Hartkeks & Kaffee. John Davis Billings
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Diese Zersplitterung der Opposition ermöglichte es der Republikanischen Partei, die erst wenige Jahre zuvor gegründet worden war, ihrem Kandidaten zum Siege zu verhelfen. Die Republikaner hatten nicht die Absicht, die Sklaverei in jenen Gebieten anzutasten, in welchen sie bereits existierte, wollten jedoch ihre Ausweitung auf neue Staaten und Territorien verhindern. Letztere Tatsache war den Sklavenhaltern wohlbekannt und so stimmten sie nahezu geschlossen für John C. Breckinridge. Sie waren sich jedoch durchaus bewusst, dass die Republikaner nach der Spaltung der Demokratischen Partei den Sieg davontragen würden und so wurden bereits lange vor der eigentlichen Wahl erste Drohungen laut, man werde aus der Union austreten, falls Lincoln zum Präsidenten gewählt werden würde. Man maß der Redefreiheit in diesen Staaten keine sonderlich große Bedeutung bei und legte Leuten aus den Nordstaaten, die sich geschäftlich oder zum Vergnügen im Süden aufhielten und von der dortigen Mehrheit abweichende Ansichten äußerten, unmissverständlich die sofortige Abreise nahe. Hunderte flüchteten in Sorge um ihre körperliche Unversehrtheit zurück in den Norden, wobei sie gelegentlich sogar persönliche Besitztümer von beträchtlichem Werte zurückließen.
Gentlemen aus dem Süden erörtern die politische Lage
Selbst alteingesessene Südstaatler, die fest an den Fortbestand der Union glaubten (und es gab hunderte von ihnen), durften diese Überzeugung nicht öffentlich kundtun. Diese Leute mussten aufgrund ihrer Treue zum Sternenbanner im Laufe des Krieges etliche Anfeindungen erdulden. Viele von ihnen wurden unter Beleidigungen und Demütigungen dazu genötigt, für eine Sache zur Waffe zu greifen, an die sie nicht glaubten und einige desertierten bei der ersten Gelegenheit, während andere bis zum bitteren Ende im konföderierten Heere ausharrten oder sich der Wehrpflicht durch Flucht auf nordstaatliches Gebiet gleich gänzlich entzogen.
Bereits am 25. Oktober trafen sich einige namhafte Südstaatenpolitiker in South Carolina und kamen einstimmig zu dem Entschlusse, dass der Staat aus der Union austreten solle, falls Lincoln die Wahl gewinnen würde (was bereits nahezu gewiss schien). Um die gleiche Zeit fanden auch in anderen Staaten derartige Treffen statt. Zu diesem frühen Zeitpunkt bereiteten die Rädelsführer der Verräter den Süden also schon auf die Sezession vor. Diese Männer wurden damals als "Feuerfresser" bezeichnet.
Sobald Lincolns Wahlsieg verkündet war, machten sich die hitzköpfigen Anführer des Südens sogleich daran, ihre Drohungen in die Tat umzusetzen, ohne auch nur abzuwarten, wie die Politik des neuen Präsidenten hinsichtlich der Sklavenfrage sich gestalten würde. Dem Austritte South Carolinas aus der Union folgten, in mehr oder minder kurzen Abständen, Georgia, Alabama, Mississippi, Louisiana, Florida und Texas und sie schlossen sich zu den sogenannten "Konföderierten Staaten von Amerika" zusammen. In den folgenden Monaten fielen auch Virginia, North Carolina, Arkansas und Tennessee von der Union ab. Die Bevölkerung des Nordens war vor Erstaunen schier gelähmt angesichts der rasenden Geschwindigkeit, mit welcher der Verrat wider die Regierung sich ausbreitete und die loyalen, unionstreuen Männer fragten sich, was der amtierende Präsident Buchanan zu tun gedenke, da es ja seine Pflicht sei, eine derartige Rebellion im Keime zu ersticken. In jenen Tagen wurde oft der Klageruf: "Oh, säße doch Andrew Jackson nur für eine Stunde wieder im Weißen Haus!" laut, denn jener war ein entschlossener und unnachgiebiger Präsident mit militärischer Erfahrung gewesen, der bereits während seiner Amtszeit eine drohende Rebellion in South Carolina zerschlagen hatte, als man sich dort weigern wollte, in Charleston die erhobenen Zölle einzutreiben. Jenes Ärgernis verhielt sich jedoch zu dem gegenwärtigen Aufstande wie ein Kleinkind zu einem Riesen und man darf bezweifeln, ob selbst "Old Hickory" (wie Jackson genannt wurde) mit seiner charakteristischen Tatkraft in Notfällen in der Lage gewesen wäre, die zornigen Wogen der Rebellion zu glätten, welche die gesamte Nation hinfortzuspülen drohten. Es kann jedoch als sicher gelten, dass er es zumindest versucht hätte, selbst wenn der Kampf seinen Untergang bedeutet hätte – so dachte zumindest die Bevölkerung.
James Buchanan war das exakte Gegenteil eines solchen Präsidenten. Er schien nur noch das Ende seiner Amtszeit herbeizusehnen und unternahm keine nennenswerten Anstrengungen, das Land zu retten. Tatsächlich legte er derartigen Bestrebungen anderer Männer anfangs sogar Steine in den Weg. Sein Kriegsminister war einer der Verräter und versorgte den Süden direkt vor den Augen des alten Buchanan mit jeder Menge Waffen. Ferner waren unsere Kriegsschiffe (von denen wir zugegebenermaßen nur wenige besaßen) vom ebenfalls verräterischen Marineminister auf Posten in entfernten Gewässern entsandt worden, von wo aus sie nicht zügig zurückgerufen werden konnten. Währenddessen hatte der Verräter von Finanzminister die Staatskasse geleert. Dann begannen die Sezessionisten mit der Besetzung der innerhalb der abtrünnigen Staaten gelegenen Arsenale, Prägeanstalten, Zollhäuser, Postämter und Garnisonsgebäude ... noch immer unternahm der Präsident nichts. Ja schlimmer noch, er verkündete, dass die Taten des Südens Unrecht seien, er selbst als Präsident jedoch nicht das Recht habe, Verrat und Sezession zu verhindern, da er (so die damalige Wortwahl) "nicht befugt sei, Zwang auf einen souveränen Einzelstaat auszuüben". Er schied schließlich als entehrter, alter Mann aus seinem Amte, für den kaum jemand noch ein freundliches Wort zu erübrigen hatte.
Derart gestaltete sich, grob skizziert, die politische Lage des Landes, als Abraham Lincoln, der nach mehreren Morddrohungen bereits um sein Leben fürchten musste, im Schutze der Nacht in Washington eintraf und in aller Stille seine Amtsgeschäfte aufnahm. Niemals zuvor hatte sich die Bevölkerung dieses Landes in solcher Unruhe befunden. Auch im Norden vertraten viele die kühne Ansicht, dass die "kriegstreiberischen Abolitionisten" und die "Neger-Republikaner" den Konflikt herbeigeführt hätten. Ich selbst war zum Zeitpunkt jener Wahl noch nicht stimmberechtigt, doch nahm ich bereits an den Fackelzügen der "Wide-awakes" und "Rail-splitters", wie die politischen Vereinigungen der Republikaner genannt wurden, teil. Hierbei empfing ich auch meinen Anteil an den Schmähungen, mit welchen die Anhänger des neuen Präsidenten überschüttet wurden.
Einer von Lincolns "Wide-awakes"
Sooft in den lokalen Tageszeitungen von neuen Akten der Gewalt und neuen Aggressionen wider die Zentralregierung berichtet wurde, verkündete in dem Geschäft, in welchem ich angestellt war, irgendjemand, der sich nicht zu den Lincoln-Anhängern zählte, mit zorniger Stimme: "Ich hoffe, ihr Kerle seid jetzt endlich zufrieden! Ich mache dem Süden nicht den geringsten Vorwurf! Die Leute dort sind bis zum Äußersten getrieben worden und zwar von gefährlichen Irren wie Garrison und Phillips! Dafür sollte man diese Burschen aufhängen!" [Anm. d. Übers.: William Lloyd Garrison war ein führender Abolitionist und Herausgeber der abolitionistischen Zeitschrift "The Liberator"; Wendell Phillips, aufgrund seiner Eloquenz auch als die "Goldene Trompete des Abolitionismus" bekannt, war ein Mitbegründer der Amerikanischen Anti-Sklaverei-Gesellschaft.] Weitere beliebte Tiraden waren: "Falls es zum Krieg kommen sollte, hoffe ich, dass ihr und eure Freunde bei den Neger-Republikanern allesamt an die Front geschickt werdet! Dort könnt ihr dann nach Herzenslust für die Nigger kämpfen!" ... "Du liebst die Nigger so sehr, eines Tages wirst du mal einen von ihnen heiraten!" und: "Ich hoffe, dass all die hitzköpfigen Abolitionisten in die erste Reihe gestellt und als Erste niedergeschossen werden!" Dies sind noch harmlose Auszüge aus den tagtäglichen Konversationen, die nicht nur an meinem Arbeitsplatze, sondern in jedem Geschäft und jeder Fabrik im Norden geführt wurden. Diese wortreichen Streitgespräche waren jedoch keineswegs einseitige Angelegenheiten, denn die derart Gescholtenen waren zwar nicht kriegslüstern, scheuten den Krieg aber auch nicht und verfügten über ihr eigenes Repertoire an Schmähungen, mit denen sie ihre Widersacher überzogen. Wenn die Streitenden ihre Gegner auch nicht immer zum Schweigen bringen konnten, so verleiteten sie sie doch zu immer weiteren, den oben genannten ähnlichen, lächerlichen Ausbrüchen.
Würde man mich nach der Identität dieser Männer fragen, so würde ich mich weigern, ihre Namen preiszugeben. Sie waren meine Nachbarn