Desert Winds - Die Sklavenbraut. Alexa Kim
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„Das waren alle“, höre ich Altor sagen. Ich sehe auf und bemerke, dass das Zelt leer ist. Ich kann mich an kaum eines der Mädchen erinnern, die mir gezeigt wurden.
Jiadir sieht mich fragend an. „Was jetzt, Rafai?“
Ich greife in die Armlehnen des Sessels und kämpfe mit mir. Nein! Der Gedanke ist absurd. Ich sollte ihn ganz schnell vergessen. Aber ich kann ihn nicht vergessen. Er setzt sich in meinem Kopf fest, wie schleichendes Gift. „Haben wir irgendetwas aus Tigman gehört? Hat Fürst Karbal irgendwelche Anstrengungen unternommen, seine Tochter zurückzubekommen?“
Altor schüttelt den Kopf. Er ist größer als Jiadir und ich und von uns Brüdern der Muskulöseste. Wo Jiadir heiter und freundlich ist, ist Altor ernst und verschlossen. Doch ebenso, wie mit Jiadir, verbindet mich mit Altor ein enges Band. Auch er ist der Sohn einer Sklavin. Ich kann mich erinnern, dass das Wesen seiner Mutter ebenso ernst und verschlossen war, wie seines.
„Rafai?“, fragt Jiadir. Ich sehe auf, und er schüttelt den Kopf. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“
„Bei meiner Hochzeit“, antworte ich nachdenklich. „Bringt mir heute Abend diese Fürstentochter in mein Zelt. Ich werde sie heiraten.“
Jiadir und auch Altor sehen mich ungläubig an, aber es ist Jiadir, der zuerst seine Sprache wiederfindet. „Darf ich fragen, was dich umgestimmt hat?“
Ich zucke die Schultern. „Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich mit ihr tun werde. Doch ich werde sie heiraten … vielleicht wird das ihren Vater endlich zu Verhandlungen mit uns bewegen.“
„Und wenn nicht?“ Jiadir sieht mich forschend an.
Ich lehne den Kopf an die Rückenlehne des Thronsessels und atme tief durch. „Wenn alles scheitert, gibt es immer noch die Möglichkeit, das zu tun, was mein Vater vorhatte … eine Allianz mit Karbal von Tigman zu erzwingen … indem ich seine Tochter schwängere.“
Neyla
Wieder warten wir. Rafai hat das Zelt seines Vaters, in dem nun die Witwen leben, am Rand des Lagers aufschlagen lassen. Die eine oder andere der jüngeren Frauen hatte wohl darauf gehofft, dass Rafai Anspruch auf sie erhebt. Doch er will scheinbar keine von ihnen. Ohnehin scheint Rafai nichts von dem zu wollen, was seinem Vater gehört hat. Das bestärkt Gita und mich in unserer Hoffnung. Bin ich nicht auch etwas, das Okak gehört hat – und damit uninteressant?
Sein eigenes Zelt steht nun an der Stelle, wo das seines Vaters gestanden hat - so lässt er jeden wissen, dass er der neue Stammesführer ist. Nach und nach treffen Frauen und Kinder in Begleitung weiterer Krieger im Lager ein. Rafai führt den gespaltenen Stamm wieder zusammen. Familien begrüßen sich weinend, Mütter und Töchter fallen sich in die Arme. Plötzlich ist es viel lauter und lebhafter im Lager als zuvor. Der Stamm ist innerhalb weniger Tage erheblich gewachsen, was allerdings auch das Wasserproblem vergrößert.
Kurz nach Rafai sind auch die Ältesten und die restlichen Krieger Okaks zurückgekehrt. Sie haben sich Rafai widerstandslos untergeordnet und ihn als neuen Anführer anerkannt. Die Stimmung unter den Menschen im Lager ist fröhlich, wie ich es noch nie erlebt habe, seit ich hier bin.
Alles wäre gut – doch ich sitze noch immer in meinem Zelt. Niemand kümmert sich um mich. Gita und ich sind uns selbst überlassen. Immer wieder versucht Gita zu erfahren, ob wir freigelassen werden … aber die Frauen wissen nichts und zucken nur mit den Schultern. Nach der kurzen Trauerzeit um Okak scheint neue Hoffnung unter den Rebellen zu herrschen. Ein junger Anführer verspricht frischen Wind. Leider scheint sich Rafai jedoch der Klatschsucht der Frauen im Lager bewusst zu sein. Während sie früher über alles Bescheid wussten, dringt nun nichts mehr aus dem Anführerzelt heraus. Das frustriert mich zunehmend und macht Gita nervös.
„Warum lässt er uns nicht endlich gehen?“, beschwere ich mich bei ihr, als hätte Gita eine Antwort darauf.
Dann endlich, am Abend des sechsten Tages nach Rafais Erscheinen, kommt Gita abends ins Zelt und hockt sich vor mich hin. „Rafai hat sich entschieden, dich zu seiner Frau zu machen.“
Ich starre Gita ungläubig an. Wenn das ein Scherz ist, dann ein schlechter. Aber Gita sieht nicht so aus, als würde sie scherzen. Ihr Blick ist besorgt … und sie kaut wieder auf ihrer Lippe!
„Aber … warum?“
Sie zuckt hilflos mit den Schultern. „Morgen Abend wirst du in sein Zelt gebracht und er nimmt den Dinjhi von deinem Gesicht.“
Ich kann nicht sprechen. Das ist absurd … vollkommen unmöglich! Warum sollte er das tun? Was gewinnt er damit?
Während ich noch stumm mein Schicksal beklage, ist Gita bereits einen Schritt weiter. „Wir müssen unseren Plan ändern. Bei Okak hätte er funktioniert … doch Rafai ist ein junger Mann, der gerade erst seinen vierundzwanzigsten Geburtstag erlebt hat. Sein Tak ist weder müde noch satt, und soweit ich weiß, ist er noch nicht verheiratet. Das heißt, er hat seine ganze Kraft für sein Ehebett zur Verfügung.“
Mit großen Augen sehe ich Gita an. Ich habe Rafai nur von Weitem gesehen. Er ist groß und schlank, dabei jedoch recht muskulös, und trägt wie alle anderen das Gesichtstuch und schwarze Kriegertracht. Mein schlimmster Albtraum wird wahr! Ein Wüstenkrieger wird über mich herfallen und Dinge mit mir anstellen, von denen ich nicht einmal eine Vorstellung habe. Ich muss an Prinz Darjan denken. Mit ihm hätte ich mir meine Hochzeitsnacht vorstellen können. Darjan ist zivilisiert, und er liebt mich. Täte er es nicht, hätte er nicht so lange und hartnäckig um mich geworben.
Ich breche in Tränen aus, und Gita nimmt mich in die Arme. „Nicht weinen, Prinzessin. Ich habe eine Idee, wie wir dir Rafai vom Hals halten.“
Ich beruhige mich und blinzele hoffnungsvoll durch meinen Tränenschleier. Gita hat immer gute Ideen.
„Wir müssen dafür sorgen, dass ihm die Lust auf die Hochzeitsnacht vergeht.“ Sie beginnt, die Tonschalen und Töpfe zu öffnen, die man ihr gegeben hat, damit sie mir Essen zubereiten kann. „Hier ist es ja … gut, dass ich mich mit solchen Dingen auskenne.“
Ich verstehe noch immer nicht, was sie vorhat. Gita zermahlt einige getrocknete Beeren und Wurzeln mit einem Stößel und lächelt verschlagen. „Wenn du das trinkst, ist dein Atem so schlecht, dass Rafai die Lust vergeht. Und wenn du die Beeren alleine kaust, färben sie deine Zähne gelblich-braun. Asche vom Kochfeuer in deine Haare gerieben und sie werden stumpf und spröde. Du wirst aussehen, als wüsstest du keinen Kamm zu benutzen.“ Zuletzt präsentiert mir Gita ein kleines Stoffsäckchen mit Pilzen. „Wenn ich einen Sud daraus koche, den du trinkst, bekommst du rote Pusteln.“
Ich hebe die Hände. „Auf keinen Fall verunstalte ich mich derart! Was ist, wenn mein Vater oder Prinz Darjan kommen, um mich zu befreien und ich rote Pusteln im Gesicht habe oder mein Atem riecht wie der eines Sanddämons?“
Gita stemmt die Hände in die Hüften. „Schlimmer wäre es, wenn Prinz Darjan dich befreit und du einen dicken Bauch hast. Dann kommst du nie wieder hier weg!“
„Aber wenn ich hässlich bin, will Darjan mich auch nicht mehr. Nein! Ich benutze nur Dinge, die schnell verschwinden.“
Gita gibt sich geschlagen. „Also gut … dann die Asche und die Beeren. Mit einmal Haare Waschen und einer Mundspülung bist du wieder hübsch wie vorher. Und wenn Rafai dich zu sich rufen lässt, kaust du einfach