Folter inklusive!. Heike Rau

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Folter inklusive! - Heike Rau

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style="font-size:15px;">      „Du gehst mit! Frische Luft schadet nicht!“

      „Ich will hier bleiben, unbedingt!“

      „Und wenn ein Gespenst kommt?“

      „Gut, ich gehe mit.“

      Na prima. Angst machen als Erziehungsmethode. Ich will nicht in meinem Psychoratgeber nachlesen, was das für die Zukunft meines Kindes bedeutet.

      Das Schloss war von einem riesigen Park umgeben. Wir standen auf dem Hof und überlegten, welche Richtung wir einschlagen wollten, als ein junges Pärchen knutschend die Straße hochkam.

      „Die haben auch kein Geld für normalen Urlaub“, meinte Annika.

      Der junge Mann sah etwas merkwürdig aus, mit Grubenhelm auf dem Kopf und Seil um den Körper, als wollte er den Mount Everest besteigen. Sie war schlank und hübsch und wohl eben einem Modejournal entstiegen. Vielleicht hatte der Typ sie auch aus dem Internet runtergeladen, ausgedruckt und wiederbelebt, konnte man nicht wissen. Allerdings wunderte ich mich etwas über den kleinen Käfig, den sie bei sich trug, weil er leer war.

      Da wir die beiden so anstarrten, kamen sie auf uns zu, um zu verkünden, dass sie Paul und Sabine seien und hofften, hier Fledermäuse fangen zu können.

      „Fledermäuse, hm.“ Ich sah zweifelnd zu den Schlosstürmchen hoch. „Könnte sein.“

      Stefan hatte ganz andere Sorgen. „Seid ihr drüben vom Festland?“, wollte er wissen. „Habt ihr mein Auto gesehen?“

      Sie hatten. Ich machte in Gedanken drei Kreuze in meinen Kalender. Stefan hatte nämlich schon so viel rumgeheult, dass ich Sorge hatte, er würde in einem Anfall von Panik rüber schwimmen und nachsehen.

      So schön beruhigt machten wir uns nun voller Elan auf den Weg, die Insel zu erkunden. Ein kleiner Pfad schlängelte sich vom Schloss weg und wir folgten ihm. Josefine knickte immer mal mit ihrem Oberkörper nach vorne ein. Das sah merkwürdig aus.

      „Hast du was, Josefine?“, fragte ich.

      „Nö.“

      „Hast du Bauchschmerzen?“

      „Mir geht’s gut.“

      Ich drehte mich zu Stefan und flüsterte: „Sie wird doch nicht krank werden?“

      „Ach was, die kaspert nur.“ Er verrenkte sich und zog ein Gesicht, um seine Ansicht zu untermauern.

      Vor uns tauchte jetzt eine Hecke auf: mannshoch und kerzengerade geschnitten. Wir gingen durch die einzige offene Stelle.

      „Das sieht aus, wie der Irrgarten in unserem Freizeitpark“, stellte Annika fest.

      „Das ist toll“, sagte ich, „wollen wir durch?“

      „Ist das weit?“, nörgelte Josefine und kasperte wieder.

      „Wir haben ja wohl Zeit“, behauptete Stefan. „Bis zum Abendbrot dauert es noch.“

      Los ging’s. Vielleicht hatten sie ja hinter jeder Biegung ein Gespenst versteckt. Ich war vorbereitet. Zwischen den Hecken waren breite kiesbestreute Wege. Zuerst gingen wir ziellos rüber und nüber, wieder zurück und hin und her. Wir lachten und redeten und neckten uns. Schließlich waren wir noch nie in einem Irrgarten gewesen, aus dem man nicht wieder herausgefunden hätte.

      Als der Spaß langweilig wurde, fragte Stefan: „Wer weiß, wo es wieder rausgeht?“

      „Ich“, Annika meldete sich.

      „Na, dann geh mal voraus!“

      Wir folgten Annika. Hin und her, zurück und vor, links herum, rechts herum und um die nächste Ecke.

      „Waren wir hier schon?“, fragte sie plötzlich und schaute sich um. Aber hier gab es nichts zu sehen. Die Hecke war zu hoch und viel zu dicht. Da wäre keine Maus durchgekommen, ohne sich an den Dornen aufzuspießen.

      „Ich kann nicht mehr“, meckerte Josefine.

      „Dann kommt mal mit“, sagte Stefan großspurig. „Ich weiß, wo wir sind. Ich habe mir den Himmel genau angesehen.“

      „Was soll das nützen“, zweifelte ich. „Es sind keine Sterne zu sehen.“

      „Ich habe auf die Sonne und die Wolken geachtet.“

      Wir sahen alle nach oben.

      „Es ist keine Sonne mehr da“, stellte Annika fest.

      „Geht mir nicht auf die Nerven“, sagte Stefan in einem Ton, als redete er mit drei Kamelen. Mit drei doofen Kamelen. „Aber was wundere ich mich überhaupt“, fuhr er fort. „Ihr würdet ja nicht mal unser Auto auf dem Supermarktparkplatz finden, wenn ihr mich nicht hättet. Weiber haben einfach keinen Orientierungssinn.“

      „Wir sagen jetzt nichts mehr“, steckte ich zurück. „Wir folgen dir einfach, großer Meister.“ Innerlich kochte ich natürlich. Musste er immer alles besser wissen?

      Wir trotteten eine halbe Stunde hinter Stefan her. Langsam, ganz langsam, kam mir der leise Verdacht, dass er den Mund zu voll genommen hatte. Wir waren hier eben nicht auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt. Ich aß unauffällig ein Bonbon und ließ noch unauffälliger das Papier fallen. Leuchten rotes Bonbonpapier. Stefan sah immer wieder nach oben, um seine Theorie zu untermauern, aber die Sonne würde wohl heute nicht mehr wiederkommen, es war nach fünf. Stefan stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute hin und her. Annika verwandelte eine Hand hinter dem Rücken ihres Vaters in eine Pistole und schoss sich in den Kopf: „Puff.“ Ich wollte sie gerade zurechtweisen, doch in dem Moment sah ich mein Bonbonpapier. Leuchtendes Rot. „Hier waren wir schon mal!! Du weißt auch nicht, wo wir sind!!“

      „Och, du kontrollierst mich hier und betrügst!“, empörte sich Stefan.

      Annika stellte eine andere Verbindung in ihrem Gehirn her: „Bonbons? Du hast etwas zu essen?“

      „Ich habe auch Hunger!“, schrie Josefine, nicht ohne wieder ordentlich herumzuzappeln.

      „Das ist Doping!!“, warf Stefan ein, um vom eigentlichen Problem abzulenken. Er riss mir das Papier aus der Hand, um es anzusehen. „Mit Traubenzucker! Ich bin entsetzt!!“

      Die Kinder zogen mir den Rucksack von den Schultern. Stefan nahm ihn gleich an sich. „Wollen mal sehen, was da drin ist.“ Er schüttete den Inhalt auf den Boden und verteilte großzügig Traubenzucker und Knäckebrot-Schoko-Riegel an die Kinder, die drüber herfielen, als hätten sie wochenlang nichts gegessen.

      Stefan wühlte weiter. „Was haben wir denn da? Mist! Mist und noch mal Mist. Lippenstift und ein K ...!“ Er zuckte zusammen. Unauffällig ließ er das Was-auch-immer in seiner Hosentasche verschwinden, bevor es die Kinder sahen. Er wühlte weiter. „Eine Nagelschere! Vielleicht können wir damit ein Loch in die Hecke schneiden. Und was ist das denn?“ Er hielt eine kleine schwarze Spraydose hoch.

      Ich machte einen Hechtsprung auf ihn zu und entriss sie ihm. „Pass auf! Das ist mein Pfefferspray.“

      „Pfefferspray? Wozu brauchst du Pfefferspray?“

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