Hartkeks & Kaffee. John Davis Billings

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Hartkeks & Kaffee - John Davis Billings Zeitzeugen des Sezessionskrieges

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nicht zutiefst über sein damaliges Verhalten beschämt ist. Etliche von ihnen haben im Felde gedient und es schmerzt mich zu sagen, dass einige nicht wieder heimgekehrt sind. Es war dies eine Zeit der unüberlegten und feindseligen Worte. In den folgenden Monaten erhielten die Südstaatensympathisanten den Spitznamen "Copperheads", also "Kupferköpfe". Ihre Verachtung für Lincoln und seine Partei kannte keine Grenzen und nur ihr persönliches Schamgefühl und ihre Selbstachtung hielten sie von den ärgsten Untaten ab; doch manche besaßen nicht einmal dieses Mindestmaß an Charakter. Keine Schmähung war zu würdelos, um sie den Republikanern entgegenzuspeien. Kein Missgeschick war zu grausam, um es dem politischen Gegner zu wünschen.

      Natürlich war es den Hitzköpfen nicht vollkommen ernst mit ihren Verwünschungen, aber ihre Ausbrüche wirkten wie ein Gift auf das Bewusstsein der Allgemeinheit. Die Situation des neuen Präsidenten, die ohnehin bestenfalls als verwirrend und prekär zu bezeichnen war, wurde dadurch nur noch weiter erschwert, da der Eindruck entstand, dass ein beträchtlicher Teil der nordstaatlichen Bevölkerung Lincolns Politik ablehnen würde, anstatt sie zu unterstützen. Zudem gelangten die Sklavenhalter zu der Überzeugung, ein Großteil der Männer des Nordens würde mit ihren verräterischen Absichten sympathisieren. Die rasche Abfolge der folgenden Ereignisse führte jedoch einen Wandel in der Denkweise beider Lager herbei.

      Die führenden Abolitionisten hatten bis dato behauptet, der Süden sei zu feige, aktiv für den Erhalt der Sklaverei zu kämpfen, während der Bevölkerung der Südstaaten von den "Feuerfressern" und deren Freunden im Norden weisgemacht wurde, die Nordstaaten würden niemals für ihre Überzeugungen eintreten und hätten im Kriegsfalle bereits alle Hände voll zu tun, die Zwietracht in ihren eigenen Reihen im Zaume zu halten. Ach, wie wenig verstanden beide Seiten die Entschlossenheit ihrer Gegner! Das Ganze erinnerte an die Geschichte der zwei Iren: Die beiden trafen sich eines Tages im Lager und der eine fragte: "Wie geht's dir, Mike?", worauf der andere entgegnete: "Wie geht's dir, Pat?" Der erste stutzte: "Aber ich heiße doch gar nicht Pat!" und erhielt die Antwort: "Und ich heiße nicht Mike!" Da geriet der erste ins Grübeln und verkündete: "Ei verdammich, dann ist wohl keiner von uns beiden, wer er ist!"

Grafik 5

      "Keiner von uns beiden"

      Diese Anekdote dient als treffliche Veranschaulichung jener Haltung, mit welcher der Norden und der Süden einander begegneten. Man könnte sich schwerlich etwas Vollkommeneres vorstellen als die Verständnislosigkeit beider Seiten für die Entschlossenheit des jeweils anderen ... dies sollte der Lauf der Dinge bald zeigen.

      Die Geschichte von Major Anderson und dem sicherheitsbedingten Rückzuge seines kleinen Häufleins US-Truppen von Fort Moultrie nach Fort Sumter im Hafen von Charleston dürfte wohl jedem interessierten Leser bekannt sein. Ebenso die Tatsache, dass die Rebellen ein Schiff unter Beschuss nahmen, welches der Präsident entsandt hatte, um das Fort mit Nachschubgütern zu versorgen und dass die US-Garnison nach einem mehrtägigen, schweren Bombardement schließlich zur Kapitulation gezwungen war. Diese Ereignisse öffneten endlich die Augen der "nordstaatlichen Teiggesichter" (wie die Yankees mit Südstaatensympathien spöttisch genannt wurden) für die wahren Absichten der Sezessionisten. Ihre politische Weltanschauung durchlief einen tiefgreifenden Wandel. Sie erkannten, dass Patriotismus und die Liebe zur Union noch immer den höchsten Stellenwert für sie besaßen. Sie hatten die Vorschläge vernommen, das alte Sternenbanner aufzuteilen und jeder Partei einen Teil davon zu überlassen. Sie sahen das Bild der zerrissenen Fahne vor sich und der Gedanke wurde ihnen unerträglich. Der Großteil von ihnen stellte also den Spott und die Verwünschungen ein und schloss sich den Forderungen der Allgemeinheit an, dass unverzüglich etwas getan werden müsse, um die Autorität und Befehlsgewalt der Zentralregierung durchzusetzen. Selbst Präsident Lincoln, der in seiner Amtsantrittsrede seine Landsleute dazu aufgerufen hatte, "sich Zeit zu nehmen, um die Lage ruhigen Blutes und sorgfältig zu durchdenken", war zu der Ansicht gelangt, dass weitere Langmut nicht mehr fruchtete und dass die Achtung vor dieser großen Nation sowie sein Präsidentenamt von ihm forderten, nun rasch entschlossene Taten folgen zu lassen. Folglich rief er am 15. April 75.000 Soldaten der Miliz für die Dauer von drei Monaten zu den Waffen, um die Rebellion zu unterdrücken und das geltende Recht durchzusetzen.

      Da ich selbst als Soldat in einem Massachusetts-Regiment diente, ist es wohl verständlich, dass ich gelegentlich speziellen Bezug auf die Rolle jenes Staates in der Anfangsphase dieser monumentalen Krise des Landes nehmen werde, da mir jener Aspekt enger vertraut ist als die Abläufe in den anderen Staaten. Und doch ist es nicht mein Bestreben (so stolz ich auch auf das hervorragende Betragen meines Staates in den frühen Kriegsmonaten sein mag), Massachusetts über Gebühr und auf Kosten der Staaten Pennsylvania, New York und Rhode Island zu lobpreisen, da jene ebenfalls bereitwillig und prompt Hilfe im Notfalle des Landes leisteten. Auch sollen die ehrenvollen westlichen Staaten nicht unerwähnt bleiben, deren standhafte Patrioten so entschlossen in dichten Formationen die Mason-Dixon-Linie überschritten, als "Vater Abraham" sie um Hilfe anrief.

      Es sorgt oft für Verwunderung, warum gerade Massachusetts, das ja weiter von der Hauptstadt der Nation entfernt liegt als die anderen genannten Staaten, so prompt zu deren Rettung eilte. Ich möchte mich an dieser Stelle an einer Erklärung versuchen. Im Dezember des Jahres 1860 schlug der Generaladjutant des Staates, William Schouler, dem Gouverneur (und späteren General) N. P. Banks vor, angesichts der gegenwärtigen Entwicklung der Dinge weitere Milizeinheiten aufzustellen, die Kommandeure der einzelnen Kompanien zu veranlassen, eine vollständige Stammrolle mit Namen und Wohnort der Angehörigen im Hauptquartier einzureichen und zahlenmäßig schwache Kompanien bis zur gesetzlich zulässigen Maximalstärke (damals 101 Mann pro Infanterieeinheit) mit frischen Rekruten aufzufüllen. Kurze Zeit später trat John A. Andrew, der als "der große Kriegsgouverneur von Massachusetts" in die Geschichtsbücher eingegangen ist, sein Amt an. Er war nicht nur bereits vor dem Kriege ein führender Republikaner gewesen, sondern auch ein überzeugter Abolitionist. Er scheint klar vorausgesehen zu haben, dass die Zeit der Drohungen und Streitgespräche vorüber war und dass die Zeit der Taten bevorstand. Am 16. Januar erließ er also eine Order (Nr. 4), mittels welcher festgestellt werden sollte, wie viele der in der Miliz dienenden Offiziere und Männer bereit wären, einem eventuellen Rufe zu den Waffen durch den Präsidenten unverzüglich Folge zu leisten. Ein jeder, der nicht zu sofortigem Handeln bereit war, wurde aus den Diensten der Miliz entlassen und sein Platz von einem tatkräftigeren Gesellen eingenommen. So geschah es, dass Massachusetts zum zweiten Male in seiner Geschichte seine "Minutemen" auf den prompten Einsatz im Bedarfsfalle vorbereitete. [Anm. d. Übers.: "Minutemen" wurden jene Milizeinheiten des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges genannt, die sich durch ihre rasche Einsatzbereitschaft ("binnen einer Minute") auszeichneten.]

Grafik 6

      Ein "Minuteman" des Jahres 1861

      Obgleich diese Order des Gouverneurs sich als ausgesprochen sinnvoll erweisen sollte, trug sie doch einigen Unmut in die Reihen der Milizionäre, denn es gab in Massachusetts, wie auch in den anderen Staaten, sehr viele Männer, die in Friedenszeiten gute und disziplinierte Soldaten abgegeben hatten, nun jedoch, da die Miliz ihren eigentlichen Zweck erfüllen musste, kein weiteres Bedürfnis nach militärischem Ruhme verspürten. Ihr Stolz stand ihrer Aufrichtigkeit allerdings im Wege. In dieser Stunde der Gefahr schämten sie sich, der Miliz den Rücken zu kehren, da sie um ihren Ruf fürchteten. Doch es gab auch Männer, die gute und berechtigte Gründe hatten, sich nicht unvermittelt in militärische Dienste zu stellen, solange der Bedarf an Soldaten noch anderweitig zu decken war. Sie waren loyale und ehrbare Bürger, die nicht einfach binnen kürzester Zeit von ihren geschäftlichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen ablassen konnten. In rationaleren und besonneneren Zeiten hätte man dies auch nicht von ihnen erwartet, aber die Gemüter der Öffentlichkeit waren erhitzt und die Vernunft musste sich mit ihrem Platze in der zweiten Reihe begnügen.

      Die Order Nr. 4 war, so glaube ich zumindest, der erste wichtige Schritt, den der Staat in Richtung einer organisierten

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