#3 MondZauber: VERBANNUNG. Mari März

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#3 MondZauber: VERBANNUNG - Mari März MondZauber

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passen«, entgegnete sie mürrisch und ließ sich auf einen der Hocker am Küchentresen fallen, auf dem ein reichhaltiges Frühstück wartete. Hungrig schaute Lyra auf Pancakes, Rührei, Müsli und frisch geschnittenes Obst.

      »Das hat alles Ian gemacht. Toll, oder? Ein richtiger Bilderbuchmann«, gab Miriam zum Besten. Lyra hätte ihre Mutter für diesen Kommentar erwürgen können, doch ihr Herz wurde plötzlich weich, als sie zu Ian schaute, der ihr gegenübersaß und gerade drei Pancakes auf einen Teller legte und diese mit frischen Blaubeeren und Sahne drapierte. Während er Lyra den Teller zuschob, als hätte er das schon hundert Mal getan, sagte er mit ruhiger Stimme: »Auf dem Weg zum Haus der Wölfe fahren wir an einer Shoppingmall vorbei und kaufen dir was zum Anziehen.«

      »Da müsst ihr nach Berlin rein, hier auf dem Land gibt es so etwas nicht«, kommentierte Miranda und biss herzhaft in ein Brötchen, das sie fingerdick mit Marmelade bestrichen hatte.

      »Dann machen wir das. So kannst du jedenfalls unmöglich heute Abend in die Kirche gehen.«

      Fragend schaute Lyra von Ian zu Miranda, dann zu ihrer Mutter. »Wir gehen zur Weihnachtsmesse?«

      Das imaginäre Fragezeichen über Lyras Kopf wurde größer.

      »Wie brave Bürger das nun mal tun, Kätzchen. Ian hat sich damit abgefunden, dass hier im protestantischen Osten keine katholische Messe gesungen wird. Der liebe Gott wird es ihm nachsehen«, schnatterte Miranda und bestrich sich ein weiteres Brötchen mit Marmelade.

      »Seid ihr jetzt eigentlich alle bescheuert? Wir waren an Weihnachten doch immer nur wegen Regina in der Kirche.«

      »Eben!«, flüsterte Miriam.

      »Wie? Und da habt ihr gestern Nacht ohne mich beschlossen, dass wir heute mal hübsch zur Weihnachtsmesse gehen, als stünde die Welt nicht kurz vor dem Untergang? Haben wir nichts Besseres zu tun?«, rief Lyra, stopfte sich hastig den letzten Pancake in den Mund und sprang auf. »Habe ich hier eigentlich auch was zu sagen oder zählt meine Meinung etwa nicht?«

      »Doch, Kätzchen. Ich würde gern wissen, ob du noch mehr Pancakes willst oder lieber Rührei«, brummte Ian und schenkte ihr ein zögerliches Lächeln.

      »Ach, leckt mich doch alle gemeinsam!« Lyra rutschte vom Hocker und riss die Kühlschranktür auf. Sie fand, wonach sie suchte, und knallte sich eine rohe Scheibe Rindfleisch auf den Teller. Ein Teil von ihr sehnte sich nach ihrem tierischen Ich, weshalb Lyra auf jegliche Etikette verzichtete und ihre Zähne genussvoll in das blutige Fleisch rammte.

      »Katzen mögen ihr Essen eigentlich nicht kalt«, kommentierte Miranda, die ihre Nichte grinsend dabei beobachtete, wie diese gierig das Fleisch verschlang. »Aber dein hitziges Temperament wird dir den Bauch schon wärmen.«

      »Sie kann sich wohl schlecht mitten am Tag verwandeln und im Briesetal nach Bibern jagen«, fügte Miriam hinzu. »Wenn Regina dich so sehen könnte, mein Schatz. Sie würde direkt in Ohnmacht fallen und nach einem Cognac fragen.«

      Der Trotz in Lyra verschwand, als sie sich vorstellte, wie ihre versnobte Großmutter jetzt wohl reagieren würde. Sie dachte an jenen Tag vor knapp einem Jahr, als sie mit kahlrasiertem Schädel vor Regina stand, und imitierte die tadelnde Stimme ihrer Großmutter: »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Deine fürchterlichen Outfits sind schon eine Schande für die Familie, aber das setzt nun allem die Krone auf. Was glaubst du kleiner Bastard eigentlich, was du uns noch alles antun kannst? Bei allem, was wir für dich und deine Mutter getan haben. Wir sind Stadtgespräch. Unser guter Ruf ist für alle Zeit ruiniert. Ich … ich brauche einen Cognac. Miriam, hol mir sofort einen Cognac!«

      Ein kollektives Lachen hallte durch die Küche, in das auch Ian einstimmte, obwohl er Regina nie getroffen hatte.

      »Mit ein bisschen Glück wirst du diese Furie heute Abend kennenlernen«, gluckste Lyra und leckte das Blut vom Teller.

      »Bist du ein Hund? Ich fasse es nicht! Seit wann lecken wir in der Familie Hertzberg den Teller ab?«, imitierte nun Miriam die Stimme ihrer geschiedenen Schwiegermutter und erzählte unter Lachen von dem Tag bei Regina, als sie und Lyra zum Holzhacken dort gewesen waren.

      »Das hat aber nicht Regina gesagt, sondern du, Mama«, korrigierte Lyra. Plötzlich wurde es still in der Küche und Miriam setzte zu einer Erklärung an, als Lyra sie unterbrach. »Schon gut, Mama. Ich glaube, verstanden zu haben, weshalb du das alles tun musstest. Umso weniger kapiere ich, weshalb wir heute Abend in die Kirche müssen.«

      »Um etwas herauszufinden«, sagte nun Miranda mit ernster Miene. »Kannst du dich an Jenny und ihr Medaillon erinnern?«

      Natürlich erinnerte sich Lyra an die Schulschlampe und den Abend des Abschlussballs. Jenny wollte Ian nicht reinlassen. »Ich habe mir die Hand an diesem blöden Medaillon verbrannt«, sagte sie nachdenklich.

      »Warum, was meinst du?«, fragte jetzt ihre Mutter.

      »Keine Ahnung«, erwiderte Lyra, doch dann dachte sie an Jennys Worte. Sie hatte den anderen Mädchen erzählt, dass ihre Mutter und auch ihre Großmutter sie vor Lyra gewarnt hatten. Jennys Familie wäre seit Generationen auf der Hexenjagd, irgendeiner ihrer Vorfahren hätte ... Erschrocken schaute Lyra zu ihrer Mutter, dann zu Miranda. »Ist das tatsächlich wahr?«

      Beide Frauen nickten. »Alle Hexenjäger werden heute wohl in der Kirche sein, wie es sich für fromme Gläubige gehört«, begann Miranda mit einem Blick zu Ian. »Nichts für ungut, Schätzchen.«

      Dieser schüttelte energisch den Kopf. »Schon okay, ich bin weit weniger konservativ als mein Vater und die meisten Mitglieder des Clans.«

      »Umso besser«, mischte sich Lyras Mutter ins Gespräch. »Dann wirst du es verkraften können, falls die Aktion heute Abend in der Kirche eskaliert.«

      »Was hast du mit meiner Mutter gemacht?«, wiederholte Lyra die Frage vom gestrigen Abend. Ein weiteres Mal überraschte Miriam sie mit dieser völlig neuen Art. Ihre Mutter lachte schallend und räumte das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine. »Ich bin so froh, endlich ich sein zu dürfen.«

      Miranda nickte zufrieden und zwinkerte ihrer Schwester zu. »Das wurde aber auch Zeit. Ich hatte schon Angst, du würdest in den achtzehn Jahren komplett vertrocknen wie deine Schwiegermutter.«

      Lyra grinste und dann fiel ihr plötzlich ein, was Jenny während ihrer Hetzrede noch gesagt hatte. »Dieses Medaillon ist ein Hexenfinder, deshalb habe ich mir die Finger daran verbrannt.«

      »Genau. Glückwunsch, Kätzchen! Dafür gibt es eine glatte Eins.« Miranda half ihrer Schwester beim Abräumen und erzählte derweil vom sogenannten Hexenhammer: »Malleus maleficarum wurde Ende des 15. Jahrhunderts von einem gewissen Heinrich Kramer verfasst, der sich auch Henricus Institoris nannte. Das Buch wurde zu einem verfickten Bestseller, mit dem die Hexenverfolgung legitimiert werden sollte. Im Grunde ist es eine krude Ansammlung kleingeistiger Vorurteile, aber trotzdem äußerst gefährlich, damals wie heute, denn es enthält eine strukturierte Anleitung und eindeutige Regeln zur Vernichtung unserer Art.«

      Lyra hörte aufmerksam zu und spürte, wie ihre Wut verblasste und ihre persönlichen Probleme um Ian mal wieder zu einer Nebensache schrumpften. Hier stand weit mehr auf dem Spiel als ihre Gefühle, noch dazu verspürte sie mit einem Mal große Lust, der Schulschlampe auf den sprichwörtlichen Zahn zu fühlen. Jenny hatte damals auf dem Abiball vor ihren blöden Freundinnen damit geprahlt, dass angeblich ihr Ururururgroßvater genau dieser Heinrich Kramer gewesen sei, der den Hexenhammer verfasste

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