Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Schrei des Phönix - Sabine Gräfin von Rothenfels страница 8

Der Schrei des Phönix - Sabine Gräfin von Rothenfels

Скачать книгу

ihm. Manchmal setze ich mich auf den Balkon und eine rauche eine Zigarette obwohl ich eigentlich gar nicht rauche und höre den Zikaden zu. Beruhigt hat mich das auch nicht.

      Wenn man keinen Ausweg mehr sieht, versucht man die unsinnigsten Dinge. Ich versuche mir Rat zu holen und lese das Buch "Warum Männer sich nicht binden wollen". Nach dem ersten Kapitel weiß ich dass "mein" Mann zu den völlig Unbrauchbaren gehört. Rat: machen Sie dass Sie wegkommen!

      Es ist mir als ob die Sonne plötzlich durch die Wolken bricht, ich sehe viel klarer als zuvor.

      Ich weiß plötzlich dass es nicht an mir liegt. Er ist nur ein elender Feigling. Einen Mann der Angst vor mir hat kann ich doch nicht lieben, oder?

      Es ist schwer einen Traum aufzugeben.

       Meine Hoffnung ist noch nicht tot, will einfach nicht sterben. Noch bin ich bereit zu einem Neuanfang. Zu ideal erscheint mir dieser Mann, er hat beinahe alles was ich mir wünsche, er ist mein Traumprinz (mal abgesehen von seiner Bindungsangst).

      Ich muss mich an den Gedanken gewöhnen ohne ihn zu sein. Ich darf nicht zulassen dass er mein Leben zerstört nur weil er unfähig ist eine Bindung einzugehen. Ich muss es beenden und damit aufhören das Opfer - die Unterlegene zu sein.

      Es ist ein langer Prozess. In meinem Herzen ist nur noch Wut und Trauer. Ich habe nur das Bedürfnis zu weinen oder laut zu fluchen. Ich bin so erfüllt davon, kann nichts anders denken oder fühlen.

      Ich weine drei Tage und Nächte, liege buchstäblich am Boden. Doch das ist auch das Gute daran - wenn man am Boden liegt kann man nicht tiefer fallen. Man hat die Wahl: kriechen oder wieder ausstehen. Ich stehe auf.

       Kein Mann auf dieser gottverdammten Welt hat das Recht mich zu demütigen. Niemand - sei es nun ein Freund, Bekannter oder Liebhaber.

       Ich brauche niemanden um mich wie ein Mensch zu fühlen. Ich bin ein Mensch. Niemand auf der Welt kann etwas dafür oder dagegen tun. Ich bin ein eigenständiger, denkender, fühlender Mensch. Wenn ich es nicht zulasse dass jemand auf mir herum trampelt dann geschieht es auch nicht. Es ist wichtig was ich denke, nicht die anderen. Ich werde wie Phönix aus der Asche steigen .

      *************

      Ich war im Grunde meines Herzens immer spießig. Früher noch mehr als heute. Ich gehörte immer zu den guten Kindern. Habe nie etwas wirklich Schlimmes getan. Habe bis auf ein paar Ausnahmen weder geraucht noch getrunken und Gott bewahre, nie Rauschgift genommen. Wahrscheinlich fühle ich mich gerade deshalb so von diesen Typen angezogen.

      Verrucht muss er sein, ein wenig gefährlich oder wenigstens depressiv. Anders als die Norm. Es muss kribbeln wenn man ihn berührt. Gute Jungs haben mich nie interessiert, tun sie auch jetzt nicht. Je schlechter ihr Ruf desto anziehender. Dass ich auf diese Weise immer wieder auf die Nase falle ist ganz natürlich aber ich kann diese Spielchen trotzdem nicht lassen.

      Darum auch das kleine Abenteuer mit Marco. Natürlich verstößt es gegen meine moralischen Grundsätze mit jemand vom Arbeitsplatz ein Verhältnis anzufangen. Aber er ist niedlich und er hat mit mir getanzt, sehr eng. Tanzen finde ich sehr erotisch, dafür hat er Pluspunkte. Er hat einen knackigen Hintern und den denkbar schlechtesten Ruf. Mal sehen, vielleicht bekommt er noch eine zweite Chance bei mir.

      Mir gehen so viele Dinge im Kopf rum. Geld macht nicht glücklich aber es wäre schön genügend zu haben. Wer Geld hat der hat auch Möglichkeiten. Ich hätte die Chance mein Umfeld positiver zu gestalten. Ein Haus oder eine Wohnung in der man beruhigt Gäste empfangen kann. Kleidung die mich von anderen hervorhebt. Die Freiheit nur zu arbeiten wenn es mir Spaß macht. Ich könnte gelassen sein, nur tun wozu ich Lust habe. Man sagt doch das Glück ist ein Rindvieh und sucht immer seinesgleichen, vielleicht werde ich dann ja auch meinem Traummann begegnen.

      Es ist ein Donnerstag im Juli 1996.

      Ich habe mich so gut wie möglich gestylt an diesem Abend. Ich gehe mit einer Freundin aus, eine der wenigen Frauen mit denen ich klar komme. Es besteht die Möglichkeit dass ich Richard treffe. Tausend Mal habe ich durchgespielt wie ich mich dann verhalten soll. Ich kann noch nicht glauben dass ich ihn wiedersehen soll, vermute er wird mir weiter ausweichen.

      ************

      Doch manchmal kommt es eben doch anders als man denkt. Meine ganzen Vorsätze schwanden mit der ersten Umarmung dahin.

      Ja, er tauchte tatsächlich auf und hat getan als sei nichts passiert. Immerhin eine Stunde habe ich es geschafft ihn völlig zu ignorieren. Dann kapitulierte ich und sank buchstäblich in seine Arme.

      Entweder ist dieser Kerl der abgebrühteste Mensch den ich je getroffen habe oder es ist eben seine Art mit der man leben muss oder ihn vergisst.

      Was auch immer, ich bin ihm gegenüber völlig wehrlos. Mein Gefühl ist stärker als mein Verstand.

      Ein Lächeln - oh dieses hinreißende Lächeln, genügte um meinen Ärger auf Richard zu vergessen. Als er mich dann, noch dazu in aller Öffentlichkeit und vor seinen Freunden, umarmte und küsste war ich nicht mehr in der Lage auch nur ein Wort zu sagen.

      Es tat mir so gut. Ein paar Stunden meine Gefühle ausleben zu dürfen das war ein gutes Erlebnis. Er ist ein ausgezeichneter Schmuser. Die letzte halbe Stunde bis um 4 Uhr Früh verbrachten Richard und ich dann fast allein in der Diskothek, knutschend wie frisch verliebt. Ich fuhr ihn noch nach Hause und dann trennten wir uns wieder ohne eine neue Verabredung. Vermutlich spielen wir jetzt wieder das Wechselspiel: du bist mir egal - verbringen wir eine heiße Nacht.

      Trotzdem fühle mich ich nach diesem Treffen besser, so verrückt das auch klingt.

      Meine Gedanken kreisen auch weiterhin um ihn aber die Traurigkeit dabei ist von mir abgefallen. Ob er nun ein Mistkerl ist der mich ausnutzt oder ob er einfach nicht fähig ist eine Gefühlsbindung einzugehen; mir ist klar geworden dass ich ihn trotzdem will, eben nur zeitweise. Wenn es sich so ergibt werde ich eben zweigleisig fahren. Irgendwann ändern sich die Dinge vielleicht.

      ******************

      Dienstag, der 30. Juli.

      Ich bin so wütend, wenn Richard bei mir wäre ich würde ihn erdolchen. Er hat es schon wieder getan oder besser nicht getan. Was zum Teufel geht in diesem Kerl vor?

      Vor ein paar Tagen dachte ich noch ich könnte mit ihm umgehen. War wohl ein Irrtum. Gerade heute hätte ich ihn so gebraucht. Ich hatte einen lausigen Tag und obendrein ist auch noch Vollmond. Echt klasse dass er mich gerade heute hängen lässt!

      Ich hatte ihn gebeten mich anzurufen weil ich gerade heute gern was mit ihm unternommen hätte, so wie früher. Natürlich hat er nicht angerufen um was zu vereinbaren, ist ja auch zu viel verlangt. Jetzt weiß ich was ich für ihn bin - sein persönliches Spielzeug. Ich habe wirklich keine Lust mir das gefallen zu lassen. Bin ich dafür nicht zu gut? Habe ich nicht auch das Recht glücklich zu sein?

      Ich fühle mich irgendwie überflüssig. Ich habe mich voll gefressen bis zum Rand und jetzt bin ich zu faul um mich überhaupt zu bewegen.

Скачать книгу