Altern - ein "profitables" Abenteuer mit Pfiff und Esprit. Margrit Eleonore Haid

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Altern - ein "profitables" Abenteuer mit Pfiff und Esprit - Margrit Eleonore Haid страница 4

Altern - ein

Скачать книгу

Unbewussten, wurde auf seinen Wunsch hin erst 50 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht.

      Die Entwicklung der Persönlichkeit oder der Individuationsprozess über die ganze Lebenspanne: 1.+ 2. Lebenshälfte mit einander entgegengesetzten Aufgaben.

      Es geht dabei um

      Die Ausgleichung der Gegensätze +

      Die Erfüllung der Individualität innerhalb ihrer Einordnung in ein den Menschen übersteigendes und ihn umfassendes Ganzes

       4 Bewusstseinsfunktionen – Denken, Fühlen, Sinnesemempfindung, Intuition

       Introversion – Extraversion

       Persona - Schatten

       Animus – Anima

       Das Selbst – ein dem Menschen innewohnendes offensichtlich zielgerichtetes, zu Vollständigkeit hin drängendes Zentrum – höchste Subjektivität verbunden mit der Objektivität bzw. den Naturgesetzen der Weltseele/Kosmos; ein „spiritus rector“

      Selbsterkenntnis = Gotteserkenntnis = coniunctio oppositorum

       Subjektstufe – Objektstufe

       Kausal – final

      Die erste Aufgabe dieses lebenslangen Prozesses ist es, ein starkes „Ich“ zu entwickeln und sich in der äußeren Welt privat und beruflich zu „beheimaten“ und zu bewähren. Erst nachdem dieses „Ich“ sich genügend von der elterlichen Matrix gelöst hat und genügend autonom geworden ist, und somit einen bestimmten Grad von Individualität und Selbstidentität erreicht hat, kann es sich relativieren und allmählich erkennen, dass sein „Ich“ nur ein Teil seiner Selbst ist. Dieses Erkennen, dass „das doch noch nicht alles vom Leben gewesen sein kann!“ beginnt im Allgemeinen so um die Lebensmitte, und ist als „midlife crisis“ bekannt. Es ist die Zeit, wo der Mensch „noch etwas anderes will“, wo ihm eine größere Vision seiner selbst bewusst wird, und wo er oft beginnt, sein Leben umzukrempeln und noch einmal „neu anzufangen“.

      Meist kommt es dann wieder im späteren Erwachsenen- alter zum nächsten Umbruch und Aufbruch, was oft mit der Pensionierung einhergeht oder/ und mit einer mehr oder weniger schweren Erkrankung oder anderweitigen Schicksalsschlägen. Denn durch die einseitige Sozialisation, die für eine Ich-Entwicklung notwendig ist, kommt es zu ausgeprägten Charakterzügen, aber auch Einseitigkeiten, welche, wie alle Einseitigkeiten über einen längeren Zeitraum, ihr Gegenteil nach sich ziehen.

      Die Aufgabe der 1. Lebenshälfte ist, eine „Person“ zu werden und sich in der Welt zu verwurzeln. Hierher gehören die Berufs- und Partnerwahl, eventuell die Gründung einer Familie, Festlegungen und Spezialisierungen jeglicher Art. So sind meistens von den 4 Bewusstseinsfunktionen Denken, Fühlen, Empfinden/Sinnlichkeit, Intuition nur zwei dominant, z.B. hauptsächlich das Denken und Sinnesempfindung, während der Gefühls- und der intuitive Teil verdrängt und zum Teil nur gering ausgebildet sind.

      Des weiteren wird man in seiner Geschlechterrolle sozialisiert, d.h. als Mann werden vornehmlich männ- liche Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, das Kämpferi- sche, das Sich-Durchsetzen, das vehement vorwärts Strebende … gefördert, während weibliche Eigenschaf- ten wie das Rezeptive, das Weiche und Gefühlsbetonte, das Beziehungsfördernde, das Abwarten-Können …entweder ganz unter den Tisch fallen oder nur rudimentär zum Leben zugelassen werden (können). Bei den Frauen ist es umgekehrt. C. G. Jung hat heraus- gefunden, dass die Faszination, die vom anderen Geschlecht ausgeht, viel mit den eigenen unterentwickel- ten gegengeschlechtlichen Eigenschaften zu tun hat. Ab der 2. Lebenshälfte geht es also beim Mann um die Integration seiner weiblichen Anteile, der Anima, und bei der Frau um die Integration ihrer männlichen Anteile, dem Animus.

      Hier möchte ich Emma Jung zitieren, Jungs Frau, ebenfalls im weiteren Verlauf ihres Lebens als Forscherin und Analytikerin tätig:

      „Wenn der Mann seine Anima entdeckt und sich mit ihr auseinanderzusetzen hat, so hat er damit etwas anzunehmen, das ihm bisher als minderwertig galt…. Hat der Mann… gleichsam von einer Höhe herab-zusteigen, einen Widerstand, nämlich seinen Stolz zu überwinden, indem (er)… „She-that-must-be-obeyed“ … als solche anerkennt. … Was wir (Frauen) dem Animus gegenüber zu überwinden haben, ist nicht der Stolz, sondern der Mangel an Selbstvertrauen und der Trägheitswiderstand. Für uns ist es nicht, als ob wir hinabsteigen müssten (außer wenn man mit dem Animus identisch war), sondern als ob wir uns zu erheben hätten, wozu es oft an Mut oder an Willens- stärke gebricht. Es kommt uns vor wie Überhebung, wenn wir unsere eigene unmaßgebliche Überzeugung den allgemeine Gültigkeit beanspruchenden Urteilen des Animus oder des Mannes entgegensetzen; und sich zu einer solchen scheinbar vermessenen geistigen Selbständigkeit aufzuraffen, kostet oft nicht wenig, besonders, weil man darin leicht missverstanden oder falsch beurteilt wird. Aber ohne einen solchen Akt der Empörung … wird die Frau nie aus der Gewalt des Tyrannen befreit werden.“.{5}

      Aber auch im geschlechtsspezifischen Bereich werden laut Jung hauptsächlich nur zwei der vier Archetypen gelebt. Das Weibliche wird durch die Archetypen der Mutter, der Geliebten, der Amazone/ Managerin und der Alten Weisen/ Mystikerin/Zauberin/Hexe verkörpert, das Männliche durch die Archetypen des Vaters, des Helden, des Puer Aeternus/ewigen Jüng- lings/Playboys und des Alten Weisen. Dies wird zusätzlich durch gesellschaftliche Normen gefördert, welche sehr einseitig nur bestimmte weibliche und männliche Rollenbilder belohnen, während andere weniger geschätzt werden. Bei der Frau wird vor allem die Mutter und die Amazone (Frau, die alles schaukelt und managet, ob Haushalt, Beziehungen oder beruflich: Multitasking!) gesellschaftlich gefordert, gefördert und belohnt, wohingegen die Geliebte und Muse (die sinnliche Frau), und die Mystikerin/Hexe/Zauberin/weise Alte (jene Frau, die auch „zu anderen Welten“ – sprich zum Unbewussten), Zugang hat, gesellschaftlich eher tabuisiert werden. Beim Mann hingegen wird vor allem der Held (Krieger und Abenteurer) und der Ewige Jüngling und Playboy, der sich nicht binden mag, als Idealbild vermittelt, wohingegen der Vater und fürsorgliche Mann und der Weise nicht gerade „in“ sind.

      Durch die Sozialisation und Ich-Entwicklung kommt es zu einer Charakterprägung, d.h. gewisse Eigenschaften und Talente werden ausgeprägt, andere weniger, manche gar nicht. Manche Menschen sind sehr nach außen hin orientiert, sie sind extravertiert. Andere wiederum ziehen sich eher in sich zurück, für sie ist ihre Innenwelt besonders bedeutsam. Sie sind introvertiert. Um sich zu einer gewissen Vollständigkeit und Ausgeglichenheit seiner selbst zu entwickeln, geht es auch hier darum, mit der Zeit das Gegenteil dessen, was man nicht so gut gelernt hat, einigermaßen nachreifen zu lassen.

      Denn die nach Ausgleich und Vollständigkeit strebende Kraft erzeugt, werden ihre ins Bewusstsein drängenden Impulse und Botschaften allzu lange vom dominierenden Tagesbewusstseins-Ich ignoriert und überhört, Krisen oder Symptome körperlicher, seelischer oder sozialer Art oder/und eine undefinierbare Unzufriedenheit mit sich und der Welt. Sehr häufig wird dann die eigene Lebensunzufriedenheit auf die Außenwelt projiziert, was man am allerbesten am Schwarz-Weiß-Denken und am Freund-Feind-Schema erkennen kann, und was bedeutet, dass hauptsächlich oder immer „die anderen“, vornehmlich die Politik, die Wirtschaft, die Ausländer und alles Fremde, der Partner, die Nachbarn, die ArbeitskollegInnen, …. Schuld an der Misere sind.

      C. G. Jung sieht Krisen und Krankheit als Motor für die Weiterentwicklung der Persönlichkeit. Er fragt also nicht so sehr, woher kommt die Erkrankung und was die kausale Ursache ist, sondern welches Ziel dahinter steckt und was ihr finaler Zweck ist, d.h. welche unbewusste Intention des nach Ganzheitlichkeit und Vollständigkeit strebenden Selbst darin enthalten sein könnte. So schreibt er über die Neurose /Krankheitssymptome physischer

Скачать книгу