Mord zum Picknick. Ann Bexhill

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Mord zum Picknick - Ann Bexhill

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      Ann Bexhill

      Mord zum Picknick

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       Impressum neobooks

      1

      Die Holzscheite im Marmorkamin knisterten laut und Funken sprühten gegen den gusseisernen Kaminschirm. Der Abend war frostklirrend. Mister Walter Littelwood konnte sich an keinen einzigen so kalten Dezember erinnern, den er bis dato erlebt hatte. Die Themse war zugefroren von Whapping über Stockton bis Greenwich. Niemand hatte sich den Weltuntergang das entstehen des neuen Jerusalems so kalt vorgestellt, nach den apokalyptischen Klischees sollte es ein angenehm warmer Feuersturm sein und Blut sollte vom Himmel tropfen aber nicht schneidende Kälte und Eiszapfen von der Größe von Speeren. Und nicht so kurz vor dem Weihnachtsfest 1875. Littelwood beugte sich ein wenig weiter in seinem Ohrensessel vor, legte die Hände ineinander und blickte seinen Gast an. Sein Gesicht drückte große Aufmerksamkeit aus und seine schimmernden grünen Augen registrierten jede noch so minimale Regung im Gesicht seines Gegenübers. Sir Phineas Archer Irlandminister in der Regierung sah erschöpft aus und wirkte, soviel älter als er ihn das letzte mal gesehen hatte. Seine Hand ballte und öffnete sich, als sei sie ihm eingeschlafen oder er aber kurz davor an die Decke zu gehen. Walter hatte selten Gentlemen, die um seine Hilfe baten, so unruhig gesehen. Ausgerechnet der Minister, der im Parlament keine Mine verzog, wenn er aufs Heftigste angegriffen wurde! Der, laut einem Artikel in der Times, als eine Bombe vor seinem Büro in Whitehall explodierte von den Angestellten des Ministeriums aus den Trümmern gezogen wurde und alle fragte; sie sind gesund, niemand verletzt dann weiter mit der Arbeit Irland verwaltet sich nicht von allein!

      »Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte der Chiefinspektor. Es hatte keinen Sinn aufgewühlte Menschen zum Reden zu fordern, es musste aus ihnen selbst herauskommen.

      Draußen heulte der starke Wind im Balkenwerk seines hellerleuchteten Hauses in Tyburn Hills. London breitete sich immer weiter aus, fraß wie ein hungriges Ungetüm ein gigantischer Riese das Land. Spekulanten schnappten wie hungrige Krokodile nach allem Boden und Vorstädte entstanden im Monatstakt. Alte Gebäude selbst komplette Straßen wurden abgebrochen. Das Land parzelliert und mit sagenhaften Gewinnen verkauft. Die Makler, Investoren, die Eisenbahnfürsten verdienten am Bedürfnis des Londoners nach einem Haus in einer der neuen Vorstädte, weniger das Heer aus Handwerkern und Bauleuten. Der Londoner liebte die Suburbs zumal die Omnibuslinien und Droschkenunternehmen diese Gegenden nicht vergaßen und es in England keinen Ort ohne Bahnhof gab. Alle Gleise führten nach London und von dort auf tausend Schienen in die Vorstädte. Es war als lebe man in einem Dorf, der von Gott gegebene natürliche Zustand des Menschen und arbeite in der City.

      »Sir, Sie reden um den heißen Brei herum, mit Ihrem Schweigen«, sagte Walter mit einer kleinen Wortspielerei. Wie erwartet zeichnete sich ein kleines Lächeln in das hagere Gesicht seines Gastes. »Vielleicht gibt es etwas, was ich tun kann, um Ihnen zu helfen. Lassen Sie mich raten, Sie haben eine Ihrer Dienstmägde geschwängert und beabsichtigen nun sich von Lady Archer scheiden zu lassen und eine kleine Betty zu heiraten? Es wird viel Gerede in der guten Gesellschaft geben. Ich glaube auch Londoner Klubs stoßen geschiedene Mitglieder aus, aber wie sagt der Philosoph, Liebe ist eine höhere Form der Narretei.«

      Sir Phineas lächelte ihn an. Er kannte den Ruf des Polizeiinspektors, ohne Respekt und in aller gröbster Weise seine Worte zu wählen. Sein Blick schweifte aus dem Fenster.

      »Jetzt ist die Zeit der Hoffnung, wissen Sie, Weihnachten werden Hoffnungen in London so zahlreich geboren, wie ein Bäcker seine Zimtplätzchen backt. Eine ganz erstaunliche Sache, man sollte dazu eine Statistik beginnen.«

      Walter lächelte spöttisch. Phineas Archer war nicht nur ein Politiker, sondern auch prominentes Mitglied im königlichen Verein der Statistiker, alles seltsame Kreaturen, blutleer und hager mit dem inneren Bedürfnis Zustände in Zahlen zu stecken und statistisch zu belegen. Walters Lächeln verschwand schnell denn er bemerkte die Qual im Gesicht seines Gastes. Sie hatten sich seit dem Februar nicht gesehen. Seit einem Ball in Mayfair dessen Sicherheit Littelwood garantiert hatte. Walter kam es so vor, als sei Sir Phineas Archer in diesen Monaten um Jahre gealtert. Vielleicht war es die Angst. Whitehalls Politikerkaste hatte Panik seitdem die Fenier, die irische Befreiungsbewegung damit begann ihren Aufstand, mit Dynamit und Höllenmaschinen nach London in die Amtsstuben zu tragen. Er war kaum wieder zu erkennen. Abgemagert sein Gesicht voll tiefer Falten und schwarze Ringe unter den grauen scharfen Augen. Sein Haar war kurz, und Walter sah noch die Überreste des Talkum Puders am langen Kragen und Hals, der Minister hatte also noch gearbeitet und seine Perücke vor dem Oberhaus getragen. Walter klingelte nach seiner Magd und wies sie an ihre Whiskygläser neu zu füllen. Phineas betrachtete das propere Frauenzimmer und zwinkerte mit den Augen.

      Littelwood hatte sie, mit aus Hemdärmel gezogenen Überraschungszeugen, die ihr ein Alibi gaben und seiner herzergreifenden Rede, von der schlampigen Polizeiarbeit vor dem Galgen gerettet. Der Minister hatte dem Gerichtsspektakel als Zuseher beigewohnt und sich köstlich amüsiert. Walter Littelwood war der einzige Scotland Yard Inspektor, der fristlos entlassen wurde und wieder eingestellt wurde, weil er als Privatdetektiv für noch viel mehr Ärger sorgte. Man gab den Beamten im Yard die Anweisung nicht mit ihm zu verkehren. Vielleicht lag es an gewissen kompromittierenden fotografischen Abbildungen, die sich in seinem Besitz befinden sollten, wie man in den weitläufigen Fluren des Scotland Yard Gebäudes kolportierte, das er unbelästigt blieb. Der Minister hatte keine Zweifel, dass Walters Magd zu einer Bande gehört hatte, die Hauseinbrüche beging. Sie war verantwortlich für mindestens zehn Verbrechen, in denen die Hausbewohner betäubt wurden und in ihren komplett leeren Stadthäusern erwachten. In einem aufsehenerregenden Fall Sir und Lady Widmore nackt und gefesselt mit dem Hauspersonal

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