Und keiner wird dich kennen. Катя Брандис

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Und keiner wird dich kennen - Катя Брандис

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endlich einmal ausgesprochen hat. Es ist ihm schon vor längerer Zeit aufgefallen, dass Cedric manchmal gekränkt reagiert, wenn Lorenzo nicht gleich Zeit für ihn hat. Gelegentlich kommen dann spitze Bemerkungen über Freundinnen und den Hormonrausch im Allgemeinen oder Maja Köttnitz im Speziellen. Zu dritt wegzugehen hat sich nicht bewährt, es hat nicht gepasst zwischen den beiden. Leider.

      Lorenzo ist gespannt auf Cedrics Reaktion. Doch Cedric schnaubt nur eine weitere große Atemwolke aus, ohne etwas zu sagen.

      „Pause!“, bittet er einen Kilometer später, und sie halten an, um ein paar Dehnübungen zu machen. Schweigend strecken sie ihre Körper, dann richtet sich Cedric auf und wischt sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. „Also um ehrlich zu sein, Enzo – ich wäre verdammt froh, wenn Maja zurückkäme. Sie war als Davina gar nicht übel, und diese Zweitbesetzung spielt so, als würde sie viel lieber vor dem Fernseher sitzen und in der Nase bohren!“

      „Das freut mich“, sagt Lorenzo halb versöhnt und knufft seinen Freund in die Rippen. Doch die Wahrheit wäre ihm lieber gewesen als ein Witz. „So, los jetzt, zeig, dass mehr in dir steckt als die Chips, die du heute Nachmittag verputzt hast! Du solltest wirklich nicht so viele Kohlenhydrate essen, habe ich dir das schon mal gesagt?“

      Cedric verdreht die Augen. „Danke, danke, danke für diesen wunderbaren Ratschlag! Und wieso sind eigentlich deine Hände bandagiert? Warst du in einem Boxkampf?“

      „Sozusagen“, sagt Lorenzo ausweichend und läuft wieder los, damit Cedric keine Puste hat, um noch mehr zu fragen.

      Er vermisst Maja so sehr, dass es schmerzt. Eine letzte Idee, was er tun könnte, ist ihm eingefallen. Wahrscheinlich ist diese Idee bescheuert und wird ihm einen Riesenärger einbringen, aber was für Möglichkeiten hat er denn noch?

      Einbrecher

      Robert Barsch ist zufrieden. Nach diesem langen Stück Autobahn ist die Batterie seines BMWs wieder voll und fast lautlos gleitet der dunkle Wagen durch die Straßen.

      Offenbach. Wieso sind sie nach Offenbach gezogen? Nur ein paar Kilometer entfernt, in Frankfurt, ist er aufgewachsen. Ob es die Arztpraxis seines Vaters noch gibt? Mit ein paar Klicks könnte er es herausfinden, aber etwas in ihm sträubt sich dagegen. Wieder einmal sieht er die düstere Miene seines Vaters vor sich, hört ihn schimpfen und jammern. Zu wenig Patienten! Geizige Krankenkassen! Teure Geräte, die angeschafft werden müssen!

      O Mann. Kein Wunder, dass es im Wartezimmer seines Vaters leer geblieben ist. Diese Jammerei war einfach unerträglich, das konnte keiner aushalten. Schon mit acht Jahren hat sich Robert vorgenommen, nie zu jammern, und dieses Versprechen hat er gehalten.

      Sein Navi signalisiert ihm, dass es bis zum Ziel nur noch drei Kilometer sind, einmal quer durch die Stadt. Freudige Erwartung durchpulst ihn. Jetzt gerade denken Lila und ihre Kinder an ihn, da ist er sicher, sie denken an ihn und fürchten ihn vielleicht und fragen sich, was er als Nächstes vorhat. Dabei ist die Antwort ganz einfach: Er wird Lila überzeugen, dass sie unbedingt zu ihm zurückkehren muss!

      „Das geht so nicht! Nein, wirklich nicht! Der Müll muss ordentlich getrennt werden – sehen Sie, das hier ist doch aus Plastik, wieso haben Sie das nicht in die Recyclingtonne geworfen?“ Frau Singerls Gesicht ist gerötet.

      Wie wahnsinnig peinlich. Lila hat vermutlich nicht lange darüber nachgedacht, als sie die Packung verschimmelten Quark angeekelt in den Mülleimer geworfen hat. Dabei ist das eine interessante Kultur von Aspergillus niger, die sie vernichtet hat. Egal. Maja verzieht sich leise aus der Küche, während die Strafpredigt auf Lila niederprasselt, sie erträgt diese Frau einfach nicht mehr. Tausend Regeln gibt es in ihrem Haus, einmal kurz nicht aufgepasst und schon wieder gibt´s Stress. Das fühlt sich an, wie auf einem viel zu dünnen Balken zu balancieren. Am liebsten würde Maja jetzt rauslaufen, raus, nur weg, eine Stunde durch den Wald stapfen oder so was, damit die Wut verdampfen kann. Aber raus dürfen sie nicht, und das ist besonders für Elias schwierig, er wird immer zappeliger. Lila und Maja denken sich Spiele für ihn aus, so gut sie können, aber heute haben sie weder die Kraft noch die Lust dazu.

      Wir haben alle einen schweren Hüttenkoller, denkt Maja und verschanzt sich in ihrem und Elias´ Zimmer. Als Lila zurückkommt, sieht sie niedergeschlagen aus. „Das geht nicht mehr lange gut“, sagt sie leise, nachdem sie die Tür wieder geschlossen hat. „Klar, nach einer Woche fangen sogar erwünschte Gäste an zu nerven ...“

      „Unerwünscht, genau, so fühle ich mich“, ätzt Maja. „Diese Frau hat einfach momentan keine sinnvolle Aufgabe im Leben, deshalb verbeißt sie sich in solche Sachen wie die richtige Mülltrennung.“

      Lila verkneift sich knapp ein Lächeln, dann sieht sie wieder düster aus. „Da hast du vermutlich recht, aber wenn wir hier rausfliegen, haben wir ein Problem. Ich habe keine Ahnung, wo wir dann hinsollen.“

      „Also noch mehr Öl aufs Feuer, Honig ums Maul und so was?“ Maja weiß nicht, ob sie das noch schafft.

      „Wenn man Öl aufs Feuer gießt, brennt´s doch noch doller“, wendet Elias ein und Maja muss grinsen. Stimmt, die Redensart geht anders, der Versprecher hat wohl ihre wahren Gedanken verraten ...

      „Ich rufe jetzt erst mal Andreas an“, sagt Lila, seufzt und schaut zur Tür, die nur aus dünnem Holz besteht – können sie hier überhaupt noch offen reden? Hat Frau Singerl gehört, was sie gesagt haben? Anscheinend nicht. Hätte die Frau an der Tür gelauscht, wäre schon ein ausgewachsener Shitstorm losgebrochen.

      Andreas tröstet sie telefonisch, dass er bei den Behörden Dampf macht, damit sie möglichst schnell die neuen Papiere bekommen. Vielleicht ist es schon in einer Woche so weit.

      Der Abend zieht sich endlos, Maja hört über ihren Player Musik. Fernsehen schauen geht nicht, außer man ist ein großer Fan von Quizshows, dann kann man Frau Singerl vor der Glotze Gesellschaft leisten. Der Geruch nach gekochtem Rosenkohl zieht durchs ganze Haus. Maja versucht, Sokrates zu lesen, was nicht so trocken ist, wie sie erwartet hat. Zum Tode verurteilt macht er sich Gedanken darüber, was ihn erwartet: Unmöglich können wir richtig vermuten, wenn wir glauben, das Sterben sei ein Übel ...

      Während der schlimmsten Zeit, ein paar Monate nach Lilas Trennung von Barsch, hat sie manchmal gedacht, dass es besser wäre, gar nicht zu leben als so zu leben. Doch jetzt schreckt Maja vor diesem Gedanken zurück, als habe sie eine heiße Herdplatte berührt. Niemals könnte sie Lila und Elias so etwas antun. Außerdem wird der Mistkerl sie ja nicht mehr finden, bald sind sie endgültig aus seiner Reichweite!

      Irgendwie führen die düsteren Gedanken sie zu Lorenzo. In einer Woche schon wird sie ganz und gar weg sein aus seiner Welt, aus dieser Stadt. Und sie darf sich nicht einmal von ihm verabschieden. Der Gedanke wird immer unerträglicher, er brennt sogar die Tränen weg. Sie würde alles dafür geben, wenn sie ihn noch ein einziges Mal sehen könnte. Ist das so viel verlangt? Sie wird ja nicht bei der alten Wohnung vorbeigehen, obwohl sie furchtbar gerne ihren Datenstick geholt hätte. Und natürlich wird sie auch nicht ihr Handy benutzen. Dadurch ist das Risiko minimal.

      In Maja wächst ein Plan, und auf einen Schlag schöpft sie wieder Hoffnung. Wenn sie spät nachts nochmal rausschlüpft, könnte sie zu seinem Haus fahren und sich mit ihm treffen... im Flur hängt der Ersatzschlüssel, den kann sie nehmen... keiner wird merken, dass sie überhaupt weg war... es schneit ja ein bisschen, innerhalb von ein paar Stunden sind ihre Spuren weg... wenn sie Steinchen an sein Fenster wirft, wacht er garantiert auf... er wird da sein, unter der Woche darf er ja nur bis elf weg...

      Fast kann sie Lorenzos Kuss schon auf

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