Der Kristall. Bärbel Junker

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Der Kristall - Bärbel Junker

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wollte Rowan wissen.

      „Karon war fast bis zuletzt bei uns. George jedoch kam in der Todeswüste um. Der Magier Teufat tötete ihn. Aber er hat es verdient, denn er verriet Samiras an den Zauberer, die fast dabei umgekommen wäre“, sagte Hetzel hart.

      Rowans vorher funkelnde Augen hatten sich getrübt. War es der Schatten einer Ahnung? War es die Furcht zu erfahren, dass etwas oder jemand unwiederbringliche Vergangenheit war? Hatte diese Erkenntnis einen Schleier vor seine eben noch so strahlenden Augen gezogen? Was hatte der Zwerg gesagt? Karon sei fast bis zuletzt bei seinen Gefährten gewesen. Fast! Und wieso nicht bis ganz zum Schluss?!

      Rowan schluckte, räusperte sich, setzte zum Sprechen an. Doch diese Frage wollte nicht über seine Lippen. Die Antwort mochte vielleicht zu schrecklich sein. Und doch war sie letztendlich so viel schrecklicher, als er sich überhaupt ausmalen konnte.

      Hetzel, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte, erkannte seine Sorge, erkannte seine Qual. Auch Unwissenheit kann zerstören, dachte er. Rowan muss die ganze Wahrheit erfahren.

      Und so erzählte er von Karon. Erfreute sich ein letztes Mal an Karons Kameradschaft, seiner Ehrenhaftigkeit, seiner Freundschaft und seiner absoluten Loyalität.

      „Selbst der kühle und zurückhaltende Elfenkönig schloss Freundschaft mit ihm. Da hatten wir sämtliche Herausforderungen überwunden, waren dem Erfolg so nahe und dann ...“, Hetzel stockte.

      „Und dann? Was war dann? Was ist meinem Bruder passiert? Ich muss es wissen, Hetzel. Sag es mir.“

      Hetzel legte den Kopf in die Hände und seufzte. „Dann kam der Moglack“, flüsterte er.

      Und wie damals spürte er das Grauen beim Anblick des Ungeheuers, spürte dessen grenzenlose Bosheit, seine Mordgier und seine Hinterhältigkeit. Sah den Gnom Urselik am Gift des Moglack qualvoll sterben.

      Hörte die Geräusche herabstürzender Gesteinsmassen, die das Ungeheuer aufhalten sollten. Sah sich und die Gefährten bis zu dem nach draußen führenden Brunnen fliehen. Und hörte Tolkar mit der bewusstlosen Pantherin auf den Armen auf die Frage nach Karon sagen: „Er kommt nicht mehr zurück.“

      „Danach erfuhren wir von Tolkar, dass Karon bei dem toten Gnom Urselik in dem Stollen geblieben war. Der Moglack hatte auch ihn verletzt und diese Verletzung hätte ihn zu einem unvorstellbaren Ungeheuer mutieren lassen. Von dem Menschen Karon wäre nichts geblieben.

      Es war seine Entscheidung, aber in Wirklichkeit hatte er keine Wahl“, schloss Hetzel, der gar nicht gemerkt hatte dass er seine schrecklichen Erinnerungen laut durchlebt hatte.

      Rowan saß in sich zusammengesunken wie erstarrt. Er wollte nicht denken. Wollte die Wahrheit nicht wissen, wollte sich nicht klarmachen, dass er als einziger von seiner Familie übriggeblieben war.

      Vier Brüder und eine Schwester waren sie gewesen. Sie hatten sich geliebt, hatten in manch schwieriger Situation treu zueinandergestanden. Seine Familie war nicht begütert gewesen. Aber sie hatten ihr Auskommen und waren eine glückliche Familie gewesen.

      Bis zu dem Tag, als eine Horde absonderlicher Wesen, Skorps genannt, gemeinsam mit einer skrupellosen Verbrecherbande Kaffra überfallen, Mensch und Tier niedergemetzelt und die Stadt in Brand gesetzt hatte.

      Sein Bruder Baros, seine Schwester Marita und seine Eltern waren bei dem Massaker umgekommen. Er machte sich noch immer Vorwürfe, nicht daheim gewesen zu sein. Vielleicht hätte er wenigstens seine Familie retten können, wenn schon nicht alle in Kaffra lebenden Menschen.

      Danach hatte er sich auf die Suche nach Amos und Karon begeben. Doch auch sie werde ich niemals wiedersehen, dachte er wehmütig. Denn wie er jetzt wusste, war Amos von dem Magier Teufat getötet worden, und Karon hatte in den unterirdischen Gewölben der Stadt Zophtarr den Tod gefunden.

      Einzig er war übriggeblieben. Aber wie lange noch? fragte er sich niedergeschlagen. Vielleicht landete er in den Mägen der Orks. Vielleicht gelang ihm die Flucht. Im Augenblick jedoch waren ihm beide Möglichkeiten völlig einerlei. Was er von dem Zwerg Hetzel erfahren hatte war so schrecklich, dass er vor lauter Verzweiflung und Niedergeschlagenheit nicht mehr ein noch aus wusste.

      „Und hinter all diesen Gräueltaten steckt immer wieder dieser dreimal verfluchte Dämon“, grollte Hetzel. „ER ist es, der immer wieder das Böse zu gigantischer Größe wuchern lässt. ER verdirbt Alles und Jedes.

      Wir müssen diesen Mistkerl loswerden! Und genau dabei werde ich Samiras unterstützen und wenn es das Letzte ist, dass ich in meinem Leben tue. Ich will nicht, dass Karons und Urseliks Tod und der Tod all der vielen anderen umsonst gewesen ist. Vielleicht kehrt hier ja endlich für eine lange Zeit Ruhe und Frieden ein, wenn endlich dieser grässliche Dämon verschwunden ist!“

      Hetzels wütender Ausbruch riss Rowan aus seiner lethargischen Stimmung. Der Zwerg hatte ja recht! Es gab jemanden der die Schuld an all dem Leid trug. Und IHN musste man bestrafen. Oh ja, das war wahrlich eine Aufgabe, für die es sich zu sterben lohnte!

      „Ich bin dabei, Hetzel. Und wenn ihr mich nicht haben wollt, jage ich diese Bestie eben auf eigene Faust. Ich werde meine Brüder rächen, so wahr ich Rowan heiße.

      Und falls ich dabei auch noch einige von dieser Kretox-Bande zwischen die Finger bekomme, würde mich das sehr, sehr glücklich machen.“

      „Guter Spruch, Rowan“, grinste Hetzel. „Doch zuerst einmal müssen wir hier raus. Hast du eine brauchbare Idee?“

      „Vielleicht die, dass ich ...“ Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn in diesem Moment flog die Tür krachend auf.

      Diesmal stampfte ein anderer Ork auf Hetzel zu. Er riss ihn am Kragen hoch und schleppte ihn mehr als er ging nach draußen. Krachend schlug die Tür hinter ihnen zu.

      Auf der anderen Seite wurde der Riegel vorgeschoben, dann verklangen die schweren Schritte des Ork. Und Rowan fragte sich besorgt, ob er den Zwerg jemals wiedersehen würde.

      AUF DEM WEG NACH ARAKOW

      Am dritten Tag ihres Aufbruchs nach Arakow rasteten Samiras und ihre Gefährten nahe eines Sees, im Schutze eines Wäldchens aus Eichen und Birken. Jetzt waren sie nur noch zwei Tagesreisen von Arakow entfernt.

      Danina schlug sich in die Büsche um die Gegend zu erkunden, während Samiras zu dem See schlenderte. Zwischen den reichlich am Uferrand wachsenden gelben Blumen ließ sie sich neben einer alten Eiche nieder, deren dicht belaubte Äste bis zur Wasseroberfläche reichten. Sie lehnte sich mit dem Rücken an den borkigen Stamm und schloss die Augen. Sie genoss die Ruhe, die nur vom Gezwitscher der Vögel unterbrochen wurde.

      Sie dachte an Hetzel und hoffte, dass er bald zu ihnen stoßen würde. Nur woher sollte er wissen, dass sie nach Arakow unterwegs war? Ich hätte den Perlmuttbaum fragen sollen, dachte sie ärgerlich auf sich.

      Was es wohl mit dem Stein des Lichts auf sich hat? Wie sieht er aus? Was bewirkt er? Und dann der Junge! Wie soll ich den Knaben Esmahel dazu bewegen mit mir zu kommen?

      Über welche Gaben verfügt er? Was für ein Kind ist er? Fragen über Fragen und keine Antworten. Noch keine Antworten, verbesserte sie sich, denn schon sehr bald würde sie mehr wissen, das jedenfalls hoffte sie.

      Sie schlug die Augen auf und blickte in das Laubwerk über

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