Der auferstandene Rosenkranz. Denise Remisberger

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Der auferstandene Rosenkranz - Denise Remisberger

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an seine Scheibe, ganz böse funkelnde Augen unter einer grünen Zipfelmütze.

      Jacques kurbelte das Fenster herunter, um sich nach dem Begehr der Person zu erkundigen.

      «Begehr?», schrie die Person aufgebracht. «Spinnst du eigentlich, du Trottel, mir einfach den Weg vor der Nase abzuschneiden? Ich hatte Vorfahrt, verflucht nochmal, auch wenn ich nur mit einem Fahrrad unterwegs bin.»

      «Es tut mir Leid. Das war keine Absicht. Ich such’ seit zehn Minuten nach einem Parkplatz.»

      «Du könntest auch weiter weg parkieren und ein bisschen laufen. Bewegung ist gesund, Herzchen.»

      Und die Velofahrerin radelte davon.

      «O.K., Hans-Peter», sprach Pfarrer Jacques zu sich selber, «ich werde mir jetzt einfach den einzigen reservierten Parkplatz eures Abtes schnappen, der hier schön leer auf den nächsten Frühling wartet. Euer Abt meidet Schnee und Eis, wo er kann. Das ist hinlänglich bekannt. Sein BMW und dein unmöglich teurer Lancia, Hans-Peter, stehen schön trocken auf zweien der vier gemieteten Plätze in der öffentlichen Tiefgarage am Brühltor.»

      Und Pfarrer Jacques stellte sein Monstrum direkt vor die grosse Pforte des kleinen Klosters, das irgendwo im heutigen Regierungsgebäude seinen Platz zurückerobert hatte.

      8

      Nachdem sich Amalia von diesem autofahrunfähigen Pfarrer etwas erholt hatte, klingelte sie bei Kuno an der Haustüre.

      Er wohnte schön praktisch mitten in der Altstadt zwischen der Sankt Laurenzen-Kirche und dem Broderbrunnen.

      Da das Gebäude aus früheren Jahrhunderten keine Gegensprechanlage besass, warf Kuno jeweils seinen Hausschlüssel aus dem Fenster, normalerweise zielsicher vor die Füsse seines Besuches, aber nicht immer.

      Diesmal landete der Schlüsselbund genau auf Amalias Fuss, beziehungsweise auf ihrem Winterwanderstiefel aus dem Transa.

      Kuno eilte ihr daraufhin die Treppe runter entgegen und wollte sich auch prompt um den Fuss kümmern.

      «Tut nicht weh, Kuno. Der Stiefel hat den Flug abgebremst», versicherte sie ihm, doch Kuno liess sich nicht abhalten.

      In dem Unterfangen, mitten auf den schmalen Stufen Amalias Fuss in die Finger zu kriegen, verfingen sich Kunos Hände in ihrem Mantel und krabbelten schliesslich Amalias Beine rauf und runter.

      «Kuno, suchst du etwas Bestimmtes?»

      «Nein», erhob sich der selbsternannte Doktor und hatte eine knallrote Farbe angenommen. Er drehte sich um und lief voran in seine Wohnung, in der bereits Berian auf dem Sofa sass, in einem Kunstheftchen blätterte und gleichzeitig ins Handy kreischte.

      «Salmian kommt auch noch vorbei. Hallo Amalia», verkündete Berian.

      «Hallo Berian. Sag mal», flüsterte sie ihm ins Ohr, während Kuno in die Küche verschwand, um ein paar Bier aus dem Kühlschrank zu fischen. «Was ist denn mit Kuno los? Der fingert dauernd an mir rum.»

      «Die Chemie, Amalia, was sonst.»

      «Ja, ja. Aber ich habe den Männern abgeschworen.»

      «Also wirklich, Amalia, wie kannst du einen solchen Unsinn erzählen.»

      «Nein, das meine ich ernst. Ich habe überhaupt keine Lust, mich mit wem auch immer einzulassen.»

      «Gefällt er dir denn?»

      «Ja, schon. Ein bisschen wortkarg ist er halt. Aber er sieht umwerfend aus und dann ist da diese erotische Ausstrahlung, die er in die Welt verteilt.»

      «Willst du damit sagen, dass er gar nicht merkt, was er auslöst?»

      «Oh doch! Der weiss ganz genau, was er tut. Er amüsiert sich köstlich, wenn die Frauen verlegen werden. Das habe ich mehrfach beobachtet.»

      «Dann meint er es wohl auch nie ernst.»

      «Nein, vor dem bin ich wahrscheinlich sicher.»

      9

      «Da bist du ja endlich, Jacques», rieb sich Prior Hans-Peter die Hände und hüpfte freudig erregt von einem Fuss auf den anderen. «Mein Abnehmer ist sehr interessiert an dem heiligen Rosenkranz. Sehr interessiert.»

      «Gut. Dann wird es ihn wohl auch nicht reuen, dich und somit auch mich gut für den zu erweisenden Dienst zu bezahlen. Schliesslich muss ich den heiligen Rosenkranz nicht nur aus der Erde buddeln, sondern auch noch einem geweihten Sarg entnehmen. Und in dem Sarg liegt jemand drin.»

      «Ja, ja, Jacques. Das macht dir als Reformiertem bestimmt nichts aus. Dafür bist du zu wenig abergläubisch.»

      «Um das geht’s nicht, nein. Aber es ist nicht ganz legal. Einfach ohne behördliche Genehmigung eine Leiche auszugraben, meine ich.»

      «Die lässt du doch drin liegen, Jacques, im Sarg. Du hebst ihn nur ein bisschen an, holst dir das kleine Kettchen heraus und schliesst die ganze Angelegenheit wieder, als wäre nichts gewesen. Ganz harmlos. Schliesslich rettest du nur einen Kultgegenstand vor dem Zerfall. In der Archäologie tun sie auch nichts anderes.»

      «Trotzdem, Hans-Peter. Das Risiko ist da. Fünfzigtausend.»

      «Wie bitte?»

      «Die Wirtschaftskrise, Hans-Peter, die macht auch vor heiligen Sachen keinen Halt.»

      «Dreissigtausend, Jacques.»

      «Hans-Peter, also wirklich. Das wäre definitiv zu wenig. Fünfundvierzigtausend.»

      «Vierzigtausend.»

      «Dreiundvierzig.»

      «Also gut. Die Zahl ist ja lächerlich.»

      «Dann machen wir also fünfzigtausend?»

      «Nein! Dreiundvierzigtausend, Jacques.»

      «Gut . Dreiundvierzigtausend, Hans-Peter.»

      10

      Im Schwarzen Engel war schon recht viel los um zwanzig Uhr.

      Amalia, Berian, Kuno und Salmian stellten sich an die Bar, bestellten Bier und Kaffee und sprachen über Musik.

      «Seit einer Woche höre ich ununterbrochen die CD ‹Backstreets of Desire› von Willy DeVille. Ich kann nichts anderes mehr reinlassen», berichtete Salmian und legte eine Hand auf sein Herz.

      «Ja, ja, der hat es mir auch schon mal angetan», lachte Amalia. «Konnte nicht mehr aufhören damit. Im Moment habe ich eine Schlager-Revival-Phase. Die Disco- und Hitparade-Sendungen aus den Siebzigerjahren laufen wieder im Fernsehen. Ihr wisst schon, mit Ilja Richter und Dieter Thomas Heck.»

      «Ach ja, die hab ich seinerzeit auch regelmässig geguckt», grinste Berian.

      «Ich

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