Elementa. Daniela Kappel

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Elementa - Daniela Kappel Elementa-Trilogie

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zur selben Zeit auftraten. Bisher war es jedenfalls noch nie vorgekommen. Er hatte sich darauf eingestellt, seine Tage unter dem Drill seines Vaters zu fristen, und träumte davon, ihm irgendwann die Stirn zu bieten und sich davonzumachen, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Doch nun war diese Möglichkeit undenkbar geworden. Nun musste er, wie sein Vater schon gesagt hatte, seine Pflicht erfüllen und darauf vertrauen, dass sich sein Leben dann vielleicht ändern würde. Das Leben aller Menschen. Er hoffte nur, dass sie nicht alt und hässlich war, diese andere Anomalie.

      2

      Daria versuchte verzweifelt, die verbeulte Konservendose zu öffnen, um an die darin befindliche Tomatensoße zu gelangen. Ja, die Konserve war um die Hälfte verbilligt, weil kein anderer sich solch einen Kampf liefern wollte. Als sie kurz davor war, die Blechbüchse aus dem Fenster zu werfen, hörte sie ein feines Zischen und Tomatensoße spritzte ihr ins Gesicht.

      Voller Wut umklammerte sie die Dose und ermahnte sich ruhig zu bleiben, denn sie spürte bereits, wie sich die Luft im Raum langsam zu drehen begann. Ihr Vater wäre sicherlich nicht erfreut, wenn er hereinkäme und direkt in einen Minitornado gezogen würde. Also zählte sie in Gedanken von zehn langsam rückwärts und bearbeitete die widerspenstige Konserve weiter, bis das Loch groß genug war, um den Inhalt in den kleinen und ebenso zerbeulten Kochtopf zu kippen.

      Als das endlich geschafft war, kam ihr Vater zur Tür herein. „Kalt geworden“, murmelte er statt einer Begrüßung, gab ihr aber im Vorbeigehen einen flüchtigen Kuss auf den Kopf. „Riecht lecker, Liebes!“, merkte er an und nahm an dem kleinen, runden Tisch Platz, der bereits gedeckt war.

      „Mhm“, war Darias Antwort darauf. Nudeln mit Tomatensoße war das günstigste Essen, das sie auf den Tisch bringen konnte, und daher auch kein seltenes Menü. Doch ihr Vater lobte das fade Pastagericht jedes Mal und dankte ihr damit für die Mühe, die sie sich gab.

      Nachdem sie gegessen hatten und Daria den Abwasch erledigt hatte, zog sie sich in das schäbige, enge Bad zurück, um sich bettfertig zu machen. Seufzend wühlte sie in der Kiste zu ihren Füßen nach ihrer Bürste, dem Zahnputzzeug und dem Duschgel.

      Als sie alles beisammen hatte, stellte sie das Wasser in der Dusche so heiß wie möglich und schlüpfte aus ihren Sachen. Die Hitze des dampfenden Wassers breitete sich allmählich in ihrem Körper aus und sie begann sich zu entspannen. Der Umzugsstress der letzten Tage fiel nach und nach von ihr ab und ihre Verspannungen im Nacken lösten sich, was auch den Kopfschmerz endlich dämpfte.

      Viel zu schnell war das warme Wasser aufgebraucht und so wusch Daria sich in Windeseile, um dem kalten Schauer zu entgehen.

      Mit einem kratzigen Handtuch umhüllt stellte sie sich vor den Spiegel, den sie erst einmal vom Dampfschleier befreien musste, um darin etwas sehen zu können. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und gelegentlichem Quieken entwirrte sie das Haargummi aus ihren Locken und fächerte die Mähne über ihren Schultern auf, um sich daran zu machen, sie zu frisieren. Keine leichte Aufgabe bei ihren langen Strähnen, die sie eindeutig zu sehr vernachlässigte.

      Wenn ihre Haare frisch gewaschen und gekämmt waren, ergossen sich die blonden Locken wie ein Wasserfall über ihren Rücken und glänzten im Sonnenlicht schillernd wie das Perlmutt im Inneren einer Muschel. Doch da sie weder das Geld für teure Haarkuren noch die Muse oder Fähigkeit hatte, sich ihre Haare zu einer geeigneten Frisur zu formen, hingen sie meist schlapp und leblos von ihrem Kopf.

      Früher hatte ihre Mutter ihr immer kunstvolle Zöpfe geflochten und diese geschickt hochgesteckt. Da ihre Mutter aber viel zu früh gestorben war, hatte sie nie Gelegenheit gehabt, Daria das Flechten beizubringen.

      Endlich war sie damit fertig, die Knoten aus ihrem Haar zu bürsten, und massierte sich die Hand, da diese schon krampfte.

      Nachdem sie sich noch die Zähne geputzt und ihren Schlafanzug angezogen hatte, kuschelte sie sich in die Laken und versuchte, ihren müden Geist zum Schlafen zu bewegen.

      Noch ein Tag Wochenende, dann würde sie sich am Montag in der hiesigen Schule einschreiben lassen. Zumindest für die nächsten paar Wochen war der Trubel des Umzugs wieder überstanden.

      Mit einem tiefen Seufzen drehte sie sich ein letztes Mal um und schloss ihre Augen. Kaum hatte sie in den Schlaf gefunden, wurde sie unsanft geweckt. Ein leises Klopfen ließ sie aufschrecken und im Bett hochfahren. Eine schwache Frauenstimme rief den Namen ihres Vaters, immer und immer wieder. Daria realisierte langsam, dass das stetige Klopfen von der Eingangstüre her rührte, und die Stimme der Vermieterin gehörte.

      Was wollte sie um diese Uhrzeit nur? Es musste weit nach elf sein.

      Zu dem nun forscher werdenden Klopfen mischte sich ein röchelndes Schnarchen. Ihr Vater ließ sich offenbar nicht so leicht wecken. Daria rappelte sich auf und schlurfte träge ins Wohnzimmer, wo ihr Vater sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Bei jedem Klopfen zuckte er im Schlaf, wach wurde er davon aber nicht.

      „Papa! Papa, da ist jemand an der Tür!“ Daria packte ihren Vater am großen Zeh und rüttelte kräftig daran, um ihn schnellstmöglich wach zu bekommen.

      Langsam regte er sich. „Was? Was ist denn, mein Liebes?“, fragte er noch völlig verschlafen und rieb sich die Nase.

      „Die Vermieterin steht vor der Tür und ruft nach dir! Hast du die Anzahlung schon erledigt?“ Darias Stimme klang vorwurfsvoll, denn sie hatte keine Lust, morgen gleich wieder vor die Türe gesetzt zu werden.

      „Was? Ja, hab ich doch.“ Jetzt öffnete er endlich die Augen und stand auf, um zur Tür zu gehen.

      Daria war in ihr Zimmer zurückgegangen, hatte aber die Türe nur angelehnt, um mitzubekommen, was die Vermieterin ihrem Vater zu sagen hatte.

      „Herr Hellar, entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber ich habe ein Ferngespräch für Sie. Ein Mann wartet in der Leitung. Er meinte, es sei von größter Bedeutung, dass Sie heute noch mit ihm reden“, berichtete sie kurz und knapp und fügte dann noch mürrisch hinzu: „Das Telefon hat übrigens auch mich aus dem Bett geholt. Ich würde Sie bitten, diesem Mann zu sagen, er soll nur mehr tagsüber hier anrufen!“ Damit drehte sie sich um und ging in ihre Wohnung nebenan, um dort auf Darias Vater zu warten.

      Dieser schlüpfte unbeholfen in seine Schuhe, warf sich eilig seine Jacke über den Schlafanzug und folgte der Vermieterin. Daria blieb mit einem Fragezeichen im Kopf zurück. Wer zur Hölle rief ihren Vater an? Wer wusste, dass sie hier waren, und was war so eilig, dass es mitten in der Nacht besprochen werden musste?

      Kurz war sie versucht, ebenfalls nach nebenan zu gehen, verkniff es sich dann doch und wartete ungeduldig auf die Rückkehr ihres Vaters.

      Während er die paar Meter bis zur Wohnung der Vermieterin zurücklegte, fragte sich Erik fieberhaft, wer ihn hier anrufen könnte. Es gab niemanden mehr in seinem Leben außer Daria. Keine Großeltern, Geschwister oder Freunde.

      Als er den Hörer abnahm, war ihm leicht mulmig zumute. Skeptisch meldete er sich mit einem zaghaften: „Ja?“ Sein Herz pochte laut vor Aufregung und er hoffte, dass man es nicht durch das Telefon hören konnte.

      „Hallo? Spreche ich mit Erik Hellar?“, fragte eine tiefe Männerstimme am anderen Ende der Leitung.

      Erik räusperte sich und gab sein Bestes, mit fester und sicher klingender Stimme zu antworten. „Ja, hier ist Erik Hellar“, wiederholte er seinen Namen.

      „Herr Hellar!“,

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