Flo... Venezianische Nacht. Angela Hünnemeyer
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Immer noch starrten Sven und ich betroffen in die Weite der Allee, sahen eine klaffende Lücke, die Britt mit ihrer stillen Abreise hinterlassen hatte.
Weder Lars, Britts Bruder, seine Partnerin Kristin, Björn mein Ehemann, noch Jöran und Lisa hatten mitbekommen, dass unsere Freundin still und heimlich ihre Koffer gepackt, durch die Vordertüre hinausgeschlichen war, und sich ohne ein Adieu aus dem Staub gemacht hatte.
War es nun das Ende einer ziemlich anstrengenden Liebesgeschichte, einer verrückten Geschichte, die bis vor wenigen Wochen noch im Verborgenen gelebt worden war?
War es das Ende einer unergründlich außergewöhnlich tiefen Abhängigkeitsliebe zu Karsten auch liebevoll Flo genannt?
War die Neuigkeit des heutigen Tages, dass Marion seine Ehefrau in anderen Umständen war, nun endgültig der Riegel, der die Türe für alle Zeiten verschloss?
War es diese Neuigkeit, die alle Hoffnungen, die in den letzten Stunden hier in den Schären nach dem Wiedersehen erneut aufgekeimt waren, endgültig in Grund und Boden gestampft hatte?
Diese Fragen jagten durch meinen Kopf und zerstörten in Nullkommanichts auch meine Mitte, die ich mir in den letzten Wochen mühsam wieder aufgebaut hatte.
Endlich war doch alles gut gewesen, für alle doch auch glücklich machend gewesen. Ich revidiere mich schnell, denn Flo war nicht glücklich. Er, ein Mann, der sich seit geraumer Zeit auf der permanenten Aussteigerspur befand, alles stehen und liegen gelassen hätte, weil er nach einem langen Kampf in sich, nicht wissend welcher Weg richtig oder falsch, gut oder schlecht ist, endlich herausgefunden hatte, dass Britt sein Weg sein würde, und nur Britt.
Er hatte alle Register gezogen, sei es das Fürsorgliche seiner Ehefrau Marion und seinem Sohn Finn gegenüber, sei es aber auch das Andere, seinem Herz zu folgen und Britt als seine künftige Partnerin zu sehen.
Diese Zerrissenheit hatte ihn an die Grenzen seiner Kraft getrieben, hatte ihn für Wochen aussteigen lassen aus diesem Liebesdrama, aus dieser Sehnsuchtsmelodie, die immer und immer wieder in seinem Kopf klang, wollte den Abstand bewusst, um zu erkennen, ob er auch ohne sie leben kann und möchte.
Egal wie er es drehte oder wendete, das Ergebnis oder die Antwort war immer die Gleiche – ein Leben ohne Britt fand in seiner Vorstellung keinen Raum, doch ein Leben mit Britt wäre verantwortungslos seiner Familie gegenüber.
Letztendlich zerstörte ihn die Sehnsucht, fraß ihn innerlich auf, nahm ihm das gute Gefühl das Richtige zu tun, wenn er sich von ihr abwendete.
Spätestens seit den Wochen des Abstandes spürte er, dass er niemals mehr zur Ruhe kommen würde, wenn er nicht endlich zu seinen Gefühlen offen stehen würde.
Er kannte sich eigentlich gut, hatte sich in der letzten Zeit noch besser kennengelernt, seine andere Seite in sich kritisch betrachtet. Dachte er bis dato, dass Arbeit und die Versorgung seiner Familie sein Glück bedeute, so war ihm nun sehr bewusst geworden, dass es im Leben etwas gab, was man nicht mehr mit dem normalen Verstand erklären konnte.
Sein Wehren gegen diese neuen Gefühle in ihm, gerade weil er ein bodenständiger nüchterner Mensch war, hatte ihn nicht davor geschützt, alles abgeklärt und sachlich zu sehen.
Mit diesem Wissen war er vor wenigen Tagen hier nach Schweden gereist, mit der berechtigten Angst seine Kontrolle zu verlieren, wenn er Britt nach so vielen Wochen wieder begegnen würde.
Als er sie sah, war er wie vorauszusehen vollends jenseits des Radius´ seines klaren nüchternen Denkens befördert worden.
Der erste Blick in ihre Augen haute ihn aus der Bahn, auf die er sich mit viel Mühe in den letzten Wochen wieder gesetzt hatte.
Es folgte der Schock hier zu erfahren, dass Britt sich entschlossen hatte, den Ausstieg aus diesem Liebesdilemma zu wählen. Diese Neuigkeit traf ihn wie ein Keulenschlag.
Jöran war ihr neuer Held geworden und wie es schien, waren sogar echte Gefühle ihrerseits für ihn im Spiel. Die Konfrontation mit dieser Wende brachte ihn um den Verstand.
Das war der Preis, den er dafür zahlen musste, weil er mit ihr so umgegangen war, weil er ihr das Leben der heimlichen Geliebten angeboten hatte, weil er mit sich selbst nicht ins Reine gekommen war, weil er lieber in einer Lüge seiner Frau gegenüber leben wollte, anstatt ehrlich und sauber den für ihn bestimmten Weg zu gehen.
Zumindest glaubte er, dass Britts Reaktion eine neue Liebe zuzulassen, die Strafe für all das sei.
Ich wusste um sein Denken, er hatte es mir in einer stillen Stunde am See in den letzten Tagen mitgeteilt.
Besser wissend verneinte ich seine Theorie, denn ich hatte Britts Entwicklung hautnah mitverfolgt.
»Ich bin froh, dass sie das Leben wieder begrüßt und Jöran ist ein wunderbarer Mann, der sie sehr glücklich machen wird Flo.
Ja und sie hat dich wirklich sehr geliebt und ich denke, sie wird dich immer irgendwie lieben, ihr wart etwas ganz Besonderes, doch gebe sie frei und akzeptiere, so wie sie deine damalige Entscheidung und deinen Rückzug auch schweren Herzens angenommen hatte.«
Betroffen hatte er meine Worte zur Kenntnis genommen und war stillschweigend mit gebeugtem Kopf am Ufer des Sees spazieren gegangen.
Hanna hat Recht, so waren seine Gedanken gewesen. Ich kann ihr einfach nichts bieten, außer Unzumutbares - ich mit meiner Unschlüssigkeit.
Dass Britts neu gefestigtes Leben nur wenige Tage später aus den Angeln gehoben wurde, damit hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand gerechnet.
Lisa kam in Jörans Leben zurück und nicht nur sie, sondern auch seine Tochter Svenja, von deren Existenz bis dato außer Ava, Jörans Schwester, niemand etwas geahnt hatte.
Für meine Freundin war es die Wende, doch spürte sie, dass sich nichts im Leben erzwingen ließ, erst recht kein Schicksal. Meine Bewunderung galt ihr im höchsten Maße, denn sie war es, die den beiden Menschen den Weg ebnete, um sich wieder zu finden. Ihre Worte, wahre Liebe lasse sich nicht manipulieren, stärkten sie und sie hatte sich für die beiden sehr gefreut.
Letztendlich schien sie sogar erleichtert zu sein, auch wenn ihre Gefühle ihm gegenüber sehr ehrlich waren. Ihr war dadurch klar geworden, dass es nie die Liebe war, die sie für Flo empfunden hatte, doch wäre sie bereit gewesen, ein glückliches Leben mit Jöran führen zu wollen.
Nein nicht als Ersatz, sondern weil es sich gut und richtig angefühlt hatte.
Mit einem Lächeln übergab sie seine Hand an die Frau, die ihn immer geliebt und nun endlich den Mut bewiesen hatte, zurück in sein Leben zu kommen.
So war es kaum eine Stunde her, bevor ich diesem immer kleiner werdenden Pünktchen in der Allee hinterherschaute, dass Britt sowie auch Flo sich endlich gefunden hatten.
Erleichtert und mit der Gewissheit nun zu wissen, wohin sie ihr Weg führen wird, stand Britts Entschluss fest, offen und ehrlich zu ihren Gefühlen zu Flo zu stehen und mit Marion, die von ihrer Geschichte seit geraumer Zeit wusste, zu sprechen.
Da beide, Karsten und seine Ehefrau es versäumt hatten, sich offen dem anderen gegenüber zu äußern, hatte jeder in dem Glauben gelebt eine Scheinehe sei immerhin noch besser als sich gegenseitig