weil es nun mal nicht Paulinas Lebensart war. In Wirklichkeit thematisierten wir es nur, weil es uns belastete.

      ***

      Während ich darauf wartete, dass der Barkeeper meinen Cocktail mixte, spielte ich mit dem Zeigefinger nachdenklich an einem der Dekoelemente, das direkt vor meiner Nase auf dem Tresen stand. Ich wusste nicht einmal, was genau es darstellen sollte, ich wusste nur, es sollte weihnachtlich anmuten mit den Kiefernzweigen und den goldenen Schleifchen.

      Noch immer konnte ich es nicht fassen, dass ich den dritten Adventsabend in einer Bar ausklingen ließ, nur weil mich zu Hause plötzlich die Einsamkeit übermannt hatte. Auf einmal fühlte sich mein Leben so leer an. Da konnten die neuen Pumps auch nichts dran ändern. Aber heute war hier nicht sehr viel los. Warum auch? Es gab Menschen, die fühlten sich im Kreise ihrer Familien gut aufgehoben, speziell an diesen Tagen.

      Nun gut, ich hatte ja gar keine Familie! Meine leiblichen Eltern kannte ich nicht, denn ich war schon als Baby zur Adoption freigegeben worden, meine Adoptiveltern waren einesteils tot und anderenteils im Knast, und für eine eigene Familie hatte mir bislang entweder der richtige Partner oder der Eisprung zur passenden Zeit gefehlt.

      Bei Matz kam beides zusammen. Es gab das erste Jahr, in dem er sehr darum bemüht war, mich glücklich zu machen und in dem wir uns schon recht früh über Zuwachs einig gewesen waren. Doch ich war nie schwanger geworden (gottlob). Im zweiten Jahr konnte er sein zweites (wahres) Ich kaum noch länger verbergen und hatte sich fast unmerklich zu einer faulen, selbstsüchtigen Hohlfigur entwickelt. Dazu lag die Vermutung nahe, dass er mich mit einer anderen Frau betrogen hatte.

      Allerdings war ich mir erst vor einigen Wochen darüber bewusst geworden, dass nicht nur er, sondern auch unsere Beziehung aus den Fugen geraten war. Dennoch konnte ich ihn ja nicht erbarmungslos auf die Straße setzen. Nicht, dass ihn seine Eltern seinem Schicksal überlassen würden, aber sie wussten nur zu gut um seine wahre Natur und waren es ebenso leid wie ich. Im Grunde genommen wollte ich ihnen mein Elend nicht aufbürden, auch wenn unser Verhältnis nicht das beste war (na ja, vor allem das zwischen Margret und mir) und es mir daher vollkommen gleich hätte sein können.

      Ein Typ setzte sich direkt neben mich.

      Warum direkt neben mich? Der Tresen war etwa acht Meter lang, an dem zwölf Barhocker standen, von denen neun nicht besetzt waren. Aber er setzte sich ausgerechnet neben mich und raubte mir unnötigerweise meine Armfreiheit. Frechheit!

      Unauffällig schielte ich zu ihm, ohne meinen Kopf zu bewegen, doch allein aus dem Augenwinkel erkannte ich nicht mehr als eine unscharfe Gestalt, die die Arme auf den Tresen gelegt hatte. Also war ich gezwungen, meinen Kopf auf meiner Erkundungsreise nun doch ein wenig zu drehen. Sofort fing ich seinen Blick ein, der unangenehm an mir klebte. Ich erschrak und wandte meinen Kopf blitzartig wieder ab. Er nahm mir also nicht nur meine Armfreiheit, sondern starrte mich auch noch an. Hatte er denn keine gute Kinderstube genossen?

      Wütend kaute ich und verengte meine Augen.

      Doch dann wurde mir meine abweisende Art irgendwie peinlich. Ich konnte doch nicht so tun, als wäre er nicht da, wenn sich unsere Blicke ohnehin schon getroffen hatten. So entschied ich mich, ihn noch einmal spontan bei drei anzusehen. Sein Blick haftete immer noch an mir, was meine Wut steigerte.

      »Entschuldige«, ergriff ich die Initiative, »habe ich Dreck an der Backe oder warum glotzt du mich so blöd an?«

      Jetzt grinste der Typ auch noch breit. »Du kommst mir unheimlich bekannt vor, aber mir will partout nicht einfallen, wo ich dein Gesicht schon einmal gesehen habe.« Seine Sprechweise war sympathischer als sein Benehmen, aber seine Anmachsprüche genauso wenig originell wie meine Geldverstecke.

      »Deshalb musst du dich ja nicht gleich so aufdrängen, oder?«

      »Wie lernst du dann für gewöhnlich Leute kennen? Ich meine, wir sind hier in einer Bar.«

      Ich grübelte kurz. »Na, jedenfalls nicht, indem ich ihnen auf die Schultern springe.«

      Plötzlich schnellte er vom Hocker und ließ sich auf dem nächsten wieder nieder. »Besser so?«, rief er so übertrieben laut, als hätte er sich ganz ans andere Ende des Tresens gesetzt.

      Der Barkeeper brachte mir endlich meinen Cocktail, dann nahm er die Bestellung von dem Scherzkeks auf. Der wollte nur ein belgisches Bier. Wenn er nur Bier wollte, warum war er in eine Bar gekommen? Hätte es nicht auch eine Kneipe getan? Denn da hätten seine frechen Umgangsformen wesentlich besser hineingepasst und sicher viel mehr Anklang gefunden.

      Nun trennte uns jedenfalls ein Hocker und ich musste zugeben, dass sich das wirklich gleich viel angenehmer anfühlte. »Da fragst du noch?« Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Herrje, immerhin gab er sich Mühe!

      »Sicherheitshalber! Es hätte ja durchaus sein können, dass dir das noch zu nahe ist.«

      »Na ja, dein Aftershave rieche ich noch.« Das tat ich wirklich. Es roch würzig-penetrant.

      Er hob eine Augenbraue an. »Soll ich mich jetzt auch noch duschen gehen?«

      »Das klingt ein bisschen danach, als hättest du eine Aversion gegen Wasser«, zog ich ihn auf und hatte sogar richtig Spaß daran.

      Er anscheinend ebenfalls. »Ich habe wohl eher eine Aversion gegen Stinkstiefel wie dich.« Er zwinkerte mir mit einem Auge zu. »Wie kann ein einziger Mensch so mies gelaunt sein? Und das auch noch an diesen heiligen Tagen.«

      Trotzig zuckte ich mit den Schultern und drehte nervös mein Glas. »Ich habe mir Weihnachten auch etwas anders vorgestellt. Stattdessen stehe ich a) kurz vor einer Trennung, habe b) Stress mit meiner besten Freundin, werde c) immer runder um die Hüften herum und bin d) zu allem Überfluss gestern auch noch überfallen worden – in meinem eigenen Haus, versteht sich.« Ich beobachtete ihn dabei, wie seine Augen bei jedem Punkt größer wurden vor Erstaunen. Nur Punkt C veranlasste ihn, einen kurzen prüfenden Blick auf meine Hüften zu werfen.

      Er nahm einen großen Schluck aus seinem Bierglas, ein Akt, der mich ahnen ließ, dass er es für seine Nerven brauchte. »Okay! Zu Punkt A: Warum? Zu Punkt B: Warum? Zu Punkt C: Es ist alles da, wo es hingehört. Und zu Punkt D: Jetzt weiß ich, warum du mir so bekannt vorkommst.«

      »Ach ja?«, bezog ich mich lediglich auf die Antwort auf Punkt D. »Und woher?« Ich war richtig überrascht, dass das doch nicht nur eine doofe Anmache gewesen war.

      »Na, der Überfall steht doch im Tagesblatt. Und über dem Artikel ist ein kleines – sehr kleines – Bild von dir abgedruckt.«

      »Im Ernst?«, klang meine Stimme hell vor Aufregung. »Woher wissen die davon?«

      Der Barkeeper hatte unser Gespräch aufmerksam verfolgt und griff unter den Tresen. Da holte er die Zeitung von heute hervor, legte sie mir direkt vor die Nase und tippte mit dem Finger auf den Artikel auf der Titelseite. Sofort hob ich diese auf und hielt sie mir dicht vors Gesicht, weil ich meinen Augen nicht trauen wollte.

      »Das darf ja wohl nicht wahr sein!« Beim Lesen klappte mein Kinn herunter. »›Leonie Pfeiffer stundenlang in der Vorratskammer der Küche eingesperrt, als ihr Verlobter Matz Grimm sie befreit und die Polizei

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