Obscura- Dunkle Kreaturen. Dennis Weis
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Читать онлайн книгу Obscura- Dunkle Kreaturen - Dennis Weis страница 6
Da er als gutaussehend galt, bestand seine Taktik darin, sich an Ständen aufzuhalten, wo Frauen Ware anboten. Diese ließen sich bezirzen und waren somit abgelenkt. Hector nutzte die Chancen, die sich ihm dadurch boten. Er konnte stets mit Diebesgut und ohne Verdacht weiterziehen.
Sein zweites Laster waren die Frauen. Zum Ende des Tages wollte er noch einen letzten Stand besuchen. Dort stand Roma. Sie war eine Schönheit für die Augen. Hector wollte sie.
„Was kann ich für Sie tun, der Herr?“ fragte Roma, die von ihrem Glück, dass Hector sie auserkoren hatte, nichts ahnte.
„Bei Ihrer Schönheit können Sie mir alles anbieten.“ flirtete Hector.
„Danke.“ sagte Roma verlegen.
Sie war solch eine Art von Komplimenten nicht gewohnt, Sie hätte wahrscheinlich angebissen, als Hector plötzlich zu Boden fiel. Roma schrie auf und rannte schnell zu ihm. Der Tod hatte ihn schon zu sich genommen.
Die Menschen versammelten sich um den Toten, keiner vernahm, was geschehen war.
Hector wurde ermordet! Der Mörder stand inmitten der Menge. Es handelte sich dabei um Dyako. Er war ein Venator. Diese Rasse sah menschenähnlich aus, ist aber wesentlich robuster. Alles, was für Venatoren zählt, ist Gold, Geld, oder alles was man dazu machen konnte.
Sie ermorden sogar Verwandte, um Gold dafür zu erhalten. Es gibt nur zwei Auswege, um einen Venator zu entkommen. Möglichkeit eins bestand darin, falls man die Gelegenheit dazu hatte, ihm das Leben retten. Möglichkeit zwei forderte, dem Venator einen höheren Preis zu bezahlen, um sich frei zu kaufen.
Ein Unbekannter hatte Dyako einen guten Preis für Hector gezahlt. Die Frau desjenigen hatte ein Verhältnis mit Hector und der Ehemann fand es heraus. Zuerst ließ er seine Frau umbringen und dann beauftrage er Dyako.
Als Meister der Tarnung und des Tötens ist es für einen Venator stets ein Bestreben, den Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen und nicht entdeckt zu werden.
Die Menschen auf dem Markt verdächtigten schnell Roma, die aber vehement alles abstritt. Die aufgebrachte Menge packte sie und zerrte Roma zu der Residenz der Garde.
Sonnenglut war ein Stadtstaat, der von König Gottfried II. regiert wurde. Seine Vorfahren hatten an dieser Stelle in der Wüste Devien ein reiches Vorkommen an Gold entdeckt. Seit dem sind ein paar Hundert Jahre vergangen. Gottfried II. fand kein einziges Stück des wertvollen Metalls. Dafür hatte er Sonnenglut zur Fruchtoase gemacht. Sein Vermögen ist aber das größte in ganz Matera. Seine Garde galt als die beste.
So kam der Mobb, aufgebracht und nach einer Todesstrafe fordernd zur Residenz der Garde des Königs. Es dauerte einen Augenblick bis ein Offizier erschien. Er versuchte, die Menge zu beruhigen.
Nachdem der Mobb durch Zurufe erklärt hatte, weshalb sie zur Residenz gestürmt waren, brachten sie zum Ausdruck, dass nur die Todesstrafe eine gerechte Strafe sein konnte.
Roma dementierte alles. Zunächst war der Offizier geneigt, Roma frei zu lassen, aber da der Mobb empört reagierte und ein Gardist dem Offizier flüsterte, dass es besser sei, nachzugeben, als einen Aufstand zu riskieren, entschied der Offizier, das Roma gehängt werden sollte.
Sie wurde gefangen genommen und in ein Verlies gesperrt. Ihr Todestag war Übermorgen. Ihren Stand hatten sie geplündert.
Dyako hatte indes die Stadt verlassen. Er hatte sich ein Kamel besorgt, um durch die Wüste zu gelangen. Da kein weiterer Auftrag zu erledigen war, beschloss Dyako, zum Gaardes zu reisen- dort befand sich sein Quartier.
Es war an der Zeit, wieder zu trainieren, seine Waffen zu schärfen und besser zu werden.
Es vergingen Tage und Nächte. Dyako hatte zum einen seine Ernährung reduziert und zum anderen wusste er, wie er an Nahrung kommen könnte, wenn es nötig gewesen wäre.
In der dritten Nacht schlug er sein Zelt am Lotussee auf, der einzige See in der Wüste Devien. Ein Venator schlief nie, sondern ruhte. Er reagierte bei kleinsten Auffälligkeiten.
So wie auch in dieser Nacht. Durch das Wahrnehmen eines leichten Huschens machte sich Dyako sofort kampfbereit.
Er schlich aus dem Zelt raus. Sein Kamel schien zu schlafen. Langsam begab er sich um das Zelt und sah nichts.
Plötzlich griff ihn etwas an- eine dunkle Gestalt. Instinktiv zückte er seine Verobur.
Diese Waffe war eine Art Peitsche, die metallisch und magisch war. Sie konnte einen Stab darstellen, wenn sie fest blieb, aber auch gelockert werden, um als Peitsche verwendet zu werden. Zudem bestand sie aus Magicum, einem stahlähnlichem magischen Metall, das diesen Wandel möglich machte. Es galt es unzerstörbar.
Als die Kreatur aus dem Hinterhalt wiederholt zum Angriff ansetzte, drehte Dyako sich, zog seine Verobur und spannte sie zu einem Stab.
Das Wesen wurde voll getroffen. Es schien, als verspürte es nichts. Das Kamel war aufgebracht und riss an seiner Befestigung.
Die Kreatur hielt inne und war bereit, erneut einen Angriff zu starten, da löste Dyako seinen Stab und setzte die Funktion der Peitsche ein.
Diese schlang sich um die Kreatur und Dyako zog fest. Es stieß einen Schrei aus, welcher in den Ohren schmerzte. Dann verschwand es.
Dyakos Kamel war inzwischen geflüchtet. Stille zog wieder ein. Dyako machte sich nicht viel aus Gedanken. Venatoren galten nicht als Empathieträger, weshalb er dem Kamel nicht nachtrauerte.
Am nächsten Tag wanderte Dyako weiter. Auf dem Weg entdeckte er sein Kamel, welches aber völlig erschöpft da lag. Ein Tier hatte es wohl gerissen und hier liegengelassen, damit das Kamel ausblutete.
Dyako erstach es. Nicht, um es zu erlösen, sondern, weil das gestrige flüchten aus seiner Sicht als Verrat galt.
So musste Dyako seinen Weg zum Gaardes weiterhin zu Fuß bestreiten. Die Sonne ließ die Wüste zum Siedepunkt werden. Es dauerte eine weitere Nacht, bis Dyako auf einen Fremden traf. Es handelte sich dabei um einen reisenden Händler.
Es gab sie zuhauf in der Wüste, weil sie vom Süden aus Aerta, einer Hafenstadt in den Norden der Wüste, zur Stadt Volto reisten. Volto lag am Friedensberg.
Die Händler verdienten eine Menge, da sie wertvolle Dinge bei sich hatten. Aus diesem Grunde lohnte sich für sie dieser anstrengende und meist tödliche Weg. Ihre Route bestand aus kleinen Wagen, welche sie mit Wüstenpferden bestritten.
Zunächst ignorierte Dyako den Händler. Als er diesen fast passierte, fiel ihm Dyako auf, dass an dem Wagen des Händlers eine Kette hing, die Dyako zu kennen glaubte.
„Händler, woher habt Ihr diese Kette?“ polterte Dyako.
Der Händler blieb stehen.
„Welche Kette.“ fragte er mit rauchiger Stimme.
Dyako zeigte auf sie. Der Händler stieg von seinem Pferd, stieg geruhsam ab und ging zur gezeigten Kette.
„Woher habt Ihr sie?“ Dyako verleitete seiner Stimme Nachdruck.
In den Augen des Händlers funkelte es. Dyako machte sich diesbezüglich