#3 MondZauber: VERBANNUNG. Mari März

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#3 MondZauber: VERBANNUNG - Mari März MondZauber

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Kleingeister auf dem Scheiterhaufen verbrannt und anderweitig gequält worden waren. Entschlossen erhob sie sich, reichte Miriam ihr schmutziges Geschirr und sagte dann an Ian gewandt: »Dann lass uns shoppen fahren! Wenn wir diesen Wichsern gegenübertreten, will ich heiß aussehen, wie es sich für eine Hexe gehört.«

      Der Shoppingtrip hatte Spaß gemacht. Lyra fühlte sich gut, stark und sexy in ihrem neuen Outfit. Sie genoss die Vibration der Vorfreude und zudem die anerkennenden Blicke des Wolfes. Ähnlich wie sie am Morgen hatte Ian wenig später mit offenem Mund vor der Umkleidekabine gestanden, als sie im dunkelroten Lederdress auf ihn zugegangen war. Die neuen Stiefel hielten nicht gerade warm und waren auch alles andere als praktisch, doch sie verfügten über verboten hohe Absätze, mit denen Lyra der Schulschlampe an diesem Weihnachtsabend gehörig in den Hintern treten wollte. Jedenfalls hoffte sie, dass Jenny in der Kirche war, die sie gerade betraten.

      Im Haus der Wölfe wollten sie später nach dem Rechten sehen, jetzt galt es, den Hexenjägern auf die Spur zu kommen. Lyra hatte sich vorgenommen, Jenny das Medaillon abzuluchsen.

      Abzuluchsen! Ein Kichern kämpfte sich ihre Kehle empor, aber im Grunde war ihr nicht nach Lachen zumute. Ihrer Mutter ebenfalls nicht, deren Unsicherheit Lyra spürte. Selbst Miranda wirkte weit weniger gelassen als sonst, nur Ian war die Ruhe selbst, als sie zu viert an den nahezu vollbesetzten Kirchenbänken Richtung Altar liefen. Vom Pfarrer war nichts zu sehen. Lyra hatte ihn als einen klugen und weltoffenen Theologen in Erinnerung, aber auch als Hardliner. Während der Konfirmationsstunden hatte sie sich ein Rededuell mit ihm geliefert, in dem es um den Begriff der Jungfräulichkeit ging. Sie hatte argumentiert, dass es im Zeitalter der Gleichberechtigung dann auch Jungmännlichkeit heißen musste, wenngleich sie es für völlig überholt hielt, Sex erst in der Ehe haben zu dürfen. Der Pfarrer war nicht gerade begeistert gewesen, hatte sie jedoch dazu ermuntert, weiter so frei zu denken und zu diskutieren. Zum Leidwesen ihrer Großmutter Regina, die sie gerade von der ersten Kirchenbank kalkbleich anstarrte, als wäre Lyra ein Geist. Sie schenkte der alten Dame beim Gedanken an die Psychiatrie und die Drohungen ein kaltes Lächeln und spürte dankbar Ians warme Hand, die ihre hielt. Er war ein Wolf und Lyra eine Katze, und doch verstanden sie sich, als wären ihre Schicksale so dicht miteinander verbunden, dass ihre tierische Gestalt lediglich eine Nebensächlichkeit darstellte.

      Schön wär’s, dachte Lyra traurig und blickte hinter sich zu ihrer Mutter und Miranda. Die beiden hatten sich ebenfalls in die sprichwörtliche Schale geworfen, um das Hexenklischee zu bedienen und ihre Widersacher zu provozieren. Mit ihrem Auftritt wollten sie all jene aus der Reserve locken, die eine Gefahr für ihre Art darstellten.

      Lyra scannte die Menge mit ihren tierischen Sinnen, lauschte den Gesprächen und musste sich letztlich nicht besonders viel Mühe geben, denn Jenny und ihre Sippe strömten wie die Motten zum Licht.

      »Was wollt ihr hier?«, hörte Lyra ihre hysterische Stimme und drehte sich abermals um. Jenny war auffällig bieder gekleidet, das blonde Haar streng nach hinten gebunden. Sie hatte sich verändert. Aus dem hübschen und billigen Mädchen war eine verbitterte junge Frau geworden, die schon genauso prüde und vertrocknet wirkte wie Regina.

      Noch vor einem Jahr hatte Lyra geglaubt, dass Jenny sie schlichtweg nicht leiden konnte. Doch jetzt wusste sie es besser. Jenny gehörte zu dieser kleingeistigen Bande, die seit über fünfhundert Jahren Hexen jagte. Und auch wenn es im 21. Jahrhundert keine offiziellen Scheiterhaufen mehr gab und Feuer den Hexen des Ostens sowieso nicht viel anhaben konnte, musste es Mittel und Wege geben, sonst wären Miriam und Miranda nicht so verdammt nervös.

      Und Jenny war es nicht minder, dennoch wirkte die ehemalige Schulschlampe noch viel entschlossener, als Lyra sie all die Jahre auf dem Gymnasium erlebt hatte. Die Finger ihrer linken Hand umfassten das Medaillon an ihrem Hals, der Zeigefinger ihrer rechten Hand schnellte nach vorn. »Ihr habt hier nichts zu suchen!«

      »Sagt wer?« Lyra ging ein paar Schritte auf sie zu. Die Absätze ihrer Stiefel klackerten auf dem kahlen Steinboden der Kirche. Plötzlich war es um sie herum mucksmäuschenstill. »Willst du dir etwa schon wieder anmaßen, wer dieser Party hier beiwohnen darf und wer nicht?«, rief Lyra bewusst laut und abfällig. »Dies ist das Haus Gottes, der alle Menschen liebt. Also was bitteschön hast du hier zu melden? Bist du seine Sekretärin?«

      »Aber ihr seid keine Menschen!«, hallte die dunkle Stimme eines Mannes durch die Kirche, den Lyra als Jennys Vater ausmachte. Er stellte sich schützend vor seine Tochter und fuchtelte mit einem Kruzifix vor Lyras Nase herum. Diese seufzte und verschränkte belustigt die Arme vor ihrem doch recht ordinären Dekolleté. Als Kind hatte sie im Kirchchor gesungen, war konfirmiert – was also sollte dieses Kreuz ihr schon anhaben?

      »Das ist doch wohl absolute Kinderkacke!«, stellte Lyra unbeeindruckt fest und schüttelte genervt den Kopf. Sie hatte keineswegs vor, das weihnachtliche Happening zu crashen und überlegte deshalb, wie sie Jenny und ihre Sippe dazu bewegen konnte, mit nach draußen zu kommen. Vielleicht könnte sie die Chance nutzen und der Schlampe die Fresse zu polieren. Lyra hatte keine ihrer fiesen Attacken während der Schulzeit vergessen. Jenny sah zwar jetzt aus wie Trudchen Müller, es schien aber so, als wäre die Saat des Hasses in ihr zur vollen Blüte herangereift.

      »Wir sind also keine Menschen, ja?«, fauchte Lyra. Ians Hand drückte sich fester um die ihre. Sie wusste, dass sie jetzt nicht ausflippen durfte, ihre gelben Augen würden sie verraten. Aber es war nicht Wut, was Lyra spürte, sondern abgrundtiefe Verachtung. »Was stimmt nicht mit euch? Seid ihr jetzt die Norm-Polizei oder gehört ihr zu einer dieser angeblichen Aufklärungssekten? Fehlen nur noch die Aluhüte.«

      »Ist das die kleine Lyra?«, wurde die angespannte Stimmung jäh vom Pfarrer unterbrochen, der mit wehender Robe auf sie zuschritt. »Du hast früher so schön gesungen, mein Kind. Ich freue mich, dass du den Weg zu uns zurückgefunden hast.« Mit einer überschwänglichen Geste drückte der Pfarrer Lyra an sich, die überrascht spürte, dass jenes Kruzifix um seinen Hals sich schmerzhaft in ihre Haut brannte. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, zog ihren schwarzen Mantel enger um sich, als würde sie dem Pfarrer den Anblick ihres Dekolletés nicht zumuten wollen, und bedeckte damit den brennenden Abdruck des christlichen Kreuzes auf ihrer nackten Haut.

      »Warum singst du nicht heute Abend mit im Chor? Es wäre mir eine außerordentliche Freude, deine schöne Stimme zu hören.«

      »Eine wunderbare Idee«, hörte Lyra die Stimme ihrer Mutter. Was sollte das, waren sie nicht hierhergekommen, um Jenny und ihre kleingeistige Sippe aus der Reserve zu locken? Miriam schob ihre Tochter zur Treppe, die hinauf auf die Empore führte, wo der Kirchenchor bereits versammelt war.

      »Vielen Dank. Gott segne dich!«, rief der Pfarrer ihr hinterher und bahnte sich seinen Weg zum Altar. Die Messe würde gleich beginnen, sie hatten den Moment verpasst, das Pack zu provozieren, damit es sich zu erkennen gab. Dass Jenny und ihr Vater dazugehörten, wussten sie doch bereits. Aber wer noch und weshalb sollte sie jetzt unbedingt singen?

      Der Chorleiter war noch derselbe wie damals. Lyra wechselte ein paar Worte mit ihm, schüttelte Hände und machte sich bereit, kurzerhand das Solo von Stille Nacht zu übernehmen. Ihre Finger schlossen sich um das alte Holz der Balustrade, sie blickte hinab und sah, dass der Abdruck des Kruzifixes auf ihrer Brust verblasste. Ihre Selbstheilungskräfte sorgten dafür. Witternd schweiften ihre Augen über die Menge, sie fand den roten Lockenschopf ihrer Tante, das ängstliche Gesicht ihrer Mutter und auch das schwarze Haar von Ian. Er drehte seinen Kopf, als würde er spüren, dass Lyra ihn ansah. Ihre Blicke trafen sich, er zwinkerte ihr zu.

      Das ist doch alles Scheiße!

      Aber Lyra hatte keine Zeit,

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