Obscura- Dunkle Kreaturen (3). Dennis Weis
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Gordian blieb eher verhalten. Er hatte in der Zeit seiner Flucht zwar gelernt, sich zu wehren, aber nie, die Toten anzugreifen. Er war halt kein Krieger. Die anderen Morituri hingegen metzelten sich geradezu durch die Menge der Untoten.
Hanos gelang es, mit seinen zwei Schwertern, die er zugleich nutzte, die Köpfe der ankommenden Untoten, von den Torsos zu trennen. Schnell hatte er ein Dutzend von ihnen beseitigt. Er konnte allerdings sehen, dass es weitaus mehr brauchte, um alle den Boden gleich zu machen.
Zisma war gröber bei der Sache, gelang es ihm nur schwerer, den Untoten den Gar auszumachen. Mit seiner schweren Axt musste er viel Kraft investieren, um erfolgreich zu sein.
Grind, Kales und Titan waren Meister ihres Faches und töteten im Akkord. Ihnen gelang es sogar, mehr zu schaffen als Hanos. Sie waren voller Motivation, sodass es ihnen Energie verlieh. In den ersten Minuten schien es, als würde die 1. Kompanie den Untoten das Fürchten lehren.
Aber sie sollten sich irren. Hanos hatte es kommen sehen. Er wusste, dass zwar diese Gegner keine Qualität besaßen, da sie im Grunde keine Fertigkeiten besaßen, wie Schwertkampf, aber sie hatten die Maße auf ihrer Seite.
Dies bekam die 1. Kompanie nun zu spüren. Die ersten Soldaten wurden angefallen. Die Untoten bissen ihnen in den Hals, oder rammten ihre Zähne in das Fleisch, welches vor Blut nur so spritzte.
Es waren plötzlich überall Schreie zu hören. Die Untoten wurden wilder, es trieb sie an- das Blut. Es gelang ihnen, einen derartigen Rückschlag zu verüben, sodass die Kompanie gezwungen war, sich zurückzuziehen. Hanos gab den Befehl, denn er war nicht lebensmüde.
Er schaute sich um, suchte nach seinen Leuten. Er wollte niemanden verlieren. Die Morituri waren weiterhin am Werk. Grind, Kales und Titan schützten sich gegenseitig, waren schnell in ihrer Ausführung und trotzdem konnten sie nicht verhindern, dass bei einem Manöver Grind unvorsichtig geworden war und ein Untoter ihn in seinen Arm biss.
Grind erschrak sich und tötete seinen Angreifer im nächsten Augenblick. Kales und Titan hatten es vernommen. Sie wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Der Krieger in ihnen riet ihnen, Grind zu töten. Der Freund wollte ihn am Leben lassen.
Sie wussten durch all ihre Erlebnisse, dass die Verwandlung unausweichlich war. Und trotzdem hatten sie Hoffnung. Grind erkannte in ihren Augen, welche Überlegungen sie anstellten.
„Geht und sagt Hanos, dass er wie ein Bruder war“, sprach er, „genauso wie ihr.“
Er dreht sich um und schritt auf die Untoten zu.
„Ich reiß‘ noch ein paar Ärsche auf…“, brachte er noch heraus, ehe er sein Schwert zog und kämpfend in der Menge verschwand.
„Nein!“ schrie Titan.
Kales hielt ihn fest und zog ihn zurück. Er sah die Gefahrenwelle auf sich zukommen. Die Untoten hatten die Oberhand. Wenn sie nicht genauso enden wollten, wie Grind, dann mussten sie jetzt gehen.
„Lass‘ los“, brüllte Titan, „ich werde ihm folgen!“
Doch Kales wollte nicht nachgeben. Er wollte ihn nicht auch noch verlieren.
„Tu‘ das nicht“, warnte er, „du wirst sterben!“
Titan war das gleichgültig, wollte er nur seinen Bruder zurückholen. Er war doch noch nicht gestorben. Titan ging. Kales blieb wie angewurzelt stehen, für einen kurzen Moment, dann musste er sich verteidigen. Knapp entkam er dem Tod.
Kales konnte sich durch die Menge kämpfen. Er entwickelte erstaunliche Fähigkeiten, um bis zum Grind vorzustoßen. Grind stand mit dem Rücken zu Titan. Er hielt sein Schwert in seiner rechten Hand und verharrte. Die Menge der Untoten rannte an den beiden vorbei.
„Grind komm‘ zurück, wir suchen Hilfe, wir finden etwas, um dich zu befreien“, sprach Titan mit Verzweiflung.
Grind drehte sich um. Er sah verändert aus. Sein Blick war blutrünstig. Wie ein Tier atmete er schwer.
„Geh, bevor ich dich töte!“ drohte er seinen alten Bruder.
„Nein!“ entgegnete Titan, „noch ist es nicht zu spät- wehre dich!“
Grind nahm sein Schwert. Er stellte sich mit letzter Kraft zum Kampf hin. Er war in Begriff, Titan zu verletzen, so schien es. Aber Titan sollte sich irren. Grind machte kehrt und verschwand. Die Menge der Untoten hatte ihn umkreist. Er war in der Falle.
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Er war am Ende seiner Kräfte. Seit Josias beschlossen hatte, nicht mehr Friedrich zu dienen, verfolgten ihn auch die Untoten. Er konnte entkommen, hatte er doch eine solide Ausbildung.
Er fühlte sich wie ein Versager, da er auf den falschen gesetzt hatte. Zudem erkannte er durch die Flucht, was er angerichtet hatte. Er herrschte die totale Verwüstung und überall waren diese Untoten.
Josias versteckte sich in den Bäumen. Sein Plan war, erst einmal wieder zu Kräften zu kommen. Dann müsste er nach Süden, denn hier im Norden waren alle dem Tode geweiht, zu viele Bestien liefen hier herum. Josias hatte seit Tagen keine lebendige Seele mehr angetroffen.
Es war für ihn kein Grund, in Mitleid zu zerfließen, viel mehr machte es ihn stark. Und er benötigte diese Stärke für das, was noch kommen sollte. Er hatte, zu seinem Glück, ein Schwert in einem kleinen Dorf gefunden, welches er an sich nahm. Es war nicht das Beste, aber zum Töten reichte es allemal.
Es waren einige Tage vergangen seit er Edengaard verlassen musste. Nahrung fand sich nur schwer auf und seine Energie musste er einteilen. Die Untoten waren einfach in einer immensen Überzahl, das wurde ihm mit jedem Moment bewusst.
Er bewegte sich in Richtung Gaardes, denn ihn musste man passieren, um in den Süden zu gelangen. In normalen Zeiten hätte er den Dunkelwald gemieden, denn er war gefährlich, selbst für einen wie ihm. In den dunklen Zeiten, wie es nun eine gab, war der Dunkelwald wohl sicherer als die Welt außerhalb des Waldes.
Er sollte Glück behalten, denn die Untoten kamen nur vereinzelt hierher. Zudem konnte er hier Nahrung finden. Es wuchsen einige Äpfel an Bäumen und wilde Beeren konnten sich in diesem Gehölz ebenso finden lassen.
Des Nachts beschloss er, wie die Tage zuvor, auf einem Baum seine Nachtruhe zu halten. Es ging in den Umständen entsprechend gut. Josias hatte einen leichten Schlaf, verständlicherweise. In einer Nacht weckte ihn das Knacken eines Astes.
Sofortig schreckte er hoch. Er konnte eigentlich gar nichts sehen, denn es war stockduster. Ein Feuer würde ihn verraten und die Massen an Untoten kämen, um ihn mit Haut und Haar zu verspeisen. Zudem gab es im Dunkelwald genügend Tiere, die den Untoten zuvorkommen würden.
Dennoch nahm er etwas wahr. Seiner Erfahrung nach, musste es sich um ein Tier handeln. Vielleicht ein Raubtier? Ein Untoter schien keine ausgeprägte Intelligenz zu besitzen, um sich anzuschleichen. Sie wirkten wie ferngesteuert. Sie waren Raubtiere, die einfach drauf losstürmten, ohne Rücksicht auf Verluste.
Es knackte ein weiteres Mal. Wenn etwas oder jemand ihn hätte töten wollen, wäre dies schon längst geschehen. Es könnte die Möglichkeit bestehen, dass es sich um ein Tier handelte, welches auf seiner Nahrungsliste stand.