Palmer :Black Notice. Stephan Lake
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„Das habe ich gesagt, ja, und das stimmt. So ungefähr.“
Palmer wartete.
Sie sagte, „Aber die Person, die wir suchen, befindet sich nicht in den Vereinigten Staaten.“
„Tausende Mitarbeiter in etlichen Behörden und Unterbehörden, Offices und Task Forces“, sagte er. „Spezialisiert auf alles, was sich eine Regierung zum Schutz ihres Landes nur so einfallen lassen kann. Oder zu seiner Überwachung, je nachdem, aus welcher Perspektive Sie es sehen. Tausende Mitarbeiter, also zigtausende Jahre Erfahrung. Dazu Geld im Überfluss, unerschöpfliche Ressourcen.“ Er sagte, „Sie brauchen meine Hilfe nicht.“
„Zigtausende Jahre Erfahrung, das hört sich nach Neandertaler an.“ Palmer sah sie lächeln, ihre Zähne so weiß wie ihre Bluse. Als ob sie sich tatsächlich amüsierte. „Aber es stimmt, wir haben Spezialisten für alles, und unsere Spezialisten haben Erfahrungen, die Sie sich nicht vorstellen können.“
„Mm-hmm.“
„Aber Ihre Erfahrungen, Palmer, sind andere als unsere. Sie können uns eine große Hilfe sein.“
„Ich glaube nicht, dass Sie viel über mich und meine Erfahrungen wissen.“
„Wir wissen, was wir wissen müssen“, sagte sie. „Josh Palmer, geboren in Frankfurt, Deutschland, als Sohn einer deutschen Prostituierten und eines unbekannten Vaters. Oder sollte ich sagen unbekannter Väter? Haben die Leute in Ihrem Viertel Sie eigentlich Hurensohn genannt?“
Palmer ignorierte ihre Fragen und die Beleidigung.
Sie sagte, „Tut mir leid, das war jetzt ... Vielleicht das Bier. Es war ein langer Tag. Und gegessen habe ich auch noch nichts.“
Er ignorierte auch ihre Entschuldigung. „Ich glaube immer noch nicht, dass Sie viel über mich wissen, Agent.“
„Okay“, sagte sie. „Ihre Mutter heiratete drei Mal, zuletzt einen Diplomaten von unserer Botschaft in Frankfurt. Indianische Herkunft, der Diplomat. Navajo? Ich glaube. Aufgewachsen sind Sie in Deutschland. Als Sie elf waren, sind Ihre Mutter und Ihr mittlerweile dritter Stiefvater mit Ihnen hierher nach New Mexico gekommen. Bereits ein halbes Jahr später sind Sie alle nach Hong Kong übergesiedelt. Weil Ihr Stief-Stief-Stiefvater dort die rechte Hand des Botschafters wurde. Allerdings nicht für lange. Sie hatten gerade Ihren dreizehnten Geburtstag gefeiert, als er und Ihre Mutter bei einem Autounfall in Hong Kong ums Leben kamen. Die Behörden haben Sie dann bei einer befreundeten chinesischen Familie untergebracht, ebenfalls in Hong Kong. Drei Monate später sind Sie von dort verschwunden. Von einem Tag auf den anderen, einfach weg. Ohne Ihrer neuen Familie oder irgendwem ein Wort zu sagen.“ Sie sagte, „Was haben Sie gemacht? Ein dreizehn Jahre altes Kind alleine in Hong Kong?“
Sie schien wirklich interessiert an seiner Antwort, denn sie schob ihren Rock zusammen und legte ihre Hände darauf, ihr Blick dabei fest auf ihn.
„Vielleicht können wir das hier abkürzen“, sagte er. „Ich kenne meine Geschichte.“
„Sie geben also zu, dass ich doch etwas weiß, huh?“ Sie nickte, als wäre sie zufrieden mit sich selbst und sagte, „Damals haben Sie einen Spitznamen bekommen. Breaker Breaker. Nicht, weil Sie als Trucker durch die Welt gefahren wären, sondern weil Knochen brechen ihre Spezialität ist. Was ich bestätigen kann. Ich habe es gerade gesehen. Macht Ihnen das eigentlich Spaß, anderen Leuten die Arme und Finger zu brechen?“
Sie hatte also die Szenen auf der Veranda und dann auf dem Parkplatz beobachtet; vom Saal aus, durch das Fenster, vermutlich. Sie hätte sich bemerkbar machen und Schmerzen verhindern können.
Palmer sagte, „Und macht es Ihnen Spaß, dabei zuzusehen?“
Er hatte den Eindruck, dass sie errötete, aber er konnte es im Licht des Saales nicht richtig erkennen. Vielleicht irrte er sich.
„Irgendwann sind Sie in die Staaten gekommen, seitdem leben Sie hier“, sagte sie. „Jemand, der in Hong Kong seine Jugend verbracht hat, hier, in Benson Trail, New Mexico, von allen Orten und Städten. Wie um alles in der Welt sind Sie“ – leiser jetzt, und sie schielte nach rechts und links – „hierher gekommen? Und vor allem, warum sind Sie geblieben?“
„Warum flüstern Sie, Agent? Haben Sie Angst, hinausgeworfen zu werden? Die Musik ist laut genug, niemand kann Sie verstehen und Ihnen Ihre Meinung über Benson Trail übel nehmen.“
Sie war still.
Er sagte, „Ich bin nicht die Interstate gefahren, sondern den Highway, genau wie Sie heute. Zwangsläufig bin ich hierher gekommen. Nach Benson Trail, New Mexico, von allen Orten und Städten.“
„Kommen Sie, Palmer, Sie wissen, was ich meine.“
Er sagte, „Eine Bar, ein paar kleine Geschäfte, vier Straßenlaternen. Touristen, die dem Ort Geld bringen und am Abend verschwinden. Und die Leute hier kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Ich habe hier alles, was ich brauche und nichts, was ich nicht brauche. Meistens.“ Er sagte, „Sie waren fleißig, Agent. Warum?“
„Ich kann mich nur wiederholen. Wir benötigen Ihre Hilfe.“
Er nahm sein Glas, „Meine Hilfe, aha“, und trank aus.
Sie hatte nur von seiner Vergangenheit gesprochen. Wusste sie nichts von seiner Gegenwart? Von seiner Arbeit für Interpol?
Das Stout war warm geworden und schmeckte nicht mehr rauchig, sondern bitter und kratzte im Hals.
In was war er da hineingeraten?
Kristina trank ebenfalls, zum zweiten Mal, wieder nur ein kleiner Schluck. Die Flüssigkeit ätzte in ihrem Mund, am liebsten hätte sie sie ausgespuckt, aber sie schluckte das Bier hinunter.
Über den Rand sah sie zu Palmer hin und beobachtete, wie er das Glas zurückstellte, dann seine sehnige, braungebrannte Hand massierte. Die Hand ruhig, das Gesicht regungslos. Als wäre nichts geschehen und nichts ginge ihn etwas an. Aber er steckte bereits mittendrin, sie musste ihm das nur deutlich machen.
„Sagen Sie, was haben Sie vorhin mit New York gemeint? Der Bronx?“
„Nichts weiter. Was wollen Sie von mir, Agent Azone? Was genau?“
Er war interessiert. Fortschritt. Wenn er sie jetzt noch beim Vornamen nannte und nicht mehr Agent oder Agent Azone, hatte sie gewonnen.
Sie sagte, „Wir möchten, dass Sie für uns einen Mann finden, der sich derzeit irgendwo in Südostasien aufhält. Versteckt, um genau zu sein.“ Sie stellte ihr Glas auf den Tisch, der Rand rot von ihrem Lippenstift, und schob es von sich weg.
„Irgendwo in Südostasien? Wie soll ich einen Mann finden, der sich irgendwo in Südostasien aufhält?“
„Sie können ihn finden, Palmer.“
„Hm, Agent, die eigentliche Frage ist doch, warum kann Homeland Security ihn nicht finden. Mit all den Mitarbeitern und all dem Geld.“
„Zigtausende Jahre Erfahrung.“ Sie überlegte, ob sie wieder lächeln sollte, aber sie ließ es.
„Agent