Marattha König Zweier Welten Teil 3. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Teil 3 - Peter Urban

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Er hat sich mit unserem Freund bei Seringapatam geschlagen.«

      Dodd konnte die leichte Röte, die seine Wangen bedeckte, nicht unterdrücken. Er fühlte sich plötzlich von Perron in die Enge getrieben und mit einer Falle konfrontiert. Wollte der Franzose ihn erneut auf die Probe stellen? Vertraute er ihm vielleicht doch nicht? Hatte er Zweifel an Dodds ehrlichen Absichten, obwohl der Offizier die Seite gewechselt und in ganz Indien ein gesuchter Mann war, oder durchschaute der Feldherr des Rajahs seine Lügen, was den Iren anbetraf? »Er hat noch nie eine offene Feldschlacht geschlagen«, bemerkte Dodd bitter, »außer bei Malavelley, aber diese Geschichte war nicht von Bedeutung.«

      »Major, er hat Dhoondia zerstört! Bullum! Wynaad! Soonda!« Perron blickte seinem Untergebenen fest in die Augen. Auch wenn der Engländer sich vieles vielleicht nur zusammensponn oder von Hörensagen wusste, so war er doch derjenige, der den Feind von innen kannte.

      »Er wird nicht mehr als fünfzehntausend Mann Infanterie, fünfundzwanzig Geschütze und sechs-, siebentausend Reiter mitbringen. Sie werden in zwei Teilarmeen vorgehen. Eine führt Wellesley, die andere Stevenson. So haben sie es immer gehalten.«

      »Stevenson ist ein alter Fuchs. Er kennt dieses Land in- und auswendig.«

      »Stevenson ist vorsichtig und schlau. Doch er muss einen weiten Weg zurücklegen, um sich mit der Mysore-Armee zu vereinigen. Außerdem ist sein Nachschub von dem des Iren losgelöst. Er wird aus Hyderabad versorgt und hat damit die längere Kommunikationslinie.« »Dodd, sobald wir uns mit den Truppen des Rajahs von Berar vereinigen, verfügen wir über eine drei- oder vierfache Übermacht und haben viermal mehr Geschütze im Felde, aber der Krieg ist keine Spielerei mit nackten Zahlen. Schlachten werden von Generälen gewonnen und verloren. Erzählen Sie mir mehr über Generalmajor Arthur Wellesley.«

      »Er ist jung. Knapp über dreißig.«

      »Jugend ist kein Hinderungsgrund für einen guten Soldaten ...« Perron wollte gerade fortfahren, als sich von hinten eine vertraute Hand auf seine Schulter legte. Er hatte Allessandro Cappellini nicht kommen gehört, denn er war zu sehr in die Unterhaltung mit Dodd vertieft gewesen, während sein Verstand gleichzeitig am Plan gegen die britischen Angreifer feilte.

      Allessandros Uniform war über und über mit Staub bedeckt. Sogar über seinem Gesicht lag eine dicke, rotbraune Kruste, in die lediglich der Schweiß tiefe Furchen gegraben hatte. Der Korse sah aus, als wäre er direkt aus den Abgründen der Hölle nach Ahmednuggur gekommen. »Jean-Francois! Er hat sich so schnell bewegt, dass wir ihn nicht haben kommen sehen. Die >jaghidars< zwischen der Grenze und der Hauptstadt sind zum Feind übergelaufen ...«

      Perron fuhr herum. »Wie bitte?« Diese Nachrichten, die Cappellini ihm soeben atemlos überbracht hatte, waren unglaublich. Seine Späher hatten ihm vor weniger als vierundzwanzig Stunden noch gemeldet, dass die feindlichen Truppen regungslos um Hurryhur verharrten. Es war unmöglich, in so kurzer Zeit vierhundert Meilen zurückzulegen.

      »Der Ire hat uns ausgetrickst, Jean-Francois! Irgendjemand zieht an der Grenze eine große Schau ab. Seine Armee hat sich nicht mit Stevenson zusammengeschlossen. Er ist über die Flanke marschiert, hat Darwan einfach umgangen. Er ist wie ein Geist mit seinen Rotröcken und Sepoys vor der Stadt erschienen. Holkar hat nicht einmal den kleinen Finger gerührt. Er ist nach Chandore verschwunden, nachdem er dem Iren das Haupttor der Stadt weit geöffnet hatte. Amrut Rao hatte zuerst abgelehnt, sich Holkar anzuschließen. Er wollte die Stadt zerstören, um sie nicht dem Feind zu überlassen, doch die Briten waren so schnell drinnen, dass unser Freund nicht einmal mehr die Zeit gefunden hat, sich die nächstbeste Fackel zu greifen ...«

      »Poona ist kampflos gefallen!« seufzte Perron. »Umso besser! Ich wollte mich mit diesem Sepoy-General sowieso noch nicht schlagen. Er ist noch zu nahe an seinen Nachschubbasen ...«

      Major William Dodd hatte schweigend und leichenblass die Unterhaltung zwischen Perron und Allessandro Cappellini mitverfolgt. Sein

      Französisch war ausreichend gewesen, um das Wichtigste zu verstehen. Damit war seine Theorie über die fehlende militärische Erfahrung des jungen Bruders des britischen Generalgouverneurs in einer Rauchwolke verpufft. Shee hatte sich in seinem grenzenlosen Hass gegen den Kommandeur des 33. Regiments eine Legende zusammengesponnen, die diesem jähzornigen, verbitterten und versoffenen Halunken recht gewesen war, aber in keiner Weise der Wahrheit entsprochen hatte. Und Dodd musste nun einen Weg finden, um vor seinem neuen Dienstherren Perron nicht das Gesicht zu verlieren. Nach dem Fall von Poona konnte er nie wieder behaupten, welch unerfahrenem Gegner sie entgegentraten.

      Als Elphinstones Späher an der Marschlinie aufgetaucht waren, um Generalmajor Wellesley zu melden, dass Amrut Rao Poona in Brand stecken wollte, hatte der Ire nicht lange gezögert, sondern mit 400 Reitern Bisnapah Pundits einen nächtlichen Gewaltmarsch von gut vierzig Meilen unternommen, um die Hauptstadt des Peshwa zu retten. Die Operation war ein Erfolg gewesen, auch wenn sie ihren Preis gehabt hatte: Arthur spürte heute – drei Wochen später – immer noch jeden einzelnen Knochen im Leib, und der Beritt der Männer, die ihm durch die Nacht gefolgt waren, war nach Hurryhur zurückgeschickt und durch neue Pferde ersetzt worden.

      »Zum Teufel, nun sehe sich einer dieses unvernünftige Kind an!« fluchte er leise vor sich hin, als er Bajee Rao II. beobachtete. Der junge Mann ritt einen prachtvollen Schimmel. Das große Tier glänzte im Sonnenlicht. Es trug einen sonderbaren, juwelengeschmückten Lederpanzer, in den verschlungene Blumenmuster aus Goldfaden gewirkt worden waren. Ein riesiger Kriegselefant mit einem ähnlichen Panzer folgte ihm. Über die Stoßzähne hatten sie ihm einen Silberschaft gezogen, der in einer scharfen Spitze endete. Sein »mahout« schwitzte unter einem altmodischen, pittoresken Kettenhemd. Hinter ihm befand sich der »howdah« aus dunkelrotem Zedernholz. Hauchdünne goldene Rauten waren als Zierde angebracht worden. Über dem Korb flatterte ein Dach aus smaragdgrüner Seide im Wind. Links und rechts von Bajee Rao marschierte seine Leibgarde: Männer in farbenprächtigen Hemden, die mit einer Uniform nur wenig gemein hatten. Manche von ihnen waren mit Steinschlossgewehren bewaffnet, andere mit altertümlichen Hellebarden, deren Klingen so sorgfältig poliert waren, dass sie aus Silber geschmiedet zu sein schienen. Der Rajah zeigte sich seinen Untertanen und schien dabei zu vergessen, wer ihn zurück auf seinen »muzznud« gehoben hatte. Nach dem Fall der Hauptstadt war Bajee Rao II. mit einer starken britischen Eskorte aus Bombay nach Poona gebracht worden, obwohl er seit der Unterzeichnung des Vertrages von Bassein schon mehrfach insgeheim versucht hatte, seine neuen Verbündeten zu verraten. Er konspirierte beständig gegen »John Company«, schickte Kuriere zu Scindia, zum Rajah von Berar und sogar zu Holkar, der ihn verraten und verkauft hatte. Natürlich wusste Arthur über jeden Winkelzug bestens Bescheid und las meist auch gleich die Kopien der Schreiben an die Feinde mit, denn er hatte einen exzellenten Nachrichtendienst und Montstuart Elphinstone, dessen Vorahnungen den General täglich überraschten.

      Trotzdem ärgerte Wellesley sich. Er würde Barry Close in Poona zurücklassen müssen, nur um zu verhindern, dass dieses unbedarfte und arrogante Kind auf dem Thron ihm und seinen Truppen auf ihrem Marsch gegen Scindia in den Rücken fiel. Er verbrachte täglich Stunden damit, sich gegen jede Intrige Bajees einen neuen Schachzug zu überlegen, und diese Zeit fehlte ihm bei der Vorbereitung seines Feldzugs. Nachdenklich drehte er den Krug mit dunklem Bier zwischen den Händen. Während seines Gewaltmarsches durch den Dschungel auf die Hauptstadt des Maharastra hatte ihn der Gedanke an ein kühles, frisches Bier und ein vernünftiges Abendessen manchmal beinahe um den Verstand gebracht. Nun verdarb der protzige Bengel auf seinem Schimmel ihm den Genuss.

      Zahlmeister Dunn legte dem General mitfühlend die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe Sie ja, mein Junge! Trotzdem sollten Sie sich den Abend nicht verderben. Wann haben Sie das letzte Mal etwas Vernünftiges zu beißen bekommen?«

      Arthur zuckte mit den Schultern und wandte sich seinem Bier zu. »Wir verschwinden aus diesem Schlangenpfuhl, sobald Stuart mir meine Befehle

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