Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs

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Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs

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ihm von den Erfahrungen des Affen-Tarzan berichten können, ich würde ihm zweifellos viel von der zauberhaften Romantik genommen haben, in der das Dschungelleben sich in den Köpfen derer malt, die nicht selber alles durchgemacht haben. Meine Erfahrung würde ihm zugute gekommen sein, aber so? Wenn ihn jetzt eines schönen Tages die Dschungel geradezu unwiderstehlich locken sollte, wird er sich nur von seinen Impulsen leiten lassen, und ich weiß, wie mächtig die uns zuzeiten gerade in die falsche Bahn abdrängen können.

      Allein Lady Greystoke schüttelte nur wieder den Kopf, wie sie es hundert und mehr Male getan, so oft man auf die Vergangenheit zu sprechen gekommen war.

      Nein, John! Sie blieb bei ihrer Ansicht. Ich werde niemals meine Zustimmung dazu geben, daß Jack genaueren Einblick in das Leben der Wildnis erhält, vor dem wir ihn beide bewahren wollen. Ich möchte nicht, daß ihm dies gewissermaßen eingeimpft wird.

      Am Abend tauchte das Thema von neuem auf, und zwar wurde es von Jack selbst angeschnitten. Er hatte sich bequem in einem großen Lehnstuhl eingehuschelt und las. Plötzlich blickte er auf und wandte sich an seinen Vater.

      Weshalb, fragte er und ging damit gerade auf das Ziel los, darf ich mir Ajax nicht ansehen?

      Deine Mutter billigt das nicht, erwiderte der Vater.

      Und du?

      Darum handelt es sich jetzt nicht, wich Lord Greystoke geschickt aus. Es genügt, daß deine Mutter dagegen ist.

      Ich werde doch hingehen, kündigte Jack an, nachdem er ein paar Sekunden schweigend und in Gedanken versunken gewartet hatte. Ich bin nichts anderes als Willy Grimsby oder irgend einer meiner Kameraden, die Ajax gesehen haben. Das hat ihnen nichts geschadet – und mir wird es auch nichts schaden. Ich hätte ja auch gehen können, ohne dir etwas davon zu sagen, doch das wollte ich nicht. Ich sage es dir also jetzt vorher, daß ich mir den Ajax ansehen werde.

      Im Ton und in der ganzen Art, wie Jack seinen Entschluß vorbrachte, lag nichts Unehrerbietiges oder Herausforderndes. Leidenschaftslos klang alles, wie eine rein sachliche Feststellung. Sein Vater vermochte kaum ein leichtes Lächeln und eine gewisse Hochachtung vor der mannhaften Art seines Sohnes zu unterdrücken.

      Ich freue mich über deine Aufrichtigkeit, sagte er. Ich werde nun ebenso offen sein. Wenn du ohne unsere Zustimmung fortgehst und dir den Ajax ansiehst, werde ich dich bestrafen. Ich habe dich nie schlagen müssen, aber ich warne dich. Wenn du dich den Wünschen deiner Mutter nicht fügst, werde ich es tun.

      Gut, Vater! Ich werde es dir sagen, wenn ich Ajax gesehen habe.

      Mr. Moores Zimmer lag neben dem seines jungen Zöglings, und der Lehrer war gewöhnt, allabendlich noch einmal einen Blick in das Zimmer des Jungen zu werfen, ehe er sich zurückzog. Heute Abend nahm er es mit dieser seiner Aufgabe besonders genau. Er war gerade von einer Besprechung mit den Eltern Jacks zurück, in der man ihm die größte Achtsamkeit dringend ans Herz gelegt hatte; er sollte auf alle Fälle verhindern, daß Jack die Musikhalle besuchte, in der man Ajax vorführte. Als er so gegen ½9 Uhr abends die Tür zu Jacks Zimmer öffnete, war er zwar nicht gerade völlig überrascht, aber doch sofort aufs höchste aufgebracht. Er fand den künftigen Lord Greystoke fix und fertig zum Ausgehen angekleidet und mußte sehen, wie er gerade dabei war, zum offenen Schlafzimmerfenster hinauszuklettern.

      Mr. Moore sprang rasch hinzu, doch hätte er sich diese unnütze Kraftvergeudung schenken können. Als Jack hörte, daß der Lehrer ins Zimmer trat und ihn ertappt hatte, kehrte er um. Es schien, als ob er das geplante Abenteuer aufgeben wollte. Wohin wolltest du eben? forschte Mr. Moore, außer sich vor Aufregung.

      Ich will mir den Ajax ansehen, erwiderte der Knabe ruhig, als ob nichts vorgefallen wäre.

      Ich finde keine Worte, schrie Mr. Moore. Doch im nächsten Augenblick sollte er sich noch ganz anders wundern: Der Junge trat dicht an ihn heran, packte ihn an den Hüften, hob ihn hoch und schleuderte ihn mit dem Gesicht nach unten auf das Bett nieder. Dann preßte er das Gesicht seines Opfers tief in das weiche Kissen.

      Ruhig! gebot der Sieger mit warnender Stimme. Oder ich werde Sie einfach erwürgen.

      Mr. Moore wehrte sich mit Händen und Füßen, doch vergeblich. Mochte der Sohn des Affen-Tarzan nun nach seinem Vater geraten sein oder nicht, auf jeden Fall hatte er aber von ihm eine geradezu unglaubliche Körperkraft ererbt, wie sie sein Vater im gleichen Alter ebenfalls besessen. Der Lehrer war in der Hand des Jungen gleichsam Teig, den er kneten konnte, wie er wollte. Jack kniete jetzt auf ihm, riß schmale Streifen aus dem Leinentuch des Bettes und band damit seinem Opfer die Hände auf dem Rücken zusammen. Dann wälzte er ihn herum und stopfte ihm einen Leinenknebel zwischen die Zähne, den er auch noch durch einen Streifen um den Mund und Hinterkopf sicherte. Dabei sprach er mit leiser Stimme, wie wenn er eine harmlose Geschichte zu erzählen hätte, vor sich hin.

      Ich bin Waja, der Häuptling der Waji, erklärte er, und du bist Mohammed Dubn, der Araberscheich, der meine Leute morden und mein Elfenbein rauben wollte.

      Er hob behende Mr. Moores gefesselte Füße hoch zurück, um sie mit den gefesselten Handgelenken zu verbinden.

      So Schurke! Jetzt habe ich dich endlich doch in meiner Gewalt. Ich gehe; aber ich werde zurückkommen.

      Und Tarzans Sohn sprang durch das Zimmer, schlüpfte zum Fenster hinaus und glitt an den Dachrinnen in die Freiheit hinab.

      Mr. Moore bewegte sich unter großen Anstrengungen auf dem Bett hin und her, um seine Lage zu verbessern; denn er befürchtete, daß er ersticken müßte, wenn nicht rasche Hilfe käme. In seiner Verzweiflung wälzte er sich vom Bett herunter, und Erschütterung und Schmerzen dieses Sturzes brachten ihn wenigstens dahin, daß er seine Lage nüchterner betrachtete. War er vorher ganz im Banne einer geradezu wahnsinnigen Furcht und absolut unfähig, klar nachzudenken, so blieb er jetzt erst einmal ganz ruhig liegen und überlegte, wie er am leichtesten aus dieser Klemme herauskäme. Schließlich fiel ihm ein, daß sich das Zimmer, in dem er vorhin mit Lord und Lady Greystoke zusammengesessen hatte, gerade unter Jacks Schlafzimmer befand, auf dessen Diele er jetzt lag. Er wußte, daß immerhin einige Zeit verstrichen war, seit er sich nach oben zurückgezogen. Die beiden würden inzwischen auch gegangen sein; denn es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er auf dem Bette gelegen und sich dort wie ein Verzweifelter zu befreien gesucht hatte. Das Allerbeste, was sich tun ließ, war, daß er zusah, ob er irgend jemanden aus dem unteren Stock auf sich aufmerksam machen konnte. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen hatte er sich endlich soweit gebracht und gewendet, daß es ihm gelang, mit der Fußspitze auf die Diele zu pochen. Er wiederholte das Pochen in kurzen Abständen mit großer Ausdauer. Endlos lang kam ihm die Zeit vor, aber schließlich schien die Belohnung nahe. Tritte nahten von unten, es stieg jemand die Treppe nach oben und klopfte an die Türe. Mr. Moore pochte nur wieder kräftig mit dem Fuß auf den Boden, denn er konnte ja nicht anders antworten. Einen Augenblick war es draußen still, dann wurde wieder geklopft – und Mr. Moore stieß wieder mit dem Fuß auf den Boden. Warum man nur nicht einfach die Tür öffnete! Mühsam wälzte er sich in der Richtung weiter, aus der die Hilfe winkte. Wenn er sich jetzt mit dem Rücken gegen die Türe lehnte, würde er an die Türfläche pochen können und dann müßte er doch sicher gehört werden. Man klopfte draußen etwas stärker, und schließlich rief jemand: Mr. Jack! Es war einer der Hausangestellten, Mr. Moore erkannte ihn an der Stimme. Die Adern drohten dem Lehrer zu zerspringen, als er jetzt durch den fest in den Mund gepreßten Knebel hindurch »Herein« zu schreien versuchte. Wieder vergingen ein paar Minuten, dann klopfte der Mann draußen ganz laut und rief den Jungen beim Namen. Als er erneut keine Antwort bekam, drückte er die Türklinke nieder ... Schlagartig durchschoß Mr. Moore der entsetzliche Gedanke, daß er ja selbst die Tür hinter sich verriegelt hatte, als er in Jacks Zimmer eingetreten war.

      Er hörte noch,

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