Flo... Venezianische Nacht. Angela Hünnemeyer
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»Was haben Sie vor Herr van Steenfelde? Werden Sie Marion wirklich dort besuchen wo sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn Ferien macht? Das finde ich sehr mutig, wenn ich ehrlich bin.«
»Eigentlich bin ich mir selbst nicht darüber im Klaren, was ich dort soll. Vielleicht hatte ich auf eine Gelegenheit gehofft, sie einmal alleine bei einem Spaziergang am See zu treffen. Ich kann sie nicht einfach aus meinem Leben streichen, wie ein Tag auf dem Kalender. Dazu waren wir zu weit.«
Britt wusste ganz genau wovon er sprach. Irgendwie war das Wahnwitz, dass sie diesem Christian begegnet war. Es schien fast so, als wäre er ihre Ablösung hier. Sie verließ das sinkende Schiff, während er noch das Ruder an sich reißen wollte.
Eines stand fest, sie würde ihm die Hiobsbotschaft nicht übermitteln, dass Marion nun mit ihrem Ehemann einen neuen gemeinsamen Weg plante. Auch wenn ihr dieser Mann sehr Leid tat, so war es nicht ihre Aufgabe. Ihn ereilte das gleiche Schicksal, welches auch sie ertragen musste.
»Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Wenn Sie einmal Hilfe benötigen, ich bin bereits Fachfrau auf diesem Spezialgebiet. Sie dürfen sich gerne immer bei mir melden.«
Christian van Steenfelde beobachtete ihr Tun, nahm ihre Visitenkarte in Empfang und überreichte ihr seine, obwohl er momentan nicht wirklich wusste, zu welchem Thema sie ihm behilflich sein sollte.
»Interessant, Grafik-Design. Da habe ich bestimmt einmal Interesse auf Sie zuzukommen, geschäftlich gesehen, meine ich.
Unser Gut wird neu gestaltet. Wir bauen unsere Stallungen aus, Pferde, Sie wissen schon. Da fehlt es an einem guten Grafik Design für das neue Gestüt.«
Britt grinste. Das war wieder etwas, was frühere Momente hochkommen ließ.
»Der eine hat Obstplantagen, der andere ein Pferdegestüt. Allesamt Großgrundbesitzer.«
»Wie meinen?« Van Steenfelde konnte mit dieser Aussage nicht viel anfangen.
»Ist nicht so wichtig. Ehrlich gesagt sitze ich gerade zwischen zwei Stühlen. Ich weiß nicht ob es richtig ist, sie ins offene Messer laufen zu lassen oder Sie wenigstens vorzuwarnen, wie die allgemeine Entwicklung ist. Ich wähle den Mittelweg. Versuchen Sie bitte Kontakt mit Marion aufzunehmen. Führen Sie mit ihr ein Gespräch, bitte. Sich selbst zuliebe.«
Eigentlich hatte sie schon viel zu viel gesagt, doch sie mochte auch nicht, dass er hoffnungsvoll zum See fuhr und dann das erlebte, was sie heute bereits hinter sich hatte.
»Sagen Sie, ich habe das Gefühl, dass es Ihnen auch nicht so gut geht. Habe ich da auch recht? Und gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eventuell die Dame aus Wesel sind? Britt Hansen?«
Britt schaute ihn völlig perplex an.
»Sie kennen mich?« Kaum hatte sie ausgesprochen dämmerte es ihr. Marion hatte ja von ihr gewusst und sie muss auch die Namen aller Beteiligten schnell herausgefunden haben. Kein Wunder, dass ihr Geliebter Herr van Steenfelde ihren Namen schon einmal gehört hatte.
»Eigentlich müssen Sie mir nichts erzählen Frau Hansen. Sie hier am Flughafen anzutreffen, daraus kann ich nur schließen, dass Sie sozusagen Hals über Kopf das Feld geräumt haben. Am besten ich fliege mit Ihnen zurück. Denn wir beide haben die gleiche Position und sitzen vermutlich im selben Boot. Wir scheinen beide sozusagen das Pendant der Eheleute Lindqvist zu sein. Krass, irgendwie krass«
Britt lachte hämisch auf.
»Krass? Und dieses Wort aus ihrem Mund? Ja, sie haben recht und es freut mich, dass Sie doch nicht ganz so verstaubt sind, wie ich anfänglich dachte.«
Irritiert aber grinsend stimmte Christian ihr zu. Wenn er eines in den letzten Monaten gelernt hatte, dann war es Selbstironie.
Mit fester Stimme und einer unglaublichen Bestimmtheit fuhr er fort.
»Egal was mich erwartet. Ich habe es geschafft, bis hierher vorzudringen, habe all meinen Mut zusammengenommen, somit werde ich diesen Weg
auch bis zum vermutlich bitteren Ende fortführen.
Ich werde versuchen Marion zu erreichen. Sollte sie nicht ans Telefon gehen, dann fahre ich höchst persönlich bei ihr vor.«
Ihm war klar, dass Marion mittlerweile mit Sicherheit auch über ihre Liebe, ihre vergangene Liebe, mit ihrem Mann gesprochen hatte. Ihn beunruhigte jetzt nur noch eins. Warum befand sich Britt Hansen auf dem Rückflug nach Deutschland?
Er versuchte noch einmal etwas aus Britt herauszulocken, doch sie blieb standfest und schwieg sich darüber aus.
Sie gaben sich zum Abschied die Hand und wünschten sich gegenseitig Glück. Beide wussten, dass sie irgendwann noch einmal etwas miteinander zu tun haben würden und wenn es nur der Grund sein würde, sich gegenseitig mit Worten und Erfahrungen zu trösten.
»Auf gute Freundschaft Britt.« Christian van Steenfelde war erstaunt über seine lockere Art, die er einer Fremden entgegenbrachte.
Vermutlich schweißten gleiche Schicksale die Menschen zusammen.
»Ja auf gute Freundschaft Christian.« Britt presste die Lippen zusammen und nickte. Hastig drehte sie sich herum und eilte hinüber ins Terminal, um sich endlich den nächsten Flug zu sichern.
Sie hatte Glück, denn zeitnah würde eine Maschine, in der es auch noch freie Plätze gab, fliegen.
Geschäftig regelte sie per SMS alles Nötige, um wenigstens nicht ganz so sang- und klanglos zu ver
schwinden. So informierte sie ihren Nochehemann Steffen, der mit ihren beiden Töchtern noch in Schweden verweilte, denn auch ihre Familie war zu Gast auf meiner Hochzeit gewesen, und diese verbrachten nun noch einige Urlaubstage in den Schären.
Ich bekam eine SMS, dass ich mir keine Sorgen machen solle, das Auto am Flughafen bitte wieder abholen möge und dass sie vor allem erst einmal keine Nachrichten oder Anrufe bekommen möchte, um sich zu sortieren und zudem Abstand von allen Ereignissen dringend benötigte.
Was sie allerdings in Deutschland anfangen würde, war ihr noch schleierhaft, vermutlich viele Tage damit verbringen, ihre Wunden zu lecken und zu leiden.
Natürlich spürte sie auch, wie Flo sich zurzeit fühlte, vermutlich genauso wie sie.
Als sie an ihn dachte während sie auf ihr Boarding wartete, nahm sie ihr Handy in die Hand, zögerte zunächst, legte es wieder beiseite und schaute es lange Zeit nachdenklich an. Doch dann ergriff sie es wieder und schrieb ihm.
Karsten,
ich musste gehen, weit weg von allem.
Deine Nähe und jeder Blick in Deine Augen würde uns um den Verstand bringen. Bitte, und glaube mir, es ist besser, wenn wir hier und jetzt unseren Kontakt für immer abbrechen.
Wenn wir dieses nicht tun, es würde uns beide zerstören.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie wirklich alles Gute und gebe alles, was Du zu geben vermagst.