Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein

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Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen - Ludwig Bechstein

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style="font-size:15px;">       Stückchen Alpenkäse, etwa so groß wie ein Viertels-

       mühlstein und in der Hand ein Büschel Kräuter, und

       sprach: Magst den Käs mit heimnehmen und deiner

       Mutter von den Kräutern einen Tee kochen, sollst

       nicht mehr hülflos weinen. – Hoch droben im Gebirg

       aber tobte das Unwetter noch fort, über alle Maßen

       greulich, und war ein Donnern, Tosen und Krachen,

       als ginge die Welt unter. Wie das Maidli zur Mutter

       kam, war der Käs ein Stück so schweres Gold geworden,

       und vom Kräutertee wurde die Mutter ganz gesund.

       Über die Kastelen-Alp aber hatte sich im Gewitter

       ein Bergsturz geschüttet, die Matten verwüstet,

       die Herden erschlagen und ein Stein, etwa so groß wie

       ein Alpenkäs, hatte dem geizigen Vetter einen Fuß

       abgeschlagen. Später ist er noch zu seiner Muhme

       Haus gehinkt gekommen und hat gebettelt.

       17. Blümelis-Alpe

       Im Berner Oberland liegt ein Bergzug, die Klariden

       geheißen, darauf waren herrliche Weiden, alle voll der

       kräftigsten Alpenkräuter und Blumen, so daß jede

       Kuh des Tages dreimal gemolken werden konnte und

       jedes Melken dritthalb Maß in den Milcheimer gab.

       Da war auch eine Alp, die war absonderlich schön,

       triftreich und ganz voll Blumen, deswegen hieß man

       sie auch die Blümelis-Alp. Darauf hatte ein reicher

       Hirte sein Haus, das war ihm weit nicht schön genug,

       wollt's schöner haben, baut' ein großes neues, baute

       eine Treppe von eitel Käsen, darüber ging er mit seiner

       liebsten Sennerin, seinem Hund und seiner Kuh,

       und wenn die Käsetreppe schmutzig geworden war,

       so ließ er sie mit Milch abwaschen. Im Tale wohnte

       des Hirten fromme Mutter, die wußte nichts von ihres

       Sohnes Frevel und gottlosem Tun, ging einmal eines

       Sonntags hinauf auf die Blümelis-Alpe, wollte die

       Sennerei besuchen, und erdürstete sehr, bat deshalb,

       als sie kam, um einen Labetrank. Die Sennerin sah

       die Alte gar ungern kommen, und der Sohn desgleichen,

       und beide fürchteten deren Vorwürfe und wollten

       sie gern bald wieder hinab haben. Und als die Alte

       trank, fand sie, daß eine ruchlose Hand Sand auf die

       Milch gestreut hatte. Da wandte sich die Alte alsbald

       von hinnen, schritt die Alpe hinunter, stand drunten

       still, hob die Hände empor und verwünschte die Gottlosen.

       Alsbald brach ein Wetter los, wie wenn der

       Jüngste Tag käme, und der kam auch für die Blümelis-

       Alp und für alles, was auf ihr lebte, Hirt und Sennerin,

       Kuh und Hund – Haus und Gehöft – alles fand

       seinen Untergang, und über die Alpe lagerten sich

       Gletschereis und Felsentrümmer. Auf diesem öden

       Gefild spukte nachher der Geist des Hirten umher und

       klagte:

       Ich und min Kathryn,

       Min Kuh Brandlin,

       Und min Hund, der Rhyn

       Müssen stetig uf Klaride syn!

       Es geht die Sage, diese umirrenden Geister wären

       zu erlösen, wenn einmal an einem Karfreitag ein

       frommer Senne die gespenstige Kuh ganz stillschweigend

       ausmelke, der Dornen an den Handschuhen

       habe. Einstmal wagt' es einer, ob die Kuh sich wegen

       der Dornen noch so wild stellte, und hatte schon den

       Eimer halb voll. Da klopft' ihn ein Mann auf die

       Schulter und fragte: Schäumt's auch wacker? – Der

       Senn vergaß des Schweigens Bedingung und sagte: O

       ja, es schäumt wohl. – Da riß mit einem Ruck die

       Kuh sich los, trat den Eimer um und verschwand, und

       die Geister der Blümelis-Alp blieben unerlöst.

       18. Der ewige Jude auf dem Matterhorn

       Hoch im Alpengebirge, ohnweit Welschlands Grenzen

       und dem hohen Monte Rosa, des Name schon italienisch

       genannt wird, hebt sich ein mächtiger Bergstock,

       das Matterhorn geheißen, darunter liegt der

       Matterberg mit einem Gletscher, dessen ablaufendes

       Gewässer die Visper bildet, welche noch ihre Wellen

       nach deutschem Boden herabrollt. Da droben, wo

       jetzt nur das Schweigen der Öde lagert oder das Eis

       der Gletscher donnernd kracht, habe voreinst, so geht

       die Sage, eine blühende Stadt gelegen. Dahin sei auf

       seiner ewig rastlosen Wanderung auch der ewige

       oder, wie man in der Schweiz sagt, der laufende Jude

       gekommen, da haben die Leute ihm angesehen, daß er

       der laufende Jude war, und kein Mensch habe ihn in

       sein Haus aufnehmen wollen. So habe der laufende

       Jude gesagt, indem er bekümmert über der Menschen

       Härte hinweggegangen: Jetzt finde ich hier eine Stadt,

      

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