Im Schatten des Waldes. Barbara Kuhn
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Читать онлайн книгу Im Schatten des Waldes - Barbara Kuhn страница 16
„Äh… ich heiße Samuel. Du brauchst keinerlei Furcht vor mir zu haben. - Deine Verfolger haben nicht im Entferntesten eine Ahnung wo du dich im Moment aufhältst. Du bist diesbezüglich in Sicherheit. - Glaubt mir bitte und versuche dich ein wenig zu beruhigen.“
Abwartend blickte ich sie an, worauf ihr ein Seufzer entglitt und sie sich ganz allmählich entspannte. Ihr Blick wanderte bedächtig durch die Höhle, alsdann richtete sie ihre Augen wiederum auf mein Gesicht. Jedoch kam weiterhin kein einziger Ton… kein einziges Wort, von dieser geheimnisvollen Maid.
„Du bist gewiss durstig? Warte, ich werde dir etwas zu trinken besorgen.“ Ich drehte mich um und schritt langsam zu dem Eimer, wo sich das frische, klare Wasser befand. Vorsichtig füllte ich den Becher mit dem köstlichen Nass und ging zurück zu ihrem Lager.
Behutsam legte ich meine Hand hinter ihren Nacken. Vorsichtig hob ich den Kopf an und flößte ihr ganz langsam etwas Wasser in den Mund. Sorgsam sowie erleichtert ließ ich sie auf ihr Lager zurücksinken. Ganz vorsichtig nahm ich meine Hand von ihrem Nacken und spürte ein eigenartiges Kribbeln in meiner Hand.
„Danke.“ Entgeistert starrte ich sie an. Ihr erstes zudem einziges Wort. Ich schluckte, wenngleich ich auch sichtlich überrascht war. Sie konnte sprechen. Mittlerweile hatte ich mich innerlich wiederum im Griff und meinte: „War mir ein Vergnügen.“
Sodann kam das Schweigen, ein endloses langes, erdrückendes Schweigen. Offensichtlich wusste keiner von uns beiden so recht, wer oder was wir sagen oder Fragen sollten. Ich spürte ihre Blicke auf meinem Gesicht, worauf ich wiederum in Richtung des Höhlenausgangs späte. Inständig hoffte ich, dass der Mönch baldig auftauchen würde. Schließlich hielt ich es in keinster Weise mehr länger aus und brach dieses erdrückende Schweigen.
„Würdet Ihr mir eventuell verraten, wer Ihr seid und woher Ihr kommt?“ Sie schaute mich mit durchdringenden Augen an, löste allmählich den Blick von mir und sah zur Höhlendecke. Ein lautes Seufzen entwich ihr, jedoch sah sie mich keinesfalls mehr an.
„Nun, dass ich kein Jüngling bin habt Ihr wohlweislich bereits herausgefunden. Wahrscheinlich fragt Ihr Euch was ich ebendort im Wald verloren hatte? Allerdings werde ich dieses Euch in keinster Weise mitteilen.“ Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und schaute mich mit ihren unergründlichen Augen abwartend an. Ich räusperte mich und strich unbewusst über mein Kinn, worauf sie sich zur anderen Seite drehte.
„Wie fühlt Ihr Euch? Ich meine abgesehen von Eurer verletzten Schulter?“ fragte ich sie. Worauf sie tatsächlich antwortete: „Ich weiß es keinesfalls so genau… Ich habe keinerlei Erinnerung… Ich kann mich lediglich noch an einen furchtbaren, unerklärlichen Schmerz besinnen. Alles andere ist wie im Nebel, verschwommen und gänzlich unbegreiflich. - Wo bin ich hier? Wer seid Ihr und was habt Ihr mit mir vor?“ Sie blickte mich ein wenig verunsichert an, zugleich versuchte sie ihr Zittern vor mir zu verbergen.
„Ich sagte Euch trotz alledem, dass Ihr keinerlei Besorgnis haben müsst. Ich habe Euch in der Nähe von Dudley gefunden. Die Schergen des Sheriffs waren hinter Euch her. Sie haben Euch mit Pfeilen beschossen und darüber hinaus an der Schulter verletzt. - Erinnert Ihr Euch vielleicht daran?“ Fragend sah ich sie an, jedoch sie verneinte dies mit einem Kopfschütteln. Konnte oder wollte sie sich keineswegs daran erinnern? Wiederum atmete ich schwer aus.
„Gewiss… ich kann mich bruchstückhaft erinnern. Ich war... ich wollte… ich wollte vor...“ Urplötzlich liefen ihr die Tränen über die Wange. Sie drehte ihren Kopf von mir fort und starrte wiederum die Decke der Höhle an. „Wenn Ihr für einen Moment alleine sein möchtet, ich könnte Euch…“
„Nein. Nein bitte… Bitte… Lasst mich jetzig keinesfalls allein. Ich ertrage dies zu dieser Stunde keineswegs.“ Ihre Stimme brach weg. Hörbar rang sie nach Luft und blickte mich mit ihren schmerzverzerrten, tränennassen sowie flehenden Augen an. Wie konnte ich diesen geheimnisvollen, tiefgründigen Augen sowie ihrem engelhaften Gesicht etwas abschlagen?
„Also gut.“ Ich setzte mich mit angewinkelten Beinen auf den Höhlenboden und wartete. Meine Sachen waren zum Glück halbwegs getrocknet, sodass ich den Höhlenboden keinesfalls als kühl empfand. Jetzig wartete ich darauf, dass sie ihr Schweigen brach und mir ein wenig über sich erzählte. Die Minuten verstrichen, immer noch kein Wort keine einzige Silbe von ihr. Ich spürte ihre Blicke auf mir ruhen, worauf ich langsam den Kopf hob und sich unsere Augen trafen. Ihre grünblauen Augen waren so tiefgründig… wie ein klarer Sternenhimmel. So dunkel, so funkelnd, so rein und dennoch so geheimnisvoll. Scheu richtete sie ihren Blick zur Seite und atmete schwer sowie erschöpft aus. Wovor hatte sie so unheimliche Angst?
„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir? Weshalb habt Ihr mich hierhergebracht? Warum habt Ihr mich nicht ebendort an diesem Ort gelassen? - Ich meine, ich bin lediglich ein Weibsstück? Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin zu…“ Sie blickte mich mit fragenden Augen an und seufzte wiederum schwer. Was um alles in der Welt faselte sie dortig für einen Irrsinn? Wäre sie lieber im Wald gestorben?
Jedoch schob ich meine Gedankengänge erst einmal auf Seite. Schaute sie an und antwortete etwas mürrisch: „Es war mir noch niemals sonderlich wichtig, wer oder was für einen Stand jemand einnimmt. - Ihr brauchtet meine Hilfe und dies habe ich ohne nachzudenken getan.“ Abschätzend schaute ich sie an, zugleich schüttelte sie ungläubig ihren Kopf.
„Ich danke euch für euer Tuen. Allerdings wäre es vielleicht besonnener gewesen, Ihr hättet mich ebendort im Wald liegengelassen. Ich kann mir wahrhaftig keinesfalls vorstellen, dass jemand wie mich, ein Weib, irgendwo bereitwillig und sonderlich willkommen ist. - Jeder wird erleichtert sein, wenn ich wiederum verschwunden bin.“ Sie blickte mich barsch an. Ich war sichtlich überrascht von diesen Worten. Wieso war sie so feindselig? Was hatte sie allein zu diesem Gedanken gebracht? Wieso wollte sie keinerlei unsere Hilfe annehmen?
„Bei uns im Wald haben Weiber, wie Ihr Euch selbst bezeichnet den gleichen Stellenwert, wie unsereins. Wenn ich so denken würde wie Ihr, hätte ich Euch den Schergen überlassen und zugleich keinesfalls meine eigene Haut riskiert. Ich weiß wahrhaftig nicht im Geringsten, wieso Ihr so negativ über einen von uns denkt. - Die Männer, die Euch verfolgt haben, werden Euch hier gewiss keineswegs finden. Ihr seid an diesem Ort gänzlich in Sicherheit. Darum werden wir uns schon kümmern. Warum glaubt Ihr dies mitnichten?“
Mittlerweile stand ich neben ihrer Schlafstätte und schaute ihr tief in die Augen. Abgebracht zog ich die Luft tief in mich ein und atmete ein wenig wütend aus. Worauf sie hörbar schluckte. „Uns? Wer ist uns?“, fragte sie mich mit weitaufgerissenen und angsterfüllten Augen.
„Wir sind Sieben. - Wir kämpfen gegen die Erniedrigung sowie die Unterdrückung der Bauern, Leibeigenen oder Untertanen. Wie Ihr es wahrhaftig auch immerfort nennen möchtet, durch die sogenannte Obrigkeit.“ Ich schaute sie von der Seite an und wartete auf eine verräterische Reaktion von ihr.
„Kämpft Ihr wahrhaftig gegen alle Adligen?“ Sie schluckte hörbar und starrte mich mit großen Augen an.
„Nein! Lediglich gegen diejenigen die Ihre Untertanen schlecht behandeln. Allerdings im Großen und Ganzen sind dies sowieso beinahe alle Adligen. Ich für meinen Teil habe noch keinerlei Ausnahmen gesehen. - Warum, empfindet Ihr dies keinesfalls so? Ich meine, umsonst waren die Männer ja keineswegs hinter Euch her. Was habt Ihr ausgefressen, dass sie vier bewaffnete Männer brauchten um Euch wiederum einzufangen?“
Amüsiert grinste ich sie an, jedoch sie schaute verlegen zur Seite und erwiderte kein einziges Wort. Stille breitete sich wiederum aus. Laut hustete ich und meinte: „Ich würde gerne nach Eurer Wunde sehen. Falls Ihr nichts dagegen einzuwenden habt? Ihr könntet dies wahrhaftig