Der perfekte Angler. Claus Beese

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Der perfekte Angler - Claus Beese

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den Schmerz verschwinden ließ. Ich konnte weiter angeln. Noch nie zuvor hatte ich solche Fische gefangen, es schien hier überhaupt keine anderen zu geben.

      „Doch, Karpfen, Aale, Weißfische, alles da!“, lachte Thomas. „Aber hauptsächlich Barsche!“

      Hätte ich doch ein paar Aale gefangen. Als ich mit dem Eimer Fische nach Hause kam, warf meine Mutter nur einen kurzen Blick hinein.

      „Barsche!“, erkannte sie sofort. Mit Argusaugen hatte sie auch die Lehmklumpen an meinen Stiefeln und der Kleidung entdeckt. „Die hast du noch nie gefangen, und mit so viel Dreck bist Du ach noch nicht nach Hause gekommen. Also warst du nicht an der Aue. Wo hast du sie her?“

      Petrus! Mütter, die sich mit Fischen auskannten, konnte es schlimmeres geben? Kleinlaut beichtete ich, und ertrug die Strafe wie ein Mann. Manchmal ist es schmerzhaft, erwachsen zu werden. Nie, niemals wieder würde ich an diese Teiche gehen. Ich versprach es hoch und heilig. Ja, es war mir klar geworden, wie gefährlich es dort war, beteuerte ich. Was verspricht man nicht alles, um den Eltern die Sorgen zu nehmen und um „gut Wetter“ zu bitten? Tatsächlich erschien mir eine Mutter, die nicht wollte, dass ich dorthin ging, viel gefährlicher, als der Teich selbst.

      „He, Leute! Heute angeln?“, begrüßte Norbert uns am nächsten Morgen auf dem Schulhof. Thomas und ich wechselten einen kurzen Blick.

      „Ziegelei?“, fragte Thomas.

      „Jau!“, antworteten Norbert und ich wie aus einem Mund.

      Als ich von der Schule heimkam, gab es Fisch. Meine Mutter hatte die Barsche an diesem Tag in der Pfanne gebraten. Sie waren extrem lecker. Satt schoben wir unsere Teller zurück.

      „So was könnten wir eigentlich öfter mal machen“, meinte meine Erziehungsberechtigte leichtsinnigerweise. An mir sollte es nicht liegen. Ihr Wunsch war mir Befehl. Die Freunde warteten schon an der Straßenecke auf mich.

      Aalfieber

      Alle meine Erfahrungen zeigten mir eines ganz deutlich: Petrus war mit mir. Das stand für mich fest. Während meiner Exkursionen an die Aue zeigte er mir viele gute Plätze und sorgte stets für reichlich Aale. Ging ich mit Thomas und Norbert an den Ziegeleiteich, gab es tags darauf gebratene Barsche. Selbst meine Mutter regte sich nicht mehr auf, nachdem ich ihr meinen Fahrtenschwimmerausweis unter die Nase gehalten hatte. Der Bengel kann schwimmen, dann darf er auch ans Wasser. Dass Petrus weiterhin schützend seine Hand über mich hielt, war mir nicht bewusst, aber es geschah trotzdem.

      Es war einer jener Tage, an denen der Unterricht kein Ende nehmen wollte. Unverständlich, wie sich bei dem herrlichen Sommerwetter, das draußen herrschte, ein Mensch vor die Klasse stellen mochte, um uns die Grundbegriffe der Geometrie einzupauken. Ein Sadist namens Pythagoras hatte sich die vor Urzeiten einfallen lassen, um Generationen von Schülern zu quälen.

      „Die Fläche des Quadrates über der Hypotenuse ist gleich...!“

      Heute würde in der Aue der Aal gut laufen. Meine Gedanken schweiften weit ab, und ich rief mir den Gezeitenkalender ins Gedächtnis. Genau, gegen halb fünf war Hochwasser, wenn ich mich nach der Schule beeilte, könnte ich gegen zwei am Wasser sein.

      „...der beiden Katheten-Quadrate!“

      Auwei, das hatte ich ganz vergessen. Heute Nachmittag war noch Sportunterricht. Um drei sollten wir auf dem Sportplatz am Stadion sein. Aber, es war doch Aalwetter, ausgerechnet heute – verdammte Penne!

      „A-Quadrat plus B-Quadrat...!“

      Der warme Sommerwind säuselte draußen in den Blättern der alten Kastanien und sang mir das Lied vom Bach, auf dessen träge dahin ziehender Oberfläche meine Posen schwammen, und von Aalen, so dick wie mein Arm, die nur darauf warteten, meine Tauwürmer vorgesetzt zu bekommen.

      „Beese, wiederholen!“

      Oh, verdammt, jetzt hatte er mich. Wo waren wir?

      „Äh, ja, Bismarck?!“

      Die Klasse tobte. Johlendes Gelächter brach über mich herein.

      „Beese, Beese, was ist nur los mit dir? Du bist ja völlig abwesend. Fühlst du dich nicht wohl? Du hast ja einen ganz roten Kopf. Hast du Fieber?“

      Ja, ich hatte Fieber, - Aalfieber! Allerdings konnte ich das dem Menschenschinder da vorn wohl kaum begreiflich machen. Aber Fieber war schon mal gut.

      „Ja, äh, ich weiß nicht so recht, ich friere ein wenig, aber dann ist mir auch wieder so warm. Ich glaube, ich kriege eine Grippe.“

      „Grippe? Um Gottes Willen! Beese, du packst sofort deine Sachen und gehst nach Hause, bevor du mir noch die ganze Klasse ansteckst. Leg dich ins Bett und kurier dich aus, verstanden?“

      „Ja, aber der Sportunterricht heute Nachmittag...?“

      „Mit einer Grippe treibt man keinen Sport. Ich werde dich bei deinem Sportlehrer entschuldigen.“

      Schau an, manchmal waren die Kinderquäler doch auch recht umgänglich. Mit zerknirschter Miene packte ich meine Bücher und Hefte zusammen, um mich dann, leidend wie ich war, aus dem Klassenraum zu schleppen.

      Mutter staunte nicht schlecht, als ich fröhlich pfeifend nach Hause kam.

      „Hitzefrei!“, erklärte ich und machte mich daran, meine Angelsachen zu packen. Wenig später stand ich an der Aue, im kühlen Schatten der hohen Bäume, die über mir wie ein grünes Dach ihre Äste und Zweige ausbreiteten. Ein wenig nah an der Brücke, über welche die Straße zum Stadion führte, aber ich würde schon aufpassen, dass mich niemand sah. Ich hatte den Vorteil, dass ich wusste, wann meine Klassenkameraden und der Leuteschinder hier vorbeikommen würden, während von denen mich hier niemand vermutete. Also, Angeln raus und warten. Ich hatte richtig vermutet, es war Aalwetter. Obwohl es hier schattig und kühl war, kam ich langsam ins Schwitzen, denn es folgte Biss auf Biss. Nach dem achten Aal musste ich aufhören, da es höchste Zeit war, mich hier dünne zu machen. Ich zog die Ruten ein und legte mein Gerät ins dichte Gebüsch. Niemand würde es von der Brücke aus sehen. Ich selber hockte mich auf einen schmalen Sims direkt unter der Brücke. Dort wartete ich auf die johlende Meute, die alsbald auf ihren Rädern, unmittelbar über meinem Kopf, über die Bohlen der hölzernen Brückenkonstruktion polterte.

      „Viel Spaß beim Turnen!“, grinste ich niederträchtig, wartete jedoch vorsichtshalber ein weiteres Viertelstündchen. Ich wollte keinem Nachzügler in die Arme laufen, wenn ich aus meinem Versteck krabbelte. Schnell waren dann die Ruten wieder klar. Die Schwimmer pendelten in der leichten Strömung hin und her. Dann war Standwasser, der Moment der tiefsten Ebbe. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis das Wasser begann, bergauf zu fließen. Es brachte aus der Weser neue Aale mit, deren Wanderung allerdings an meiner Rute zu Ende sein sollte. Heh! Was war da los? Eine wilde Horde Radfahrer hetzte den Weg vom Stadion herunter. Ich schaffte es gerade noch, unter der Brücke zu verschwinden. Laut johlend polterten die Klassenkameraden über die Brücke. Im Nu waren sie verschwunden.

      „Nanu!“, machte ich einigermaßen ratlos und krabbelte wieder aus meinem Versteck. Ich hockte mich an meine Ruten und grübelte, kam aber zu keinem vernünftigen Schluss. Das Ganze war sehr rätselhaft, und ich erging mich in den wildesten Spekulationen. Eine mir sehr wohl bekannte Stimme holte mich in die Realität zurück.

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