Desert Winds - Die Sklavenbraut. Alexa Kim
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Читать онлайн книгу Desert Winds - Die Sklavenbraut - Alexa Kim страница 3
Gita hat weniger Probleme mit dem Leben in der Wüste. Aber auch sie wird zunehmend nervöser. Drei Tage sind die Ältesten nun bereits fort, um Okak in der Wüste zu verscharren. Gita hat die Frauen gefragt, ob ich den Dinjhi ablegen dürfte – nun, da ich keine Braut mehr bin. Aber sie haben nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass man abwarten müsste, bis die Ältesten zurückkehren. Die meisten der Rebellenkrieger sind mit ihnen in die Wüste geritten. Nur etwa fünfzehn Männer sind im Lager zurückgeblieben. Ich finde sie unheimlich in ihrer schwarzen Kleidung. Sie tragen Hosen und wadenhohe Stiefel, darüber einen knielangen Kaftan, der von einem breiten Gürtel aus Leder gehalten wird. An dem Gürtel hängen ein gekrümmtes Schwert und ein Dolch. Zwei weitere Ledergürtel tragen sie gekreuzt über der Brust. Die meisten der Waffen, die daran befestigt sind, habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Seltsame Scheiben, die sie mit Präzision werfen und die auch auf weite Entfernung fast nie ihr Ziel verfehlen. Das Schlimmste an diesen Kriegern ist jedoch das lange schwarze Tuch, das sie sich um Kopf und Gesicht winden, sodass nur ihre Augen zu sehen sind. Nie weiß ich, was sie denken, da ich ihre Gesichter nicht sehen kann.
Als ich die Wüstenkrieger das erste Mal sah, dachte ich, sie wären böse Geister. Mittlerweile weiß ich es besser … aber sie machen mir trotzdem Angst. Ich bemitleide die Frauen, die mit ihnen verheiratet sind. Diese Männer kennen nur Tod und Kampf. Ihre Frauen verhalten sich unterwürfig in ihrer Gegenwart.
„Gita?“, frage ich leise, doch sie schläft noch und hat sich auf ihrer eigenen Matte zusammengerollt. Es besteht kein Grund, sie zu wecken. Ich brauche nur etwas frische Luft … wenn man von so etwas wie frischer Luft in der Wüste überhaupt sprechen kann.
Ich werfe mir den verhassten Dinjhi über und verlasse das Zelt. Alles ist ruhig. Morgens hat die Wüste etwas Malerisches und lässt noch nichts von der Härte erahnen, die sie den Menschen, die mit ihr leben müssen, abverlangt. Deshalb habe ich mir in den letzten Tagen angewöhnt, morgens hinaus in die Wüste zu gehen.
Die meisten der Wüstenrebellen schlafen noch. Eine Frau wirft mir einen gelangweilten Blick zu, ein Krieger, der Nachtwache gehalten hat, starrt mich aus seinem Gesichtstuch heraus an. Ich sehe nur seine Augen, aber er hält mich nicht auf.
Ich gehe nur so weit, dass ich das Lager hinter mir noch sehen kann, dann setze ich mich in den Sand und lasse die feinen Körner durch meine Hände rieseln. Und wieder starre ich nach Osten! Wo bleibt mein Vater? Wo bleibt Prinz Darjan? Sie müssen doch gehört haben, dass Okak tot ist. Warum haben sie nicht längst Hilfe geschickt?
Unter meinem Dinjhi lasse ich meinen Tränen freien Lauf. Ich habe Heimweh nach Tigman, nach meinem Vater, nach Darjan … sogar nach meiner mürrischen Schwester Ladla, obwohl sie und ich uns nicht gut verstehen. Der Dinjhi ist nass von meinen Tränen. Ich blinzele, um sie fortzuwischen, da erkenne ich einen Punkt am Horizont. Ich springe auf und schirme meine Augen mit der Hand ab. Es sind sogar mehrere Punkte … Reiter! Mein Herz schlägt wild. Mein Vater und Darjan sind gekommen … endlich! Ich hebe meine Hand, um ihnen zuzuwinken, doch erstarre noch in der Bewegung. Was, wenn es nicht mein Vater ist? Der Wind presst den Stoff des Dinjhi eng an meinen Körper … und er trägt die Stimmen der Reiter an mein Ohr. Ich kann ihre Sprache nicht verstehen. Es sind die Ältesten, die zurückkehren . Alle Hoffnung ist in einem einzigen Augenblick zerschlagen!
Ich will nur noch zurück in mein Zelt. Doch als ich langsam zurück ins Lager gehe, bemerke ich, dass etwas nicht stimmt. Die Wache ist aufgesprungen und hat ihr Krummschwert gezogen. Warum sollte sie das tun, wenn die Ältesten mit den restlichen Kriegern zurückkehren? Ich werfe einen Blick zurück über die Schulter und sehe, dass die Reiter ihren Pferden die Fersen geben und mit wildem Galopp auf das Lager zureiten. Erst jetzt kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht die Ältesten und unsere Krieger sind. Was, wenn es dieser fremde Stamm ist, der Okak getötet hat? Sie wissen, dass Okaks Stamm führerlos ist! Ich raffe meinen Dinjhi und renne los. Ich muss Gita warnen!
Leider komme ich im Sand nur langsam voran. Ich stolpere mehr, als dass ich laufe. Das Schlagen der Hufe hinter mir ist nun deutlich zu hören. Als ich mich umdrehe, ist einer der Reiter direkt hinter mir. Er reitet einen weißen Hengst mit schwarzer Mähne. Ich werfe mich mit einem Schrei zur Seite, doch er zügelt sein Pferd so präzise, dass es keinen Meter von mir entfernt zum Stehen kommt. Der Krieger springt von seinem Pferd und kommt auf mich zu. In Panik laufe ich weiter. Er ruft mir etwas zu, aber ich verstehe ihn nicht. Ich weiß nicht, was er will, ich sehe nur seine wilden Augen, die mich aus dem Gesichtstuch heraus anstarren. Was, wenn er mich in ein Zelt schleift und über mich herfällt? Ich will nach Gita rufen, doch er bekommt meinen Arm zu fassen und hält mich fest. Ich zerkratze ihm das Gesicht. Er lässt mich los und flucht. Oder lacht er mich aus?
Erneut packt er mich. Ich will schreien, aber mein Stolz verbietet es mir – ich bin Neyla ey Shanai am Jal il bal'ii, Tochter des Stadtfürsten Karbal und Prinzessin von Tigman. Aber das ist mir in diesem Augenblick egal! Ich zittere vor Angst. Er beschimpft mich in seiner harten Barbarensprache. Ich verstehe ihn genau so wenig, wie er mich, doch am Funkeln seiner Augen kann ich erkennen, dass er ziemlich wütend ist. Wir starren uns an, und mir fallen seine ungewöhnlich hellen Augen auf. Normalerweise sind die Augen der Wüstenbewohner dunkel und glänzend wie schwarze Perlen. Doch seine Augen sind goldbraun.
„Mögen die Sanddämonen dich verschlingen, du unzivilisierter Barbar“, fauche ich ihn an, und er lässt mich endlich los, weil die anderen Krieger das Lager erreicht haben und sich mit unseren wenigen zurückgebliebenen Wachen anlegen. Sie haben ihrer Schwerter gezogen und stellen sich den Fremden entgegen. Ich weiß, dass sie keine Chance haben, aber es gibt mir fürs Erste die Gelegenheit, zu verschwinden.
Ich stürze ins Zelt, wo Gita in heller Aufruhr ist. „Bei Egil, dem Sandfresserdämon! Wo warst du? Was ist da draußen los?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht!“ Dann erzähle ich ihr von den Fremden, die ins Lager eingefallen sind.
Gita kriecht zur Zeltmatte und zieht sie ein Stück weit zur Seite, damit sie hinausschauen kann.
„Was siehst du?“, flüstere ich mit klopfendem Herzen.
„Ich weiß nicht, aber sie scheinen sich geeinigt zu haben. Die Krieger sprechen miteinander.“ Sie dreht sich zu mir um. „Bleib im Zelt. Ich versuche, etwas herauszufinden.“
„Nein ...“, flüstere ich aufgeregt. „Warte lieber noch etwas.“
Gita hört nicht auf mich und schlüpft hinaus. Ich zittere noch immer am ganzen Körper.
Rafai
Als ich das Zelt meines Vaters betrete, spüre ich den gleichen Widerwillen, wie vor zwei Jahren, als ich zu Okak ging, um ihm zu sagen, dass ich den Stamm verlasse. Nichts hat sich verändert seitdem – nur, dass Okak tot ist und ich nun den Stamm anführe. In meinem Herzen suche ich nach einem Gefühl der Trauer für meinen Vater, doch tatsächlich ist da nichts – nur grollende Wut.
Mein Bruder Jiadir legt seine Hand auf meine Schulter und zieht sich das Gesichtstuch herunter. Er grinst zufrieden. „Willkommen zu Hause, Rafai. Das alles gehört nun dir!“
Ich sehe mich im Zelt meines Vaters um. Die Kissen, das Lager, auf dem er mich mit meiner Mutter gezeugt hat … ich balle die Hände zu Fäusten und sehe unwillig fort. „Lass das Zelt irgendwo am Rand des Lagers aufbauen. Die Ehefrauen meines Vaters sollen es behalten. Wie viele hatte er noch gleich?“
Jiadir zieht eine Braue hoch, als müsse er überlegen. „Siebzehn … Nummer Achtzehn