Folter inklusive!. Heike Rau

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Folter inklusive! - Heike Rau

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Ich konnte es nicht glauben. „Der ist weg, wo ist er denn hin?“ Immerhin war das Boot noch da.

      „Kann es sein, dass wir hier mitten in der Wüste mutterseelenallein festsitzen und kein Schwein trägt und die Koffer da rauf?“, wollte Stefan wissen und stemmte die Hände erbost in die Hüften.

      Ich setzte mich auf ein Gepäckstück. Die Kinder hatten Hunger und Durst und keine Lust mehr auf gar nichts. Aber ich hatte ja jede Menge kleine Seitentaschen mit Müsliriegeln und Getränkedosen vollgestopft, so konnten wir uns erst einmal stärken. Ich nahm mein Handy raus, um ein Taxi zu rufen. „Och, kein Netz, so ein Mist!“

      Stefan fing wieder an, zu fluchen. Er kramte sein eigenes Handy heraus. Ein viel besseres als meins. Mit besserem Akku und besserem Empfang, wie er meinte. Aber er bekam auch kein Netz. Meine Schadenfreude war unbeschreiblich.

      „Also, Koffer fassen, jetzt!“, befahl er. „Zweimal gehen wir nicht.“

      Wir weiblichen Touristen krochen fast den Berg hinauf, weil uns das Gewicht der Rucksäcke und Koffer buchstäblich nach unten drückte. „Typisch Weiber, jeden Schrott habt ihr wieder eingepackt und Tonnen von Klamotten. Vielleicht sogar noch Bücher!“, motzte mein geliebter Ehegatte. Ich musste sofort an mein Lexikon und an den Psychoratgeber denken.

      „Und Hunderte von Parfümflaschen und tonnenschwere Halsketten und was weiß ich noch alles.“

      Hoffentlich gibt es was Ordentliches zum Abendessen, dachte ich, sonst wird das noch eine handfeste Depression.

      Endlich am Tor, Pause. Die Kinder stöhnten, Stefan fluchte weiter. Ich stöhnte und fluchte.

      Stefan wollte das Tor öffnen. Es knarrte, quietschte, knarrte noch mal und ... fiel um. Ich war einem Schreikrampf nahe. Was war das überhaupt für ein Tor. Zu einem Tor gehört doch ein Zaun oder eine Mauer oder wenigstens eine Hecke. Hier war aber nichts. Wir hätten das Tor zulassen sollen und einfach außen herum gehen können. Sah doch jeder, dass dieses verrostete Ding schon Jahrhunderte lang nicht aufgemacht worden war. Aber zur Strafe trampelten wir jetzt darüber, und zwar kräftig.

      Endlich lichteten sich die Bäume, wir kamen auf den mit Kopfstein gepflasterten Hof und erblickten das Schloss in seiner ganzen Schönheit. So hatte ich es mir jedenfalls vorgestellt. Aber der Nebel auf der Website hätte mir eine Warnung sein müssen.

      Es war unbeschreiblich. Vor uns stand ein wuchtiges düsteres Gebäude. Seitenflügel erstreckten sich nach links und rechts. Dieser Kasten war ein Albtraum mit Türmchen und verwitterten Grausteintreppen, die zur schweren doppelten Holztür hinaufführten. Diese öffnete sich nun mit schrecklichem Knarren.

      Das Gruselschlossbesitzerehepaar Lossenbrink trat uns zur Begrüßung entgegen. Sie sah aus wie die Hexe aus Hänsel und Gretel. Er sah erstaunlich normal aus. Das Schloss muss also schon im Besitz ihrer Vorfahren gewesen sein und er war nur angeheiratet. Wie hatte sie ihn nur rumgekriegt? Oder war er blind? Nein, denn er fand unser Gepäck und half tragen.

      Nun standen wir in der Halle an der Rezeption und hörten, wie Frau Lossenbrink uns erklärte, dass wir das Abendessen verpassen würden, wenn wir nicht gleich im Speisesaal auftauchen würden. Ihr Ton verbat jeden Widerspruch. Und so blieb mir im Halse stecken, was ich auf dem Herzen hatte. Ich hatte nämlich richtige Wut, wegen der lebensgefährlichen Überfahrt und wegen der Kofferschlepperei, ganz zu schweigen von dem blöden alten Tor.

      „Ich bringe dann Ihr Gepäck aufs Zimmer“, sagte Herr Lossenbrink und seine liebe Frau hielt uns die Zimmerschlüssel mit spitzen Fingern hin und wies auf die Tür zum Speisesaal.

      „Jetzt haben wir endlich mal Glück.“ Ich hielt Stefan den Zimmerschlüssel hin. Auf kleinen Messinganhänger waren die Nummern 13x und 13y eingraviert.

      3. Kapitel

      Der Speisesaal war sehr altmodisch gestaltet. Wir hatten nichts anderes erwartet. Stefan bestaunte die wunderschöne Holzvertäfelung der Wände. Etwas zu dunkel für meinen Geschmack. Eine kleine nette Gesellschaft hatte an den Tischen Platz genommen und aß bereits. Der Kellner, ein furchtbar dürrer junger Mann mit einer Adlernase, nickte uns im Vorbeilaufen kurz zu. Wir folgten ihm. Ich beugte mich zu Josefine hinunter, um an ihr Ohr zu kommen. „Pass mal auf, der spielt hier bestimmt das Knochengerippe“, flüsterte ich. Sie lächelte. Die Adlernase führte uns in die dunkelste Ecke hinten rechts und wir setzten uns. Da ich gerne Leute beobachte, setzte ich mich so, dass ich alles gut im Blick hatte. Der Kellner stand immer noch an unserem Tisch. Stefan verlangte die Karte, aber die Adlernase rührte sich nicht.

      „Viermal das Tagesgericht“, sagte ich, um zu überprüfen, ob er überhaupt etwas hören konnte, aber er warf mir nur einen kurzen Blick zu und zog ab.

      Annika starrte ihm nach. „Was bringt der uns denn jetzt? Ob er uns überhaupt was bringt?“

      „Wenn er mit Sülze und Sauerkraut kommt, ziehe ich ihm seine Nase lang und ...“

      „Stefan! Meine Güte, er wird schon etwas Vernünftiges bringen!“

      Josefine sah schon ganz müde aus. „Ob mal jemand Licht machen kann? Ich sehe bald nichts mehr“, sagte sie.

      Der Kellner kam mit Spiegelei, Bratkartoffeln und Salat. Ich bat ihn gleich, mal auf den Lichtschalter zu drücken. Während wir uns mit Begeisterung auf das Essen stürzten, ging die Adlernase zur Fensterseite und lockerte ein Seil, das dort befestigt war und ließ mit diesem Seil einen Lüster von der Decke herab. Herr Lossenbrink kam mit einem Feuerzeug und zündete die Kerzen an. „Ist das romantisch“, flüsterte ich mit einem verliebten Blick meinem Mann zu.

      „Nur solange du das Ding nicht auf den Kopf kriegst!“

      Soviel zum Thema Romantik.

      Das Essen war wirklich ganz und gar nicht gruselig. Ich sah mich um. Über mir war ein alter Elchkopf an der Wand angebracht. Ich hoffte, er war gut befestigt, rutschte aber doch mit dem Stuhl ein wenig beiseite, damit er mich wenigstens nicht mit voller Wucht erwischen würde, falls er doch nicht so gut befestigt war.

      Ich konzentrierte mich auf die anderen Gäste. Zwei Tische waren noch besetzt. An dem einen saß Mr Bean. Ich stutzte. „Sieh mal Annika, der sieht aus wie Mr Bean!“

      Annika verschluckte sich fast. „Der sieht nicht nur so aus, der benimmt sich auch so.“

      „Wo ist Mr Bean?“

      „Psst, Josefine, nicht so laut. Ich sag das doch nur so“, erklärte ich. Josefine zuckte mit den Schultern und hackte mit ihrer Gabel weiter auf die Bratkartoffeln ein.

      An dem anderen Tisch saß eine dicke, weniger gut aussehende, etwas aus der Form geratene Frau mit fettigen Haaren, die vorhin mit Frau Gutbier angesprochen worden war. Sehr hübsch, wirklich! Neben ihr saß ihr Sohn, der etwa 12 Jahre alt sein musste. Sie nannte ihn Ken.

      Stefan hatte aufgegessen und strahlte. „Ob wir heute noch ein echtes Gespenst sehen?“

      Ich musste ein Gähnen unterdrücken. „Heute nicht mehr, wir suchen unsere Zimmer und gehen schlafen.“

      Wir gingen hinaus in die Halle. Auch hier brannten jetzt Kerzenständer und wir hatte Mühe uns an das Licht zu gewöhnen. „Stromspartick“, sagte Stefan.

      „Wird uns auch bald so gehen“, sagte ich, „wenn die weiter die Strompreise

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