Hanno rettet die Welt. Frank Springer
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Sein Fehlschlag bei Charline und das peinliche Gespräch mit ihr waren schlimm genug für Hanno, aber dass sie ihn erneut daran erinnerte und es anderen weitererzählte, gaben ihm den Rest. Er wünschte sich das Mädchen sonstwohin. Nachdem er einige Zeit durch die Felder gegangen war, kam er an einen Wald. Dort streifte er bis zum Abend planlos umher. Erst zum Abendbrot kehrte er zurück zu seinem Vater. Hanno hatte immer noch keinen Appetit.
„Ich habe heute das Mädchen von der Familie getroffen. Das ist eine ziemlich eingebildete Zicke“, erzählte er seinem Vater kurz.
„Schade“, entgegnete dieser, „ich dachte, ihr würdet euch besser verstehen. Du kannst ihr ja aus dem Wege gehen. Hier ist Platz genug.“
Das stellte sich jedoch für Hanno schwieriger heraus, als sein Vater es vermutete. Gleichgültig wohin Hanno in den nächsten Tagen ging, traf er dort auf Charline und Timmi. Jedes Mal hatte das Mädchen einen gemeinen Spruch für ihn bereit, um ihn damit zu ärgern. „Na, bist du wieder auf Freiersfüßen?“ oder „Hast du schon eine gefunden, die auf dich hereinfällt?“ waren die harmloseren darunter.
Einmal wollte Hanno zu einem Hochstand an einem Feldrand gehen, um Wildtiere zu beobachten. Charline und Timmi waren aber vor ihm dort und lärmten so laut herum, dass sich kein Wild herantraute. Es war für Hanno zum Verzweifeln. Ursprünglich wollte er hier bei seinem Vater dem Spott der anderen Kinder aus seiner Schule und Umgebung entkommen, aber das, was das Mädchen mit ihm machte, war mindestens ebenso unerträglich für ihn.
Hannos Paradies, seine Oase der Ruhe und Abgeschiedenheit von anderen Menschen war durch Charline entweiht worden. Seine Erwartungen an die Ferien, einige Wochen lang keinen Gemeinheiten ausgesetzt zu sein, erfüllten sich nicht. Er fragte seinen Vater, ob er Charline nicht aus dem Haus werfen könnte oder ihr zumindest verbieten könnte, die Gegend unsicher zu machen. Sein Vater konnte ihm aber in dieser Angelegenheit nicht helfen. Die Mitbenutzung der Ländereien war der Familie im Mietvertrag zugesichert worden.
Andererseits hoffte Hanno, auf Charline zu treffen. Er sehnte sie sich herbei. Denn trotz ihres Verhaltens hatte sie nichts von ihrer Anziehungskraft verloren, die sie auf ihn ausübte. Der Junge fand sie immer noch wunderhübsch. Auch wenn sie ihn ärgerte, so entschädigte alleine ihr Anblick ihn. Hanno wusste nicht, was er tun sollte.
3. Der Überfall
Drei qualvolle Tage waren für Hanno vergangen. Er saß morgens mit seinem Vater beim Frühstück und trank mit ihm Kaffee.
„Ich muss heute in die Stadt fahren und mich mit meinem Galeristen treffen“, sagte der Vater. „Du kommst ja alleine zurecht. Spätestens zum Abendbrot bin ich zurück.“
„Alles klar, Papa, mach dir keine Sorgen um mich“, antwortete Hanno.
Danach brach sein Vater mit der alten Ente auf. Hanno verbrachte den ganzen Tag in seinem Zimmer und las. Den ersten Roman hatte er längst durch und begann nun mit dem zweiten Buch. Es war ein Sachbuch über Urzeitwesen.
Als sein Vater bis zum Abend nicht zurückgekehrt war, machte sich Hanno zunächst Sorgen. Er dachte jedoch, dass es keinen ernsthaften Grund dafür geben könnte. Entweder dauerte das Treffen mit dem Galeristen unvorhersehbar länger oder es war ihm etwas Wichtiges dazwischengekommen, das ihn aufhielt. Vielleicht war er auch mit dem altersschwachen Auto liegengeblieben und musste es abschleppen lassen. Nachdem sein Vater bis Mitternacht immer noch nicht eingetroffen war, legte sich Hanno hin und schlief ein.
Beim ersten Tageslicht stand der Junge auf und lief sofort in die Küche. Dort sah er seinen Vater am Frühstückstisch sitzen. Er war spät in der Nacht zurückgekehrt.
Hanno war froh, ihn wiederzusehen, und begrüßte ihn voller Freude: „Hallo Papa, schön, dass du wieder da bist. Ich hatte dich gestern schon vermisst.“
„Tut mir leid, Hanno. Ich musste unerwartet noch etwas Dringendes erledigen“, entgegnete sein Vater ihm knapp.
Der Junge fragte nicht nach, da sein Vater ihn auch nie ausfragte. Er würde ihm erzählen, was passiert ist, wenn er es für angebracht hielt.
Hanno stellte verwundert fest, dass sein Vater Mineralwasser zum Frühstück trank, und schlug ihm vor: „Soll ich dir Kaffee kochen?“
„Nein, bitte nicht“, antwortete sein Vater. „Ich habe es mit dem Magen. Ich vertrage keinen Kaffee.“
„Gut, dann mache ich dir einen schönen Tee“, bot der Junge ihm an.
Der Vater wurde ungeduldig und sagte: „Nein, bitte auch keinen Tee. Ich nehme nur Wasser.“
Daraufhin wollte Hanno für sich selbst Kaffee kochen, fand aber in der Küche keinen. Auch schwarzer Tee war nicht auffindbar. Daher musste der Junge wie sein Vater Mineralwasser zum Frühstück trinken.
Es war ein heißer Tag, zu dem kaltes Sprudelwasser viel besser passte als Kaffee oder Tee. Bereits in den frühen Morgenstunden war es unerträglich warm. Es gab nur eines, was Hanno bei so einem Wetter Sinnvolles tun konnte. Nicht weit vom Bauerhof gab es einen kleinen See mit klarem Wasser, in dem er in den vergangenen Jahren oft gebadet hatte. An einer Stelle am Ufer lag feiner Sand, der fast aussah wie am Strand. Hier saß der Junge gerne und stellte sich vor, dass er als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel gestrandet war oder dass er ein berüchtigter Seeräuber war, der nach vergrabenen Schätzen suchte. Er konnte an diesem idyllischen Ort die ganze Zeit ungestört träumen. Dorthin wollte er heute, damit er die Hitze des Tages besser ertragen konnte.
Als Hanno den kleinen Strand erreichte, war er außer sich. Charline lag dort auf einem Badehandtuch und sonnte sich. Sie trug einen knappen, zweiteiligen Badeanzug, in dem sie noch hübscher aussah als ohnehin schon. Neben ihr kniete Timmi und spielte im Sand. Hanno war wütend auf Charline. Nichts von dem, was er für sich in den letzten Jahren hier erobert hatte, war ihr heilig.
Er ging achtlos an ihr vorbei und wollte sich ebenfalls am Strand niederlassen.
„Pass auf, Hanno!“, rief Timmi plötzlich. „Du hast meine Sandburg zertrampelt. Bring die sofort wieder in Ordnung!“
Charline schreckte hoch. Offenbar hatte sie gedöst.
„Los, hilft Timmi, seine Sandburg zu reparieren!“, sagte sie scharf zu Hanno.
„Wieso sollte ich?“, entgegnete Hanno voller Zorn.
Charline stand auf, stellte sich vor ihm hin und stemmte die Fäuste in ihre Hüften.
„Dann entschuldige dich wenigstens bei ihm!“, sprach sie in sachlichem Tonfall.
„Wie komme ich dazu?“, erwiderte Hanno genervt.
Er wollte weitergehen, aber Charline versperrte ihm den Weg. Hanno war nicht derjenige, der von sich aus Streit suchte, sondern vermied ihn stets. In den letzten Tagen hatte sich aber in ihm so viel Wut auf Charline aufgestaut, dass er nicht anders konnte und sie voller Verzweifelung wegstieß. Der Junge war fest davon überzeugt, dass er damit diese unangenehme Situation vorerst beenden konnte. Jedoch hatte er sich in Charline getäuscht, denn sie nutzte den Schwung seiner Bewegung geschickt aus und brachte ihn zu Fall.
Einen Augenblick später lag er auf dem Boden im Sand. Charline stürzte sich auf ihn, schlang ihre langen Beine um seinen Hals und verhakte ihre Füße ineinander. Mit ihren Schenkeln drückte sie ihm dabei die Luft ab. Er spürte