Rette uns, Elaine!. Inga Kozuruba
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Читать онлайн книгу Rette uns, Elaine! - Inga Kozuruba страница 17
Elaine seufzte und sah zu Siren und Rick: „Wie ist es jetzt eigentlich genau mit den Profis? Ich meine, die Agenten. Wem sind sie unterstellt? Was genau tun sie?“
Die beiden wechselten die Blicke, dann sah Siren zu Elaine: „Nun ja, es heißt zumindest, dass die Agenten jetzt ausschließlich damit beschäftigt sind, die Grenzen zu bewachen, weiter nichts. Für Probleme innerhalb der Hauptstadt werden Gendarmen eingesetzt. Ich glaube, die Agenten hören jetzt nur auf das Königspaar, aber genau weiß ich nicht darüber Bescheid. Ich... ich habe schon lange nichts mehr von Corry gehört, ich meine... du weißt schon.“
Elaine nickte und sah dann zu Rick: „Was ist mit dir? Hat dir Lydia irgend etwas erzählt, oder darf sie nicht darüber sprechen?“
Rick blinzelte verwirrt: „Genau das. Woher wusstest du das?“
Elaine lächelte schief: „War nur so ein Gefühl. Und ansonsten? Sie muss doch irgendwann einmal etwas zufällig fallen gelassen haben.“
Rick schüttelte langsam den Kopf: „Ich... ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nur, dass sie seit langer Zeit ziemlich verschlossen ist, was das angeht.“
Elaine nickte: „Okay. Hat sie mal gesagt, von wem die Anweisung ist?“
Rick schüttelte erneut den Kopf: „Nein, aber ich glaube, das waren die Vorgesetzten.“
Irgendetwas an diesem Wort gefiel Elaine nicht. Aber es schien zumindest nicht direkt auf den Adel zu deuten. Allerdings hatte sie es auch nicht erwartet. Sie hatten sicherlich aus ihrem Fehler damals gelernt, wenn sie erneut eine Verschwörung schmieden sollten. Elaine war sich nur nicht sicher, ob sie es tatsächlich waren. Diejenigen der Adligen, die den Krieg überlebt hatten, waren zu Wahren Rittern geworden. Es war ausgeschlossen, dass sie sich gegen ihre Bestimmung stellen würden. Vor allem dann, wenn ausgerechnet die wankelmütigen Agenten nun geschlossen der Aufgabe nachgingen, die man ihnen zugedacht hatte.
Das war es also auch nicht. Was dann? Sie war ratlos. Ebenso ratlos schienen auch Rick und Siren zu sein. Elaine lächelte: „Schon okay, macht euch keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass ich es auch so schaffe. Aber in Anbetracht der Lage wäre es vermutlich das beste, wenn ihr gleich ins Versteck geht.“
Rick wirkte nicht besonders glücklich über diesen Vorschlag: „Glaubst du wirklich, ich werde mich irgendwo verstecken, wenn mein Vater in Gefahr ist?“
Elaine schüttelte den Kopf: „Natürlich nicht. Aber im Moment geht es nicht darum. Ivana und Alexandre sind noch irgendwo da draußen, und ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie anrichten könnten. Im Moment wäre es das beste, wenn ihr beide euch versteckt. Du solltest gut auf deine Mutter aufpassen, Rick. Außerdem ist es für sie schlimm genug, den Mann zu verlieren. Wie ist es dann, wenn sie auch noch ihren Sohn verliert?“
Rick schluckte. Er schien gar nicht daran gedacht zu haben. Dann nickte er: „Okay, wir machen was du sagst. Hoffentlich weißt du, was du tust. Und wenn du doch Hilfe brauchst?“
Elaine lächelte: „Ich werde euch finden, keine Sorge. Ich habe es schon geschafft, eine Spitzenagentin einzuholen.“ Die beiden wechselten erneut die Blicke und nickten.
Siren ging in den privaten Bereich und kam mit ein paar Taschen zurück. „Die habe ich schon vor langer Zeit gepackt, für alle Fälle“, antwortete sie leise auf ihre fragenden Blicke.
Elaine nickte: „Dann alles Gute und drückt mir die Daumen.“
Siren lächelte leicht und umarmte sie zum Abschied. Rick drückte sie ebenfalls. „Der Schlüssel ist unter der Kasse ist hinter der Theke. Du kannst ihn behalten, ich habe noch einen. Und alles Gute auch für dich“, sagte Siren dann, während Rick sich seine Regenjacke überstreifte und sie selbst ihren Mantel anzog.
Elaine nickte, die beiden nahmen die Taschen und traten hinaus. Sie verschwanden schnell hinter dem Vorhang aus Regen. Elaine blieb allein in der leeren Kneipe, in die sich inzwischen anscheinend nicht einmal mehr die Küchenschaben trauten.
Sie hatte das Gefühl, dass die beiden vorerst sicher waren. Ricks Freunde waren nicht zu erreichen gewesen, konnten also nichts über das Versteck wissen. Sie selbst wusste es auch nicht. Außerdem traute sie Rick zu, dass er so schlau war, keine anderen Menschen mit reinzuziehen. Sie sah wieder aus dem Fenster. Regenwasser floss die Fensterscheiben hinunter, den Bürgersteig entlang, hinab durch den Abguss in die Katakomben. Dort war es bei diesem Wetter sicherlich ungemütlich. Aber Agenten machten sich nichts daraus. Und Kryss auch nicht. Elaine seufzte. Seine Hilfe hätte sie jetzt brauchen können. Wenn jemand mit einer falschen Agentin fertig werden konnte, dann er.
Das brachte sie jedoch nicht weiter, also versuchte sie, auf einen anderen Weg zu kommen. Was wusste sie über die beiden, die es noch auszuschalten galt? Sie wurde das Gefühl eines Déjà-vu nicht los. Sie hatte schon das letzte Mal vor einem ähnlichen Problem gestanden, nur waren Corry und Irony ihr im Grunde genommen nicht feindlich gesinnt gewesen. Wenn es darauf angekommen wäre, dann hätten sie eher ihre Rollen und ihre Aufgabe zurückgestellt. Diejenigen, die jetzt tatsächlich ihre Stelle eingenommen hatten, waren anders. Sie hatten keine Skrupel und keine Bedenken. Das hatten sie ihr selbst einmal gesagt.
Das wusste sie über die zwei. Was wusste sie noch? Sie glaubte sich zu erinnern, dass sich beide um ihre Gunst gestritten hatten. War es nicht so? Warfen sie einander nicht ständig giftige Blicke zu, wenn es darum ging? Wollte Ivana ihn nicht von Elaine fernhalten, so gut es ging? War die Agentin am Ende eifersüchtig auf sie gewesen? Elaine hatte das Gefühl, dass sie endlich einen Faden in den Händen hielt, dem sie folgen konnte.
Draußen wurde es langsam dunkel. Elaine fragte sich, ob sie sich so kurz vor Einbruch der Nacht noch auf die Suche machen sollte oder nicht? Sie wusste, dass sie keine Zeit verlieren durfte, aber gleichzeitig hatte sie Angst davor, im Dunkeln auf die Straße zu gehen. Das war immer die Zeit der Agenten gewesen, und davor die Zeit, in der die Kreaturen der Tiefe sich frei bewegen konnten. Wer wusste, was jetzt los war? Es waren zu viele unbekannte Variablen ins Spiel gekommen, als dass Elaine sich sorglos in die Dunkelheit wagen würde. Außerdem schien es nicht auf einen Tag anzukommen. Ihre Freunde wussten, dass sie da war, und dass sie ihnen helfen würde. Sie würden durchhalten, dessen war sie sich sicher.
Damit stellte sich ihr eine weitere Frage: War es besser, in der Kneipe zu übernachten oder in der Wohnung? Die Antwort darauf wäre noch am Morgen einfach gewesen, sie war es nun aber nicht mehr. Auf der einen Seite wartete in der Wohnung immer ein Zimmer auf sie. Und sie konnte sich erneut vergewissern, dass Bill und der Narr immer noch dort waren, wo sie hingehörten. Auf der anderen Seite hatte sie keine Lust, sich womöglich einer weiteren Horrorvision auszusetzen. Was war, wenn die Tiefe irgendwie in der Wohnung Fuß gefasst hatte? Dann war es sehr unklug, noch einmal die Tür zu öffnen, die alles im Zaum hielt.
Elaine beschloss, die Nacht lieber in der Kneipe zu verbringen. Allerdings wollte sie auch sicher gehen, dass in der Wohnung alles in Ordnung war. Also holte sie den Schlüssel, ging raus und sperrte ab. Kaum trat sie unter dem kleinen Vordach hervor, prasselte der Regen auf sie runter. Sie zog den Kragen ihrer Jacke hoch und eilte die Straße entlang. Das letzte was sie wollte war, jetzt eine Erkältung zu bekommen.
Ein Glück, dass sie eine Läuferin war, wie Boo es ihr einmal gesagt hatte. Sie wurde zwar richtig nass, aber sie war schnell genug, um der Kälte zu entgehen, die sich sicherlich bald eingestellt hätte. Wieder unter einem Dach schüttelte sie das Wasser von ihrer Jacke und drückte vorsichtig und so gut es ging ihre Haare trocken. Dann begann sie langsam den Aufstieg nach oben. Diesmal wollte sie keine Zeit auf ein störrisches Treppenhaus verschwenden, also begann sie gleich zu zählen.