#3 MondZauber: VERBANNUNG. Mari März

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу #3 MondZauber: VERBANNUNG - Mari März страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
#3 MondZauber: VERBANNUNG - Mari März MondZauber

Скачать книгу

* *

      »Ian, wie feiert ihr in Irland eigentlich die Wintersonnenwende?«, fragte Miriam später, als sie am Feuer saßen und Glühwein tranken.

      »Mit viel Whiskey«, brummte Ian und lachte. »Bei uns heißt es Yule, früher sagten wir auch Dubluachair. Wir verbrennen Zweige unseres heiligen Apfelbaums, die Kinder basteln Corn Maiden, also Strohpuppen, aus den letzten Garben der Herbsternte.«

      »Aber die Feuer zur Wintersonnenwende sind kein typisch keltischer Brauch, oder?«, fragte Miriam und verwandelte nun ihrerseits die in der Nacht tanzende Glut zu orangefarbenen Schmetterlingen.

      »Das ist richtig«, antwortete Ian auf Miriams Frage. »Der Kalender von Coligny sieht keine Tradition wie diese vor, dafür aber so einige sehr schöne Feste zur Wintersonnenwende. Beispielsweise Mapanos, das ist die Huldigung des gleichnamigen keltischen Gottes der Jagd und der Jugend. Er steht auch für die Fruchtbarkeit und das Licht.«

      »Das ist wirklich interessant«, kommentierte Lyras Mutter. »Miranda hat mir von eurem heiligen Apfelbaum erzählt. Auch hier ist es Tradition, Fruchthölzer zu verbrennen, um für eine reichliche Ernte im kommenden Jahr zu sorgen.«

      »Deine Tochter hat sich unter unserem Apfelbaum das erste Mal verwandelt«, fügte Ian hinzu. »Sie ist die schönste Katze, die ich je gesehen habe.«

      »Die einzige Katze!«, purzelten die Worte aus Lyras Mund. Sie spürte die Warmherzigkeit ihrer Mutter gegenüber Ian und hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte; geschweige denn mit seinem wirklich süßen Kompliment.

      »Warum gehört Venedig eigentlich zum Reich der Luft, wenn es dort doch jede Menge Wasser gibt?«, plapperte sie los, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

      »Vieles ist nicht so, wie es scheint, doch manches ist, was es ist. Der Norden ist das Reich des Wassers, der Süden das der Luft. Nimm das einfach mal so hin, Kätzchen!«, sagte Miranda, die gerade mit einem Tablett frisch gefüllter Tassen aus dem Haus kam, in denen der Glühwein dampfte. »Im Westen ist das Reich der Erde und wir hier im Osten leben nun mal im Reich des Feuers. Vier Elemente, denen nicht nur die jeweiligen Hexen dienen.«

      Ian nickte. »Irland ist ebenfalls von jeder Menge Wasser umgeben und doch fühlen wir uns der Erde verbunden, schätzen aber das Feuer ebenso als eines der vier Elemente.«

      »Sie bilden die Basis, die Essenzen für alles Sein«, fügte Miriam hinzu, die Lyra ein weiteres Mal an sich drückte. »Und diese Vier-Elemente-Lehre ist letztlich auch der Ursprung der Wissenschaft. Erde, Wasser, Luft und Feuer sind die Grundprinzipien, die festen, flüssigen, gasförmigen und glühendverzehrenden Elemente.«

      »Genau, Schwester. Die einen nennen es Wissenschaft, die anderen Magie. Lasst uns darauf trinken!« Miranda reichte jedem eine frisch gefüllte Tasse und grinste in die Runde. »Ich bin so glücklich, dass keine Geheimnisse mehr zwischen uns stehen. Auf die Wahrheit!«

      »Auf die Wahrheit!«, stimmte Ian ein und bedachte Lyra mit einem Blick, den sie nicht deuten konnte.

      »Auf die Wahrheit!«, rief nun auch Miriam und drückte Lyra einen mütterlichen Kuss auf die Wange. »Keine Lügen mehr!«

      Laut klirrten die Glühweintassen aneinander und Lyra genoss die Friedfertigkeit des Augenblicks, die Liebe und Eintracht ihres Zusammenseins. Allerdings wurde ihr auch schmerzlich bewusst, dass sie mit Ian Tacheles reden musste. Ihr klopfendes Herz hoffte immer noch, dass er nicht schwul war.

      »Leute, ich muss jetzt los«, sagte Emily, als die fünf wenig später zurück ins Haus gingen. Das Feuer war heruntergebrannt und auf dem Küchentresen warteten immer noch jede Menge von Miriams Köstlichkeiten. »Meiner Mutter geht es nicht so gut und Ben hat bald Feierabend«, fügte Emily hinzu. Sie wirkte plötzlich nicht mehr so ausgelassen, was Lyra durchaus nachvollziehen konnte, sie aber auch traurig machte. Ihre Freundin hatte viel durchgestanden in den vergangenen Wochen. Erst der Tod ihres Vaters, die psychische Instabilität ihrer Mutter und dann ihr kleiner Bruder, der im Drogenkonsum Trost zu finden glaubte. Ben war zum Glück an ihrer Seite.

      Miriam nahm Emily ihre Glühweintasse ab, die sie in die Spülmaschine stellte. »Ich werde morgen nach deiner Mutter sehen. Bestell ihr liebe Grüße.« Emily nickte und griff nach ihrer Jacke. »Wir sehen uns morgen. Schönen Abend allerseits und danke fürs Essen.«

      Traurigkeit umfing Lyra, als sie Emily zur Tür begleitete. »Wie geht es dir?«, fragte sie ihre Freundin. Emily lehnte sich an ihre Schulter. Sie wirkte müde, was in Anbetracht der Umstände wenig verwunderlich war.

      Aber dann blitzte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ehrlich gesagt, fühle ich mich seit Wochen mal wieder richtig gut.« Emily legte einen Arm um Lyras Taille, was ihr gar nicht so leicht fiel. »Sag mal, bist du schon wieder gewachsen? Wir waren mal gleich groß, jetzt muss ich mich ordentlich strecken, um dich zu umarmen.«

      »Es hat sich viel verändert, oder?«, sagte Lyra nachdenklich, als sie gemeinsam zur Haustür liefen. »Weißt du noch, wie wir stundenlang in meinem Zimmer hockten, Eis aßen und die Welt hassten?«

      »Aber hallo!« Auf Emilys Gesicht bildete sich ein wissendes Lächeln. »Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Aber apropos, was ist eigentlich aus deinem Zimmer geworden?«

      Eine gute Frage, der Lyra auf den Grund gehen wollte. Sie gab Emily einen Kuss auf die Wange und sah ihrer Freundin nach, wie sie durch den Schnee stapfte. Lyra blieb solange vor der Tür stehen, bis ihre Katzenohren hörten, dass sich Emily fünfhundert Meter die Straße hinunter die Schuhe abklopfte und ins Haus trat.

      »Mama, was ist eigentlich aus meinem Zimmer geworden?«, fragte Lyra, als sie in die Küche zurückkehrte. Ihre Mutter war dabei, das schmutzige Geschirr wegzuräumen, hielt jetzt jedoch inne. Lyra wappnete sich innerlich, ihr einstiges Reich als steriles Gästezimmer vorzufinden, und verschränkte die Arme. Allerdings war sie nicht darauf vorbereitet, was ihre Mutter nun sagte. Miriam standen Tränen in den Augen, als sie auf ihre Tochter zuging. »Dass du mich noch mal Mama nennen würdest.« Wieder drückte sie ihre Tochter fest an sich. »Ich bin so glücklich, dass du hier bist. Und ich habe große Angst davor, was kommen wird.«

      Miranda war mit Ian im Wohnzimmer. Aus dem Augenwinkel sah Lyra, wie ihre Tante gerade eine Flasche Whiskey öffnete und den Inhalt in vier Gläser goss. »Wenn ihr mit Heulen fertig seid, lasst uns endlich was Anständiges trinken. Vom süßen Glühwein habe ich schon Sodbrennen.«

      Lyras Mutter wischte sich die Tränen weg und lächelte. »Miranda war schon immer die Sensiblere von uns, sie kann es nur nicht so zeigen.« Miriam strich ihrer Tochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Dein Zimmer ist immer noch dein Zimmer, Schatz. Es hat sich viel verändert, aber etwas musste auch bleiben. Ein paar Hexen haben in der Zwischenzeit dort übernachtet, aber jetzt ist das Bett frisch bezogen und alles hoffentlich so, wie du es in Erinnerung hast.«

      Dankbar löste sich Lyra aus der Umarmung ihrer Mutter, griff nach der Reisetasche im Flur und stieg die Treppe hinauf. Als sie die Tür zu ihrem Kinderzimmer öffnete, strömten Erinnerungen auf sie ein. Tatsächlich wirkte alles so, wie sie es vor fünf Monaten verlassen hatte. Damals, in dieser vermaledeiten Nacht ihres Abschlussballs, als sie die Turnhalle ihrer Schule in Brand gesteckt hatte, als sie mit Ian nach Irland geflohen war.

      Behutsam tippte Lyra an einen der Schmetterlinge ihres Mobiles, das noch immer über ihrem Bett hing. Da war der Standspiegel,

Скачать книгу